Ein offener Brief an Gregor Gysi

Lieber Gregor,
loooooos geht’s! Sie ist weg! Heureka! Und mit ihr auch noch all die anderen. Amira Mohamed Ali, Christian Leye, Ali Al-Dailami, Sevim Dağdelen, Klaus Ernst, Andrej Hunko, Zaklin Nastic, Jessica Tatti und Alexander Ulrich … Auf Wiedersehen! Lukas Schön, Jonas Christopher Höpken, Fadime Asci, John Lucas Dittrich, Amid Rabieh und Sabine Zimmermann … Macht’s gut! Jetzt aber schnell! Die Reihen schließen, setzt euch zusammen und arbeitet!

Arbeitsauftrag: Wieder eine echte, linke Partei werden. So eine ohne Gedöns, ohne NATO-Austritt (könnt ihr echt mal eine Weile ausklammern) und Russlandfreundlichkeit als Staatsraison, damit endlich wieder billiges Gas durch die Leitungen fließt, koste es, was es wolle, vielleicht sogar die Ukraine, ohne populistisches Hetzen gegen „Öko-Aktivismus“ und zu viel ungeregelte Einwanderung in die soziale Hängematte, ohne „Freiluftgefängnis“ und „Deutschland zuerst“, ohne die ganze übliche Folklore. Konzentriert euch jetzt einfach auf das, was wirklich wichtig ist. Das ist eine Riesenchance, alle Verschwörungstheoretiker*innen und/oder Populist*innen versammeln sich demnächst beim BSW und werden sich neben SW lautstark durch die Medien schwurbeln, während ihr endlich den Rücken freihabt und ganz in Ruhe etablieren könnt, was in Deutschland tatsächlich bereits seit viel zu vielen Jahren fehlt.

Lass uns mal zusammen ein bisschen träumen, lieber Gregor. Von sozialer Gerechtigkeit, echter sozialer Egalität, von ein bisschen mehr Umverteilung, von besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen, von einem Kapitalismus mit harten sozialen Leitplanken, von mehr Fairness und Solidarität, von einem starken Sozialstaat, der Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnraum und andere grundlegende Dienstleistungen für die Bürger bereitstellt, von entschlossenem Klimaschutz, der sich auf die Wissenschaft stützt und nicht auf Umfragen, von einer tatsächlich werteorientierten Außenpolitik, die sich nicht drückt, wenn es mal haarig wird, von einer entschlossenen Unterstützung benachteiligter und marginalisierter Gruppen, von einer nachhaltigen Stärkung der einzigen echten deutschen Ressource, der Bildung und Wissenschaft. Wäre das nicht schön?

Einfach mal wieder alles richtig machen, kein eitles Geschwätz mehr, sondern nur noch klare, faktenbasierte Kante. Ihr könntet euch dazu verabreden, die einzige Partei Deutschlands zu sein, die nicht mehr ihr Fähnchen in den Wind hängt, sondern die es jetzt mal mit echtem linken Gegenwind versucht, aber ohne Populismus, maximal ernsthaft und integer. Das wäre ganz sicher eine wählbare Alternative zu den anderen Rechtsblinkern, die sich momentan gegenseitig darin überbieten, die Themen der AfD zu kapern.

Versucht es einfach mal. Mit herausfordernden Fragestellungen. Mit Tiefe. Mit Antipopulismus. Stellt selbstbewusst und ohne irgendwelche Scheren im Kopf die richtigen Fragen. Lasst euch nicht hineinziehen in das übliche politische Theater, macht einfach nicht mehr mit. Arbeitet stattdessen an konkreter politischer Aufklärung. Legt den Finger in die tatsächlichen Wunden unserer Gesellschaft, über die kaum noch gesprochen wird, weil das Rechtsgetöse alles übertönt. Und legt auch mal den Finger in die eigenen Wunden. Ja, auch du, lieber Gregor. Diplomatie ist immer eine gute Sache, sie braucht aber zwei Seiten, die beide an diplomatischen Lösungen interessiert sind. Wenn die eine Seite jedoch nur daran interessiert ist, die andere Seite auszulöschen, ist das Beharren auf diplomatischen Lösungen schlicht Unsinn. Es wäre gut, diese neue Lektion nachhaltig zu verinnerlichen. Man kann und darf immer noch dazulernen, auch noch mit 75 Jahren. Am 16. Januar wirst du 76. Schenk dir und uns allen zum Geburtstag bitte endlich wieder eine wählbare Linke.

VA


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Ein Kommentar für “Ein offener Brief an Gregor Gysi”

  1. Susanne Ehrecke sagt:

    Was ein langweiliger, mit einem Haufen Falschbehauptungen gespickter Brief. Sahra Wagenknecht und Co. waren Elementar für DIE LINKE. Ohne sie kann man es leider vergessen.

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