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Ein offener Brief … an Papst Leo XIV.

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Ein offener Brief … an Papst Leo XIV.


Heiligkeit, zunächst einmal: Glückwunsch zur Wahl! Es soll ja kein ganz einfacher Job sein, aber immerhin gibt es eine goldene Badewanne, ein päpstliches X-Konto und jeden Sonntag hunderttausende Leute, die dir zuhören müssen, egal wie lang die Predigt ist. Davon träumen andere!

Doch leider liegt ein dunkler Schatten des Weihrauchs über deiner Inthronisierung: Der plötzliche Tod deines Vorgängers wirft Fragen auf. Nicht zuletzt deshalb, weil sein letzter offizieller Besucher kein geringerer war als der amerikanische Vizepräsident J.D. Vance. Der Hillbilly-Elegie-Typ aus dem Rostgürtel. Man fragt sich: Was haben die beiden wohl besprochen? Einen Generalsegen für Ohio? Den Bau einer neuen Tesla-Arche für rechte Kulturkämpfer? Oder hat J.D. dem alten Papst einfach seine Weltanschauung erklärt und der hat sich dann gedacht: „Ich habe zwei Jahrtausende Kirchengeschichte überlebt, aber das ist nun wirklich zu viel!“

Ganz ehrlich: Der Umstand, dass der Pontifex kurz nach dem Besuch eines Mannes ablebte, der sich als spiritueller Erbe Ciceros und gleichzeitig als Bodyguard des Trumpismus sieht, ist doch mindestens auffällig! Sollte da nicht wenigstens eine vatikanische Kommission tagen? Oder vielleicht mal ein Exorzist die Bude durchkärchern? Sicher ist sicher, oder?

Doch wenden wir uns lieber der Zukunft zu – also dir. Und damit der ironischen Komik unserer Zeit: Denn jetzt sitzt du dort auf dem Stuhl Petri, dessen rechtes hinteres Stuhlbein allein älter ist als jeder Nationalstaat. Deine Vorfahren haben irgendwann einmal unseren Kontinent der Kathedralen verlassen, um woanders eine neue, viel bessere Welt zu basteln. Gut, eine, in der man glaubt, Dinosaurier seien deswegen ausgestorben, weil sie das Ablegen der Arche Noah verpasst haben, aber sei’s drum. Jetzt kommst du zurück, dahin, wo die Beichtstühle, die Heiligenverehrung, der Gregorianische Kalender und der ganze andere heiße Scheiß erfunden wurde. Wie fühlt sich das so an? Und was wir uns auch fragen: Seit wann trägt der Neue Westen die Werte der Alten Welt wie eine Monstranz vor sich her? Was ist das für eine drollige messianische Umkehrung?

Heiligkeit, du übernimmst das Papstamt in einer seltsamen Zeit. Die alten Weltreiche sind lange zerfallen, aber auf TikTok geht das Abendland täglich mindestens dreimal unter. Der Katholizismus hat Influencer, die vom Zölibat so viel halten wie von der Erdrotation, und gleichzeitig feiern konservative US-Politiker das Tridentinische Messbuch wie eine patriotische Verfassung.

Die Neue Welt tut so, als hätte sie das Alte Rom erfunden. Das, mit Verlaub, tun US-Amerikaner oft: So tun, als hätten sie irgendwas erfunden, was aber andernorts schon seit 3.000 Jahren existiert. Deshalb rollen ja auch immer alle mit den Augen, wenn die Amis mal wieder das Rad neu erfunden haben wollen.

Vielleicht ist jetzt aber genau das deine große Chance! Wer, wenn nicht du, könnte dem moralisch enthemmten Neokonservatismus das Weihwasser reichen? Wer sonst könnte der religiösen Nostalgie des amerikanischen Kulturkampfes den Spiegel vorhalten? Wer anders kann noch ein kleines bisschen Einfluss nehmen auf den Wahnsinn, der sich in Übersee abspielt? Sag denen da drüben doch mal, dass Gott das nicht gut findet, was Trump so verzapft. Dass das Himmelreich auf Erden ohne Trump zwar nicht automatisch kommt, aber doch zumindest etwas greifbarer wird. Uns glaubt das ja keiner, dir aber vielleicht schon. Du könntest die Welt retten!

Dafür, Heiliger Vater, wünschen wir dir Kraft. Humor auch. Und vielleicht eine gewisse Resistenz gegenüber amerikanischem Pathos. Der Papst ist tot – lang lebe der Papst. Möge dein Pontifikat klug, freundlich und möglichst unbesucht von US-Senatoren sein. Mit frevelhaftem Respekt und einer Prise Weihrauch grüßt ein Stadtkind der alten Welt.

MB

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Ein offener Brief …an Thomas Gottschalk

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Ein offener Brief …an Thomas Gottschalk


ieber Thomas, habe die Ehre!

Was muss das für ein Winter für dich gewesen sein – mitten drin im Zentrum des öffentlichen Hasses, beäugt von der ganzen Republik, als hättest du nicht Jahrzehnte lang harmloses Unterhaltungsfernsehen gemacht, sondern höchstpersönlich den Untergang der Abendkultur eingeläutet. Aber immerhin: Du hast stattgefunden, wurdest gesehen. Es hat zwar keiner applaudiert oder gejubelt, aber auch schlechte Publicity ist eben Publicity. Und man konnte sich ja kaum retten vor lauter Schlagzeilen: „Bodyshaming: Gottschalk disst Maite Kelly!“, „Gottschalk ärgert Schöneberger!“, „Gottschalks dritte Biographie – peinlich, überflüssig, misogyn!“ oder „Gottschalk schlägt Sohn wegen Eiswaffel“.

Kurz gesagt: Du warst das Feindbild der Nation. Herzlichen Glückwunsch nachträglich, das ist ja auch irgendwie eine Leistung. Wer es schafft, mit Samtjacke, Goldschmäh und geföhnten Locken zur Projektionsfläche tiefsitzender gesellschaftlicher Frustration zu werden, der hat es wirklich geschafft. Kein lupenreines Comeback, aber close enough.

Und dann kam – ach, das weißt du natürlich – Friedrich Merz. Der Mann, der mit stoischer Miene und der Wärme eines Bakelittelefons das Kunststück vollbracht hat, dich vom Thron des öffentlichen Anstoßes zu stoßen. Und das, ganz ohne Frauen angefasst zu haben, nicht mal beruflich. Auf einmal scheint deine schnoddrige Art, die wir im Dezember noch so peinlich fanden, fast charmant im Vergleich zu dem, was Herr Merz da Tag für Tag vom Stapel lässt. Da werden Frauenrechte zurückgewünscht, soziale Kälte zur Tugend erklärt und ganze Bevölkerungsschichten mit einem Schulterzucken abgetan. Und du? Du sitzt jetzt daheim in deiner Villa in Gräfeling, reibst dir die Wurzel deiner Supernase und ärgerst dich über die Kurzlebigkeit von Schlagzeilen, möchten wir wetten.

Dabei warst du schon ein prima Bösewicht, das geben wir gerne zu. Allein deine flamboyanten Willy-Wonka-Kostümierungen! Und diese vermeintliche Unbedarftheit, wenn du Sätze sagst wie: „Ja, was denn? Maite Kelly is eben dick, sieht man doch!“ oder „Wenn der Bub seine frische Eiswaffel fallen lässt, kleb ich ihm halt eine, das würde jeder Vater tun. Die hat immerhin ne Mark gekostet!“. Das war doch Kalkül! Du wusstest ganz genau, was du damit auslöst, uns kannst du nicht täuschen. Und es war natürlich eine großartige Promo für dein letztes Buch „Ungefiltert“. Haufenweise Verfechter von „Man darf aber auch gar nichts mehr sagen!“ würden es kaufen und dich zu ihrem Anführer machen, weil du ihnen aus dem Herzen gesprochen, beziehungsweise geschrieben hast. Und zwar einen Requiem auf die gute alte Zeit, in der Mann ganz unzensiert und ungestraft sexistischen Bullshit von sich geben konnte. Well played.

Weil du clever bist, weißt du auch, dass heute niemand mehr Formatfernsehen schaut. Da muss ein TV-Moderator halt gucken, wie er statt findet. Dir ist klar, dass sexistischer Bullshit dich heutzutage in Teufels Küche bringt – und in die Schlagzeilen. Also kalauerst du munter weiter vor dich hin. Und der Plan ging auch auf, zumindest, bis der fiese Fritz kam und noch mehr Dünnes abgesondert hat. Blöd jetzt für dich. Dein persönlicher „Abstieg in der Gunst des Zorns“.

Wir, das enttäuschte Publikum, das wirklich lieber dir als Friedrich Merz beim Scheißesein zugesehen hätte, sind darüber genau so traurig, das kannst du uns glauben! Immerhin ist nicht gleich die nationale Sicherheit in Gefahr, wenn du mal wieder Michelle Hunziker an den Arsch gegrapscht hast – rein beruflich natürlich.

Mensch, Thommy, sei tapfer. Denn vielleicht ist das auch eine Art Gnade. Vielleicht tut es ganz gut, mal nicht mit dem Holzhammer der Empörung bearbeitet zu werden. Vielleicht genießt du jetzt erst mal ein bisschen Ruhe. Da kannst du ganz präzise deine Rückkehr ins Zentrum des Aufschreis planen, wie ein echter Superschurke das tun würde. Ein kleiner Ausrutscher hier, ein missverständlicher Witz da, ein bisschen professionelles Gegrabbel, zwinki-zwonki, gekrönt von einer hanebüchenen Nonpology. Dir fällt da schon was ein! Betrachte es einfach als große Saalwette, die unbedingt gewonnen werden muss. Wir glauben an dich und deine Fehlbarkeit! Topp, die Wette gilt. MB

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Ein offener Brief an Friedrich Merz

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Ein offener Brief an Friedrich Merz


Lieber Friedrich,

es ist soooo schön! Du bist es! Nach all den Jahren! Endlich! Und der blöde Söder mit seinem Bärtchen kann nach Hause gehen.
Wir freuen uns! Wir haben ein gutes Gefühl! Das wird was! Projekt MerzKanzler! Wir sind Fan! Und möchten dir darum – selbstlos wie wir sind – hier noch schnell ein paar gutgemeinte Ratschläge mit auf den Weg geben. Beziehungsweise eigentlich nur einen gutgemeinten Rat: Weiter so!

Denn es passt ja schon alles. Die Performance ist nahezu perfekt. Wie du beispielsweise gegen die Grünen wetterst, wegen ihrer verkorksten Wirtschaftspolitik, ihrer Regulationswut und Technikfeindlichkeit, das macht richtig Spaß. Klar, der Söder schaltet bei der Geschichte noch einen Gang höher, aber du musst ja schon jetzt ein bisschen staatsmännisch rüberkommen und ein Türchen offen lassen für später, für den Fall der Fälle. Da braucht es kein rüpelhaftes Rumgepoltere, sondern kluge Hintertür-Sätze: „Wenn es sich in den nächsten zwölf Monaten anders entwickelt, können wir schauen.“ Genial. Wenn sie sich ändern, diese irren, woken Grünen, wenn sie ein bisschen technikfreundlicher und regulierungsunwütiger werden, dann geht da eventuell doch was.

Wobei du natürlich weißt, dass sie sich gar nicht so sehr ändern müssen, weil ohnehin nur die Hälfte von dem stimmt, was ihr gegen die Grünen raushaut. Ganz am Ende sind sie dann wahrscheinlich gar nicht so schlimm – wenn es denn sein muss. Wenn es mit der SPD nicht reicht. Das ist ja die einzige übrige Option. AfD geht nicht und BSW geht auch nicht. Da bleiben nur die guten, alten Sozialdemokraten. Würde man dann eigentlich noch von einer GroKo sprechen? Wenn sich die stärkste Kraft mit der wahrscheinlich viertstärksten Kraft im Land zusammenschließt? Auch so eine Frage. Aber egal, Hauptsache es reicht für dich und du wirst endlich Kanzler.

Und da darfst du dich jetzt bitte nicht beirren lassen. Mach weiter so! Auch wenn deine Polemik im AfD-Sound im Osten noch nicht ganz so viele Stimmen für die CDU gebracht hat. Und auch wenn kaum jemand dir und euch das ganze Theater um die härtere Migrationspolitik nach dem Solingen-Anschlag abgenommen hat, mit euren Gesprächsangeboten und Notlagen und Zurückweisungen und der Pauschalverurteilung von Menschen aus Syrien oder Afghanistan. Das wird noch. Ihr müsst nur auf Linie bleiben. Auf die rechte und populistische AfD schimpfen und gleichzeitig rechte Stammtischparolen raushauen und keine populistische Chance auslassen. Immer weiter spalten, immer weiter aufwiegeln, den Leuten möglichst immer mehr Angst machen. Du kannst das!

Und Spahn und Linnemann helfen schon schön mit. Macht ihnen so viel Angst, dass niemand mehr klar denken kann. Und dann werden die Leute ganz am Ende bei der Bundestagswahl das richtige Kreuz machen. Warum die AfD wählen, wenn man dasselbe mit der CDU/CSU haben kann, nur professioneller, weil ihr von Regierungsarbeit viel mehr Ahnung habt? Wobei du ja von
Regierungsarbeit eigentlich keine Ahnung hast. Ähm – was aber total gut ist, weil dann die Gedanken noch freier sind, weil man ungelernt die Dinge ja ein bisschen unbefangener und offener anfasst. Genau. Wer braucht schon Erfahrung? Und im Zweifel kannst du ja den Spahn fragen, der war immerhin schon mal Minister.

Also, lieber Friedrich, lass dir nichts erzählen, ihr müsst jetzt einfach bis zur Wahl im September 25 die AfD weiter rechts überholen, dazu die Grünen, die SPD und die FDP mit ganz viel Dreck beschmeißen und das Bündnis Sahra Wagenknecht das Bündnis Sahra Wagenknecht sein lassen
– die werden sich bis zur Wahl ja bestimmt noch dreimal selbst zerlegen, da sind ja ganz viele frühere Linke dabei, und die Selbstzerlegung steckt da einfach in der DNA. Und dann fegt ihr ganz am Ende die Scherben unserer Demokratie zusammen und drückt auf Neustart mit dir als Kanzler. Und dann wird endlich alles gut. Dann können sich die kleinen Paschas aber warm anziehen.
● GAH
Foto: Tiago Sierra sierratds / Pixabay.com

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Ein offener Brief an Donald Trump

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Ein offener Brief an Donald Trump


Lieber Donald,

wir haben schon wieder so lange nichts von uns hören lassen, aber jetzt, nach all dem Glück und Unglück, und Glück im Unglück der letzten Zeit, ist es wirklich dran, dass wir dir mal wieder ein bisschen den Rücken stärken aus der Ferne. Du weißt, wir waren schon damals vor deiner Wahl zum Präsidenten deine Fünfte Kolonne in Deutschland. Und erst recht, nachdem sie dir dann die Wahl geklaut hatten bei der nächsten Runde. Wir haben so sehr mitgefiebert beim Sturm aufs Kapitol. Mit dem Herzen waren wir dabei, mit Fähnchen vor dem Fernseher. Wir hätten auch zeitgleich die amerikanische Botschaft in Berlin gestürmt, wenn du ein Wort gesagt hättest. Hast du aber nicht. Was schade ist. Aber das ist auch die einzige Kritik, die wir haben, dass unsere Brieffreundschaft bisher doch eher einseitig verläuft. Dass wir bisher nie eine Antwort bekommen haben, nicht mal auf Truth Social. Kein Lebenszeichen von Donald. Wobei, wer sind wir? Du hast ganz sicher weitaus Wichtigeres zu tun, als unsere Fanpost zu beantworten. Du bist immerhin der rechtmäßige Präsident der USA. So bitter, dass diese linken Zecken dir damals die Wahl geklaut haben. Und jetzt versuchen sie genau das schon wieder …
Du musst gerade völlig fertig sein, du Armer. Erst das Fernsehduell, bei dem sich der liebe Joe so wunderbar selbst demontiert hat und dann auch noch dieses Attentat, bestimmt ein Schock, aber du warst stark und hast deinen Feinden die Faust entgegengestreckt. Der Sieg war dir damit eigentlich gewiss. Aber jetzt hat dieser Feigling einfach zurückgezogen und plötzlich ist da diese Kamala Harris. Kamala – was ist das eigentlich für ein Name? Kamala, Camilla, Carmelia. Bei uns heißen Damenbinden so. Und die Verrückte holt auf. Hat schon gleichgezogen in den Umfragen, hat dich teilweise sogar überholt. Geht’s noch? Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Diese Umfragen werden offensichtlich schon jetzt gefälscht. Kamala hat dieses irre Lachen, sie ist eine Kommunistin – wer würde denn so eine wählen? Jetzt mal ernsthaft. It’s a fraud! Völlig klar. Sie ist eine Frau, eine schwarze Frau. Wer bitte würde denn eine schwarze Frau zur Präsidentin der Vereinigten Staaten wählen? Genau, niemand!
Aber was tun gegen diese große, miese Verschwörung der Demokraten? Anzweifeln, ob die Nominierung überhaupt rechtens war? Kamala inflationär durchbeleidigen? Sie für alles verantwortlich machen, was in den USA schlecht läuft? Lügen über sie verbreiten? Mit Dreck werfen? Hast du alles schon gemacht. Hat aber leider nicht viel gebracht. Eher im Gegenteil. Es braucht jetzt dringend eine ganz neue Strategie, lieber Donald. Unsere Vorschläge: Erstens nicht jammern. Mimimi bringt es nicht. Zweitens den Tatsachen ins Auge blicken. Sie wird definitiv auf den Wahlzetteln stehen. Drittens nicht auf die Idee kommen, sie erschießen zu lassen. Du bist gerade nicht Präsident und genießt darum auch keine Immunität. Viertens eine Charmeoffensive starten. Du siehst viel besser aus als sie. Die wartet doch nur drauf. Mach sie einfach frontal an. Lade sie zum Essen ein. Trink ein, zwei Gläschen mit ihr. Und dann, im Hotelzimmer, drehst du ein schmutziges Filmchen von euch und das stellst du ins Netz. Dir wird es nicht schaden, aber Kamala kann danach einpacken, ganz sicher. Ist das ein Plan?
Ach ja, und falls du wieder Präsident wirst – wir hatten dir damals so ein Beteiligungsmodell für unser Stadtmagazin geschickt, erinnerst du dich? Eine Millionen für ein Prozent. 20 Prozent könntest du übernehmen. Und wir würden dafür ab und zu einen netten Artikel über dich schreiben. Denk noch mal drüber nach, ein bisschen positive Berichterstattung hat noch niemandem geschadet. Und 20 Millionen sind echt ein Schnapper, die merkst du doch gar nicht. Aber wie auch immer, wir drücken dir natürlich so oder so die Daumen, denn selbstverständlich geht es uns in erster Linie darum, dass das Gute über das Böse siegt.

● GAH
Foto: Gerd Altmann / Pixabay.com

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Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer

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Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer


Ihr Lieben, jetzt müssen wir euch zwischendurch mal ein bisschen den Rücken stärken. Es ist so traurig und quälend, das mit anzusehen. Aber haltet durch! Das Finale kommt bestimmt. Bald. Nur noch ein Weilchen. Bis es vorbei ist. Bis das Spiel gelaufen ist. Die Reihen schließen, ein Team sein! Team Scholz! Jetzt! Ab auf den Platz und Gras fressen! Und auch mal gegen den Ball spielen!

Entschuldigung, aber der Stepan Weil macht das auch immer. Fußball und SPD, das gehört ja irgendwie zusammen. Spätestens seit Gerhard „Acker“ Schröder. Mist, jetzt haben wir den bösen Namen gesagt, den niemand mehr sagen darf. Aber zumindest müsst ihr den jetzt nicht mehr erklären. Nur noch euren Scholz. Also, lieber Lars Klingbeil, liebe Saskia Esken, lieber Kevin Kühnert, liebe Katarina Barley, lieber Hubertus Heil, lieber Stephan Weil, liebes altgedientes Mitglied in Dortmund, liebe Genossin in Großheide und Nentershausen, liebe Gemeinschaft der Scholz-Erklärer, seid stark, auch wenn es weh tut. Auch wenn ihr euch quälen müsst wie ein Team unter Felix Magath. Ihr habt keine Wahl und unser Mitgefühl. Ihr müsst ihm jetzt die Treue halten, ihm den Rücken stärken. Alles andere wäre momentan auch politischer Selbstmord. Weil er im Hintergrund noch zu sehr die Fäden zieht. Wer jetzt den Aufstand wagt, riskiert den Kopf. Aufpassen! Der Scholzomat sieht alles. Also, Ruhe bewahren und bloß nicht öffentlich die Pistorius-Option erwähnen.

Diese Option bitte nur, wenn alle Türen zu sind. Dann kann man das unter vier Augen schon mal durchspielen. Ein bisschen in die Zukunft schauen. Demnächst diese Landtagswahlen. Die SPD degradiert zur Kleinstpartei im Osten. Es wird rumoren, es wird schwelen an der Basis, immer mehr werden Scholz den Rücken kehren, man wird sich noch weiter durchkämpfen mit ihm bis zum Sommer, bis zur Sommerpause, aber dann wird Schluss sein, dann wird Scholz zurückgetreten und Boris übernimmt exakt zwei Monate vor der Bundestagswahl. Der Clou! Die Union wird ihn in der kurzen Zeit kaum noch beschädigen können. Und der Sieg der Sozialdemokraten im September 2025 wird groß sein. Aber Pssst! Das gehört jetzt noch nicht in die Öffentlichkeit.

Jetzt ist erst noch eine ganze Weile „scholzen“ angesagt. Also Ungesagtes ergänzen, Gesagtes übersetzen, Grinsen zur Unzeit erklären, schlechte Witze relativieren, knappe Ansagen entschuldigen. Auch wenn es euch sichtbar körperliche Schmerzen bereitet. Auch wenn man euch den Widerwillen ansieht. Die leeren Augen, die hängenden Schultern. Lasst euch nicht beirren. Olaf Scholz ist der gewählte Kanzler und er wird Kanzler bleiben, er steht jetzt nicht zur Debatte. Und auch seine Kanzlerkandidatur im September 2025 steht nicht zur Debatte. Klar, ist ein Brüller. Wissen alle. Aber das ist jetzt das Wording. Bis zum Sommer 2025. Ist ja nicht mehr lang.

Und es könnte ja auch alles noch viel schlimmer sein. Zu „scholzen“ ist ja eigentlich relativ leicht. Man sagt einfach, dass er bestimmt das Richtige gemeint hat und dass er das halt nur mal wieder ein bisschen umständlich formuliert hat. Fertig. Stellt euch mal vor, ihr müsstet nicht „scholzen“, sondern „mützenichen“. Das, ihr Lieben, das wäre so richtig Folter.
● GAH
Foto: Tobias Rehbein / Pixabay.com

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Ein offener Brief an Benjamin Netanjahu

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Ein offener Brief an Benjamin Netanjahu


Lieber Bibi,

wir haben lange überlegt, ob wir dir einen offenen Brief schreiben. Die Tendenz war nämlich eher, dir einen verdeckten Brief zu schreiben, denn man muss ja heutzutage sehr aufpassen, dass man nicht sofort in irgendeine Ecke gestellt wird. Aber dann haben wir uns gedacht: drauf gepfiffen. Wir werden sowieso ständig in irgendwelche Ecken gestellt, da kommt es auf eine Ecke mehr oder weniger jetzt auch nicht mehr an.

Also, lieber Bibi, jetzt mal Tacheles, der Karren steckt ganz schön tief im Dreck. Wie kommst du aus der Nummer bloß wieder raus? Zurücktreten ist ja keine Option, weil du erstens Benjamin Netanjahu bist und Eier aus Stahl hast. Und weil du zweitens im Nachgang wahrscheinlich ziemlich dran wärst, denn sie kämen ja bestimmt sofort mit den alten Vorwürfen um die Ecke: Bestechlichkeit, Betrug und Untreue. Und jetzt wahrscheinlich auch noch Kriegsverbrechen oder was auch immer. Was bleibt, ist also nur die Flucht nach vorn. Hart bleiben. Weitermachen. Sich nicht beirren lassen. Die Hamas platt machen. Und wenn die Hisbollah es drauf anlegt, dann muss eben auch noch der Libanon dran glauben. Das ist der Weg. Das ist dein Weg. Einfach weiter Benjamin Netanjahu sein, Sohn von Benzion, Bruder von Yoni und Iddo. Man muss bei dir ja immer die Familiengeschichte mitdenken. Das ist genau das, was immer alle vergessen, die dich so boshaft kritisieren. Du kannst gar nicht aus deiner Haut. Du hast die Lehrsätze deines Vater tief verinnerlicht. Die Palästinenser sind gar kein Volk. Frieden mit Arabern ist unmöglich. Einen eigenen Palästinenserstaat darf es darum niemals geben. Sie würden ihn nur als Basis nutzen, um wieder und wieder anzugreifen.

Entsprechend warst du die ganzen Jahre politisch unterwegs, hart rechts, der Beschützer Israels, der mit der garantierten Sicherheit, der mit der Ruhe und dem Wohlstand, aber ohne Frieden, weil es den mit Arabern nicht geben kann. Klare Kante. Nicht so wie damals Yitzhak Rabin, der mit Yasir Arafat diesen irren Osloer Friedensvertrag geschlossen hat, mit dem Ziel einer Zweistaatenlösung. Wie du gehetzt hast seinerzeit, da könnte sich die AfD heute noch eine Scheibe abschneiden. Aber gut, den Rabin hat dann ja ein rechter Extremist erschossen. Wolltest du nicht, klar. Manche reagieren halt über, wenn man ihnen zu viel Hass eintrichtert. Steckt man nicht drin.

Und dann bist du 1996 zum ersten Mal Regierungschef geworden. Und es durfte fortan gesiedelt werden im Westjordanland. Wunderbar. Aber schon folgten die ersten Korruptionsskandale und 1999 deine Abwahl. Dein politisches Ende haben sie dir damals prophezeit. Wir wissen, es kam ganz anders. Bis heute hast du deine Linie durchgehalten. Und erst recht nach dem grausamen Überfall der Hamas am 7. Oktober, bei dem so viele Juden ermordet wurden wie nie mehr seit dem Holocaust. Und jetzt rufen sie wieder alle nach Frieden. Den wird es aber mit dir niemals geben. Und eine Zweistaatenlösung auch nicht. Immerhin, in diesen Fragen bist du mit der Hamas absolut einig. Kann ja sein, dass das manche schade finden, ist aber so. Und bleibt so. Da können sie noch so viele Haftbefehle beantragen. Du wirst so lange weitermachen, bis sie dich demnächst abwählen und dann wahrscheinlich irgendwelche neugewählten linken Vögel Friedensangebote machen. Bis sie wieder voll auf die Fresse kriegen – weil ein Frieden mit den Arabern nicht möglich ist. Das wusste ja schon dein Vater.

Und warum haben wir dir nun diesen Brief geschrieben? Ganz einfach, weil wir das alles einfach mal aufschreiben wollten, ohne den leisesten Hauch von Antisemitismus. Das geht nämlich auch. Wir unterscheiden lediglich zwischen Arschlöchern und Nichtarschlöchern. Und okay, vielleicht, ganz vielleicht haben wir in deinem Fall ein vorläufiges Urteil gefällt. Wobei, andererseits sind wir alle ja auch nur Kinder unserer Väter, und wenn es in Familien Tradition ist, ein Arschloch zu sein, dann ist dagegen wahrscheinlich kaum was auszurichten. So gesehen kannst du vielleicht gar nichts dafür.

● GAH

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