Tag Archive | "Olaf Scholz"

Tags: , , ,

Ein offener Brief… an Olaf Scholz


Lieber Olaf, was du für ein unfassbarer Fuchs bist! Großartig! Wie sie dir und euch momentan alle auf den Leim gehen. Vor allem die CDU. Ganz großes Kino. Jetzt fühlen sie sich total sicher. Boris hat abgedankt. Du bist der Kanzlerkandidat. Die schlechteste Wahl. Weil du ernsthaft zu glauben scheinst, noch eine Chance zu haben. Völlig irre. Die Union reibt sich die Hände. Da leidet jemand ganz offensichtlich an galoppierendem Realitätsverlust. So einen wird niemand wählen. Der liebe Friedrich muss sich jetzt nur noch zurücklehnen und bis zum 23. Februar den Mund halten. Die Union fühlt sich bereits als sicherer Sieger.

Der erste Teil des Plans ist damit schon aufgegangen. Alles läuft nach Drehbuch. Ein genialer Schachzug. Denn natürlich weißt du, lieber Olaf, dass du keine Chance hast. Dass die SPD mit dir als Kanzlerkandidat wahrscheinlich unter zehn Prozent landen würde. Natürlich weißt du, dass du abdanken musst. Und natürlich habt ihr das alles im Willy-Brandt-Haus längst bis ins Detail durchgesprochen. Der nächste Kanzler wird natürlich Boris Pistorius heißen. Aber dazu muss das Timing stimmen. Und ein Wechsel zu Pistorius wäre jetzt, vor Weihnachten, noch ein bisschen zu früh gewesen. Die CDU hätte während der Feiertage Zeit gehabt, mal nachzusehen, was im Verteidigungsministerium nicht ganz so gut gelaufen ist in letzter Zeit. Oder was Boris möglicherweise damals, als OB in Osnabrück, verkackt hat. Also habt ihr euch entschlossen, sie erst Mitte Januar so richtig kalt zu erwischen.

Vielleicht auch erst Ende Januar. Ein guter Plan. Denn die Leute entscheiden sich ja mittlerweile sehr spontan. Niemand denkt noch groß nach oder liest Wahlprogramme, die meisten machen ihr Kreuz aus dem Bauch heraus. Darum hat die Kandidaten-Rochade noch Zeit. Da dürfen ruhig noch ein paar Tage ins Land gehen. Tage vor Weihnachten, in denen du in Talkshows den grenzdebilen Träumer geben wirst. In denen du von deinen „Erfolgen“ als Kanzler sprechen wirst. Und dass die Leute ja gesehen haben, wie schwierig Koalitionen sind, weswegen du nun auch die absolute Mehrheit anstrebst. Und dann kommen die Feiertage und du wirst dich, so steht’s im Drehbuch, vollständig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Kein Lebenszeichen bis zum 2. Januar. Niemand wird auch nur irgendwo dein Gesicht sehen.

Aber dann, am 2. Januar, geschäftiges Treiben vor dem Willy-Brandt-Haus. Du wirst dort auftauchen, Boris wird da sein, natürlich auch Stephan Weil und Lars Klingbeil. Saskia Esken nicht, weil ihr der nichts gesagt habt, aus Angst, dass sie sich wieder irgendwo verplappert. Und dann werdet ihr nach ein paar Stunden wieder erscheinen, mit ernsten Gesichtern, und ohne jeden Kommentar in eure Limousinen steigen, während im Hintergrund aus dem Schornstein weißer Rauch aufsteigt. Wobei du vor dem Einsteigen noch schnell Boris die Hand schütteln und ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfen wirst. Und die Tage danach: Schweigen. Aber natürlich werden sie in den Medien nicht schweigen. Im Gegenteil. Die Spekulationen werden explodieren.

Und dann, irgendwann Mitte, Ende Januar, wirst du eine Pressekonferenz einberufen und eine Erklärung vom Teleprompter ablesen. „Mein sehr verehrten Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger“, wirst du sagen, „sie alle haben sicher gerätselt in den vergangenen Tagen, was vor sich geht, warum ich über die Feiertage von der Bildfläche verschwunden war. Nun, ich habe sehr viel nachgedacht über sehr große Fragen. Was ist eigentlich meine Aufgabe als Politiker, als Kanzler? Meine Aufgabe ist es, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden. Und weil eines wirklich sonnenklar ist, musste ich einen Entschluss fassen. Sie kennen die Umfragen. Mit mir als Kanzlerkandidat würden wir in Deutschland Friedrich Merz als Kanzler bekommen. Das wäre ohne Zweifel ein fürchterlicher Schaden für das deutsche Volk. Und darum ist ganz klar, was ich zu tun habe. Ich ziehe hiermit meine Kanzlerkandidatur zurück und schlage Boris Pistorius vor. Ich erweise damit meiner Partei und dem deutschen Volk einen letzten großen Dienst. Diese Entscheidung krönt meine Bilanz eines sehr erfolgreichen Bundeskanzlers.“ Abgang Olaf. Auftritt Boris. Alles wird gut! Danke, lieber Olaf! VA

Helen Galvez / Pixabay.com

Helen Galvez / Pixabay.com

Abgelegt unter offene BriefeKommentare deaktiviert für Ein offener Brief… an Olaf Scholz

Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer

Tags: , , , ,

Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer


Ihr Lieben, jetzt müssen wir euch zwischendurch mal ein bisschen den Rücken stärken. Es ist so traurig und quälend, das mit anzusehen. Aber haltet durch! Das Finale kommt bestimmt. Bald. Nur noch ein Weilchen. Bis es vorbei ist. Bis das Spiel gelaufen ist. Die Reihen schließen, ein Team sein! Team Scholz! Jetzt! Ab auf den Platz und Gras fressen! Und auch mal gegen den Ball spielen!

Entschuldigung, aber der Stepan Weil macht das auch immer. Fußball und SPD, das gehört ja irgendwie zusammen. Spätestens seit Gerhard „Acker“ Schröder. Mist, jetzt haben wir den bösen Namen gesagt, den niemand mehr sagen darf. Aber zumindest müsst ihr den jetzt nicht mehr erklären. Nur noch euren Scholz. Also, lieber Lars Klingbeil, liebe Saskia Esken, lieber Kevin Kühnert, liebe Katarina Barley, lieber Hubertus Heil, lieber Stephan Weil, liebes altgedientes Mitglied in Dortmund, liebe Genossin in Großheide und Nentershausen, liebe Gemeinschaft der Scholz-Erklärer, seid stark, auch wenn es weh tut. Auch wenn ihr euch quälen müsst wie ein Team unter Felix Magath. Ihr habt keine Wahl und unser Mitgefühl. Ihr müsst ihm jetzt die Treue halten, ihm den Rücken stärken. Alles andere wäre momentan auch politischer Selbstmord. Weil er im Hintergrund noch zu sehr die Fäden zieht. Wer jetzt den Aufstand wagt, riskiert den Kopf. Aufpassen! Der Scholzomat sieht alles. Also, Ruhe bewahren und bloß nicht öffentlich die Pistorius-Option erwähnen.

Diese Option bitte nur, wenn alle Türen zu sind. Dann kann man das unter vier Augen schon mal durchspielen. Ein bisschen in die Zukunft schauen. Demnächst diese Landtagswahlen. Die SPD degradiert zur Kleinstpartei im Osten. Es wird rumoren, es wird schwelen an der Basis, immer mehr werden Scholz den Rücken kehren, man wird sich noch weiter durchkämpfen mit ihm bis zum Sommer, bis zur Sommerpause, aber dann wird Schluss sein, dann wird Scholz zurückgetreten und Boris übernimmt exakt zwei Monate vor der Bundestagswahl. Der Clou! Die Union wird ihn in der kurzen Zeit kaum noch beschädigen können. Und der Sieg der Sozialdemokraten im September 2025 wird groß sein. Aber Pssst! Das gehört jetzt noch nicht in die Öffentlichkeit.

Jetzt ist erst noch eine ganze Weile „scholzen“ angesagt. Also Ungesagtes ergänzen, Gesagtes übersetzen, Grinsen zur Unzeit erklären, schlechte Witze relativieren, knappe Ansagen entschuldigen. Auch wenn es euch sichtbar körperliche Schmerzen bereitet. Auch wenn man euch den Widerwillen ansieht. Die leeren Augen, die hängenden Schultern. Lasst euch nicht beirren. Olaf Scholz ist der gewählte Kanzler und er wird Kanzler bleiben, er steht jetzt nicht zur Debatte. Und auch seine Kanzlerkandidatur im September 2025 steht nicht zur Debatte. Klar, ist ein Brüller. Wissen alle. Aber das ist jetzt das Wording. Bis zum Sommer 2025. Ist ja nicht mehr lang.

Und es könnte ja auch alles noch viel schlimmer sein. Zu „scholzen“ ist ja eigentlich relativ leicht. Man sagt einfach, dass er bestimmt das Richtige gemeint hat und dass er das halt nur mal wieder ein bisschen umständlich formuliert hat. Fertig. Stellt euch mal vor, ihr müsstet nicht „scholzen“, sondern „mützenichen“. Das, ihr Lieben, das wäre so richtig Folter.
● GAH
Foto: Tobias Rehbein / Pixabay.com

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, offene BriefeKommentare deaktiviert für Ein offener Brief an die traurige Gemeinschaft der Scholz-Erklärer

Ein offener Brief an Olaf Scholz

Tags: , , ,

Ein offener Brief an Olaf Scholz


Lieber Olaf,

kurz vor der Sommerpause noch schnell ein großes Dankeschön von unserer Seite. Wir geben zu, wir waren ein bisschen beunruhigt. Wegen dem Krieg und der Inflation und der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Eindruck, dass sich die Ampel die ganze Zeit nur fetzt und gerade jetzt, wo es darum geht, mal ein bisschen in die Zukunft zu planen, völlig versagt. Wir hatten sogar gelegentlich schlaflose Nächte.

Aber dann hast du das große Sommerinterview gegeben und uns ist echt ein Findling vom Herzen gefallen. Alles ist gut! Wir sind so unfassbar erleichtert. Die Ampel streitet sich gar nicht, man führt nur notwendige, ernsthafte, sachorientierte, seriöse Diskussionen und geht ansonsten sehr vertrauensvoll und freundschaftlich miteinander um. Das Menschliche funktioniert. Und auch das neue Heizungsgesetz funktioniert. Es ist sozial total vorbildlich ausgewogen. Dass auch Villenbesitzer unterm Strich genauso gefördert werden wie alle anderen, ist gar kein Problem, weil es gar kein Problem ist. Und das Gesetz ist nach all den Änderungen immer noch total super für gegen den Klimawandel, weil es total super ist für gegen den Klimawandel. Klasse!

Wäre ja auch zu schade gewesen, wenn nach all der Aufregung das Gesetz nur noch eine Farce wäre und man zum Beispiel vor 2030 munter weiter Ölheizungen einbauen könnte, was man zwar kann, was aber nicht schlimm ist, weil das so kompliziert verpackt ist, dass es ohnehin niemand versteht. Und dann auch niemand macht. Womit die Klimaziele erreicht werden. Also alles gut. Auch beim Ausbau von Windrädern. Das wird demnächst schneller und schneller gehen, gar keine Frage. Mit dem neuen Deutschlandtempo. Und Expert*innen, die das Gegenteil behaupten, sind keine Expert*innen. Und wenn man lange genug mit denen diskutiert, sehen die das irgendwann auch ein.

Darum auch die Diskussionen innerhalb der Koalition. Um die Expert*innen, aber auch die Bürger*innen mitzunehmen. Um allen zu zeigen, dass man um die besten Lösungen streitet. Um das transparent zu machen, nachvollziehbar für die Bevölkerung, dafür braucht es die öffentliche Auseinandersetzung. Und eben keine Machtwörter, die solche Prozesse im Keim ersticken würden. Es braucht keinen kompromisslosen John Wayne, sondern einen grübelnden, nachdenklichen Olaf, der die Dinge sachlich durchmoderiert und dabei freundlich und entspannt bleibt. Übrigens auch im Umgang mit anderen Staatenlenkern. Der Macron scheint ja sogar fast so etwas wie ein Fan von dir zu sein. So eng, so gut die Freundschaft, da passt kein Blatt Papier dazwischen. Sehr gut! Da wurde ja auch gemunkelt, dass es hinter den Kulissen ein bisschen kracht. Ausgeräumt. Stark!

Und noch ein großes Glück: Die AfD ist nur eine Schlechte-Laune-Partei. Da ist uns gleich noch einmal ein veritabler Findling vom Herzen gefallen. Wenn die nur eine Schlechte-Laune-Partei sind, dann ist das alles ja eher niedlich als bedrohlich. Denen ist nur die eine oder andere Laus über die Leber gelaufen. Alles nur halb so schlimm. Gott sei Dank! Wir hatten schon gedacht, da wären echte Nazis unterwegs, die wirklich Böses im Schilde führen. Aber wenn die nur schlechte Laune haben, dann ist es tatsächlich auch gar kein Problem, dass die AfD in Umfragen jetzt vor der SPD liegt. Wenn es nur nach der schlechten Laune geht, da gibt es ja Tage, da würden wir am Telefon bei einer Umfrage vielleicht auch mal ein bisschen die schlechte Stimmung rauslassen. Ist ja nur Spaß, in Wirklichkeit. Und darum gehen diese 20 Prozent demnächst auch ganz bestimmt wieder von allein weg. Spätestens wenn alle endlich begreifen, was die Ampel für eine großartige Arbeit leistet. Klar, das muss man den Menschen noch ein bisschen erklären, rund 80 Prozent sind momentan mit der Ampel nicht zufrieden, es braucht noch viele öffentliche Diskussionen. Aber zur nächsten Wahl ist ja noch reichlich Zeit. Das wird sich schon noch zurechtruckeln, wenn es erst mit jedem Tag im neuen Deutschlandtempo weiter vorangeht, und wir alle gemeinsam, auch dank dir und deiner klugen, besonnenen Art, das nächste Wirtschaftswunder erleben. Blühende Landschaften. Jetzt kann der Sommer wirklich kommen.
Danke, Olaf!

VA

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, offene BriefeKommentare deaktiviert für Ein offener Brief an Olaf Scholz


Partner