Der Chef hat mich ausgeführt und wir haben uns gedacht, verbinden wir mal das Angenehme mit dem Angenehmen und gehen wohin, wo wir zuvor noch nicht waren, um dann, nachdem wir da waren, erzählen zu können, wie es war, dort, wo wir waren. Klingt zwar wie ein Songtext von „Wir sind Helden“, aber wir hatten wirklich Spaß, was zum ganz großen Teil auch am Essen lag.
Da, wo bis vor nicht allzu langer Zeit noch „Fräulein Schlicht“ ihr Café hatte, genauer gesagt, in Linden-Mitte, Davenstedter Straße 27 (Haltestelle Nieschlagstraße), hat das Bonatarte seine Türen geöffnet. Aufgrund des Wortspiels wünsche ich mir sehr, dass der Chefkoch ein kleiner Mann mit großer Mütze ist, der seine rechte Hand in Brusthöhe in der Kochjacke versteckt. Schlechte Nachricht: Ist nicht der Fall, enttäuschend. Gute Nachricht: Das war dann aber auch schon alles an Enttäuschungen. Der Chef hat großen Hunger, deshalb bestellen wir einmal alles. Etwas genauer heißt das: Linden, Kröpcke, Nordstadt, List und Quiche der Saison. Hä?
Jede der Quiches heißt nach einem Hannoveraner Stadtteil – beim Kröpcke wollen wir jetzt mal nicht kleinlich werden.
Quiche „Kröpcke“ (6,90€) ist eigentlich eine klassische Quiche Lorraine, deren Füllung aus einer Ei-Sahne-Mischung und Speck besteht, überbacken mit Gruyère. Das einzige Exemplar, das Fleisch beinhaltet, aber man kann sie auch vegetarisch bekommen. Allerdings braucht die recht stattliche Füllung das Salz des Specks, so schmeckt sie schön ausgewogen. Die Salzfrage stellt sich bei „Linden“ (6,90€) nicht. Die exotische Füllung aus Feta, roten Linsen, Paprika, Harissa und weiteren orientalischen Gewürzen ist eine wahre Geschmacksexplosion. Bei „List“ (6,90€) handelt es sich um eine mit Gruyère überbackene Füllung aus Ei, Sahne und angebratenem Lauch – so langsam bekommen wir eine Ahnung, warum unser Gastgeber so gestaunt hat, als wir sagten, wir hätten gerne von allem ein Stück. Ganz schön sättigend – aber lecker! Mit „Nordstadt“ (7,50€) wird es nun wieder etwas leichter: Die vegane Quiche kommt mit saisonal wechselndem Gemüse, in unserem Fall Spinat und Brokkoli und ist fein abgeschmeckt – nicht ganz so ein Klopper.
Als letztes auf der herzhaften Liste haben wir jetzt noch die Quiche der Saison (6,90€) stehen. Ein Dinkelvollkornteig mit Süßkartoffeln, Kichererbsen, Granatapfelkernen und Grünkohl. Unter gar keinen Umständen ess ich das! Niemals! Ich hasse Grünkohl. Der Chef zwingt mich aber und ich bin angenehm überrascht, wie gut und ausgewogen die Quiche schmeckt. Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht und sie schön umgesetzt, Chapeau!
Jetzt noch Nachtisch? Klar!
Und um nichts in der Welt hätten wir die Zitronentarte (4,90€) verpassen wollen – Mürbteig gefüllt mit dem wahrscheinlich besten Lemon Curd im Umkreis. Der Chef braucht auch, weil es eine gute und wichtige Erfindung ist, ein Stück Apfeltarte (4,90€). Wie es sich gehört, im Stil einer Tarte Tatin, also kopfüber, gebacken, süß-säuerlich und auch noch vegan. Unser Gastgeber findet, dass zur Vollständigkeit noch ein Stückchen Schokoladentarte (4,50€) fehlt und schenkt es uns. Es schmeckt super, ist aber so reichhaltig, dass wir das nun wirklich nicht mehr schaffen – dennoch: Empfehlung!
Feist wie die Fürsten (in diesem Fall wohl eher Feldherren) verabschieden wir uns glücklich in Richtung des nächstverfügbaren Digestifs.
● IH
Bonatarte
Davenstedter Straße 27
30449 Hannover
Mi-Do: 12:00-18:00 Uhr
Fr-Sa: 11:00-20:00 Uhr
So: 11:00-18:00 Uhr


Vier frittierte Teigtaschen mit Rindfleischfüllung liegen vor uns (5,50 €). Sie erinnern an diese Origami-Kraniche und werden mit einer pikanten Mayonnaise gereicht. Knusprig, mit nicht zu viel Füllung, die aber ist gut gewürzt – bis jetzt gibt es nichts zu meckern.
Im Anschluss kommt eine Art Pfannkuchenrolle aus Bohnen, mit einer undefinierbaren Füllung aus Fleisch und Gemüse in einer Brühe mit Austernsauce (5,50 €) – klingt interessant, ist auch gut gemacht, schmeckt aber eher ereignislos, hier ist nachwürzen angesagt.
Ein bekannter Klassiker muss auch sein: Die gedämpften und angebratenen Teigtaschen mit Schweinefleischfüllung (4 Stück, 5, 90 €) kennt man und wenn man sie mag, wird man sehr zufrieden sein, wenn man sie im Dim Sum-House bestellt – sie sind super.
Als vorletzten Gang bringt man uns gedämpfte Schweinerippchen in Schwarzbohnensauce (5,90€). Die Sauce schmeckt intensiv und passt auch gut zu den Rippchen. Die sind in kleine Stücke gehackt und noch am Knochen, man muss also ein bisschen dran herumschnuddeln. An manchen Stücken auch länger, denn teilweise hätten die Rippchen noch etwas schmoren gekonnt. Geschmacklich sind sie aber einwandfrei.
Den krönenden Abschluss bilden gebackene Kürbisbällchen (3 Stück, 5,90 €). Wir konnten uns nichts darunter vorstellen, umso größer war die Überraschung und anschließende Verzückung. Es handelt sich um gebackene Mochis. Das ist toll, denn ungebackene Mochis finden wir überbewertet und glibberig. Jetzt aber sind sie außen knusprig, darunter eine Schicht, die auf seltsame Weise zeitgleich zäh und fluffig ist, mit einer Füllung aus gesüßtem Kürbispüree. Wenn Mochis immer so schmecken würden, wär der Hype darum berechtigt.
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Dennoch sind sie sehr lecker: Die Blätterteigröllchen sind saftig und kein bisschen trocken, der Käse innen ist mild und leicht geschmolzen. Die Röllchen kommen mit einer kleinen Portion Cacik, das dankenswerterweise nur wenig nach Knoblauch, dafür aber deutlich nach Gurke und Minze schmeckt.
Wir haben uns zum einen für den Dönerteller mit Kalbfleisch (12,00€) entschieden. Mehr als nur randvoll gefüllt ist der Teller: Eine sehr großzügige Portion wirklich gutes Kalbfleisch, das auf magische Weise sowohl knusprig als auch saftig ist, dazu Bulgur mit Tomate, scharfe Saucen, Salate und etwas Schafskäse. Alles schmeckt frisch und würzig – allerspätestens jetzt bereuen wir die Vorspeise: Die Portion ist so gewaltig, dass sie unmöglich aufzuessen ist. Noch deutlicher wird es bei dem anderen Hauptgericht, dem gemischten Grillteller (25,00€). Hierzu öffnet der Chefkoch seinen gläsernen Fleischschrank. Auf einem Brot- und Salatbett (unter anderem der leckere türkische Salat aus rohen Zwiebeln und Petersilie, mit Sumak bestreut) richtet er Lammkoteletts, ein kurzgebratenes Stück aus der Keule, etwas Kalbsdönerfleisch, Köfte, einen Lammhack- und einen Hähnchenbrustspieß an.
Fazit: Natürlich ist das Nazar kein veganer Fresstempel – es gibt allenthalben Fleisch. In der Karte ist jedoch vermerkt, dass die Betreiber ihr Fleisch aus bekannter und nachhaltiger Quelle beziehen. Das glauben wir einfach mal so – die Qualität spricht durchaus dafür.
Als Vorspeisen wählen wir eine klassische Tom Kha Gai und Muu Ping (jeweils 5,50€). Letzteres Gericht mit dem niedlichen Namen besteht aus drei Spießen würzigen, gegrillten Schweinefleischs mit einem pikanten Dip. Das Fleisch ist gleichmäßig gebräunt und schön saftig – ein sehr guter Einstieg!
Der Hauptgang lässt auch nicht lange auf sich warten.
Als zweiten Hauptgang bestellen wir Guay Tiaow Pat See mit gebackenem Huhn (13€). Dabei handelt es sich um gebratene Reisnudeln (die optisch an Tagliatelle erinnern) mit Blumen- und Chinakohl, Brokkoli, Karotten und zarten Eierblumen. Dieses Gericht ist nicht scharf, aber die Servicekraft bringt uns eine Menagerie mit offensichtlich selbst hergestellten Würzpasten und –pulvern zum Nachschärfen. Es schmeckt ausgewogen, das Gemüse hat noch genug Biss, der Backteig des Hühnchens ist perfekt souffliert. Wir sind ziemlich begeistert.
Mitten in die Gastro-Landschaft am Thielenplatz schmiegt sich das Voi, auch, wenn es auf den ersten Blick nicht wirklich als Restaurant zu erkennen ist, wirkt es doch eher wie ein schickes Möbelhaus. Späht man aber durch die Fenster, eröffnet sich einem ein enormer Gastraum mit etlichen Tischen und Nischen, die von einem übergroßen Druck der Mona Lisa bewacht werden. Es ist sehr stylish hier drinnen, aber trotz seiner Größe und der gefühlten Deckenhöhe von fünf Metern nicht ungemütlich.
Das Essen kommt zügig und ist sehr hübsch angerichtet. Mein innerer Monk ist begeistert von den exakt geschnittenen und gleichmäßig frittierten Polentastäbchen, die nicht nur auf einem Gitter von Trüffelmayonnaise serviert, sondern auch gitterförmig aufgestapelt und großzügig mit geriebenem Parmesan bestreut wurden. Die Stäbchen sind ein bisschen salzarm, aber das ist schon okay, denn in Kombination mit der sehr intensiv schmeckenden Mayo funktioniert das gut. Das Tatar ist sehr zart und kommt sowohl mit reichlich Kapern als auch einer kleiner Portion eingelegter Ananas – Fusionküche der besseren Art! Mit gut 150 Gramm Fleisch auch keine kleine Vorspeise, die aber trotzdem Lust auf mehr macht. Zum Beispiel auf schwarze Manti (kleine Teigtaschen) gefüllt mit Flusskrebsfleisch – die hätten wir gerne gehabt, waren aber aus, weshalb wir uns zum einen für „Sweet Octopus“ (19,90 €) und zum anderen für die „Oriental Bowl“ (13,90 €) entscheiden.
Der Oktopus kommt im Ganzen, gedünstet und schmackhaft, auf einem fruchtig abgeschmeckten Süßkartoffelpüree, garniert mit Sprossen und Kirschtomaten. Das Tier ist zwar sehr zart, aber nahezu völlig ungewürzt, während das Püree eher nach Frucht als nach Süßkartoffel schmeckt. Gut, aber nicht herausragend, weshalb das Gericht hinter der Vorspeise deutlich zurückfällt.
Gleiches gilt leider auch für die Oriental Bowl: Angekündigt mit Couscous, Taboulleh, Hummus, Falafelbällchen, gegrilltem Käse und Blattsalatbeilage stellen wir uns eine Farben- und Gewürzpracht vor und werden leider enttäuscht. Die Taboulleh fehlt ganz, der Salat ist nicht angemacht, die Falafelbällchen sind so blass wie mehlig und der Käse ist nicht gegrillt – es handelt sich um eine Scheibe Ziegenkäse direkt aus der Lake (die einzige Salzquelle des Gerichts), die ein kleines bisschen mit Zucker abgeflämmt wurde. Gewürze fehlen dem Teller leider ebenso wie Farbe. Als wir dies dem Kellner gegenüber anmerken, möchte der auf der Stelle im Boden versinken und bietet sofort Alternativen an: Das gleiche Gericht noch mal, ein anderes Gericht, ein Dessert, Espresso, Glas Wein? Wir möchten nichts dergleichen.
Buffetrestaurants – der Ort, der jedweder Barbarei Vorschub leistet und an dem man hervorragend das Niveau der Gäste erkennen kann. Die Einen lieben es, die Anderen nicht. Denn eigentlich ist es ja kein Geheimnis: In den meisten Restaurants dieser Art ist die Qualität bestenfalls medioker, jedenfalls dann, wenn sie mit unschlagbar günstigen Preisen werben. Ende der Vorurteilsaufzählerei. Wir haben uns aufgemacht um herauszufinden, wie sich das in Sachen Qualität und Preis im „NY-Italian“ verhält.
Wir staunen über die große Auswahl: Vier Pasta-Sorten, vier unterschiedliche Saucen, Hähnchenflügel, Pommes frites, Garnelen… Wir versuchen, von allem ein bisschen zu probieren. Ich bin ein wenig traurig, weil ich auf die Nummer eins der italo-amerikanischen Gerichte gehofft, es aber nicht entdeckt habe: Spaghetti mit Fleischbällchen. So richtig Susi und Strolch-mäßig. Schade! Und nein, es ist nicht das Gleiche wie Spaghetti Bolognese! Ich finde mich also damit ab und bastele mir stattdessen einen Hotdog. Gleich der nächste Skandal: Kein Sauerkraut.
Es ist alles in Ordnung, nur etwas zu wenig heiß – „Schlingtemperatur“ nennt man das wohl.
Und wer Fine Dining erwartet, sollte sich lieber selbst fragen, wie er auf die Idee gekommen ist, dies in einem Buffetrestaurant zu suchen. Was also ist das Fazit?
Für eine Firmenweihnachtsfeier ist das sicher eine Supersache, denn hier dürfte jeder irgendwas finden, das ihm oder ihr schmeckt. Auch, wenn man zwei pubertierende Teenagerjungs zuhause hat, die einem die Haare vom Kopf fressen und auf Junkfood stehen, ist dieses Restaurant eine Topadresse.