Die Blumenauer Straße ist keine von Hannovers Schmuckstraßen. Es ist laut, man kann das Ihmezentrum in sämtlichen Stadien des Verfalls begutachten und es riecht nach Mensch und Abgasen. Allerdings, ganz am Anfang der Straße vom Schwarzen Bären kommend, findet sich ein hübsches, buntes und ungemein wohlriechendes Kleinod, nämlich das Tru Story.
Draußen einige hippe Palettenmöbel, drinnen petrolfarbene Wände, giftgrüne Cocktailsessel und asiatische Lampions, die von der im Industriechic belassenen Decke baumeln. Wir haben reserviert und auf der Tafel steht unser Name mit einem Herzchen dahinter. Schön!
Über einen QR-Code rufen wir die digitale Speisekarte auf – Donnerwetter! Da steht mehr drin, als wir vorher online ausgekundschaftet haben. Wir entscheiden uns für ein Tiger Bier (3,90€) und eine extrem leckere Limonade aus Yuzu-Zitrone (4,20€). Das sehr charmante Personal lacht uns nicht mal aus, als wir uns in der Aussprache der vietnamesischen Gerichte üben, wobei das auch am Anfang noch ganz einfach ist: Sommerrollen mit Garnelen (6,50€) und Gyozas (5,50€).
Von den Rollen gibt es gleich drei Stück. Sie sind schön fest gewickelt, so dass einem nicht gleich die Reisnudeln, das Gemüse, Thai-Basilikum, Minze und die Shrimps (an denen hier nicht gespart wurde) entgegen kommen. Dazu gibt es einen selbstgemachten Dip, der schön dickflüssig ist, so dass man reichlich davon auf die Sommerrollen verteilen kann. Sehr lecker und sehr frisch. Auch die Gyozas, die kunstvoll geformten und gebackenen Teigtaschen, überzeugen uns. Sie sind gefüllt mit einer Hähnchen-Gemüse-Masse, oben schön knusprig und unten weich, ohne matschig zu sein. Das war schon mal ein guter Anfang! Jetzt das Hauptgericht. Wir bestellen Bun Bo Lui und Bun Cha Gio (jeweils 14,90€). Dabei handelt es sich um lauwarme Reisnudelsalate, die uns im Vorfeld schon ans Herz gelegt wurden.
Bun Bo Lui kommt mit sehr zartem, kurz gebratenen Rindfleisch, erwähnten Reisnudeln, gemischten Blattsalaten, Sprossen, Karotten und Gurken, während sich auf auf dem Bun Cha Gio statt des Rindfleischs kleine gebackene Frühlingsrollen (ebenfalls mit Hähnchen-Gemüse-Füllung) und gehackte Erdnüsse finden. Das Dressing wird jeweils à part serviert, auf unseren Wunsch in mit frischen Chilis. Wir sind begeistert. Alles ist frisch und knackig, harmoniert super zusammen – das sind Wohlfühlgerichte per definitionem.
Wir sind fast ein bisschen traurig, dass der menschliche Magen nur eine begrenzte Kapazität hat, denn nach diesem Geschmackserlebnis sind wir gespannt, ob die Currys, besonders aber die eigenen Sushi- und Sashimikreationen genau so gut schmecken. Wir werden es wohl herausfinden müssen, indem wir wiederkommen und uns vielleicht dann auch durch die große Getränke- und Cocktailauswahl probieren. Ein Rat, den wir an dieser Stelle guten Gewissens geben können, denn mit diesem wohligen Gefühl im Bauch lässt sich sogar der Blumenauer Straße ein gewisser Charme abgewinnen.
Tru Story
Blumenauer Straße 3
30449 Hannover
IH
Fotos: Gero Drnek

Die Speisekarte ist ebenfalls sehr vielfältig und bietet von einer großen Salatauswahl bis zum Tomahawk-Steak auch gehobene Standards. Wir aber entscheiden uns für zwei Signature-Gerichte: Nämlich den „Riva“-Grillteller (Hähnchenbrust, Schweinemedaillons, Rumsteak, Chorizo, und gegrilltes Gemüse, dazu zwei Dips und eine Beilage, wählbar aus Rosmarinkartoffeln, Ofenkartoffel mit Sour Cream oder Steakhouse-Fritten, 26,50 €) und das Hähnchen „Riva“ (Gegrillte Hähnchenbrust auf Curryrahmsauce, gegrilltes Gemüse, schwarzes Risotto, Parmesan und Milchschaum, 18,50 €).
Auch von dem anderen Teller sind wir total begeistert. Perfekt saftig gegrillte Hähnchenbrust, die Currysauce ist ein Traum, das gegrillte Gemüse schmeckt intensiv nach dem frischen Thymian, den man auch noch auf dem Teller findet und der Milchschaum ist tatsächlich ein Schaum. Aber das absolute Highlight ist das schwarze Risotto: Gefärbter Wildreis und ordentlich Butter – eine tolle Struktur und nicht zu vergleichen mit dem schleimigen Kram, den man sonst manchmal als Risotto angedreht bekommt. Wir sind satt und happy – und bekommen einen Digestif aufs Haus, bestehend auch Likör 43, Maracujasaft und Milchschaum, der schmeckt wie unser Lieblingseis aus der Kindheit.
Große Empfehlung, solange es noch ein bisschen warm ist: Ab auf die Bult ins Riva!
An Bord alle Mann, wir fahren zur See.
Wir entscheiden uns für eine kleine Portion frittierter Tintenfischringe mit Aioli und Salatbeilage (7,50€) und dazu eine Backofenkartoffel mit Kräuterquark (4,90€), sowie einer Fischplatte mit Grillgemüse (27,90€). Dazu trinken wir Bier, bzw. Alster.
Die Fischplatte beinhaltet Zanderfilet, Lachs, Garnelen und einige weitere Calamarisringe, während das Grillgemüse aus Zucchini, Champignons, Paprika und roten Zwiebeln besteht und in einer tomatisierten Sauce kommt. Der Gargrad bei Fisch und Gemüse ist ideal, auch wenn der Fisch leider etwas unterwürzt ist und ungeschickterweise so auf dem Gemüse drapiert wurde, dass die einst knusprige Hautseite des Fischs nun auf der Tomatensauce liegt. Gerne bringt man uns Salz und Pfeffer, damit wir das mit dem Würzen selbst übernehmen können. Die Calamarisringe schmecken gut, auch wenn sie ein bisschen blass sind.
Die Backofenkartoffel jedoch ist leider weder warm noch gar, was wir reklamieren müssen. Wir bekommen aber sehr zügig eine neue, die dann wiederum gut ist.
Ein winziger Laden auf der Deisterstraße in Linden: Davor stehen zu Dekorationszwecken Körbe mit frischem Gemüse, innen ist es eng, denn es wurden so viele Tische in den Gastraum gequetscht, wie es eben möglich war. Darauf rot-weiß-karierte Tischdecken, an den Wänden Familienfotos, Girlanden aus Plastikgemüse und Zierrat aller Art. Wir vermissen ein Bild von Papst Pius – stattdessen finden wir mehrere Aufnahmen von Diego Maradona. Nah dran. Italien, Argentinien, Hauptsache, Madrid, oder so ähnlich.
Um diese Freude zu unterstreichen, serviert man uns Brot mit unterschiedlichen Dips, frisches Gebäck und eine kleine Tasse Kürbissuppe als Gruß aus der Küche, während wir uns mit einem italienischen Bier (3,00€) und einem Limoncello-Spritz (7,00€) auf alles einstimmen, was da noch kommen mag. Was uns freut und die Entscheidung erleichtert: Die Karte an Standardgerichten ist klein, aber es gibt eine beachtliche Auswahl an saisonalen Gerichten. Wir entscheiden uns für eine Pizza mit Blauschimmelkäse und Avocado (12,00€), sowie für ein Rumpsteak mit Pilz-Pasta und gegrilltem Frühlingsgemüse (26,00€) und werden nach dem gewünschten Gargrad des Fleisches gefragt. So geht das! Eine Empfehlung für den korrespondieren Rotwein gibt‘s noch dazu, der gehen wir gerne nach (7,00€).
Die Pizza ist italienisch – nicht amerikanisch oder das, was Deutsche oder Gastro-Ketten als Pizza bezeichnen. Der Teig wurde lange geführt und schmeckt nach was, die offenkundig lange gekochte Tomatensugo unterstreicht den leicht bitteren Gorgonzola und die Avocado rundet den Geschmack perfekt ab. Nicht superfancy, aber absolut stimmig. Das Fleisch kommt genauso medium-rare wie bestellt und ist von guter Qualität. Das Grillgemüse, bestehend aus weißem und grünen Spargel, Rübchen, rote Beete, Plattbohnen, Auberginen und Zucchini hat noch Biss und schmeckt herrlich mediterran. Der Knaller allerdings sind die Nudeln in Pilzsauce – absolut phantastisch. Die Portion ist allerdings so groß, dass kein Mensch sie aufessen kann. Wieder kommen sämtliche Mitarbeiter an unseren Tisch. „Gut?“ „Sehr!“ „Iss doch noch noch bisschen!“ „Ich kann nicht mehr!“ „Soll ich es dir einpacken?“ Als wir das verneinen, bekommen wir zum Nachtisch „wenigstens“ noch zwei Schokoladeneier und hausgemachten Limoncello serviert.