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Mittendrin Hannover e.V. – Verein für Inklusion und die EUTB

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Mittendrin Hannover e.V. – Verein für Inklusion und die EUTB


Ehrenamtliches Engagement in Hannover

Inklusion und Barrierefreiheit – zwei Dinge, von denen Menschen mit Behinderungen leider oft nur träumen können. Der Verein Mittendrin Hannover e.V. hat sich das Thema Inklusion auf die Fahne geschrieben. Er ist der Träger der gleichnamigen Kontakt- und der Ergänzenden-Unabhängigen-Teilhabe-Beratung, die Menschen mit Behinderungen in Hannover berät.

„Von einer inklusiven Gesellschaft sind wir noch Lichtjahre entfernt“, meint Jason Weber.  Er ist einer der Berater*innen der EUTB, der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung – ein Bundesprojekt, hervorgegangen aus dem Bundesteilhabegesetz. „Es ist unsere Aufgabe, Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige zu beraten – in allen Anliegen. Dabei sind wir niemandem verpflichtet, außer dem Verein, und können so wirklich ganz im Sinne der Menschen mit Behinderungen beraten“, erklärt Weber. Zusätzlich findet hier das Konzept der Peer-to-Peer-Beratung Anwendung. Menschen mit Behinderungen beraten Menschen mit Behinderungen – und das u.a. ehrenamtlich. „Die Ehrenamtlichen kommen nicht als Anhängsel mit in die Beratung, sondern beraten gleichberechtigt mit. Das ist eben das Schöne. Eigene Erfahrungen, Beratungskompetenzen und fachliche Kompetenzen heben die Beratung noch einmal auf ein ganz anderes Niveau“, erklärt Weber. „Im Beratungskontext hat ein Mensch mit Behinderungen zum Ratsuchenden einen leichteren Zugang und ein anderes Einfühlungsvermögen. Die Beratung wird durch die persönlichen Erfahrungen der Ehrenamtlichen bereichert“, fügt Franziska Suhari hinzu, ebenfalls EUTB-Beraterin.
Die Zustände für Menschen mit Behinderungen sind „teilweise katastrophal“, betont Sarah Boeckhoff, die ehrenamtlich bei Mittendrin Hannover e.V. und bei der EUTB-Beratung tätig ist. „Es ist wichtig auf das Thema Inklusion aufmerksam zu machen. Es gibt Maßnahmen, die sind einfach notwendig. Und trotzdem gehöre ich zur Gesellschaft dazu“, betont sie. „Vielen ist die Thematik gar nicht bewusst.“ Die Liste der Beispiele für fehlende Inklusion und Barrierefreiheit ist schier endlos. „Im Bereich der Barrierefreiheit oder Inklusion liegt wirklich noch sehr viel im Argen“, bestätigt auch Weber. „Inklusion ist eine Haltung. Man muss dahinterstehen, damit sich für das Thema etwas bewegt.“ Die ehrenamtliche Peer-to-Peer-Beratung ist eine der Maßnahmen, sich für Menschen mit Behinderungen stark zu machen. „Ich bin lange aus dem Arbeitsmarkt raus gewesen“, erzählt Sarah Boeckhoff, „ich habe da niemanden gehabt, der Ahnung hatte. Und das macht so unsicher, dass man Gesagtes glaubt. Es wird zu schnell gesagt: ‚Das geht nicht‘ oder ‚Das ist zu viel‘. Es wird zu viel weggehört und das muss sich auf jeden Fall ändern.“ Deswegen möchten EUTBs wie Mittendrin Hannover e.V – Verein für Inklusion die Selbstbestimmung und Teilhabe der Menschen mit Behinderungen in der Stadt und Region Hannover verbessern.

Mittendrin Hannover e.V. – Verein für Inklusion  und EUTB-Beratung
Herrenstarße 8a, 30159 Hannover
Tel.: 0511 590 946-0
E-Mail: info@mittendrin-hannover.de
www.mittendrin-hannover.de

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Das Bollerwagen-Café Hannover

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Das Bollerwagen-Café Hannover


Ehrenamtliches Engagement in Hannover

Sandra Lüke

Sandra Lüke weiß viel zu erzählen über das Leben auf den Straßen Hannovers, menschenunwürdige Bedingungen und über die Menschen, die sich Tag für Tag durchboxen. Sie kennt die obdachlosen Menschen Hannovers beim Namen – und die kennen Sandra. Seit 2015 engagiert sich Sandra Lüke ehrenamtliche für obdachlose und bedürftige Menschen in Hannover. Sie ist die Gründerin des Bollerwagen Cafes und hat gemeinsam mit anderen Unterstützer*innen den Tagestreff für Frauen eröffnet.

Im Oktober 2015 machte sie das erste Mal bei einer Verteilaktion mit und zog mit einem Bollerwagen, beladen mit beschmierten Brötchen, einer Pumpkanne voll Kaffee, Hygienetütchen und Wintersachen, durch die Innenstadt Hannovers. Immer öfter ging sie dann nach ihrer Arbeit als Krankenschwester mit ihrem Bollerwagen los und kam abends durchgefroren und ohne Schal, Mütze, Handschuhe und Schuhe nach Hause. „Da war jemand mit lumpigen Schuhen und wir hatten die gleiche Schuhgröße. Also hat er meine bekommen. Ich musste ja nur die kurze Strecke nach Hause, der andere hatte ganz andere Sorgen. So viel Elend und Not, was ich bei den Verteilaktionen gesehen habe, ist mir im Kopf geblieben und hat mir keine Ruhe gelassen.“  Aus diesem Gefühl heraus gründete Sandra Lüke das Bollerwagen Cafe.
Der nun in der Hagenstraße eröffnete Tagestreff bietet obdachlosen und bedürftigen Frauen zahlreiche Angebote, die für viele in dieser Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sind: Warme Mahlzeiten, Lebensmittel, einen Ort zum Duschen, zum Wäsche waschen und trocknen, Kleidungsausgaben oder einen Zugang zum Internet. „Unser Angebot ist komplett kostenfrei, weil wir nicht wollen, dass die Frauen in der Nacht zuvor Dinge tun müssen, die ekelhaft sind und die sie eigentlich gar nicht wollen. Die sie nur tun, damit sie sich am nächsten Tag einen Kaffee, ein Brötchen oder eine Dusche leisten können“, erklärt Sandra Lüke.
Außerdem unterstützt das Bollerwagen Cafe Menschen beim Stellen von Anträgen und Ausfüllen von Formularen, verteilt Rücksäcke mit einer Notfallausrüstung, organisiert seit sieben Jahren eine Tafel und bringt obdachlose Menschen ins Krankenhaus oder zum Arzt. Doch neben diesen praktischen Angeboten ist der Tagestreff auch ein sicherer Rückzugsort für Frauen, um von der Straße mal abschalten zu können. „Es geht nicht nur ums Essen und Einkleiden, das steht ganz am Ende. Es geht zuerst um Menschlichkeit, Herzlichkeit und das Willkommen sein. Ziel ist es, dass man sich angekommen fühlt“, betont Sandra Lüke. Im Moment versorgt das Bollerwagen Cafe rund 1200 Menschen und das ist „fast unmöglich zu bedienen.“ Der Bedarf ist groß, doch die Mittel zu Helfen begrenzt.
Im Bollerwagen Cafe steckt Sandra Lükes gesamtes Herzblut. Alles, was sie an Zeit, Geld, eigenem Besitz und Engagement hat, steckt sie in ihre Arbeit, um anderen Menschen zu helfen, die sich in der Abwärtsspirale ganz unten befinden. „Meine Rufnummer ist 24 Stunden am Tag erreichbar, 365 Tage im Jahr.“
Um das Projekt am Leben erhalten zu können, sind Spenden ungemein wichtig. Sach- und Geldspenden sowie eigenes Engagement werden immer dringend benötigt. „Ich finde, wir sind alle in der Pflicht, etwas zu tun“, meint Sandra Lüke. „Jede*r kann sich in einer solchen Situation wiederfinden und irgendwann auf Hilfe angewiesen sein. Die Abwärtsspirale ist per se immer im Raum. Bei allen Menschen. Ob arm oder reich. Wer von uns weiß denn, wo die Reise hingeht? Man muss sich nur mal Gedanken machen: Was wäre, wenn? Und eben nicht einfach jene verurteilen, die schon ganz unten sind.“

Bollerwagen Cafe e.V.
Hagenstr. 26, 30161 Hannover
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-16 Uhr.
www.bollerwagen-cafe.de
IBAN: DE71 2505 0180 0910 5175 50
BIC: SPKHDE2HXXX

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Ein offener Brief an Gianni Infantino

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Ein offener Brief an Gianni Infantino


Lieber Gianni,
die Sache ist gelaufen, du hast es durchgezogen, du hast gewonnen, du hattest sozusagen deine Satisfaktion. Wir gratulieren! Endlich ist es geschafft. Endlich kannst du einen Haken dranmachen. Das muss dich wirklich verfolgt haben, diese Zeit damals im schweizerischen Brig, deine Eltern Gastarbeiter aus Italien, du untalentiert, erfolglos und gemobbt beim FC Folgore in der 5. Liga. Damals hat sich dein Hass entwickelt, dein Hass auf diesen verdammten Fußball.
Und du hast dich auf den langen Weg gemacht, es allen heimzuzahlen. Du hast dich eingeschlichen bei der FIFA, hast dir alle Haare abrasiert, damit man bei deinem Anblick fast automatisch an Fußball denkt, bist schließlich aufgestiegen zum Präsidenten und damit hattest du es endlich in der Hand. Wie richtet man möglichst nachhaltig einen Sport zugrunde? Wie sorgt man dafür, dass sich die Menschen reihenweise angewidert abwenden? Richtig, man verkauft Weltmeisterschaften an Länder, für die Fußball ein ebenso nachrangiges Thema ist wie Menschenrechte. Und man pfeift dabei auf jede Zurückhaltung, damit auch wirklich allen klar wird, wie sehr geschmiert wurde, man entblößt den Weltfußballverband in aller Öffentlichkeit als korrumpierte, gewissenlose Geldmaschine, so funktioniert effektive Diskreditierung.
Hier ein paar Uhren, dort ein paar Geldkoffer, hier ein paar tote Arbeiter, dort noch ein paar mehr tote Arbeiter, hier ein paar Umweltsünden, dort eine in den Winter verlegte Weltmeisterschaft, weil es im Sommer doch schnell mal 50 Grad im Schatten werden können, was bei der Vergabe aber noch niemand gewusst hat, weil die Sommertemperaturen in Katar absolutes Geheimwissen sind. Da müssen erst tausende investigative Journalisten eifrig recherchieren, um das herauszufinden.
Und wenn dann alle denken, dass es schlimmer nicht mehr werden kann, verwandelst du den finalen Elfmeter, gibst zum Start der WM eine Pressekonferenz und hast sehr starke Gefühle. Du fühlst dich als Katarer, als Araber, fühlst dich afrikanisch, homosexuell und behindert, fühlst dich als Arbeitsmigrant, wetterst anschließend noch ein bisschen gegen die Doppelmoral der westlichen Welt, schimpfst auf die Europäer und bringst die FIFA zur Lösung aller Weltprobleme ins Spiel. Wie geil ist das denn? Einen nackteren Arsch kann man der Weltöffentlichkeit gar nicht entgegenstrecken. Großartig! Und dann sitzt auch noch die Faeser neben dir mit dieser schrägen Binde. Während die armselige deutsche Mannschaft vor Sanktionen zittert.
Lieber Gianni, wir verneigen uns tief. Was für ein Kantersieg. Sepp Blatter war schon eine große Nummer, du hast sein Werk nun würdig vollendet. Den Sport an sich, den du so sehr verabscheust, hast du erfolgreich zur Nebensache degradiert, Argentinien ist Weltmeister, aber in China fällt manchmal auch ein Sack Reis um. Besser kann man König Fußball nicht in den Dreck ziehen. Wir sind gespannt, was nun noch kommen kann. Die Vergabe der WM 2026 ist ja leider schon gelaufen, dann sind ganz harmlos Kanada, Mexiko und die USA dran. Was gut für den Fußball sein könnte, was dich alarmieren und motivieren sollte. Wie wäre es mit Nordkorea als Austragungsort der WM 2030?

GAH

Bild: 3D Animation Production Company / Pixabay.com

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Ein offener Brief an Elon Musk

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Ein offener Brief an Elon Musk


Lieber Elon,
es ist uns eine Ehre und Freude, heute mit diesem Brief unsere Hochachtung und Bewunderung auszudrücken. Du bist so ein unfassbarer Fuchs! Doch noch haben sie es alle nicht erkannt, diese Kleingeister, noch zweifeln sie an dir. Nein, jetzt halten Sie dich sogar für einen Irren. Tesla, sagen sie, okay, da hast du Glück gehabt, genauso vorher mit PayPal. Aber schon mit Space-X wärst du dann ziemlich schräg abgebogen. Und nun die Twitter-Übernahme. Endlich würde man jetzt sehen, sagen sie, dass du in Wirklichkeit gar nichts kannst, dass du nichts weiter bist als ein sehr, sehr, sehr reicher Vollpfosten. Oh, diese Ungläubigen. Sie sehen es noch nicht, sie erkennen noch nicht deinen großen Plan. Sie ahnen nicht, was du gerade tust und noch tun wirst, für uns alle, für die gesamte Menschheit.

Twitter, du weißt es und wir wissen es, ist nur ein Testlauf. Die Ausgangsfrage: Wie zerstört man in kürzester Zeit so ein Geschäftsmodell, wie kann man so eine Idee sehr schnell nachhaltig zu Grabe tragen? Genau das probierst du gerade aus – und natürlich, da fallen Späne. Denn du hobelst die gesamte Twitter-Gemeinschaft ganz gewaltig. War ja der große Aufreger, die Kündigungen, dies, das. Warum? Weil du weißt, was Twitter anrichtet. Viel zu schnelle Nachrichten, viel zu viele Fake News, viel Potenzial für Hass und Hetze, das ist Twitter. Das ist auch Facebook, das ist Telegram, das ist Social Media. Das ist, auf den Punkt gebracht, das Internet. Das Böse, milliardenfach befeuert von Trollen. Was gab es für hochtrabende Ideen über Schwarmintelligenz? Heute wissen wir: ein dämlicher Schwarm fliegt gegen die Wand. Wir werden jeden Tag Zeugen dieses Phänomens. Und was machst du?

Du machst – scheinbar – mit und postest fragwürdige Tweets. Aber du hast natürlich ganz andere Pläne. Twitter wird nicht sterben. Du hast ein bisschen rumprobiert, jetzt wird bald Ruhe einkehren und alles wird laufen wie gewohnt. Du wirst weitere Milliarden verdienen, du wirst dir damit weltweit die Menschen kaufen, vor allem die Politiker*innen – und dann, wahrscheinlich müssen wir alle gar nicht mehr so lange warten, wirst du irgendwann zuschlagen. Dann wirst du deinen sehr durchdachten, genialen Schachzug machen und das gesamte Internet kaufen, während du parallel mit einer Space-X-Rakete die 50 reichsten Menschen zum Mond befördert, ein Riesenevent, und alle sind dabei, nur du nicht. Und dann ziehst du hier unten bei uns den Internet-Stecker, den einen, den ganz großen, indem du einfach allen per Mail kündigst. Und dann wird endlich, endlich alles gut, die Welt wird ein Paradies. Elon, wir verbeugen uns sehr, sehr tief!

GAH

Bild von Shakti Shekhawat auf Pixabay

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Der besondere Laden – YVNT Interior

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Der besondere Laden – YVNT Interior


Der besondere Laden – YVNT Interior

Ende Oktober letzten Jahres haben die Einzelhändler*innen in der Podbielskistraße in der List Zuwachs bekommen: YVNT Interior. „Eigentlich träume ich von meinem eigenen Geschäft schon seitdem ich 16 bin“, erzählt die stolze Gründerin Yvonne. Jetzt hat sie ihren Traum verwirklicht und bietet ihren Kund*innen im skandinavischen Design „eine bunte Mischung – alles, was das Wohnen schöner macht“ an.

YVNT – ausgesprochen „fint“ bedeutet im Schwedsichen „schön“ und setzt sich aus den Buchstaben des Vor- und Nachnamen der Gründerin Yvonne von Gustedt zusammen. „Das Konzept meines Ladens ist, dass es sich so anfühlt, wie eine kleine Wohnung. Ich wollte eben nicht diese typische Ladeneinrichtung mit Regalen und einem riesigen Kassentresen“, erzählt sie. Oft war Yvonne aus beruflichen Gründen in Skandinavien und hat die Länder, mit all ihren Facetten, lieben gelernt: „Die skandinavischen Länder haben mir schon immer gut gefallen. Die Stimmung dort hat mich begeistert, die entspannte Lebensart. Alle sind, gefühlt, schön eingerichtet – jede*r hat so einen schönen Geschmack.“

In ihrem „großen Wohnzimmer“ bietet sie neben bekannten skandinavischen Marken wie Fine Little Days, OyOy Living Design und Klippan auch Produkte an, die man bisher in Hannover nicht kaufen konnte. Dazu gehören Karamellbonbons von Pärlans aus Stockholm oder handgetöpferte Keramik von Ami Cvelbar aus Slowenien.

Der Laden besteht aus meinen Lieblingsfirmen. Deswegen macht das auch so viel Spaß. Ich könnte nichts im Sortiment haben, hinter dem ich nicht stehe. Fast alles, was ich verkaufe, habe ich entweder selbst zu Hause oder kann es empfehlen und habe es getestet“, erzählt sie.

Doch der Sprung in die Selbstständigkeit war keineswegs ein leichter, die Zeiten sind aufgrund der aktuellen Krisen, wie etwa der Inflation oder dem Krieg in der Ukraine, denkbar ungünstig: „Ich habe mir natürlich Gedanken gemacht, ob es überhaupt Sinn macht, in solchen Zeiten ein Geschäft zu eröffnen. Aber ich habe das jetzt einfach durchgezogen, weil ich dachte, ich kann meinen Traum nicht noch länger vor mir herschieben.“ Denn schon vor zehn Jahren hatte Yvonne konkrete Pläne für ein eigenes Geschäft – sich dann aber nicht getraut. „Ich hatte natürlich ein paar schlaflose Nächte vor dieser Entscheidung. Aber diesmal dachte ich, ich mach das jetzt, sonst wird’s nichts mehr. Deshalb habe ich mich einfach getraut – trotz der Zeiten“, erzählt sie.

Ihr Mut macht sich bezahlt – die Nachbarschaft hat Yvonne „total lieb und herzlich“ aufgenommen und auch die Rückmeldungen der Kund*innen sind positiv. Für Yvonne ist mit YVNT im Oktober ihr Traum in Erfüllung gegangen. „Kurz vor der Eröffnung war es noch ein bisschen kritisch, ob alles wirklich fertiggestellt wird, weil ein Abend vorher noch die Handwerker*innen da waren. Es war knapp, aber am Ende hat alles geklappt“, erzählt Yvonne. „Ich bin noch nie so gerne zur Arbeit gegangen“, meint sie. „Ich würde gerne auch andere ermutigen, die davon träumen, den Schritt zu wagen. Wenn noch mehr Leute das wagen, wird auch das Stadtbild belebter und attraktiver. Man muss sich eben nur trauen!“

YVNT Interior

Podbielskistraße 7, 30163 Hannover

Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr

Instagram: @yvnt_interior

0179 2120022

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Ein letztes Wort im Januar

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Ein letztes Wort im Januar


Ein letztes Wort

mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil

 

Herr Weil, in letzter Zeit fällt in Diskussion recht häufig der Begriff Doppelmoral – den Ansprüchen, beispielsweise bei der Einhaltung der Menschenrechte, stehen wirtschaftliche Interessen gegenüber. Müssen wir unseren Kompass generell neu ausrichten? Müssen wir umsteuern? Wie stehen Sie zu Geschäften mit Katar, mit China, mit dem Iran …

Die Welt ist heute eng vernetzt und wir können nicht einfach aussteigen. Das ist zwar eine Binsenweisheit, aber trotzdem entscheidend, wie uns zuletzt die zahlreichen Probleme mit Lieferketten etc. vor Augen geführt haben. Und zweitens sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass wir zu einem sehr eurozentrierten Blick neigen. Eine Mehrheit der Menschen lebt aber unter ganz anderen Bedingungen, in anderen Kulturkreisen und teilweise auch mit anderen Wertmaßstäben. Drittens müssen wir konstatieren, dass wir, wenn wir den Blick auf uns selbst richten, vielleicht auch nicht über jeden Zweifel erhaben sind. Mir ist bei der Diskussion um die schlimmen Arbeitsbedingungen von Stadionarbeiter*innen in Katar zum Beispiel wieder eingefallen, dass es bei uns erst eine Pandemie gebraucht hat, ehe wir bestimmte Beschäftigungsformen in der Fleischindustrie verboten haben. Und auch das ist erst passiert, nachdem es dort viele Infektionen gegeben hatte. Kurz gesagt:  wir haben unsere eigenen Wertmaßstäbe, zu denen müssen wir auch stehen, sollten selbst nach ihnen leben und auch dafür werben, aber wir sollten dabei den erhobenen Zeigefinger möglichst vermeiden.

Ich kann das ein Stück weit mitgehen, wahrscheinlich ist es völlig utopisch, dass wir irgendwann nur noch Geschäfte mit lupenreinen Demokratien machen, aber ich würde mir dennoch künftig eine schärfere Linie wünschen. Nehmen wir den Iran: Wir haben viele Jahre weggesehen und gute Geschäfte gemacht. Ein Verweis auf die Zustände in den Schlachthöfen bei uns reicht mir da nicht.

 Da dürfen Sie mich nicht missverstehen, mir ging es eben nur darum, dass wir nicht so tun sollten, als ob wir ohne Fehl und Tadel wären. Das sind wir nämlich definitiv nicht. Was den Iran angeht, ist die Sache für mich klar. Das brutale Vorgehen des iranischen Regimes gegen die eigenen Bürgerinnen und Bürger ist unerträglich und die EU hat deshalb auch die Sanktionen verschärft. Aber auch das ist immer ein Balanceakt – denn die Sanktionen sollen das Regime treffen und nicht die Bevölkerung.

Mir scheint es dennoch so – bei allem Verständnis für die Komplexität der Themen –, dass wir in Deutschland oft nicht laut genug für die Menschenrechte eintreten. Und das gilt auch für Europa insgesamt. Für mich sind die Menschenrechte nicht verhandelbar, man darf sich gerne klar dazu bekennen und muss den Rücken durchdrücken gegenüber jenen, die diese Rechte missachten. Ich finde, dass man es teilweise mit der Diplomatie übertreibt. Vor allem, wenn ich sehe, dass sich ja auch immer wieder Fenster öffnen. Wir haben gerade in China gesehen, dass die Menschen sich auch nicht alles gefallen lassen. Ist es nicht gut, zu zeigen, dass es alternative Systeme gibt, in denen das Zusammenleben anders geregelt ist?

Wie gesagt, für unsere Wert zu werben, ja. Bei der Form sollten wir aber auch auf die Wirkung in dem jeweiligen Land achten. Wenn es sehr harte öffentliche Kritik von außen gibt, kann das Gegenreflexe auslösen und die Nation stärker zusammenrücken lassen. Es gibt bei vielen Menschen einen ausgeprägten Nationalstolz, China ist dafür ein Beispiel. Das kann man auch in vielen muslimischen Staaten beobachten und dort, wo es eine Geschichte der Kolonisation gibt. Wenn man Menschen in anderen Staaten von außen vorschreiben möchte, wie sie zu leben haben, sind die Reaktionen in solchen Gesellschaften manchmal ausgesprochen allergisch. Beispielsweise beim Thema Klimaschutz: Wenn der reiche Westen Ländern in Afrika Klimaschutz verordnen will, dann fordert ausgerechnet der Teil der Welt, der für den Klimawandel verantwortlich ist, Maßnahmen von denjenigen, die unter den Folgen am meisten leiden. Ich halte es für wichtig, dass wir lernen, uns immer auch die Brille der anderen aufzusetzen und ihren Blick miteinbeziehen. Und das muss auch nicht immer auf offener Bühne geschehen. Nehmen wir den in der Öffentlichkeit stark kritisierten Chinabesuch des Bundeskanzlers im vergangenen November und sein Gespräch mit Präsident Xi Jinping. Am Ende hat Xi gemeinsam mit Scholz den russischen Präsidenten aufgefordert seine atomaren Drohgebärden zu unterlassen. Die viel gescholtene Hinterzimmer-Diplomatie ist häufig besser als ihr Ruf und muss beileibe nicht schwierige Themen aussparen. Wenn ich bei meinen China-Reisen Probleme angesprochen habe, dann habe ich mit meinen Gesprächspartnern durchaus vernünftig darüber reden können. Die Antworten haben mich nicht unbedingt überzeugt, aber es gab einen Austausch. Hätte ich das mit großer öffentlicher Begleitmusik gemacht, wäre das Ergebnis ein völlig anderes gewesen – und ganz sicher nicht besser. Es bleibt immer ein Balanceakt.

Aber ist das nicht einfach zu wenig und zu vorsichtig? Wenn man den Chinesen sagt, dass das, was mit den Uiguren passiert, nicht geht, beenden die ja nicht gleich alles Handelsbeziehungen mit Deutschland, oder?

Es ist ja gerade auch nicht so, dass das nicht angesprochen wird. Im Gegenteil, das geschieht immer wieder, diese Themen werden nicht ausgespart. Wobei man dann von chinesischer Seite hört, dass das alles falsch sei und nur im Westen so berichtet werde. Und man dann umgekehrt auf den Bericht der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte verweisen kann. Das ist wesentlich besser, als wenn gar kein Austausch möglich ist, finde ich.

Kommen wir noch einmal zurück zu unserem Kompass. Wandel durch Handel ist gescheitert, das kann man so feststellen, oder?

Das war immer eine Hoffnung, aber keine Gewähr. Aber natürlich muss uns das Verhalten Russlands eine Lehre sein. Unser Maßstab muss künftig sein, nicht zu abhängig zu werden von einzelnen Staaten – das gilt besonders für ein autokratisches Regime. Das war in der Vergangenheit ein Fehler und da müssen wir zwingend umsteuern. Die deutsche Wirtschaft ist beispielsweise immens abhängig vom Handel mit China. Das ist auch kein Wunder, denn China ist ein riesengroßer Markt. Aber dennoch ist es nicht gesund, wenn ein ausländischer Markt im Grunde bei uns über die Existenz ganzer Unternehmen entscheiden kann. Darum müssen wir noch stärker versuchen, Stück für Stück zu diversifizieren. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn das ist kein Prozess, der über Nacht passiert. Das braucht viele Jahre.

Noch ein anderes Thema, auch Handel, aber anderer Handel: Wie gehen wir künftig mit Waffenlieferungen um? Wir liefern zum Beispiel immer noch an Saudi-Arabien. Wie stehen Sie dazu?

Ganz grundsätzlich sind mir Waffenlieferungen nie sympathisch. Innerhalb des Nato-Bündnisses finde ich sie aber in Ordnung, das sind mit uns verbündete Staaten. Außerhalb des Bündnisses müssen wir deutlich vorsichtiger sein. Dabei ist eine Lieferung von Defensiv-Waffen weniger problematisch als von Offensiv-Waffen, wobei das natürlich im Einzelfall immer wieder eine schwierige Unterscheidung ist.

Sind wir eigentlich auch im Krieg? Ich habe den Eindruck, dass die Autokratien näher rücken, dass der Einfluss größer wird. Dass ein hybrider Krieg längst stattfindet.

In jedem Fall müssen wir viel stärker aufpassen. Dass zum Beispiel Russland versucht, die Diskussion in Deutschland zu beeinflussen, ist offenkundig. Es gibt einen Niedersachsen, von dem der Satz stammt: „Der Friede muss bewaffnet sein“. Und das war nicht Honecker, wie viele meinen, denn dieser Satz wurde in der DDR missbraucht. Der Satz stammt von Wilhelm Busch. Der andere soll dir nichts Böses tun können, das finde ich nach wie vor eine kluge Orientierung. Einschließlich des Grundsatzes, dass man auch jenen hilft, die angegriffen werden. Aber nichts darüber hinaus. Wir – und das schließt für mich eigentlich alle Demokratien ein – müssen uns in vielerlei Hinsicht verteidigen können – militärisch, aber auch gegen Cyberangriffe und Desinformationskampagnen. Wir stehen damit auch nicht alleine, das ist jedenfalls die Erfahrung, die ich auf vielen Auslandsreisen gemacht habe: Es gibt eine große Mehrheit von Nationen, die wünscht sich eine Weltgemeinschaft, die gleichberechtigt und auf der Basis von Menschenrechten und Regeln funktioniert, in der also nicht das Recht des Stärkeren gilt. Und viele wünschen sich dabei von Europa eine Führungsrolle. Ich glaube, dass es Europa künftig darum gehen muss, in diesem Sinne Flaggschiff zu sein.

Interview: Lars Kompa

 

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