Tag Archive | "Ehrenamt"

Kulturhafen e.V.

Tags: , , , ,

Kulturhafen e.V.


Ehrenamtliches Engagement – Kulturhafen e.V.

Seit Monaten arbeiten die Mitglieder des Kulturhafens auf diesen Tag hin. Es wurde geschraubt, gesägt, gebohrt, geplant, geschwitzt. Die Anspannung ist genauso groß wie die Vorfreude. Der Winterschlaf ist vorbei, die Tore des Kulturhafens öffnen sich wieder…

Es ist verrückt, was wir hier geschaffen haben“, sagt Janis, Teil des Vorstandes im Kulturhafen e.V.
Er sitzt auf einer selbst gezimmerten Bank in der Sonne und schaut dem Treiben auf dem Kulturhafen-Gelände zu.
Zwischen dem Lindener Hafen, Bürogebäuden und einem Wohngebiet liegt das ca. 1.000 Quadratmeter große Open-Air-Gelände, wo später die Künstler*innen Goda Goda, Yowlandi, Crush Hour und Tennisteam musikalisch die neue Saison einläuten werden. „
Henri und ich hatten die Idee mit 16, 17 Jahren.

Wir waren immer Fans davon, unter freiem Himmel Party zu machen, auch tagsüber Programm zu haben und unterwegs zu sein. Wir haben uns gefragt, warum es das in Hannover nicht gibt“, erzählt Janis. „Daraus ist die Idee entstanden, einen Ort für kulturelle Vielfalt zu schaffen. Wichtig war uns dabei immer, ein niederschwelliger Zugang zu Kultur für alle zu sein“, fährt er fort. „Im April 2019 haben wir angefangen, hier rumzubauen. Wir haben uns ein bisschen Werkzeug aus dem Schuppen von Henris Oma geholt und angefangen zu schrauben. Dann kamen immer mehr Freund*innen dazu. Seitdem ist unfassbar viel passiert“, erinnert er sich zurück.

Musik weht über das Gelände, ab und zu werden Janis Erzählungen vom Kreischen einer Säge verschluckt. Die letzten Vorbereitungen, um bald Gäste auf das Gelände zu lassen, laufen auf Hochtouren. „Alle, die hier dabei sind, haben einfach Bock, machen das ehrenamtlich. Das ist wirklich unglaublich, was wir hier für talentierte Leute dabei haben. Sei es handwerklich, musikalisch, künstlerisch, geschäftlich – alles. Während den Veranstaltungen übernehmen die Ehrenamtlichen alle Schichten – die Abendleitung, Barschichten, Kassenschichten und die Awareness-Schichten. Ohne die läuft es hier nicht“, erklärt Janis.

Es ist der Tag der Eröffnung. In einer Stunde öffnet der Kulturhafen für die Besuchenden die Tore. Der Moment, auf den die Vereinsmitglieder seit Monaten hinarbeiten. Auf die kommende Saison stößt das Team des Kulturhafens noch einmal an. Rund 25 Menschen recken ihr Getränk in die Luft. „Leute, ihr seid klasse. Was ihr hier wieder gerissen habt, ist absolut genial. Ich freu’ mich auf die Saison. Auf euch!“, sagt Janis grinsend, prostet in die Runde und schaut dabei in freudige, gespannte und stolze Gesichter. Erst wird gejubelt, dann getrunken. Der Tag kann los gehen. Und schon um 18 Uhr, nur drei Stunden nach Veranstaltungsbeginn, ist Einlassstopp. Der Andrang ist groß, die Schlange vorm Einlass lang. Auf dem Gelände tummeln sich die Menschen, tanzen, stehen an der Bar und bestellen Getränke, sitzen in der Sonne und unterhalten sich. Als letzten Act des Openings spielt Tennisteam – das sind Janis und Henri. Die zwei Freunde, die die Idee für den Kulturhafen hatten, beenden den heutigen Abend. Die Tanzfläche ist inzwischen proppenvoll, auch auf der Bühne, rund um das DJ-Pult drängen sich tanzende Menschen. Die Stimmung ist ausgelassen, die Gäste bewegen sich im Takt der Musik, springen, grölen. Der Abend neigt sich dem Ende zu. Janis und Henri spielen einen der letzten Songs an, ein Edit von Whitney Houstons Klassiker „I Wanna Dance With Somebody“. I wanna feel with the heat with somebody ertönt es aus den Boxen, viele singen mit, liegen sich in den Armen. With somebody who loves me, erklingt es ein letztes Mal. Henri und Janis strahlen, vor ihnen stehen fast 600 Menschen, die jubeln, eine Zugabe verlangen.
Schnell huscht jemand in den Technikcontainer, kommt wieder und drückt Janis ein Megaphon in die Hand.
Er verschafft sich mit der eingebauten Sirene kurz Aufmerksamkeit, grinst über beide Ohren und ruft über das Jubeln und die Zugaberufe der Menge hinweg: „Ihr wisst das doch, bei uns ist immer nur bis 22 Uhr“. Die Menge lacht. „Das war die erste Veranstaltung, die Saison geht gerade los. Lasst uns weiter so schön Party machen. Vielen Dank, dass ihr da wart! Danke an das ganze Team, die das überhaupt erst möglich machen. Danke an alle, das ist wirklich einfach wunderschön. Wunderschönen Abend euch, bis zum nächsten Mal! Ab jetzt jeden Donnerstag und Samstag!“, ruft Janis, doch der letzte Teil geht schon im Jubeln der Menge unter.

Jule Merx

Fotos: Felix Albertin

Kulturhafen e.V.

Eichenbrink 5, 30453 Hannover

Öffnungszeiten Do 18-22 Uhr, Sa 15-22 Uhr

Instagram @kulturhafen.hannover

www.kulturhafen-hannover.de

Eintritt variiert

Abgelegt unter * Featured, Aktuelles, Ehrenamtliches Engagement, MenschenEinen Kommentar verfassen...

„Regenbogen“-Team des Aegidius-Hauses

Tags: , , ,

„Regenbogen“-Team des Aegidius-Hauses


Ehrenamtliches Engagement in Hannover

Die Versorgung eines Kindes oder Jugendlichen mit Behinderungen fordert von seiner Familie erhebliche körperliche und seelische Kraft und viel Organisationstalent. Das Aegidius-Haus, eine selbstständige Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder und Jugendliche mit schweren Behinderungen, bildet einen wichtigen Baustein im Versorgungssystem dieser Familien.

„Wenn man nicht selbst zu Hause ein Kind mit einer Behinderung versorgt und 24 Stunden das gesamte Jahr verfügbar sein muss, um dieses Kind und seine Bedürfnisse zu sehen und zu versorgen, dann kann man sich kaum vorstellen wie anstrengend das ist“, erzählt Susanne Avenarius.
Sie ist die Leiterin des Aegidius-Hauses auf der Bult. Umgeben von Grün, direkt an der Eilenriede und neben dem Kinderkrankenhaus Auf der Bult gelegen, bietet das Aegidius-Haus seinen Gästen einen angenehmen Aufenthalt mit gleichzeitig hoher medizinischer Sicherheit.
Die Gäste im Alter von 0 bis 18 Jahren werden pflegerisch, pädagogisch und therapeutisch betreut und erleben ein „Zuhause auf Zeit“.
Ihre Eltern erhalten Augenblicke, um Kraft zu tanken und Zeit, um sich etwa um Geschwisterkinder zu kümmern. „Das, was für viele Menschen der selbstverständliche Alltag ist, ist für diese Familien unfassbar anstrengend. Dabei geht es um – für wahrscheinlich die meisten – simple Kleinigkeiten, wie beispielsweise mal ins Kino zu gehen, ein Konzert zu besuchen oder einen Spaziergang zu machen.

Die Idee hinter dem Aegidius-Haus ist, dass der beste Platz für diese Kinder in ihren Familien ist. Damit sie lange dort wohnen können, damit die Familien das lange schaffen, muss man diese Personen zwischendurch entlasten, damit sie Kraft für die nächsten Wochen und Monate sammeln können“, erklärt Avenarius.
Unterstützt wird die Arbeit der Hauptamtlichen von aktuell 22 Ehrenamtlichen – dem Betreuungs- und Begleitdienst „Regenbogen“.
Die ehrenamtlichen Helfer*innen gestalten mit den Gästen die Freizeit. Dann wird gespielt, gesungen, gemalt, gebastelt, vorgelesen – und auch Ausflüge werden begleitet. „Es ist immer ganz individuell darauf abgestimmt, was unsere Gäste machen wollen. Wir sind in erste Linie dazu da, das herauszufinden und zu schauen, was das Beste für den Gast ist. Diese Zeit haben wir in der Eins-zu-Eins-Betreuung “, erzählt Michaela Lambrecht, Koordinatorin des Ehrenamts und selbst als Ehrenamtliche tätig. „Es gibt in unserem Haus pädagogische Angebote und Möglichkeiten, die zu Hause so oft nicht möglich sind“, erklärt Avenarius. Das fange bei einer Badewanne an und höre bei einer Rollstuhlschaukel auf.

In Kooperation mit dem „Institut für soziales Lernen mit Tieren“, mit dem „Clinic-Clowns e.V.“, einer Musiktherapeutin und einer hauseigenen Pädagogin bietet das Aegidius-Haus seinen Gästen ein volles Programm. „Für mich ist das eine Herzensangelegenheit. Und es ist sehr schön, diese Kleinigkeiten gespiegelt zu bekommen von unseren Gästen, dass ich genau hier richtig bin“, schwärmt Lambrecht. Avenarius schließt sich dem an: „Das ist ein sehr, sehr dankbarer Job. Durch ein Lächeln, eine Umarmung oder eine Berührung geben sie einem so viel zurück.“
Das Aegidius-Haus ist, wie so viele soziale Einrichtungen, auf Spenden angewiesen. „Geld- und Zeitspenden sind sehr wertvoll, da nur so das Ganze existieren kann“, betont Avenarius. Lambrecht ergänzt: „Ich freue mich über jede*n, der*die sich bei mir meldet und ein Ehrenamt übernehmen möchte.“

Interessent*innen an einem Ehrenamt bei dem Betreuungs- und Begleitdienst „Regenbogen“ können sich bei Michaela Lambrecht unter 0511 85035098 oder per E-Mail unter ehrenamt.aegidius-haus@hka.de melden.

Aegidius-Haus Auf der Bult GmbH
Betreuungs- und Begleitdienst „Regenbogen“
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover
https://www.aegidiushaus-hannover.de

 

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Ehrenamtliches Engagement, MenschenEinen Kommentar verfassen...

Alltagsbegleitung

Tags: , , ,

Alltagsbegleitung


Alltagsbegleitung

 

Es kann jeden treffen: Überraschend oder nach langer Anbahnungsphase nimmt das selbstbestimmte Leben ein Ende und man ist pflegebedürftig, lebt womöglich gar im Pflegeheim.
Wer dann kein Umfeld hat, das mehrfache Besuche pro Woche ermöglichen kann, profitiert mitunter sehr von Alltagsbegleiter*innen.
Eine solche ist Birgit Weise …

Lange arbeitete Weise als Bänkerin. 2009 kam es zum Burnout, ein zweiter zeichnete sich ab, 2011 stieg sie aus dem Beruf aus. Zu jung, um nur zuhause zu sitzen, fiel ihr auf der Jobmesse ein Stand zu Pflege und Alltagsbegleitung auf – und das Arbeitsamt stimmte zu, die Kosten für eine Qualifizierung als Alltagsbegleiterin zu übernehmen.
Für Weise stand aber fest: „Bevor die das machen, gehe ich erst einmal selber los und prüfe, ob das was für mich ist.“
Also machte sie ein Praktikum, sammelte noch in einem weiteren Haus Erfahrungen und machte dann die Qualifizierung. „Ich hatte das Glück, einen sehr guten Ausbilder gefunden zu haben, das war WBS Training, die gehörten zum Klett-Verlag und hatten sehr gute Dozenten“, erinnert sie sich.
Und die Qualifizierung habe eben auch nicht 6 Wochen, sondern gleich 6 Monate gedauert.

In der ersten Einrichtung, in der sie dann als Ehrenamtliche tätig war, blieb sie nicht lange: „Dort hat man mich nach einem Jahr rausgeschmissen – sicher auch eine steile Karriere für eine Ehrenamtliche.“ Aber sie habe eben nie mit ihrer Meinung zurückgehalten, wenn ihr etwas negativ aufgefallen ist: schließlich haben Pflegeheimbewohner*innen, abgesehen von Angehörigen, keine Lobby.

Sie arbeitete dann in mehreren Häusern je 14 Tage zur Probe: Mehrheitlich schien ihr unter dem Motto „sauber/satt/trocken“ gearbeitet zu werden, wobei sie durchaus weiß „dass Pflegekräfte oft hin- und hergerissen sind zwischen dem, was sie eigentlich machen möchten, und dem, was sie wirklich machen können.“
Geblieben ist sie dann im Friedrich Rittelmeyer-Haus, einer anthroposophisch ganzheitlich orientierten Einrichtung, wo sie in der Probezeit die Berücksichtigung der Bewohnerbedürfnisse und die Atmosphäre schätzte: „Das ist hier wirklich anders, dass z. B. Bewohnern mit abweichenden Tagesrhythmen die Möglichkeit gegeben wird, etwa noch um 10.30 Uhr Frühstück zu essen.“ Zudem kenne sie kein anderes Haus, das mit vergleichbar vielen Ehrenamtlichen arbeitet.

Zweimal pro Woche betätigt sich Weise hier – wenn auch seit Corona im Freien, im Rahmen von Spaziergängen etwa. Zuvor ging sie mit Bewohner*innen unter anderem die Speisepläne durch: Je nach demenzieller Veränderung müssen dabei die auszuwählenden Speisen ausführlich umschrieben werden, weil etwa die Info „Cordon bleu“ nicht mehr begriffen werde. Mitunter greift Weise dabei auf ihr Smartphone zurück, um passende Bilder zu präsentierten, „weil manche das visuell eher zuordnen können als verbal.“ Letztlich gehe es ja nicht nur darum, den Speiseplan auszufüllen, sondern auch darum, den sozialen Kontakt herzustellen.

Auch Sterbenden leistete sie nach einem Sterbebegleitungskurs Gesellschaft: ein Thema, das man gerne verdrängt. Dabei habe die Qualifizierung nicht nur bewirkt, dass Weise auf Bedürfnisse Sterbender eingehen kann, sondern auch ihren eigenen Umgang mit dem Tod beeinflusst und sie auf das Ableben des Vaters vorbereitet.
Weise übernahm zudem noch die Anleitung zum Sitztanz, für den sie sich ebenfalls qualifizierte: Dabei lassen sich „mit der Kombination aus Musik und Bewegung die Leute ganz oft aus ihrer Lethargie rausholen. Und manch einer macht womöglich nicht mit, aber man sieht an seinem Gesicht, dass sich etwas verändert. Ich hatte auch einer Bewohnerin, die Tänzerin war, einen Solotanz ermöglicht: Das fanden die Leute, die drumherum saßen, auch toll. Die haben ganz große Augen gehabt und es genossen, jemanden zu sehen, der sich harmonisch zur Musik bewegt.“
Die Freude in den Gesichtern ist es dann auch, die ihr so viel zurückgibt: „Es ist ja nicht nur so, dass ich etwas Gutes tue – mir wird auch etwas Gutes getan.“
Zugleich macht Weise deutlich, dass man dafür auch Stabilität benötigt: „Für jemanden, der ein Helfersyndrom hat oder unter Problemen leidet, ist das nichts.“ Sinnvoll sei es zudem, am Anfang einer solchen Tätigkeit erst einmal mit einer bereits erfahrenen Person mitzulaufen, um mit den möglichen Wesensveränderungen bei demenziell veränderten Menschen Erfahrungen zu sammeln. Schließlich kann es auch einmal vorkommen, dass man von einer solchen Person beschimpft wird – weil durch Stimme oder Haarschnitt unglückliche Erinnerungen ausgelöst werden. „Das darf man nicht persönlich nehmen. Wenn es mit jemandem dauerhaft nicht geht, sollte man das im Haus ansprechen. Das kann man als Ehrenamtliche.

Für Pflege- und Betreuungskräfte ist die Situation schwieriger, die können sich nicht immer rausziehen.“ Entsprechend ärgerlich macht sie der Pflegemangel, den auch sie nicht ganz ausblenden kann.

Es sei sehr ärgerlich, dass das Thema schon so lange bekannt ist – und gefühlt sei dann politisch ewig nichts passiert.

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Ehrenamtliches Engagement, MenschenEinen Kommentar verfassen...


Stadtkind twittert