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Der besondere Laden: maranolo

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Der besondere Laden: maranolo


Aufgewachsen im dänischen Holzhaus war Maren von maranolo schon in den 70-Jahren von dänischen Designs umgeben. „So habe ich mein Herz daran verloren“, erzählt sie. Heute betreibt sie in der Südstadt ihre eigenen Läden – rund ums Wohnen und Leben im skandinavischen Design.

„Ich wollte immer als ich klein war einen Laden aufmachen“ erzählt Maren Michael, Gründerin von maranolo.
Als sich die Chance bot einen kleinen, alten Kiosk in der Südstadt in einen Laden zu verwandeln schmeißt Maren ihren Job und wagt den Sprung in die Selbstständigkeit.
„Mir war immer klar, dass ich etwas skandinavisches machen will, weil ich die Sachen so schön finde. Das ist meine Leidenschaft und dafür brenne ich.“

Heute findet man maranolo aber längst nicht mehr im alten Kiosk, sondern ein paar Häuser weiter am Bertha-von-Suttner-Platz. Diesen Sommer ging Maren prompt noch einen Schritt weiter und eröffnete gleich nebenan einen zweiten Laden. Maranolo und maranolo kids teilen sich nicht länger eine Ladenfläche, sondern haben ihre getrennten Räume gefunden. Denn Maren ist der Ansicht: „Wenn man nicht mutig ist, mal einen Schritt wagt, sagt, man macht das jetzt und da auch hinter steht, dann entwickelt sich auch nichts weiter“.

Das Sortiment des skandinavischen Concept-Stores ist vielfältig. Über Spielzeug, dem neuen Lieblingskuscheltier oder buntes Geschirr für die Kleinen bis zu Einrichtungsgegenständen, Rucksäcken oder Schmuckstücken für die Großen – und alles im skandinavischen Design. Dabei setzt Maren auf Langlebigkeit und Beständigkeit in ihrem Sortiment. „Mir ist es wichtig, dass die Leute verlässlich wissen, dass sie, wenn sie bei mir ein Geschirr kaufen, das jederzeit erweitern können“, erklärt sie.

Auch Nachhaltigkeit und ein bewusstes Konsumverhalten ist für Maren ein Thema: „Ich versuche mit schönen Dingen den Leuten zu sagen, denk mal drüber nach: Du musst nicht fünf Sachen kaufen, kauf doch lieber eine schöne Sache.“
Maranolo ist auch ein Begegnungsort der Nachbarschaft. „Ich habe das ganz häufig, dass sich Leute hier treffen und mich Kund*innen besuchen kommen, weil es einfach schön ist. Das ist dieses Nebenan, dass man halt einfach seine Hood kennt und da dann auch seine Läden hat, die man unterstützt“.

Doch selbstverständlich ist eine Ladenvielfalt in den Stadtteilen nicht. Die Nachwirkungen von Corona, die gestiegenen Strom- und Gaspreise, eine geringere Kaufbereitschaft: der Einzelhandel steht vor existenziellen Herausforderungen. „Die Leute müssen insgesamt darauf aufmerksam gemacht werden, dass wir alle verschwinden, wenn da nichts passiert. Und das geht schneller als man glaubt. Denkt an euren Stadtteil, daran wo ihr leben wollt. Wie soll das aussehen, wo ihr zuhause seid? Ist es schön ins Einkaufszentrum zu fahren? Oder ist es schön, wie hier, in Linden oder in der List eine Straße mit Cafés, Spielplätzen und Läden zu haben, in der man Freund*innen begegnet?“.

Im Dezember gibt es im maranolo kids eine Adventskalender-Aktion für die Kleinen. Auf die großen Kund*innen wartet immer samstags  gleich nebenan kostenloses Gebäck und Glühwein.

maranolo & maranolo kids
Bertha-von-Suttner Platz 1, 30173 Hannover
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 10-13 Uhr und 15-18 Uhr, Sa 11-14 Uhr
www.maranolo.de
0511 21904144

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Der Freundeskreis im Gespräch im November

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Der Freundeskreis im Gespräch im November


Interview des Freundeskreis Hannover am 07.10.2022 mit Kerstin Berghoff-Ising und Dr. Heike Schmidt

In diesem Monat unterhalten wir uns mit Kerstin Berghoff-Ising (KB), der Vorständin der Sparkasse Hannover und Dr. Heike Schmidt (HS), der Chefredakteurin der nobilis. Sie sind beide Mitglieder des Freundeskreis e.V. und sprechen mit uns über den Umgang mit Krisenzeiten und den potenziellen Konsequenzen.

Beginnen wir damit, dass ihr euch vorstellt: Wer seid ihr und was macht ihr?

KB – Ich bin Kerstin Berghoff-Ising. Ich lebe schon mein Leben lang in der Region Hannover, arbeite bei der Sparkasse als Vorständin und bin zuständig für das Personal, für die Orga, die IT und für das Privatkundengeschäft. Ich bin verantwortlich für den gesamten Personalbereich und Themen wie Mitarbeiterbindung, Mitarbeiterentwicklung und Arbeitgeberattraktivität. Das bedeutet unter anderem, dass ich dafür sorge, dass innerhalb einer Sparkasse sowohl für die Kundinnen und Kunden als auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles reibungslos abläuft.

HS – Mein Name ist Heike Schmidt. Ich komme nicht aus der Region Hannover, wohne aber schon lange hier. Ich stamme aus dem schönen Weserbergland in der Nähe von Porta Westfalica, bin als Studentin hierhergekommen und habe ganz klassisch Germanistik und Geschichte studiert. In Geschichte habe ich promoviert, anschließend bei der HAZ volontiert und war dann lange dort tätig. Seit vier Wochen bin ich Chefredakteurin der nobilis. Die nobilis gibt es seit 40 Jahren in Hannover und ich glaube, sie ist inzwischen der Titel schlechthin, wenn man etwas über die schönen Dinge lesen möchte. Sie ist konkurrenzlos – so eitel bin ich jetzt mal – das Hochglanzmagazin für Hannover und in Hannover. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, nicht nur in der Stadt präsent zu sein, sondern auch Gesprächsthemen anzumoderieren und zu schauen, wo die Interessen der Menschen liegen. Da haben wir mit dem Freundeskreis e.V. tatsächlich ein Stück weit eine Gemeinsamkeit.

Wo wir gerade beim Freundeskreis sind: Wie kam es denn jeweils zu der Entscheidung, sich dort zu engagieren oder mitzumachen?

KB – Zum Freundeskreis bin ich beruflich als aktives Mitglied der Sparkasse gekommen und habe dort auch eine Zeit lang im Vorstand mitgearbeitet. Ich bin einfach davon überzeugt, dass es Menschen in unserer Stadt geben muss, die sie für uns Bürgerinnen und Bürger lebens- und liebenswert erhalten – und dazu gehört auch das Miteinander und ein offener Dialog.

HS – Ich bin über die Kunst und Kultur zum Freundeskreis gekommen, als mich der Finanzvorstand des Landesmuseums darauf angesprochen hat.

Dass es hier lebenswert bleibt … Ist das eine Frage, die in der letzten Zeit dringlicher geworden ist?

KB – Durch den Lockdown konnten viele Kulturinstitutionen nicht besucht werden. Leider sind die Besucherzahlen auch heute noch  weit unter dem Niveau vor der Pandemie. Ich bin privat Schauspiel- und Opernhausgängerin und die Häuser sind einfach nicht voll. Am Anfang hatte es sicherlich den Grund, dass man noch Angst vor der Pandemie und der Ansteckungsgefahr hatte. Wir laufen jetzt aber gerade in eine Situation, in der es möglicherweise auch etwas mit den finanziellen Möglichkeiten der Menschen zu tun hat. Wenn dadurch ganze Institutionen infrage gestellt werden, dann wird das mittelfristig auch Konsequenzen für die Lebensqualität in unserer Region haben.
HS – Das kann ich nur unterstützen, denn ich war am Samstag in der Oper und habe mich erschreckt. Es war wirklich toll gemacht, aber es war nicht voll. Wenn das dem großen Opernhaus schon so geht, wie soll es dann den ganzen kleinen Theatern gehen, die Hannover ausmachen und so liebenswert machen? Jetzt ist Corona vorbei – oder man glaubt es zumindest –, aber die Leute halten wirklich das Geld zusammen, weil es auf anderer Ebene schwierig wird.

Es ist also vor allem die finanzielle Lage, die dafür sorgt, dass die Leute zu Hause bleiben? Es gab ja auch vielfach die Befürchtung, die Leute hätten es verlernt, auszugehen.

KB – Ich glaube schon, dass da etwas dran ist. Man ist vielleicht auch bequem geworden, weil es abends so nett zu Hause ist; oder man ist im Home Office und geht gar nicht erst raus. Aber ich glaube, dieses Thema um finanzielle Sorgen und die Frage, was noch auf uns zukommt, ist noch gewichtiger. Ich würde es gut und wichtig finden, wenn wir gemeinschaftlich mit allen, die die Möglichkeiten haben, Geld zu geben, versuchen, diese Institutionen für unsere Stadt zu erhalten. Umso wichtiger ist es, dass viele Mitglieder auch Fördermitglieder sind. In Hannover gab es ja mal so eine Kultur in den 1920er-Jahren, in der die Bürger*innen das auch geschafft haben.
HS – Die Kestner Gesellschaft wurde ja beispielsweise zu Krisenzeiten gegründet und war durchaus eine Säule in der Stadt. Das ist sie ja heutzutage noch immer. Das ist tatsächlich eine sehr interessante und auch hochaktuelle Gründungsgeschichte, weil sie einfach für Mut in der Kultur steht. Ich glaube, das macht Hannover aus. Und die Kunst- und Kulturszene ist hier sehr ausgeprägt, auch durch die Kleinen.

Die Krise trifft ja auch andere Städte: Steht man in Hannover vielleicht etwas besser da, weil die Fülle der Kunst- und Kulturszene dazu führt, dass man – etwas zynisch gesprochen – etwas mehr hat, wovon jetzt ein Teil wegzubrechen droht?

KB – In unseren Generationen hatten wir das Glück, dass wir ausschließlich in Frieden gelebt haben und die Menschen, die jetzt hierherkommen – egal woher –, schon ganz andere Erfahrungen in ihren Leben machen mussten. Wir hatten das große Glück, dass unsere Eltern diesen Frieden ermöglicht haben und wir ihn auch leben dürfen. Darüberhinaus leben wir in einem stabilen sozialen Rahmen, der uns unser Leben so ermöglicht. Jetzt erkennen wir – und das macht vielen Sorgen –, dass wir auch auf etwas werden verzichten müssen. Ich wünsche mir, dass wir alle mehr Zuversicht haben und wissen, dass wir diese wirtschaftliche Situation durchstehen können, wenn wir zusammenstehen.

HS – Das ist fast eine philosophische Frage. Es ist immer die Perspektive, die man sehen muss. Wenn ein Kind hinfällt und sich das Knie aufschlägt, kann man ihm nicht sagen, das sei nicht schlimm; denn für das Kind ist es schlimm. Das ist ein persönliches Empfinden eines jeden Einzelnen – und da kann ich mich ja nicht drüber stellen. Der Punkt bei den Krisen ist, dass durch Ungewissheiten Ängste entstehen: So funktioniert im Grunde jeder Edgar-Wallace-Film: Irgendwo steigt Nebel auf, man sieht nicht, was kommt – und dann kommt der Schreckmoment. Wenn es aber bestimmte Strukturen gibt, die man logisch nachvollziehen kann, dann kann man sich darauf einstellen – und dann ist die Unsicherheit nicht so groß. Wenn man also sehen würde, wie so ein Edgar-Wallace-Film gedreht wird, wäre einem klar, dass man keine Angst haben muss. Wenn ich also dafür sorge, dass es Strukturen gibt, die man verstehen kann, dann nehme ich den Menschen so ihre Angst. Dann ist es nicht mehr ungewiss und das Thema bekommt Kontur und eine Kontur kann man greifen.

Es steigen ja nicht nur die Energiepreise, sondern nahezu alles wird teurer, es steigen z. B. auch die Papierpreise. Wie sieht die Situation bei euch aus?

HS – Für den Papiereinkauf bin ich selbst nicht zuständig, aber ich weiß, dass im April dieses Jahres die Papierpreise auf das Dreifache gestiegen sind. Gleichzeitig sinken die Auflagen der Tageszeitungen – und es ist weniger Altpapier im Umlauf.

Wenn der Preis steigt und gleichzeitig auf lange Sicht für alle Bürger*innen die Preise steigen, befürchtest du, dass die Leute weniger dazu bereit sind, Geld für ein Magazin auszugeben?

HS – Ich denke, dass die Menschen weiterhin ein Magazin lesen werden. Das glaube ich ganz bestimmt. Ich denke, dass sie das eher lesen werden als eine Tageszeitung, denn wir haben Hochglanzpapier, wir haben eine längere Verweildauer auf den Tischen, wir sind ein Monatsmagazin. Meine Aufgabe ist es auch tatsächlich, das so hochwertig und so schön zu gestalten, dass die Leute da gerne reingucken. Ich muss natürlich dazu spannende Geschichten erzählen, die die Leute gerne lesen wollen. Wenn ich das noch mit Service verknüpfen kann, umso besser. Ich versuche, einen Mehrwert zu bieten. Nicht nur einfach eine Geschichte, sondern die Leser*innen sollen auch was davon haben. Deswegen glaube ich, das Magazin wird schon weiterhin gelesen.

Der Ausblick in die Zukunft ist also optimistisch?

HS – Total.

Die Sparkasse selbst wird sich vermutlich auch keine Sorgen machen müssen. Wie blickst du auf die Zukunft der Kunden?

KB – Wir werden jetzt im nächsten Jahr 200 Jahre alt , ein echtesTraditionsunternehmen. Wir sind ein Institut, das mit seinen Kundinnen und Kunden durch dick und dünn geht und von daher bin ich mir sehr sicher, dass wir auch noch in fünf oder zehn Jahren die Sparkasse Hannover haben werden. Auch, weil wir uns Gedanken machen, wie wir attraktiv bleiben können. Wir gründen zum Beispiel gerade ein Beratungscenter für Nachwuchskunden, in dem sie sich ausschließlich online von uns beraten lassen können. Wir haben eine Sparkassen-App, in der man sich digital quasi alles selbst organisieren kann, und haben dann den Mehrwert, dass, wenn man eine Finanzentscheidung treffen will, man das auch ausschließlich online machen kann. Das ist für Menschen zwischen 18 und 30 und ich bin sicher, dass wir so auch noch mindestens 300 Jahre alt werden.

Früher gab es ja gelegentlich Unmut über Online-Banking, Filialschließungen und schwindende Kontoauszugsautomaten. Hat sich das verändert?

KB – Als Sparkasse Hannover – das gilt natürlich auch in der gesamten Bankenbranche – haben wir uns beim Thema SB-Bereich so organisiert, dass die Kunden sehr vieles online erledigen können. Daneben bieten  wir tagtäglich persönliche Beratungen in der Zeit von 9 Uhr bis 19 Uhr an. Mit Blick auf die Menschen der jüngeren Generation, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist, stellt sich  die Frage: Wie wollen sie beraten werden und wie wollen sie mit ihrem Finanzberater in Kontakt treten? Das haben wir unsere Kundinnen und Kunden gefragt – und die Rückmeldung bekommen, dass ein medialer Zugang großartig wäre, weil sie dann entscheiden können, wann und wo die Sparkasse für sie da ist. Übrigens, quer durch alle Altersgruppen. Es ist ein Trend beziehungsweise ein Kundenwunsch und denen erfüllen wir.
HS – Ich glaube auch, dass das funktioniert, weil – ich kann da nur von mir reden – ich ja schon genervt bin, wenn ich einen Beleg habe, den ich bei der Krankenkasse einreichen muss, und die App nicht funktioniert. Das wird gescannt und dann ist es weg und dann muss ich mich nicht noch um den Umschlag und die Briefmarke und das alles kümmern. Ich glaube, das ist tatsächlich ein Modell, das Zukunft hat.
KB – Es ist ja auch nicht so, dass wir dadurch Menschen ersetzen. Die Berater sind ja weiterhin da, nur der Zugang zu ihnen ist anders.

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Alltagsbegleitung

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Alltagsbegleitung


Alltagsbegleitung

 

Es kann jeden treffen: Überraschend oder nach langer Anbahnungsphase nimmt das selbstbestimmte Leben ein Ende und man ist pflegebedürftig, lebt womöglich gar im Pflegeheim.
Wer dann kein Umfeld hat, das mehrfache Besuche pro Woche ermöglichen kann, profitiert mitunter sehr von Alltagsbegleiter*innen.
Eine solche ist Birgit Weise …

Lange arbeitete Weise als Bänkerin. 2009 kam es zum Burnout, ein zweiter zeichnete sich ab, 2011 stieg sie aus dem Beruf aus. Zu jung, um nur zuhause zu sitzen, fiel ihr auf der Jobmesse ein Stand zu Pflege und Alltagsbegleitung auf – und das Arbeitsamt stimmte zu, die Kosten für eine Qualifizierung als Alltagsbegleiterin zu übernehmen.
Für Weise stand aber fest: „Bevor die das machen, gehe ich erst einmal selber los und prüfe, ob das was für mich ist.“
Also machte sie ein Praktikum, sammelte noch in einem weiteren Haus Erfahrungen und machte dann die Qualifizierung. „Ich hatte das Glück, einen sehr guten Ausbilder gefunden zu haben, das war WBS Training, die gehörten zum Klett-Verlag und hatten sehr gute Dozenten“, erinnert sie sich.
Und die Qualifizierung habe eben auch nicht 6 Wochen, sondern gleich 6 Monate gedauert.

In der ersten Einrichtung, in der sie dann als Ehrenamtliche tätig war, blieb sie nicht lange: „Dort hat man mich nach einem Jahr rausgeschmissen – sicher auch eine steile Karriere für eine Ehrenamtliche.“ Aber sie habe eben nie mit ihrer Meinung zurückgehalten, wenn ihr etwas negativ aufgefallen ist: schließlich haben Pflegeheimbewohner*innen, abgesehen von Angehörigen, keine Lobby.

Sie arbeitete dann in mehreren Häusern je 14 Tage zur Probe: Mehrheitlich schien ihr unter dem Motto „sauber/satt/trocken“ gearbeitet zu werden, wobei sie durchaus weiß „dass Pflegekräfte oft hin- und hergerissen sind zwischen dem, was sie eigentlich machen möchten, und dem, was sie wirklich machen können.“
Geblieben ist sie dann im Friedrich Rittelmeyer-Haus, einer anthroposophisch ganzheitlich orientierten Einrichtung, wo sie in der Probezeit die Berücksichtigung der Bewohnerbedürfnisse und die Atmosphäre schätzte: „Das ist hier wirklich anders, dass z. B. Bewohnern mit abweichenden Tagesrhythmen die Möglichkeit gegeben wird, etwa noch um 10.30 Uhr Frühstück zu essen.“ Zudem kenne sie kein anderes Haus, das mit vergleichbar vielen Ehrenamtlichen arbeitet.

Zweimal pro Woche betätigt sich Weise hier – wenn auch seit Corona im Freien, im Rahmen von Spaziergängen etwa. Zuvor ging sie mit Bewohner*innen unter anderem die Speisepläne durch: Je nach demenzieller Veränderung müssen dabei die auszuwählenden Speisen ausführlich umschrieben werden, weil etwa die Info „Cordon bleu“ nicht mehr begriffen werde. Mitunter greift Weise dabei auf ihr Smartphone zurück, um passende Bilder zu präsentierten, „weil manche das visuell eher zuordnen können als verbal.“ Letztlich gehe es ja nicht nur darum, den Speiseplan auszufüllen, sondern auch darum, den sozialen Kontakt herzustellen.

Auch Sterbenden leistete sie nach einem Sterbebegleitungskurs Gesellschaft: ein Thema, das man gerne verdrängt. Dabei habe die Qualifizierung nicht nur bewirkt, dass Weise auf Bedürfnisse Sterbender eingehen kann, sondern auch ihren eigenen Umgang mit dem Tod beeinflusst und sie auf das Ableben des Vaters vorbereitet.
Weise übernahm zudem noch die Anleitung zum Sitztanz, für den sie sich ebenfalls qualifizierte: Dabei lassen sich „mit der Kombination aus Musik und Bewegung die Leute ganz oft aus ihrer Lethargie rausholen. Und manch einer macht womöglich nicht mit, aber man sieht an seinem Gesicht, dass sich etwas verändert. Ich hatte auch einer Bewohnerin, die Tänzerin war, einen Solotanz ermöglicht: Das fanden die Leute, die drumherum saßen, auch toll. Die haben ganz große Augen gehabt und es genossen, jemanden zu sehen, der sich harmonisch zur Musik bewegt.“
Die Freude in den Gesichtern ist es dann auch, die ihr so viel zurückgibt: „Es ist ja nicht nur so, dass ich etwas Gutes tue – mir wird auch etwas Gutes getan.“
Zugleich macht Weise deutlich, dass man dafür auch Stabilität benötigt: „Für jemanden, der ein Helfersyndrom hat oder unter Problemen leidet, ist das nichts.“ Sinnvoll sei es zudem, am Anfang einer solchen Tätigkeit erst einmal mit einer bereits erfahrenen Person mitzulaufen, um mit den möglichen Wesensveränderungen bei demenziell veränderten Menschen Erfahrungen zu sammeln. Schließlich kann es auch einmal vorkommen, dass man von einer solchen Person beschimpft wird – weil durch Stimme oder Haarschnitt unglückliche Erinnerungen ausgelöst werden. „Das darf man nicht persönlich nehmen. Wenn es mit jemandem dauerhaft nicht geht, sollte man das im Haus ansprechen. Das kann man als Ehrenamtliche.

Für Pflege- und Betreuungskräfte ist die Situation schwieriger, die können sich nicht immer rausziehen.“ Entsprechend ärgerlich macht sie der Pflegemangel, den auch sie nicht ganz ausblenden kann.

Es sei sehr ärgerlich, dass das Thema schon so lange bekannt ist – und gefühlt sei dann politisch ewig nichts passiert.

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Der besondere Laden: Christels Puppenstube

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Der besondere Laden: Christels Puppenstube


Christels Puppenstube

Es gibt wohl kaum jemanden in Hannover, der so viel über Puppen weiß wie Christel Bechter. Seit 2006 restauriert, schneidert und flickt sie in der Podbielskistraße in der List mit ruhiger Hand Puppen, Puppenkleidung und geliebte Kuscheltiere.

Die Geschichte von Christels Puppenstube beginnt mit Handwerkern auf ihrem Dachboden. Hier hatte sie eine schön verpackt Puppe gelagert, die sie aber bei Beginn von Bauarbeiten in ihre Wohnung rettete. „Ich habe mir die Puppe geschnappt, mit in die Wohnung genommen und schön auf der Couch dekoriert.“ So entdeckt sie ihre Begeisterung für Puppen wieder und beginnt „ein paar schöne“ Puppen zu sammeln. „Und dann war die Couch langsam voll. Da hat mein Mann geschimpft – der konnte sich gar nicht mehr hinlegen“, erzählt Christel Bechter lachend.

Eine andere Lösung musste her. Am 15. März 2006 eröffnete sie in der Podbielskistraße 150a ihre Puppenstube. Ob Schildkröt-Puppen, Hummel-Puppen, Zapf-Puppen oder Künstlerpuppen von Götz – Christel Bechter haucht alten Puppen neues Leben ein. Bechter kennt sich aus mit den verschiedenen Materialien, kommt auch dann an Ersatzteile ran, wenn die produzierende Firma längst nicht mehr produziert und weiß genau, wie sie es schafft, ihren kleinen Patienten neuen Glanz zu verleihen.

Wie lange eine Reparatur dauert, ist sehr unterschiedlich. „Das kommt immer darauf an, was für einen Schaden sie hat“, erklärt Bechter. Ob ausgerissene Arme und Beine, ein kaputter Körper oder ein Loch im Kopf – sie nimmt sich der Sache mit ruhiger Hand an. Nur die Puppen von BABY born haben es ihr nicht angetan: „Ich bin gegen diese BABY born Puppen, weil sie nicht zu reparieren sind. Das ist unmöglich.“ Nebenher schneidert sie auch Kleider für die kleinen Geschöpfe oder flickt das vom Hund zerfetzte Kuscheltier.

Auf 15 Quadratmetern finden sich in Christels Puppenstube die verschiedensten Ausführungen der kleinen, zierlichen Schönheiten, die sich fast bis unter die Decke türmen. Wie viele Puppen in Christels Puppen ein Zuhause gefunden haben, bleibt ungeklärt. „Ich habe noch nicht gezählt“, erklärt sie lachend.
Unter den zahllosen Puppen steht auch Inge – eine ganz besondere Puppe für Frau Bechter. „Inge ist durch die Kriegsjahre mitgekommen. Die habe ich immer mit in den Keller geschleppt, wenn Fliegeralarm war, wenn es eben gefährlich wurde. Die habe ich nicht aus den Augen gelassen!“
Wie für Frau Bechter haben die Puppen auch für die Kund*innen oft einen hohen emotionalen Wert. Umso größer ist die Freude, die restaurierte Puppe wieder in den Armen halten zu können. Der Moment, wenn Kund*innen ihre fertigen Puppen abholen, sei ein ganz besonderer, meint Bechter. „Ich sage erstmal gar nichts und setzte die Puppe einfach hin, dass sie sie beobachten können. Die stehen dann erstmal da und sind ganz begeistert“, erzählt sie. „Die ist dann praktisch wie neu!“ Doch auf ihrer Coach zu Hause kann ihr Mann trotzdem immer noch nicht liegen – „weil ich die ganzen Reparaturen da liegen habe“, lacht Christel Bechter.

Jule Merx

Christels Puppenstube
Podbielskistraße 150 a, 30177 Hannover
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-13 Uhr und 15-18 Uhr
www.christels-puppenstube.de
0160 92102537
bechterchristel@gmail.com

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Randgruppenbeleidigung im November

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Randgruppenbeleidigung im November


Verwaltungsadel

Du bist schon viele Jahre dabei, du weißt Bescheid, du kennst alle Abläufe, alle Paragrafen, alle Formulare, alle Interna. Dir kann niemand mehr irgendwas erzählen, du weißt, was geht, und vor allem, was nicht geht. Und du hast es dir ganz nett eingerichtet in deinem Büro, unentbehrlich in der zweiten Reihe.
Über dir nur jene, die im Zweifel den Kopf hinhalten müssen, die kommen und gehen, unter dir alle anderen, die immer unter dir bleiben, weil du klebst, wo du klebst.

Du bist ein mächtiges kleines Rädchen im großen Getriebe, eine Instanz im Staat, ohne dich geht gar nichts und wenn du den Daumen senkst, haben sie verspielt.
Alle, die zu dir kommen, nein, nicht zu dir, zu denen über dir. Und sie kommen ja ständig, diese verdammten Bettler, diese Bittsteller mit ihren ärgerlichen Ideen. Diese Zwerge, die sich auf Augenhöhe wähnen mit denen über dir und auch mit dir. Lächerlich! Wie naiv. Wissen die denn gar nichts? Und dann machen sie ihre Vorschläge während ihrer Audienz, wollen etwas auf die Beine stellen, meinen, dass sie es besser wissen, dass sie es besser können, doch was sie erzählen, das hast du schon längst alles zigmal gehört und durchdacht, da musst du gar nicht lange zuhören, da weißt du schon nach den ersten Worten, in welche Richtung der Daumen zeigen wird. Oder dir passt einfach das Gesicht nicht. Kann auch passieren. Hat die gute Idee eben Pech gehabt.

Und abends liegst du dann in deinem Bettchen im netten Häuschen vor der Stadt und neben dir schnarcht es schon friedlich und du lächelst zufrieden, denn du hast heute wieder viel Schaden abgewendet, du hast deine Verwaltung geschützt, da waren Bürger*innen, die hatten Eigeninitiative im Sinn, die wollten etwas bewegen, solche Vorhaben muss man natürlich im Keim ersticken, denn was bedeuten derartige Späße für dich und deine Verwaltung? Noch mehr Arbeit, ganz genau. Und das geht nicht, das gilt es mit Macht zu verhindern. Und dann dauert es eben mal ein paar Tage länger, dann kann die Antwort auf die Mail warten, bis alle Fristen verstrichen sind. Und während du so darüber nachdenkst und dabei die ratlosen und enttäuschten Gesichter der Bürger*innen vor dir siehst, wird es dir ganz warm, aber nicht ums Herz, sondern an gänzlich anderer Stelle. Wenn die wüssten … Wie machtlos, wie hilflos sie sind. Und du bist unangreifbar, fest verankert in der Hierarchie und gut abgesichert, denn du hast das Spiel verstanden. Wer handelt, wer agiert, wer sich bewegt, der macht im Zweifel Fehler, der macht sich angreifbar. Also simulierst du seit Jahren Aktivität und minimierst so dein Risiko.

Ach, gäbe es doch nur ein paar weniger von deiner Sorte, keiner Verhinderer, sondern Ermöglicher, ohne Dünkel und Arroganz, was könnte alles wachsen und gedeihen? Doch leider wächst nur wenig bis gar nichts, weil der Verwaltungsadel an Veränderungen kein Interesse hat. #Entmachten!
GAH

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Ein offener Brief an Friedrich Merz

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Ein offener Brief an Friedrich Merz


Lieber Friedrich,

weiter so! Wie hat Uli Hoeneß neulich so schön gesagt, als es auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern um den Sponsorenvertrag mit Katar ging: „Das ist der Fußballclub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International.“
Genau das gilt natürlich auch für die CDU.
Schluss jetzt mit der falschen Zurückhaltung, im Herbst 2025 stehen die nächsten Bundestagswahlen an, in dem Jahr wirst du 70, es muss also klappen mit der Kanzlerschaft, sonst wird die Zeit knapp.

Und das hast du jetzt ganz offensichtlich verstanden. Draufhauen ist angesagt. Spalten. Diffamieren. Rechte Haken setzen. Schluss mit lustig!
Wichtig ist, jetzt zu fokussieren.
Worum muss es künftig gehen? Richtig, es muss darum gehen, dass Deutschland in den nächsten Monaten und Jahren bis zur Wahl nur noch schlecht funktioniert. Darum ist das Gebot der Stunde, möglichst alles mies zu finden, was die Regierung fabriziert. Und das bekommst du schon ganz wunderbar hin. Zweifeln, Misstrauen sähen, destruktiv sein, den Teufel an die Wand malen.
Sollen sie ruhig richtig Angst bekommen, die kleinen Menschlein, und auf der Straße ihre Wut herausbrüllen, das steigert den Druck auf die Ampel. Und genau dann machen die Fehler. Du kennst das Spiel.
Und für den guten Zweck darf man sich jetzt auch ruhig ein bisschen Inspiration von der AfD holen. Den Geflüchteten aus der Ukraine Sozialtourismus vorzuwerfen, war jedenfalls schon mal ein Volltreffer. Man muss halt wissen, wie man die Menschen abholt.
Es ist jetzt ganz wichtig, nicht wieder weich zu werden. Spiel die richtigen Karten aus. Streich das leidliche C aus deinem Kopf und hau drauf! Du hast alle Trümpfe in der Hand.
Die Zeiten werden schlechter, gleichzeitig kommen mehr Flüchtlinge, das passt. Werden die sich an unserer Kultur orientieren? Werden sie Deutschland voranbringen? Oder werden sie nur Geld kosten? Ja, du musst jetzt unbedingt die richtigen Fragen stellen. Und dabei unterschwellig gerne ein bisschen diskreditieren und hetzen.
Und lass bloß die Fakten beiseite, niemand interessiert sich für die komplizierte Wahrheit. Mach es den Leuten möglichst leicht.

Und du darfst natürlich auf keinen Fall vergessen, jetzt demnächst mal so ganz nebenbei zu erwähnen, dass nicht alles, was die AfD sagt, immer falsch sein muss. Dass es in deren Reihen durchaus auch den einen oder anderen klugen Kopf gibt.
2024 wird in Sachsen, Brandenburg und Thüringen gewählt, vielleicht kann man sich bei der Gelegenheit schon mal an neue denkbare Mehrheiten herantasten. In Schweden und Italien funktioniert das doch auch …
Also, immer schön hart und unfair bleiben – wir sind Fan, unsere Stimme hast du im Sack!

Foto: Tiago Sierra sierratds / Pixabay.com

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