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Neu in der Stadt: Kvik

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Neu in der Stadt: Kvik


Der Küchenhersteller Kvik eröffnet sein erstes Studio in Hannover und bereichert die Landeshauptstadt um ein reichhaltiges Sortiment dänischen Designs.
Es ist das mittlerweile sechste Küchenstudio in Deutschland – und präsentiert auf 165 m² moderne Küchendesigns, Badmöbel und Schranklösungen.
Das breite und vielfältige Sortiment bietet für fast jeden Geschmack und Geldbeutel eine passende Lösung.
Kvik wirbt mit schnellen Lieferzeiten, absoluter Preistransparenz und einem hohen Anspruch an Design und Nachhaltigkeit.
Das Kvik Studio befindet sich am Klagesmarkt 17 und wird am 11. Mai ab 10 Uhr mit einem feierlichen Akt eröffnet – alle Küchen-, Design- und Wohninteressierten sind dazu herzlich eingeladen.

Christian Stolte, Kvik Country Manager Deutschland, blickt optimistisch auf die Neueröffnung in Hannover: „Die positive Resonanz und Nachfrage der Kunden zeigt uns, dass dänisches Design gepaart mit Nachhaltigkeit und einem Produktportfolio, das für jedes Budget etwas bereithält, gefragter ist denn je.“
Das Kvik Studio ist bequem per U-Bahn (Haltestelle: Christuskirche) erreichbar sowie per Bus (Haltestelle: Am Klagesmarkt).
Wer mit dem PKW kommt, kann die öffentlichen Parkplätze direkt vor dem Studio nutzen. Bei Bedarf steht ein Tiefgaragenparkplatz zur Verfügung.

Kvik Hannover Mitte
Am Klagesmarkt 17
30159 Hannover

Allgemeine Öffnungszeiten
Montag – Freitag 10:00 – 18:00 Uhr
Samstag 10:00 – 16:00 Uhr

Ein unverbindliches Beratungsgespräch kann online auf www.kvik.de/hannover-mitte oder
direkt im Studio gebucht werden.
Fotos: Kvik A/S

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Ein letztes Wort im April

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Ein letztes Wort im April


Ein letztes Wort

mit dem Ministerpräsidenten Stephan Weil


Vorab noch nachträglich Glückwunsch zum Zehnjährigen in der Staatskanzlei. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Bilanz?
Das ist ja fast schon wieder verjährt. Es kommt mir nicht so lange vor, was daran liegen mag, dass es ein Jahrzehnt der Krisen war. Aber ja, ich bin ganz zufrieden. Und vor allem macht mir meine Arbeit immer noch genauso viel Freude wie am ersten Tag.

Für den Blick zurück bleibt auch momentan kaum Zeit, weil einfach zu viele Themen parallel heiß diskutiert werden, aktuell zum Beispiel das Aus für das Verbrenner-Aus – die FDP hat sich in Brüssel quergelegt. Und dann auch noch das angedachte Verbot von Öl- und Gasheizungen ab 2024 aus dem Hause Habeck. Was ist Ihr Standpunkt zu diesen Themen?
Ich habe ja keinen Hehl daraus gemacht, dass ich das Veto zum Verbrenner-Aus nicht verstanden habe. Dieses Thema hat eine lange Vorgeschichte mit vielen Diskussionen, die gesamte Automobilindustrie hat sich darauf eingestellt und längst einen Haken dran gemacht. Es gibt kein nennenswertes Automobilunternehmen mehr, das nicht massiv in Elektromobilität investiert. Die E-Fuels sind für PKW wirklich ein Randthema. Für mich ist das gar keine Ideologie-Frage. E-fuels sind unter dem Strich CO2-neutral, das ist gut. Aber sie haben einen großen Nachteil: Sie sind teuer, weil sie sehr viel Energie benötigen und die Produktion aufwendig ist. Da reden wir über einen großen Preisunterschied zum Elektro-PKW.

Was sagen Sie zu Habecks Heizungsplänen?
Das Thema ist absolut wichtig. Wenn wir in Zukunft klimaneutral werden wollen, kommen wir um Gebäudedämmungen und neue Heizungssysteme nicht herum. In diesem Bereich ist in den vergangenen Jahren viel zu wenig passiert ist, Peter Altmaier hat sich an diese schwierige Thema nicht herangetraut. Insofern ist es gut, dass jetzt die Öl- und auch Gasheizungen auf die Agenda kommen. Aber man sollte nicht versuchen, das im Hauruck-Verfahren durchzuziehen. Es ist wichtig, dass alle mitgehen können, dass es ausgewogen bleibt und dass die Leute nicht überfordert sind.

Kann man das Ende der Diskussionen vielleicht so vorwegnehmen: Das Aus für die Verbrenner kommt so oder so, das Aus für Habecks Vorschlag in der Form kommt ebenfalls so der so?
Nein, wir müssen ran an die Wärmewende. Es ist Robert Habeck wirklich hoch anzurechnen, dass er sich die Gebäudewirtschaft vornimmt. Aber es muss eben auch realistisch sein, damit der Start gelingt. Man wird da jetzt alle an einen Tisch holen müssen, die Bauwirtschaft, die Gebäudewirtschaft, die Energiewirtschaft, die Wohnungswirtschaft. Dafür braucht es einen gut durchdachten Prozess, einen realistischen Weg. Wie schnell geht das, was kostet das alles und wer zahlt das? Wir haben in Niedersachsen zum Beispiel gerade im eher ländlichen Raum viele ältere Menschen, die in Häusern mit Ölheizungen wohnen. Sie bedauern oftmals ihren hohen CO₂-Ausstoß, sehen aber von jetzt auf gleich keine Alternative, die sie sich leisten können. Für solche Probleme muss man die richtigen Antworten finden. Ich würde mir bei diesem Thema sehr viel differenziertere Diskussionen wünschen.

Sie werden aber in den einschlägigen Talkshows alles andere als differenziert geführt. Wenn Sie diese Diskussionen verfolgen und teilweise ja auch selbst in den Runden sitzen, so wie neulich bei Anne Will, wie genervt oder auch gelangweilt sind Sie eigentlich davon? Der FDP geht es offensichtlich nur noch darum, das eigene Profil zu schärfen. Die CDU kritisiert, dass die Ampel jetzt nicht schnell genug alle Versäumnisse nachholt, die uns die Regierungszeit der CDU eingebrockt hat. Es wird viel geredet, teilweise auch völliger Unsinn, und die Zuschauer dürfen dann in diesem Nebel herumstochern, das ist ganz oft mein Eindruck …
Ich hatte bei Anne Will den Eindruck, dass es durchaus auch Diskussionsteilnehmer gab, die sich sehr bemüht haben, vernünftig zu argumentieren (lacht). Aber im Ernst, mich machen solche Diskussionen auch nicht glücklich. Ich befasse mich nun schon sehr lange mit Energiepolitik und bin überzeugt, dass wir für den Klimaschutz längst weitaus mehr hätten tun können und müssen. Klimaschutz ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Und gerade darum brauchen wir durchdachte Pläne, die überzeugen, keinen platten Populismus, keine Scheindiskussionen. Nur so bekommen wir für den Klimaschutz die gesellschaftliche Zustimmung, die es braucht. Ich setze mich in diese Diskussionsrunden, weil ich für dieses Thema werben und es gerade nicht den Bremsern überlassen möchte. Und ja, manchmal nerven mich manche Diskussionsbeiträge dann auch. Die Themen sind zu wichtig, als dass man leichtfertig damit umgehen dürfte.

Ich verfluche hin und wieder den Tag, an dem die Talkshow erfunden wurde. Sie auch?
Nein, ich würde Talkshows nicht pauschal verteufeln. Ich kann mich durchaus an Sendungen erinnern, die bei mir zu Erkenntnisgewinnen geführt haben.

Finden Sie eigentlich, dass wir gesellschaftlich gerade wirklich über die richtigen Fragen diskutieren? Unterm Strich geht es für mich um zwei ganz wesentliche, übergeordnete Punkte: Schafft es die Welt, eine Klimakatastrophe noch abzuwenden? Und schaffen es die Demokratien durch die kommenden Jahre? Wenn ich mir hier in Deutschland den politischen Betrieb so ansehe, sehe ich da ehrlich gesagt ein bisschen schwarz.
Über den Klimaschutz ist tatsächlich lange genug geredet worden. Das Thema gehört jetzt auf die operative Ebene. Wie genau schaffen wir das? Was können und müssen wir wie bis wann umsetzen? Bei der Demokratie gebe ich Ihnen vollkommen recht. Wir werden aber unsere Demokratie ganz sicher nicht durch abstrakte Diskussionen schützen und festigen. Ich denke, der beste Schutz vor antidemokratischen Kräften ist eine überzeugende, glaubwürdige Politik. Ich brauche nicht die fünfundneunzigste Sonntagsrede über Demokratie. Wir brauchen klare und schnelle politische Entscheidungen. Mir fehlt bei einigen Themen die Stringenz in der Umsetzung.

Wenn ich mir diese beiden Fragen vorlege, führt mich das zu einer weiteren, sehr großen Frage: Schafft es die Welt, den Kapitalismus einzufangen und einzuhegen? Würde das gelingen, würde ich auch bei den zwei anderen Fragen nicht ganz so schwarzsehen.
Ich sehe als Grundmodel eigentlich keine Alternative zu unserem System, aber wir müssen es schaffen, den Kapitalismus zu bändigen, ihn sozialer und nachhaltiger auszugestalten. Wir brauchen einen gesellschaftlich kontrollierten Kapitalismus.

Wir sehen ja weltweit ganz offensichtliche Fehlentwicklungen im Kapitalismus, einzelne Menschen werden unfassbar reich, während viele andere hungern. Bei uns steht der Konsum im Vordergrund, Wachstum ich das höchste Gebot und in anderen Teilen der Welt zerstört der Klimawandel die Lebensgrundlagen. Und dann bekommt Olaf Scholz zwischendurch Besuch aus Bhutan und freut sich über das Bruttonationalglück – aber dann geht es weiter um den deutschen Wohlstand, der in Euro und Cent gemessen wird …
Das sind jetzt echte Grundsatzfragen: Wie definiere ich mein persönliches Glück? Was ist mir und was ist uns als Gesellschaft wichtig? Die Menschen treffen ihre ganz eigenen, privaten Entscheidungen. Aufgabe der Politik, aber auch gesellschaftlicher Institutionen ist es, dafür zu sorgen, dass es einigermaßen gerecht zugeht und dass wir Klima- und Umweltschutz einen größeren Raum geben. Für Teile der jüngeren Generation hat Nachhaltigkeit heute eine sehr viel größere Bedeutung als für frühere Generationen. Das ist auch dringend notwendig. Wir beobachten aber auch die Tendenz, die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus zu hinterfragen und mehr Wert auf Zeit und weniger auf Geld zu legen. Das passiert allerdings bei nicht wenigen auf einem recht hohen, als selbstverständlich wahrgenommenen materiellen Niveau. Das durchschnittliche Nettoeinkommen in Deutschland gibt das kaum her. Meine Sorge gilt eher der alleinerziehenden Mutter oder dem Arbeiter, der knapp oberhalb des Mindestlohnes irgendwie eine Familie durchbringen muss. Da misst sich ein bisschen mehr Glück dann sehr wohl auch in Cent und Euro. Mich treibt eher um, dass sich einige Menschen angesichts des alltäglichen Drucks mehr und mehr ins Private zurückziehen. Ich möchte, dass sie sich stattdessen als Teil einer solidarischen Gemeinschaft fühlen können, in der sich jede und jeder nach Kräften engagiert.

 

Interview: Lars Kompa

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Am Küchentisch: mit Luvuyo Mbundu – Staatsoper Hannover

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Am Küchentisch: mit Luvuyo Mbundu – Staatsoper Hannover


Luvuyo Mbundu ist aktuell in „Rusalka“ zu erleben. Hier mit Kiandra Howarth + Nina van Essen

Der Bariton Luvuyo Mbundu stammt aus Südafrika und studierte an der University of Cape Town Opera School. 2017 gewann er den 3. Preis beim Les Azuriales Opera-Programm in Nizza, 2018 den 2. Preis beim ATKV-Muziqanto-Wettbewerb in Südafrika sowie den 1. Preis der Gabriela Benackova-Competition in Tschechien. Ab der Spielzeit 2019/20 war er Mitglied des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein und dort unter anderem als Papageno in „Die Zauberflöte für Kinder“, Fiorillo in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ und Ein Steuermann in Wagners „Tristan und Isolde“ zu erleben. Bei der Académie du Féstival d’Aix sang er im Sommer 2021 die Titelpartie in Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“. An der Opera Vlaanderen in Antwerpen war er 2022 als Schaunard in Puccinis „La Bohème“ zu erleben und verkörpert diese Partie zudem im Sommer 2022 beim Glyndebourne Festival. Seit dieser Spielzeit ist Luvuyo Mbundu Ensemblemitglied der Staatsoper Hannover.

Was gab es heute bei dir zum Mittagessen? Welche Bedeutung spielt die Küche in deinem Alltag?

Es gab Geflügel und Salat, ein einfaches Essen. Wenn ich frei habe, koche ich schon ab und zu. Und dann macht es mir auch wirklich Spaß.

Du bist diese Spielzeit neu ins Ensemble gekommen, dein erstes Festengagement nach deiner Ausbildung im Opernstudio der Deutschen Oper am Rhein. Wie geht es dir? Wie waren deine ersten Monate hier in Hannover?

Bevor ich nach Hannover gekommen bin, habe ich hier und da gastiert. Im Sommer war ich beim Glyndebourne Festival. Mein Start in Hannover war dann sehr gut, ich habe Marcello in „La Bohème“ gesungen, eine meiner Lieblingsrollen. Und ich habe das Neujahrskonzert gesungen, was auch toll war. Alle sind sehr nett, ich bin gut reingekommen. Ich habe noch nicht so viel unternommen hier in Hannover, es fühlt sich anders an als in Düsseldorf, etwas ruhiger …

Warum bist du nach Hannover an die Staatsoper gekommen?

Es ist ein großes Haus. Ich bin hergekommen, weil ich wusste, dass es eines der besten Häuser in Deutschland ist. Ein A-Haus. Und ich mag, dass es ein Repertoire-Haus ist. Es wird das gespielt, was an all den großen Häusern weltweit gezeigt wird. Es ist also vor allem für junge Sänger wie mich interessant, weil wir viel lernen und ausprobieren können, bevor wir vielleicht irgendwann weiterziehen.

Du bist ja schon viel rumgekommen … Wie bist du zum Gesang gekommen?

Ich komme aus Südafrika, aus Kapstadt. Zu Hause bin ich in einer sehr musikalischen Familie groß geworden. Mein Vater ist Pfarrer und in seiner Kirche gibt es einen Chor, in dem ich schon sehr früh angefangen habe zu singen. Ich bin zur Highschool gegangen und in eine Musikschule, die von einem Opernsänger gegründet wurde. Ich habe dort viel gelernt und bin so zum Operngesang gekommen. Nach der Uni bin ich in Düsseldorf gelandet. Für mich war es ein leichter Weg, aber ich weiß, dass es das nicht für jeden ist.

Sind es der Gesang und die Karriere wert, so weit weg von zu Hause zu leben?

Es ist schon sehr hart. Du kommst in ein Land, das dir völlig fremd ist. Alles ist anders! Es hat Zeit gebraucht, bis ich angekommen und mich angepasst habe. Am Ende geht es um meine Passion und um Liebe. Ich weiß, dass ich singen kann und versuche, daraus mein Zuhause zu machen. Aber manchmal ist es schon sehr einsam in einem Land zu leben, das nicht deine Heimat ist.

Musik ist also deine zweite Heimat?

Ja, sie ist es geworden. Was ich liebe, ist in mir. Ich muss die Bedingungen akzeptieren und daran glauben, dass es klappen wird. Die ersten paar Monate in Düsseldorf wollte ich einfach nur nach Hause, ich hatte Heimweh, aber jetzt bin ich entspannt und fühle mich gut.

Im März hat „Rusalka“ Premiere gefeiert, deine erste Neuproduktion am Haus. Was hat dir an der Inszenierung von Tatjana Gürbaca gefallen?

Ich liebe die Ausstattung, das Bühnenbild. Es ist anders als in anderen Produktionen, modern, und ich mag es sehr!

Wie würdest du deine Rolle beschreiben?

Heger ist ein Wildhüter, der immer mit dem Küchenjungen unterwegs ist und mit ihm tratscht. Es ist eine Art Comic-Rolle. Ich habe sehr viel Spaß auf der Bühne, zusammen mit Nina van Essen, die den Küchenjungen spielt. Zwischendurch mag ich es, auch mal eine lustige Rolle zu spielen. Es war ein Rollendebüt, aber kein wirklich großes und schweres.

In einer Szene trägst du ein wahnsinnig tolles Glitzerkleid. Liebst du es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen? Macht das – neben dem Gesang – die Faszination Oper für dich aus?

Ja, das liebe ich an Oper. Du machst Sachen, von denen du niemals dachtest, dass du sie jemals tun würdest. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal ein Kleid trage. Aber sag niemals nie, vor allem nicht in der Oper. Du kannst jeder Charakter sein, den man sich vorstellen kann. Das ist sehr aufregend. Das mag ich so gern. Alles ist möglich.

Aber ist trotzdem immer auch ein bisschen Luvuyo mit dabei?

Wenn ich ein Kleid trage, überlege ich, wie es wäre, wenn ich eine Frau wäre. Wie würde ich dann laufen, mich bewegen? Wenn ich ein gefährlicher Typ auf der Bühne bin, versuche ich mir vorzustellen, wie ich dann wäre. So versuche ich, mich der Rolle anzunähern, mich wirklich hineinzuversetzen. Ich versuche das schon auf mich selbst zu beziehen.

Apropos Mode – auf deinem Instagram-Account bekommt man den Eindruck, dass du dich sehr für Mode interessierst …

Wenn du gut aussiehst, dann bist du auch gut in dem, was du tust. Ich versuche immer etwas Positives und Gutes auszustrahlen. Ich mag es, gut auszusehen. Das bin ich. Das plane ich nicht unbedingt, es passiert einfach (lacht). Wenn ich unter Leute gehe, möchte ich gut aussehen.

Du stehst also gerne im Mittelpunkt, im Rampenlicht?

Vielleicht … (lacht) Man muss sich schon daran gewöhnen, dass Menschen kommen, um einen anzugucken. Aber so bin ich aufgewachsen. Ich habe schon immer vor Menschen gesungen, sie haben mich immer angeschaut. Ich habe mich also daran gewöhnt und mag es vielleicht deshalb, wenn ich angeschaut werde (lacht).

Bald hast du ja wieder die Möglichkeit dazu. Im April steht gleich die nächste Neuproduktion an, mit dir in der Titelrolle. Mit „L’Orfeo“ reisen wir in der Musikgeschichte über 200 Jahre zurück in der Zeit. Der italienische Komponist Monteverdi erfand mit „L’Orfeo“ die Gattung Oper mit. Wie stellt man sich als Sänger auf diese ganz unterschiedlichen Musiken ein? Wie bereitest du dich darauf vor?

Das ist eine ganz neue Art für mich zu singen. Es ist meine erste Barockoper, und herausfordernd. Aber machbar. Ich habe die Musik bereits gelernt und sie ist wunderschön, ich genieße sie. Als ich die Noten das erste Mal angeschaut habe, hatte ich schon etwas Respekt, weil ich so etwas noch nie gesungen hatte. Ich musste mir erstmal Aufnahmen anhören, wie damals gesungen wurde. Ich musste mich mit dieser Art Gesang erstmal vertraut machen. Du kannst hier nicht mit der gleichen Opernstimme singen wie du Verdi oder Puccini singst. Deine Stimme muss sehr kontrolliert sein. Es gibt viel, was man beachten muss. Es hat mehr Zeit gebraucht, zu lernen wie man diesen Stil singt. Jetzt bin ich fast da, aber lerne noch. Im November habe ich angefangen und bis Ende April ist noch ein bisschen Zeit, damit die Rolle perfekt wird.

Magst du diese Art Herausforderung?

Mein Lieblingsjahrhundert ist das 19. mit Werken von Puccini und Verdi. Aber als Sänger ist es wichtig, Dinge auszuprobieren und ich bin immer neugierig. Ich probiere gerne Dinge aus. Mein Instrument, meine Stimme, ist ein Geschenk Gottes. Du weißt nie, welche Möglichkeiten, in dir stecken. Es ist nie gut, irgendwo stehen zu bleiben und sich zu langweilen. Lieber versucht man etwas und schaut, ob es klappt. Das kann man auf alle Bereiche im Leben übertragen.

Was reizt dich an der Geschichte und an der Musik von „L’Orfeo“ konkret?

Barockmusik ist sehr frei, du kannst alles machen, was du möchtest. Monteverdi gibt dir die Struktur vor, aber dann kannst du innerhalb dieser sehr flexibel agieren. Du bist viel freier als in der Musik des 19. Jahrhunderts. Das Publikum kann also sehr gespannt sein. Die Geschichte ist sehr interessant. Ich habe viel gelernt. Manchmal glauben wir Menschen nicht an die Liebe. Orpheus hat Eurydike wirklich geliebt, er ist bereit, ihr in die Unterwelt zu folgen. Diese tiefe Liebe und das tragische Ende finde ich sehr interessant.

Orpheus hat Kräfte, die anderen Menschen versagt sind: Wenn er singt, halten die Tiere inne und horchen auf, er kann sprichwörtlich Steine erweichen. Was ist deiner Meinung nach die Kraft von Musik/Gesang?

Ein Leben ohne Musik ist nicht vorstellbar. Egal, ob wir traurig sind oder glücklich: Wir wollen Musik hören. Eine Party ist nur eine Party, wenn es Musik gibt. Das Leben wäre wirklich ein Fehler ohne Musik. Ich bin hier in Europa nur wegen der Musik. Es gibt eine unendliche Liste an Dingen, die Musik den Menschen bringt. Wir brauchen sie!

Du hast Silvia Costa, die „L’Orfeo“ inszenieren wird, neulich getroffen und ein Stück von ihr angeschaut. Was ist sie für eine Künstlerin? Hat sie schon was über ihre Pläne in Hannover verraten?

Sie ist eine großartige Regisseurin. Ich habe ein Stück von ihr angeschaut und an dem Abend ist sie selbst für jemanden der krank war, auf der Bühne eingesprungen. Das war sehr beeindruckend. Ihre Inszenierungen und Installationen werden europaweit gefeiert, ich bin gespannt, wie ihr „L’Orfeo“ aussehen wird. Ich habe gehört, dass es surreale Elemente geben soll. Und dass ich viel auf der Bühne sein werde. Orpheus ist eine große und herausfordernde Rolle für mich, auf die ich mich aber sehr freue!

Abschließend die Frage, was du brauchst, um glücklich zu sein? … Auch wenn ich mir die Antwort schon denken kann …

Ich glaube, ich muss singen … (lacht). Wenn ich gut singe und das erreiche, was ich mir vorgenommen hab, dann bin ich glücklich. Ansonsten gehe ich gerne aus, hab Spaß und lebe mein Leben. Wir arbeiten sehr viel, aber manchmal muss man sich auch distanzieren und andere Dinge machen.

Vera Barner

L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi feiert am 28. April Premiere.

Fotocredit: Sandra Then

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Stadtkinder essen: Wok’n‘Joy

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Stadtkinder essen: Wok’n‘Joy


Liebe Stadtkinder,
das nächste Mal, wenn ihr durch die Altstadt lauft und denkt: „Ach kuck, noch ein auf hip gemachter Asia-Imbiss, das hat die Welt ja gebraucht!“ – vergesst das wieder und geht sofort rein. Jedenfalls dann, wenn es sich um Wok’n’Joy in der Kramerstraße handelt. Hoch und heilig versprochen, dass ihr das nicht bereuen werdet. Auch wir waren voller Vorurteile: Bei der Einrichtung weiß man nicht so genau, ob man sich gerade bei Hollister oder auf Dschungelsafari befindet – es ist sehr schick eingerichtet. Und sehr dunkel. Aus den Boxen kommen leise und unaufdringlich loungige Coverversionen bekannter Rock- und Popklassiker. Bepflanzte Vogelkäfige, Neonschriftzüge und man wirbt mit einem Präfix, der wirklich alles bedeuten kann: „Fusion“ –wirklich extrem hip hier.

Allerdings nicht ungemütlich. Die schlichten Sitzbänke sind erstaunlich bequem und der Service ist wahnsinnig freundlich. Wir werfen einen Blick in die Karte: Sushi gibt es auch. Nee, zu kalt dafür. Und überhaupt, man weiß ja nie. Erst mal das Gegarte testen. Und was zu trinken! Die Bierauswahl ist groß, sowohl lokale, als auch andere europäische und asiatische Biere stehen auf der Karte. Diese Art von „Fusion“ mögen wir natürlich. Die Wahl fällt auf ein vietnamesisches „Asahi“-Bier (0,33l, 3,80€) und den hauseigenen Cocktail „Woky Bubbles“ (6,20€), der aus Prosecco, Litschisaft, Eis und Minze besteht. Sehr lecker!

Zur Vorspeise bestellen wir uns „Crunchy Pockets“ (4,80€) und „Wrapped in Leaves“ (5,20€). Dabei handelt es sich um je vier Teile mit Salat. Zum einen frittierte Teigtaschen, die mit einer feinen Hähnchen-Garnelen-Mousse gefüllt sind und mit einem süßen Chili-Dip serviert werden. Die Teigtaschen sind so knusprig, dass sie beim Reinbeißen einen Lärm machen, als äße man Kartoffelchips. Und sie schmecken wirklich großartig!
Genau wie das andere Gericht, dass aus einer gut gewürzten, mageren Rindfleischfüllung besteht, die in marinierte Betelblätter gewickelt wurde und mit hausgemachter Unagi-Sauce gereicht wird. (An dieser Stelle müssen wir alle Freunde der natürlichen High-Macher enttäuschen: Hier handelt es sich um ein typisches vietnamesisches Gericht, das extrem lecker ist, aber kein Bisschen ballert!). Sensationell! Wenn der Hauptgang genauso gut ist…

…Ist er!

Wir entscheiden uns für „Ocean’s Best“ (19,60€) und „Pretty Chick“ (10,60€).

Ersteres ist ein großzügiger Querschnitt an Schalen- und Krustentieren: Reichlich Black-Tiger- Garnelen, Grünschal- und Jakobsmuscheln, sowie Tintenfischtuben, die auf einem unglaublich leckeren Bett aus knackigem Gemüse, frischem Salat und einer Sauce serviert werden, die herrlich nach Zitronengras, Thai-Basilikum und der genau richtigen Menge Chili schmeckt.

„Beim „Pretty Chick“ handelt es sich um eine reichliche Portion knuspriger Hähnchenbruststreifen im Pankomantel mit Salat, frischem Wokgemüse und einer cremigen Erdnuss-Kokos-Sauce, für die man sich am liebsten einen Löffel geben lassen möchte.

Zu beiden Gerichten wird Reis serviert, den wir aber aufgrund der Portionsgröße der Hauptgerichte überhaupt nicht anrühren – und das, obwohl er herrlich nach Jasmin duftet. Auch, wenn mit „Fusion“ wohl eher „transasiatisch“ gemeint ist, bei Wok’n’Joy waren wir garantiert nicht zum letzten Mal – und beim nächsten Besuch gibt’s Sushi!

Wok’n’Joy
Kramerstraße 22
30159 Hannover
0511-47392555

Täglich 11:30-22:00h geöffnet

IH

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Der besondere Laden: niceZeit

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Der besondere Laden: niceZeit


Lindener Eiskonzept

Bei „Rote Beete“, „Safran“ oder „Lavendel“ denken wahrscheinlich die wenigsten zuerst an Eis. Doch eben diese Sorten findet man in der Vitrine von nicezeit zentral am Schmuckplatz in Linden. Was früher eine Schlecker-Filiale war, ist heute ein Ort, an dem Groß und Klein ganz besonderes Eis genießen können.

Ob eine Kugel auf die Hand, eine Kugel im Laden oder im großen To-Go-Becher – mitten in Linden-Nord bekommen Eisliebhaber*innen haus- und handgemachtes Premiumeis. nicezeit verzichtet bei der Herstellung der kalten Köstlichkeiten vollständig auf künstliche Aromen und Farbstoffe. „Wir arbeiten nur mit reinen Rohstoffen. In unserem Rote-Beete-Eis ist auch wirklich Rote Beete drin“, erzählt Jan, Mitinhaber der nicezeit. „Außerdem ist unser Eis so besonders, weil es hier vor Ort von Hand, mit viel Liebe, produziert wird“, fährt er fort. Und dabei kann man den Eiskonditor*innen auch ganz genau auf die Finger schauen. Ein Fenster zum Eislabor ermöglicht Neugierigen einen direkten Blick in die Eisproduktion. „Bei uns kann man genau sehen, was alles in das Eis reinkommt. Ob Nussmuse, dunkle Schokolade oder Frucht – wir wollen transparent sein.“ Neben den üblichen Sorten wie Erdbeere, Schokolade und Vanille landen auch immer wieder neue, ungewöhnliche Sorten im Verkauf. „Wir probieren immer mal wieder Neues aus. Und wenn die neue Kreation schmeckt, landet sie in der Vitrine.“

Erst letztes Jahr im Mai hat Jan, gemeinsam mit anderen, den Laden übernommen. „Ich arbeite schon mein Leben lang in der Gastro und fand Eis immer spannend, weil jeder damit etwas Positives verbindet. nicezeit war genau das, was wir gesucht haben. Und dann lag es nahe, den Laden zu übernehmen“, erinnert er sich. Eine Zeit, die nicht sehr leicht war. Schwankende Rohstoffpreise gehörten zu den größten Herausforderungen. „Das war eine schwere Zeit, aber wir haben es geschafft und konnten die Qualität halten“. Die Übernahme war sogar so erfolgreich, dass sich nun bald auch die List über das Eis aus der Lindener Eisproduktion freuen kann. Die nicezeit eröffnet hier eine kleine To-Go-Filiale in der Podbielskistrasse 6.

Doch Eis ist nicht das Einzige, was die nicezeit in petto hat, es gibt außerdem Suppen und Café.

Und ein mietbares Eisfahrrad, sowie ein „Mini-Eis-Tresen“, gefüllt mit zwei oder drei leckeren nicezeit Sorten, welches man samt Equipment mieten kann, sorgt darüber hinaus bei Feierlichkeiten, Kindergeburtstagen oder Gartenparties, für leckere Abkühlungen. Der neuste Streich ist eine mietbare „Gulaschkanone“ – eine alte, restaurierte Feldküche der Bundeswehr, in der für bis zu 700 Leute gekocht werden kann.

Auch für die Zukunft hat Jan für die nicezeit noch einige Pläne: „Wir versuchen mit anderen Gastronomen oder Unternehmen neue Projekte anzukurbeln.“ Denn so kann das Eis von nicezeit noch mehr Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. „Wir kommen hier mit vielen Menschen zusammen und ziehen mit vielen wirklich engagierten Mitarbeiter*innen und Geschäftspartner*innen etwas hoch. Das Gefühl dabei, das Lächeln und die Freude der Leute an diesem Produkt, ist einfach toll.“

Jule Merx

nicezeit
Velberstraße 15, 30451 Hannover
Öffnungszeiten Mo-So 14-18 Uhr
www.nicezeit.com

E-Mail info@nicezeit.com

Instagram: @nicezeit

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Der Freundeskreis im Gespräch im April

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Der Freundeskreis im Gespräch im April


Diesen Monat sprechen wir mit dem selbstständigen Kommunikationsdesigner Christoph Jahn und Paulina Ancira, der Motion Designerin an einer hiesigen Werbeagentur, über die Arbeit von Designer*innen, die Vorzüge und Herausforderungen des Berufes sowie über seine Außenwahrnehmung.

Stellt euch doch beide einmal vor …

Paulina Ancira

PA – Ich bin Paulina Ancira und habe Visuelle Kommunikation studiert, was so wie Grafikdesign ist – der einzige Unterschied ist, dass Visuelle Kommunikation auch noch Interaktive Medien und Bewegtbild mit einschließt. Aktuell bin ich Motion Designerin bei creativteam.communications, einer Werbeagentur hier in Hannover. Außerdem bin ich ehrenamtliche Grafikerin beim Freundeskreis Hannover. Meine Mutter ist auch Grafikdesignerin gewesen … und seit ich klein bin, habe ich immer gerne gezeichnet und hatte dann den Vorteil, dass ich wusste, das man das beruflich machen kann.

Christoph Jahn

CJ – Den Vorteil hatte ich nicht. Ich komme aus einer Familie, da laufen unheimlich viele andere Berufe rum. Da hätte ich z. B. auch Jura studieren können, aber das war mir dann zu langweilig. Ich wollte das auch schon nach dem Abitur machen: einfach etwas anderes mit Design oder so … Ich habe dann den einfachen Weg gewählt und ein Studium begonnen – und auch abgebrochen. Dann habe ich eine Berufsausbildung zum Mediengestalter gemacht, was jetzt 23 Jahre her ist. Und seit knapp 18 Jahren betreibe ich mein eigenes Büro.

Man findet ja Begriffe wie Grafikdesign, Mediendesign, Kommunikationsdesign gleichermaßen, wobei ja Kommunikationsdesign und Grafikdesign nahezu identisch sein sollen. Das ist mitunter recht verwirrend …

CJ – Das ist schon sehr unterschiedlich. Es ist ja auch kein geschützter Begriff. Jeder darf sich Designer nennen. Gerade bei Stellenausschreibungen findest du locker 20 Begriffe, wobei unklar ist, was du können solltest. Ich bezeichne mich gerne als Kommunikationsdesigner, weil Grafik das nicht so ganz umschreibt. Ich glaube aber, es gibt 1.000 Berufsbezeichnungen und alle meinen das gleiche.

PA – Es ist insgesamt ein Problem, dass die Menschen nicht so recht wissen, wie man das benennen soll. In meiner Uni gab es zwei Studiengänge: Visuelle Kommunikation und Mediendesign. Und Mediendesign ging schon mehr in die Richtung Animation, aber auch mehr für Film … Visuelle Kommunikation betrifft eher Plakate, Buchgestaltung. Bei Stellenausschreibungen steht dann aber mitunter Mediendesigner*in – eigentlich brauchen sie aber jemanden, der Werbung macht. Das machen aber nicht die Menschen, die sich komplett auf Animationen ausgerichtet haben.

CJ – Ich habe mich entschieden, meinem Büro den Namen „Gebrauchsgrafik“ zu geben. Das ist der alte Begriff für Kommunikationsdesigner gewesen. Also ein Kunde kommt zu mir und sagt „Ich hätte gerne das so und so“ oder „Ich habe ein Problem, das hätte ich gerne gelöst“. Kundenansprache, Kundenkommunikation – das kann man auch gar nicht so pauschal sagen, das ist auch immer unterschiedlich. Wobei ich eigentlich ursprünglich aus dem Druck komme. Ich habe ganz viel Druckgrafik gelernt. Letztendlich mache ich Digitales aber auch, weil du es einfach machen musst und es auch Spaß macht.

Was sind denn so eure Standard-Handwerksmittel, die zum Einsatz kommen?

PA – Also standardmäßig benutzt man die Adobe-Suite und da so fast alle Programme … Photoshop, Illustrator, InDesign.

CJ – Bei mir ist es das gleiche. Also letztendlich ist Adobe der Marktführer.

Auch um 2000 rum, als du angefangen hast?

CJ – Ne, da war Adobe noch nicht in allen Bereichen so präsent wie jetzt. Für Satztechnik hast du eigentlich QuarkXPress genommen. Die gab es einfach vorher und die waren auch mehr angesagt. Und statt Illustrator gab es Freehand. Da du jetzt aber einfach die Creative-Suite von Adobe buchst und dann alle Programme hast, macht es keinen Sinn, noch ein zweites Programm zu kaufen. Mein wichtigstes Programm ist letztendlich InDesign, weil ich am meisten noch für den Druck tätig bin.

Ist es mit den technischen Entwicklungen, die es da so gegeben hat, einfacher geworden? Oder auch etwas komplizierter?

CJ – Anders. Der Kunde ist ja der gleiche geblieben. Klar, früher gab es manche Sachen nicht, die es heute gibt – und das hast du gar nicht infrage gestellt. Und es sind ja ganz viele Berufe weggefallen: Früher gab es ja den Lithografen und den, der den Film belichtet hat. Die ganzen Firmen gibt es gar nicht mehr. Und das ist schon einfacher geworden, weil heutzutage mehr möglich ist.

Wo du gerade den Kunden erwähnst: Wie ist das mit Kundengesprächen? Manche Designer*innen, beschreiben das als langwierigen Prozess mit viel Rumgeeiere, bei dem man irgendwie erraten muss, was der Kunde möchte …

PA – Also auf jeden Fall glaube ich, dass man ganz viel Erfahrung dabei sammeln kann. Ich habe keinen direkten Kontakt mit der Kundschaft, erfahre aber durch die Manager, was der Kunde zu dem, was ich gemacht habe, gesagt hat. Das ist mitunter schwierig, denn die Kund*innen wissen manchmal noch gar nicht, was sie wollen. Sie kommen etwa mit einer Anfrage und sagen, sie hätten gerne „etwas wie dieses Bild“ – wollen aber im Grunde ganz genau dieses Bild.

CJ – Das gibt’s immer. Und du kannst ja nicht einfach ein Bild kopieren, so nach dem Motto „Ich hätte gern die Werbung von dem“. Manche Kund*innen haben auch nicht die Vorstellungskraft, was es bedeutet, wenn sie was sagen: „Ich hätte gerne das – aber anders“. Anders kann ja 1.000 Varianten sein.

Sind solche Missverständnisse störende Fehler, die eigentlich nicht sein sollten? Oder sagt man sich eher: Das ist Teil das Geschäfts und gehört dazu … es geht darum, so lange rumzukreisen, bis man sich dann gefunden hat …

CJ – Dafür ist man ja selbst verantwortlich. Kein Kunde kennt alle Fachbegriffe, weil die einfach nicht Teil seines Alltags sind. Es kann manchmal ein bisschen nervig sein, wenn du etwas das 300. Mal erklärst – aber das musst du halt machen, weil das keiner weiß. Woher denn auch? „Ist ein Handybild druckbar?“ Klar, dann musst du dem erklären „Per se ist das druckbar, aber nicht so, wie es in der Kamera ist.“ Das musst du erst einmal erklären.

Ich bin schon häufiger darüber gestolpert, dass Designer*innen vorgehalten wird, Werbung und Manipulation zu betreiben. Seid ihr mit solchen Vorwürfen konfrontiert, dass ihr zwecks besserer kommerzieller Verwertbarkeit etwas aufhübschen oder verfälschen würdet?

PA – Also es gibt, glaube ich, neue Bewegungen, die sagen, dass Design automatisch Haltung ist. Nach dieser Bewegung sollte man immer bewusst entscheiden, wofür man etwas macht. Aber ich finde es ein bisschen schwer, das jedes Mal zu bedenken, weil man sich als Designer*in zwar darüber Gedanken machen kann, aber ich bekomme z. B. die Aufträge von der Agentur. Man soll sich schon Gedanken machen, was man mit seiner Arbeit macht – aber es gibt eben Levels dabei. Da gibt es Menschen, die das sehr extrem sehen.

CJ – Also ich mache ja eigentlich gar nicht so sehr Werbung. Du kannst ja auch Formulare für eine Versicherung machen. Aber klar: Du musst gucken, wer bei dir bestellt. Denn dem verhilfst du dazu, sich besser darzustellen. Du lässt ja wen attraktiv erscheinen. Du kannst eine Mini-Firma riesig erscheinen lassen. Das ist ja immer auch das, was der Kunde gerne möchte. Bei Werbung weißt du ja eigentlich, dass die Leute da geschummelt haben, dass Werbung lügt. Auch deshalb sage ich vielleicht manchmal ganz gerne: „Ich mache keine Werbung, sondern Gebrauchsgrafik“. Da wird mit Sicherheit auch noch mehr drauf zu kommen sein: Im Moment sind ja AI-Prozesse sehr im Gespräch … Letztlich ist das eine Frage, wie du dich selber siehst; aber auch eine Frage des Geldes.

À propos AI: Wie blickt ihr in die Zukunft? Macht ihr euch Gedanken, dass es jetzt ganz schnell gehen könnte mit der technischen Entwicklung und man aussortiert werden könnte?

CJ – Also, das ist, finde ich, nichts Neues. Es ist halt gerade populär, darüber zu sprechen. Mit Sicherheit wird ein Teil meiner Arbeit oder unserer Arbeit irgendwann ersetzt werden. Vielleicht bist du dann nur noch Berater oder der, der dann das Programm füttert. Aber wenn der Kunde jetzt nicht weiß, was er möchte, dann wird er das auch in 30 Jahren nicht wissen. So toll auch die Technik dahinter ist, das Ergebnis wird nicht besser, aber anders.

PA – Ich würde mich da anschließen. Bei freien Künstler*innen kann ich die Sorge aber auch sehr verstehen, weil deren Styles teilweise kopiert werden, was nicht fair ist. Aber als Designerin glaube ich, dass die AI noch nicht so weit ist. Manche Bekannte von mir benutzen Teile von diesen AI-Programmen, um ihre Grafiken zu verbessern. Sie machen am Ende das Design, aber nutzen solche Programme als Tool. Man muss nur vorsichtig sein, denn mit gewissen Informationen gefüttert, werden auch problematische Ergebnisse für bestimmte Begriffe geliefert, sodass die Bilder, die rauskommen, teilweise rassistisch sind bzw. eine gewisse Weltanschauung widerspiegeln. Ob das nun an denjenigen liegt, die das programmiert haben, oder daran, dass die Mehrheit der Bilder, die sich im Internet befinden, auch so sind …

CJ – Es gibt leider viele Rassisten auf der Welt und die sorgen auch für viele Fotos im Internet. Aber für Künstler*innen ist das schon echt hart, denn diese Tools für Bildgenerierung sind ja eher Kunst und nicht Grafikdesign. Für Grafikdesign ist das nur ein anderes Tool irgendwann und da finde ich es spannend, dass man das nutzen kann. Wenn du Photoshop anguckst: Ich habe angefangen mit Photoshop 3.0 – und wenn du siehst, was Photoshop jetzt kann, ist das ja komplett anders. Ich müsste ja sonst sagen: „Ich kann nur Grafikdesign machen, wenn ich Photoshop 3.0 benutze, denn da muss ich noch mein ganzes Handwerk können.“ Jetzt klicke ich für manche Aktionen bei Photoshop einmal auf einen Button und das macht den ganzen Rest.

Wenn ihr gerade von Künstler*innen sprecht: Wie würdet ihr die Frage nach Kreativität in eurem Beruf bewerten? Waltet da eher Kreativität, eher Monotonie? Als Künstler seht ihr euch ja offenbar nicht …

CJ – Ne. Ich mache Handwerk, würde ich eher sagen: schon kreatives Handwerk, aber Handwerk. Ich wüsste jetzt gar nicht, wie viel Kreativität das bedeutet. 60 % meiner Arbeit kann ich verkaufen, dann darf ich mich noch mit dem Finanzamt unterhalten, mit allen Verwaltungssachen. Das hast du nicht.

PA – Das stimmt, ja. Ich finde, man sollte schon kreativ sein, um Design machen zu können. Aber es ist auf jeden Fall anders als bei Künstler*innen, weil man beim Design immer ein Briefing bekommt; es gibt gewisse Dinge, an die man sich halten muss. Das ist für mich wie ein guter Leitfaden. Im Studium haben wir eher freiere Aufgaben bekommen: etwa, ein Buch zu gestalten – Thema und Gestaltung waren frei. Das war teilweise schön, weil man alles machen konnte – aber es war zum Teil auch anstrengend, weil man nicht wusste, wo man anfangen sollte. Das habe ich jetzt im normalen Alltag nicht mehr so, weil ich einen festeren Rahmen habe, an den ich mich halten muss.

CJ – Ganz freie Arbeiten sind echt schwierig. Es gibt durchaus Kunden, die sagen „Mach mal was“. Mit was fängst du an und was kannst du dann am Ende auch vermitteln? Andererseits finde ich es auch ganz schwierig, wenn der Kunde schon ganz krasse Vorstellungen hat und die dann aber blöd sind. Das ist dann auch eher unkreativ, weil es dann wirklich reines Abarbeiten ist.

PA – Das ist auch sehr anstrengend. Wenn die Kunden etwas Genaues wollen und man ihnen dann nicht unbedingt vermitteln kann, warum das nicht so gut funktionieren wird – und sie es dann eben trotzdem wollen.

CJ – Ja, sie gehen zum Fachmann, wollen aber dessen Meinung nicht akzeptieren. Dass du aus einem bestimmten Grund etwas machst, das sehen die manchmal nicht. Da ist das Foto und dann kommt das und das aus einem bestimmten Grund … die Blickrichtung oder so. Du kannst das alles begründen, aber das wollen diese Personen leider nicht hören. Das ist so ein bisschen das Vorurteil: Ich mache nur was schön. Aber dass da auch was dahinter steht, dass das ein Handwerk ist, in dem du der Fachmann bist, das sehen viele gar nicht.

PA – Auch ganz schwierig ist es, wenn man zwei Konzepte für ein Projekt entwickelt, mit zwei verschiedenen Ansätzen. Dann zeigt man das dem Kunden und dann heißt es: „Ich mag von dem einen Entwurf das und von dem anderen Entwurf das. Können wir die miteinander verheiraten?“ Man hat sich ja extra Gedanken gemacht – und dann muss man beide Ideen miteinander vermischen, was ja gar nicht der Plan war.

CJ – Ne, das war manchmal so gar nicht gedacht. Da stellt man sich, glaube ich, manchmal selber das Bein.

Wenn ich jetzt einen einfachen Text nehme und ändere da was an den Abständen, ziehe die entweder sehr groß auf oder halte sie ganz eng, dann kann ich ja wirklich ins Extrem gehen und man hat am Ende auf jeden Fall Probleme damit als Leser*in. Es gibt aber wahrscheinlich auch einen Bereich, wo man sagen würde, dass man das durchaus noch lesen kann, aber wo du jetzt vermutlich bereits sagen würdest, so unterschwellig ist es wahrscheinlich eher suboptimal …

CJ – Da mache ich bei mir aber eine ganz große Unterscheidung. Am Anfang darf der Kunde auf jeden Fall noch mitreden, wenn er darauf besteht, dass es die Farbe ist oder sowas. Zur Lesbarkeit sagt mir der Kunde dann meist: „Ich habe die und die Kunden.“ Für jemanden mit einem Kundenstamm um 65+ musst du den Textsatz anders machen, weil da fast jede*r eine Lesebrille hat. Da lasse ich mir auch heutzutage nicht mehr reinreden. Im Gegensatz: Wer hat sich denn früher Mal die AGBs auf Briefbögen durchgelesen? Du kannst ja auch Texte absichtlich unleserlich halten. Ich finde das immer gruselig, wenn du etwas findest und das nicht lesen kannst.

Wenn sich jetzt jemand denkt: „Ja, Grafikdesigner*in könnte ich mir vorstellen …“ Was wäre da so euer Rat? Was gibt es da so für große Pluspunkte? Was kann Spaß machen? Was muss man mitbringen? Und was ist eher unschön?

PA – Also, ich finde es schön, dass jeder, der Designer ist, das macht, weil er es möchte. Wenn man mit Designer*innen spricht, weiß man, dass die Person sich auch wirklich für Gestaltung interessiert. Was ich nicht so schön finde, ist, dass manche Menschen, die nicht Gestalter sind, sich als solche sehen – die das nicht so wertschätzen, weil sie denken, sie können das einfach so mit Canva machen: weil das doch jeder könne.

CJ – Du musst schon Leidenschaft dafür haben und das gerne machen. Ich kenne auch keinen, der nicht auch früher schon gerne gezeichnet oder sich für Kunst und Design interessiert hat. Mann kann kreativ arbeiten und jeder Kunde ist anders, jedes Projekt ist anders: Du machst nicht immer das gleiche. Und wenn ich mir bei Pinterest Designs angucke, ist das Arbeit: Ich lasse mich inspirieren oder recherchiere.

PA – Man befasst sich damit nicht nur in der Zeit, in der man arbeitet.

CJ – Genau, das ist gleichzeitig Arbeit und auch privat das Hobby. Das ist alles gleich.

 

CK

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