Liebe Katherina, lass dir das nicht gefallen! Zieh das jetzt durch, bau die Gaskraftwerke, egal was Brüssel sagt. Du hattest 20 Gigawatt versprochen, du musst jetzt Wort halten. Für uns alle – die wir in weiser Voraussicht unser Geld bei jenen Konzernen angelegt haben, die demnächst Milliarden verdienen werden. Was ist da eigentlich schiefgelaufen in Brüssel? Hast du vergessen, rechtzeitig mit den richtigen Leuten zu sprechen und die Türen zu ölen?
Vergossene Milch. Jetzt muss es umso mehr darum gehen, den Menschen die Gaskraftwerke als alternativlos zu verkaufen. Das muss weiterhin auf mehreren Ebenen passieren. Erstens musst du die „Dunkelflaute“ noch viel mehr als großen Teufel an die Wand malen. Das Motto: Grüner Strom schafft Unsicherheit. Mit Wind- und Solarenergie wackelt das Netz. Darum: Mehr Statements von der Sorte wie nach dem großen Ausfall in Spanien. „Der Blackout auf der Iberischen Halbinsel hat gezeigt, wie verwundbar unser Stromsystem sein kann“, hast du gesagt. Gar nicht so übel. Die grünen Energien können uns potenziell jederzeit ins Chaos stürzen. „Wir müssen gewappnet sein.“ Und klar: Gaskraftwerke sind die Lösung. Das freut die früheren Kollegen von Westenergie. Und es spielt bei all dem gar keine Rolle, dass der Stromausfall in Spanien wohl rein gar nichts mit erneuerbaren Energien zu tun hatte, sondern vielmehr mit einem ziemlich maroden Netz. Fakt ist, was die Leute glauben. Also immer schön die Geschichte vom guten, sicheren Strom (Gas) und vom schlechten, unsicheren Strom (Sonne und Wind) erzählen.
Aber das ist wie gesagt nur der erste Teil. Gleichzeitig musst du die Fortschritte bei der Stromspeicherung weiter kleinreden. Klar, die Preise für Batteriespeicher fallen, die neuen Natrium-Ionen-Batterien kommen jetzt sogar ohne kritische Rohstoffe aus und die Installation von Großspeichern wächst rasant – aber auf Gaskraftwerke können wir (natürlich) trotzdem nicht verzichten. Auch wenn immer mehr Menschen demnächst zu Hause ihren Strom speichern werden. Nein, die Zukunft sind Gaskraftwerke. Du, liebe Katherina, musst das immer wieder sagen, bei jeder Gelegenheit, damit die Leute das weiter glauben. Und das tust du ja auch. Da freut sich die fossile Lobby. Und falls die Leute trotzdem beginnen, an deinen Gaskraftwerken zu zweifeln, musst du einfach mit Atomkraftwerken drohen. Denn irgendwie muss ja die Grundlast gesichert werden. Atomkraftwerke funktionieren in Deutschland. Die Leute fressen fast alles, wenn sie nur das nicht fressen müssen.
Und nicht zuletzt bleibt natürlich Intransparenz deine vornehmste Aufgabe. Mauern, auf Anfragen nicht reagieren. Und immer schön satte Gebühren für IFG-Unterlagen verlangen, obwohl ein Gericht solche Praktiken bereits als rechtswidrig eingeschätzt hat. Ist vielleicht nicht legal, aber vollkommen egal. Sie können ja versuchen, sich gegen diese Praxis zu wehren. Mal sehen, wer finanziell am Ende mehr Ausdauer hat. So geht’s. Das ist der Job einer Bundesministerin für Wirtschaft und Energie. Und falls es 2029 mit einer Fortsetzung nicht klappt, sind die Sessel in der alten Branche schon vorgewärmt.
Wichtig ist, jetzt nicht ins Wanken zu geraten, angesichts irgendwelcher renitenter Brüssel-Beamten. Dann werden es halt nur 12 Gigawatt. Das reicht immer noch lässig für die Altersvorsorge. Gaskraftwerke helfen. Sie helfen dir, sie helfen uns und sie helfen der fossilen Energiewirtschaft. Es muss dir weiter darum gehen, zu bremsen, wo immer du kannst, liebe Katherina. Damit die fossilen Renditen noch eine Weile weitersprudeln. Dein Schaden wird es nicht sein.
Abgelegt unter offene BriefeKommentare deaktiviert für Ein offener Brief an …Katherina Reiche
„Plan A wird durchgezogen bis zum Ende und ich bin mir sicher, ich schaffe das auch!“ Christian Derabin ist entschlossen: Musik, Rap soll sein Leben werden. Christian alias Chrispy ist 16 Jahre alt und Rapper. Im Frühjahr ist er bei der Fernsehshow „The Voice Kids“ aufgetreten. Seitdem ist es sein Traum, Musik zu seinem Beruf zu machen. „,The Voice Kids‘ hat mir die Inspiration und den Push gegeben, der nötig war, um eigene Songs zu machen.“ Gemeinsam mit Sänger und Coach Clueso ist Christian in der Show in die Knockouts, ins Halbfinale, gekommen. Für Musik interessiert er sich schon länger, aber richtig angefangen, selbst Musik zu machen, hat Christian erst durch die Teilnahme bei „The Voice Kids“.
Jetzt geht er in die 11. Klasse eines Gymnasiums und hat vor kurzem seine ersten eigenen Songs veröffentlicht: „Louis V“ und „Bipolarstern“. Letzterer ist von einem gleichnamigen Gedicht inspiriert, das seine Mutter geschrieben hat. „Da ging es vor allem um Emotionen, die man so fühlt, um Verlust, um Liebe und so.“ Christians Gefühle fließen auch in seine Beats. „Ich produce meine Beats selbst, also ohne KI. Schon bevor ich angefangen hab, Songs zu schreiben. In den Beats stecken immer Emotionen und Seele drin.“ Die Beats für seine Songs erstellt er auf dem Handy. Nur für den Feinschliff nutzt er den Laptop. Christian meint, das würde vielleicht einfach klingen, aber „dafür braucht es ganz viel Kreativität und Übung“. Orientierung für seine Musik findet er bei den „Styles“ seiner Lieblingskünstler*innen The Weeknd, Drake und Luciano.
„The Voice Kids“ war für Christian ein „großer und sehr cooler Start“: „Die Erfahrung und das Coaching von den Leuten da haben mir auf jeden Fall Inspiration und Motivation für eigene Musik gegeben.“ Jetzt kann er sich ein Leben ohne Musik gar nicht mehr vorstellen. „Ich habe mich so oft gefragt, warum mir das so liegt und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass ich einfach dafür geschaffen wurde. Ich bin dafür geboren, das ist meine Berufung.“
Christian ist christlich und Religion spielt in seinem Leben eine große Rolle. Besonders wenn es um Kritik an seiner Musik geht: „Da ist nicht nur Support, manche Leute haten auch. Aber das finde ich gut, denn das ist ja normal. Würde jeder supporten, dann wäre irgendwas falsch. Aber ich weiß, dass alles, was passiert, aus einem Grund passiert, der einfach über mir steht. Deswegen gehe ich auch an die Kritik sehr entspannt ran.“ Der Umgang mit Kritik gehört für den jungen Musiker zum „Artistleben“ dazu.
Von seinem Umfeld wird Christian in seinem Werdegang unterstützt. Seine Mutter schreibt: „Dass ein Jugendlicher sich musikalisch derart engagiert und losstartet, ist eine Seltenheit – und ich gehe fest davon aus, dass Christians Musikkarriere jetzt erst richtig beginnt!“ Irgendwann möchte Christian Musik zu seinem Beruf machen: „Das ist Plan A.“ Aber fürs Erste will er die Schule zu Ende machen und – „je nachdem, wie gut Musik läuft“ – weiterhin Songs und „vielleicht sogar ein Album releasen“. Der junge Rapper hat wie viele andere in der Musik einen Ausdruck gefunden: „Man könnte schon sagen, dass Musik mein Leben verändert hat. Was ich da mache, kommt von der Seele. Ich könnte nicht aufhören.“
Abgelegt unter Musik, MusikerporträtKommentare deaktiviert für Musikerporträt: Chrispy
Herr Weil, heute ein Thema, das Ihnen bestimmt richtig Spaß macht. Sprechen wir über die alte Tante SPD …
Immer gerne.
Bei Forsa kam die SPD gestern, am 14. Oktober, auf 13 Prozent, bei INSA auf 14 Prozent. Von einer Volkspartei kann keine Rede mehr sein, oder?
Wenn man sich nur an dem Ergebnis der Bundestagswahlen im Februar und den aktuellen Umfragen orientiert, stellt sich die Frage natürlich. Wenn man aber die Leute fragt, welche Partei sie grundsätzlich auch wählen könnten, dann ist die SPD mit wesentlich höheren Werten dabei. Das Potenzial für eine Volkspartei gibt‘s bei der SPD nach wie vor, aber das Potenzial gewinnt keine Wahlen. Die SPD ist momentan für viele eben nicht die erste Wahl, sondern allenfalls zweitbeste Lösung. Das muss man so konstatieren. Und Sie können sich vorstellen, dass mir das überhaupt nicht gefällt.
Was ist falsch gelaufen, was läuft weiter falsch?
Na ja, zum einen hat sich die Gesellschaft stark verändert. Damit meine ich nicht nur, die Alterung der Mitgliedschaft und einen Rückgang bei den aktiven Mitgliedern. Weniger Menschen sind bereit sich längerfristig zu binden. Das alles kennen andere Großorganisationen auch. Noch wichtiger ist aber etwas anderes: Wir erleben alle grundlegende Umbrüche. Nehmen Sie nur die Stichworte Digitalisierung, Klimawandel, das Comeback der Autokraten und vieles mehr. In solchen Zeiten einerseits Verantwortung übernehmen zu müssen und andererseits ständig zu Kompromissen gezwungen zu sein, ist nicht leicht. Gerade jetzt wünschen sich viele Bürger Klarheit und Sicherheit. Und schließlich: Die liberalen Demokratien stehen weltweit unter massivem Druck. Die SPD ist, ebenso wie die Union, eine der tragenden Säulen unserer Demokratie und sie bekommt den Druck zu spüren. Damit geht es uns so wie vielen anderen sozialdemokratischen Parteien in anderen Ländern. Die SPD in Deutschland hat sich dem eine ganze Weile widersetzen können, aber inzwischen befinden wir uns ebenfalls in diesem Strudel.
Ist die SPD vielleicht zu langweilig? Das habe ich in letzter Zeit häufiger gelesen …
Wenn wir Parteien nach dem Entertainment-Qualitäten beurteilen, dann ist die SPD wahrscheinlich tatsächlich nicht die allererste Wahl. Wobei ich das Fehlen von Show eher als Qualitätsmerkmal sehe. In mir sträubt sich alles, Politik nach dem Unterhaltungswert zu sortieren. Das degradiert die Politik zum Wettbewerber mit irgendwelchen Reality-Shows.
Die Themenspeicher der SPD sind leer, das habe ich auch öfter gehört in letzter Zeit …
Dieser Eindruck ist vielleicht nicht ganz falsch. Was aber auch damit zusammenhängt, dass die SPD seit gut 25 Jahren mit kleineren Unterbrechungen mitregiert, immer in Koalitionen. Und dann läuft man Gefahr, dass man eben nicht mehr parallel das ganz große eigene Projekt vorantreibt. Kräfte und Energien werden absorbiert von aktuellen Themen und Pflichten. Darum ist es für die SPD definitiv notwendig, den eigenen Themenspeicher wieder aufzufüllen. Das geht schon beim Programm los. Das aktuelle Grundsatzprogramm stammt aus dem Jahr 2007. Ich bin nicht sicher, ob das Wort Digitalisierung da überhaupt schon drin steht.
Wenn ich mir anhöre, was die SPD-Basis sagt, dann ist der Frust riesengroß. Reicht da so ein Grundsatzprogramm, das 2027 kommen soll?
Nein, natürlich nicht. Die SPD muss für sich jetzt relativ schnell klären, was eigentlich mittelfristig ihre Kernziele und ihre Kernprojekte sind. Wenn man diese Ziele in einer Koalition mit der CDU nicht umsetzen kann, muss man das eben laut und deutlich sagen. Die Koalition mit der Union ist ja keine Liebesbeziehung, sondern besteht aus Verantwortungsgefühl.
Was inzwischen auch alle mitbekommen haben, weil man sich regelmäßig öffentlich streitet.
Das ist für mich etwas Anderes. Meistens geht es derzeit leider um Streitfragen, die eine Koalition nicht auf offener Bühne austragen muss. Richterwahlen zum Bundesverfassungsgericht etwa oder das Losverfahren bei der Bundeswehr, solche Fragen müssen zunächst intern geklärt werden. Leider verfällt die aktuelle Koalition zu oft in den Modus der früheren Ampelregierung. Dass diese Koalition gleichzeitig vieles sehr vernünftig und einvernehmlich regelt, wird dann kaum noch wahrgenommen. Da ist eine Menge Luft nach oben und das schadet allen Regierungsparteien.
Kommen wir mal kurz auf das Grundsätzliche zurück. Für was steht die Sozialdemokratie aktuell? Warum sollte man die SPD wählen?
Die SPD ist zunächst ein Grundpfeiler der Demokratie in Deutschland. Sie sorgt für sozialen Ausgleich, sie steht für einen fairen Umgang miteinander. Und wenn ich mir Deutschland ohne die SPD vorstelle, dann würde mir angst und bange um unsere Demokratie.
Das stimmt wahrscheinlich, aber das reicht ja nicht.
Die SPD ist nach wie vor die Partei, die insbesondere für Gerechtigkeit steht. Sie muss allerdings aufpassen, dass sie nur als Betriebsrat der Gesellschaft wahrgenommen wird und sich auch selbst nicht so versteht. Die SPD darf nicht den anderen die Wirtschaftspolitik überlassen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum die niedersächsische SPD in den vergangenen Jahren immer recht gut abgeschnitten hat. Wir haben nie Zweifel daran gelassen, dass wir für uns solide aufgestellte Unternehmen und den Erhalt guter Arbeitsplätze verantwortlich fühlen. Die SPD muss auch die gesamte Gesellschaft im Blick haben. Nehmen wir mal die Diskussion um die Abschaffung der Pflegestufe 1. Wenn man sich nur kurz vorstellt, was das für viele Familien bedeuten würde, dann ist klar, dass die SPD das nicht zulassen darf. Aber die finanziellen Probleme der Pflegeversicherung lassen sich gleichzeitig nicht wegdiskutieren. Deswegen müssen wir uns als eine der Hauptaufgaben um das kümmern, was uns sozialen Absicherungen überhaupt erst ermöglicht. Und das ist eine dynamische Wirtschaft. Das ist der entscheidende Hebel, mit dem sich viele Probleme lösen lassen.
Also Gerechtigkeit und Wirtschaft. Was noch?
Europa. Wir sehen, dass vielerorts die Autokraten mächtiger werden. Und wenn die liberalen Demokratien in Europa eine Chance haben wollen, dann müssen sie enger zusammenrücken. Stichwort Verteidigung. Das geht nur gemeinsam, alles andere wäre reiner Wahnsinn. Wenn wir unsere Demokratie schützen wollen, dann müssen wir Europa stark machen. Ich bin mir sehr sicher, dass viele Menschen diese Logik verstehen. Das muss ein zentrales Thema der SPD sein.
Was ich momentan generell vermisse, das sind ganz konkrete, gut ausgearbeitete Konzepte. Ich höre nur viele Absichtserklärungen. Aber das „Wie“ bleibt aus meiner Sicht zu oft auf der Strecke.
Das ist eine Kritik, die für die SPD wie für alle anderen Parteien zutrifft. Es gibt allerdings auch richtig gute Gegenbeispiele: Denken Sie an die Bürgerversicherung. Die gesetzliche Krankenversicherung leidet auch darunter, dass vergleichsweise wenige die Gesundheitskosten von vergleichsweise vielen Menschen abdecken müssen. Und Bürgerversicherung heißt: Alle stehen solidarisch für alle ein.
Es gibt ja bereits viele gut ausgearbeitete Ideen von Expertinnen und Experten, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Da liegt eine Menge in den Schubladen ..
Ja, aber nicht alles besteht den Praxistest. Ganz oft fehlt das Geld oder es gibt eben nicht die notwendigen Mehrheiten. Mit dem Thema Bürgerversicherung ist die SPD zum Beispiel mindestens vier Mal in den Bundestagswahlkampf gezogen. Aber trotzdem stimme ich Ihnen zu: Der Austausch mit der Wissenschaft muss unbedingt intensiver werden.
Wenn ich aktuell nach Berlin blicke, erkenne ich wirklich große Linien nur mit ganz viel Mühe. Am Zukunftsversprechen der SPD wird gerade noch ein bisschen gearbeitet, oder?
Was Themen und Projekte angeht, haben wir ja schon darüber gesprochen. Aber es muss noch etwas anderes dazu kommen: Eine klare Haltung. Nehmen wir das Beispiel Gaza. Ich habe mich mein Leben lang als Freund Israels gefühlt und ich bin es noch. Ich stehe zur viel zitierten Staatsräson. Das heißt, ich trete unbedingt ein für das Existenz- und Verteidigungsrecht Israels. Aber das kann doch nicht heißen, das wir schlimme Verstöße gegen das Völkerrecht stillschweigend akzeptieren. Es gibt ein doppeltes Erbe des Faschismus. Wir müssen einstehen für Israel, auch wenn Israel momentan eine rechtsextreme Regierung hat. Aber wir müssen uns eben auch prinzipiell und überall gegen Unrecht wenden, auch wenn es von einem Freund ausgeht.
Diese Diskussionen um solche ganz grundsätzlichen Werte werden momentan in den jüngeren Generationen sehr intensiv geführt …
Es ist doch nicht nur für die SPD, sondern für die Zukunft einer humanen Gesellschaft wichtig, dass wir zu unseren Werten stehen und sie schützen. Dies gilt umso mehr, als aktuell bei uns eine Partei immer mehr Erfolg hat, der diese Werte völlig egal sind.
Abgelegt unter Ein letztes WortKommentare deaktiviert für Ein letztes Wort im November
Wenn draußen Kälte und Dunkelheit herrschen, wächst die Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und innerer Ruhe. In Linden-Nord hat Claudia Bödeker genau dafür einen Ort geschaffen: Suraya – eine Oase für Massagen, Yoga und Meditation, die Körper, Geist und Seele wieder in Einklang bringt. „Suraya stammt aus dem Nepalesischen und setzt sich aus den Worten Sonne und Liebe zusammen – genau das, was wir alle, nicht nur im Winter, brauchen“, erklärt die 47-Jährige. Doch ihre Praxis ist mehr als ein klassisches Massage-Studio. Neben der von ihr entwickelten Suraya-Massage, einer Mischung aus klassischer Massage, Reiki, bioenergetischen Techniken und einer in Nepal erlernten ayurvedischen Behandlung, bietet sie auch Yoga- und Meditationskurse für kleine Gruppen bis zu sechs Personen an. „Ich leite einige Kurse selbst, stelle meinen Raum aber auch anderen zur Verfügung, die Angebote für mehr Wohlbefinden einbringen“, erzählt Bödeker. So finden in den liebevoll gestalteten Räumen nicht nur Rücken- oder Kundalini-Yoga statt, sondern auch Kinder-Singen oder der Conscious Breath Circle. Immer wieder entstehen dadurch kreative Workshops mit ganz eigenen Ideen.
Vom Seelenort Nepal nach Linden-Nord
Die Idee für Suraya reifte über viele Jahre. Nach einer langen Zeit als Masseurin führte Bödeker ihr Weg nach Nepal, wo sie die jahrtausendealte Tradition der ayurvedischen Massage erlernte und vertiefte. „Nepal war immer mein Seelenort und meine Inspiration – diese Energie wollte ich weitergeben“, sagt sie. Über die Agentur für Arbeit kam sie schließlich zu hannoverimpuls, wo sich die Chance bot, passende Räume zu übernehmen. „Es passte alles zusammen. Natürlich war die Gründungsphase intensiv, aber auch unglaublich erfüllend“, erinnert sich Bödeker. Besonders hilfreich sei für sie der vierwöchige Intensivkurs „Gründung kompakt“ gewesen. „Ich habe im Schnelldurchlauf alles gelernt, was für eine Gründung wichtig ist. Gemeinsam mit Anke Pawla habe ich meinen Business- und Finanzplan erstellt, um Förderungen beantragen zu können. Das war cool!“
Eine Oase für Mütter und Menschen im Alltagstrubel
Die Zielgruppe von Suraya ist vielfältig – Menschen, die Stress abbauen, zur Ruhe kommen oder sich einfach etwas Gutes tun wollen. „Viele kommen regelmäßig, um eine kleine Auszeit zu genießen. Meine Flexibilität ist dabei ein Vorteil – ob früh am Morgen oder spät am Abend, oft findet sich ein Termin“, sagt Bödeker. Besonders beliebt sind Gutscheine – kleine Urlaube vom Alltag. Ein Herzensanliegen sind ihr außerdem Massagen für werdende und frischgebackene Mütter. Ergänzend bietet sie Elternkurse an, in denen Mütter und Väter lernen, ihre Babys selbst zu massieren. Ab dem kommenden Jahr sollen wieder Baby-Kurse mit Klangschalen und achtsamen Momenten stattfinden – begleitet von Austausch über die vielen Rollen des Frau-Seins.
Unterstützung durch hannoverimpuls
Für Anke Pawla, Projektleiterin Gründung und Entrepreneurship bei hannoverimpuls, ist Bödeker ein Paradebeispiel für eine erfolgreiche Gründerin: „Claudia bringt viel Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen mit – das hat ihr bei der Gründung enorm geholfen. Sie ist stressresistent und hat zugleich die Fähigkeit, Stress bei anderen Menschen abzubauen. Wir haben ihr die nötigen Werkzeuge mitgegeben, um sich ganz auf ihre Profession konzentrieren zu können.“ Bödeker selbst rät anderen Gründerinnen und Gründern: „Unbedingt die Beratung von hannoverimpuls nutzen! Es gibt offene Sprechstunden, in denen man Ideen vorstellen und direkt Feedback erhalten kann. Und: kümmert euch von Anfang an um die Finanzen – zwischendurch kann es auch mal eng werden.“ Wer neugierig ist, kann an jedem ersten Montag im Monat auf Spendenbasis bei Suraya hereinschnuppern. Alle Termine und Buchungen laufen über die Website www.suraya.info
Kontakt:
Suraya by Claudia Bödeker Pavillonstr. 11 30451 Hannover
Abgelegt unter Menschen, Stadtkinder sind mutigKommentare deaktiviert für Gründungsstory November 2025: Suraya – Ein Ort für Sonne, Liebe und Achtsamkeit
Es beginnt mit einer Szene – ein einziger Moment, der Bettina Maaß-Münster nicht mehr loslässt. Kein ausgefeilter Plot, kein Masterplan, nur ein Gefühl. „Ich hatte plötzlich eine einzelne Szene im Kopf, mit einem Funken einer Idee, worum es gehen könnte“, erzählt sie. „Um diese Szene herum ist das ganze Gerüst des Buches entstanden.“ Ihr neuer Mystery-Thriller „Sterben musst du“ führt in die Abgründe der menschlichen Psyche.
Die Protagonistin Laura Sands versucht nach einer gescheiterten Ehe voller Gewalt und Missbrauch, ihr Leben neu aufzubauen – doch die Vergangenheit lässt sie nicht los.Als ihr gewalttätiger Ex-Mann aus dem Gefängnis entlassen wird und ein geheimnisvoller Immobilienkunde in ihr Leben tritt, verschwimmen Realität und Bedrohung zu einem Geflecht aus Angst, Verlangen und unheilvoller Vorahnung. „Wenn man authentisch schreiben will, darf man keine Grenzen setzen – denn die gibt es im realen Leben auch nicht“, sagt Maaß-Münster. „Man muss sich bewusst machen, dass es wirklich böse Menschen gibt, die anders denken und fühlen als ‚normale‘ Menschen.“ Beim Schreiben habe sie selbst oft innehalten müssen, um wieder in die eigene Wirklichkeit zurückzufinden – „aber das ist gut so. Das zeigt, wie intensiv das Schreiben ist – und genau das sollen die Lesenden auch spüren.“ Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: „Die Herausforderung war, dass die Emotionen beider Ebenen ein schlüssiges Ganzes ergeben – wie Zahnräder, die sich gegenseitig antreiben.“ So entsteht ein Erzählfluss, der die Lesenden in Lauras Innenwelt zieht: zwischen Trauma und Neubeginn, zwischen Angst und der Sehnsucht nach Selbstbestimmung. Diese Selbstbestimmung lässt in dem Thriller auch eine feministische Dimension erkennen. „Ich hoffe, dass mein Buch dazu beiträgt, Themen wie häusliche Gewalt und emotionale Abhängigkeit sichtbarer zu machen. Noch immer sind sie oft unsichtbar im Alltag. Viele Frauen erkennen erst spät, dass sie in einer toxischen Beziehung gefangen sind – und wenn sie es begreifen, hindern sie Angst und Scham lange daran, sich zu befreien.“ Ihr Roman will das Bewusstsein schärfen, aber auch Mut machen: „Es gibt Lichter am Ende des Tunnels. Man kann sich ein neues, von Glück erfülltes Leben schaffen.“ Mit Figuren wie dem charmant undurchsichtigen Michael Harris lotet Maaß-Münster die feinen Grenzen zwischen Vertrauen, Anziehung und Gefahr aus. „Er ist eine Figur, die Laura auf die Probe stellt – er zwingt sie, sich mit ihren tiefsten Ängsten, aber auch Sehnsüchten auseinanderzusetzen.“ Auch sprachlich zeigt die Autorin ihre Kunst. Die Atmosphäre ist dicht, sinnlich und beklemmend zugleich: „Ich kann eine Stunde an einem Satz feilen, um das perfekte Wort zu finden. Die Lesenden sollen die Luft im Raum schmecken, den Angstschweiß riechen, zittern, hoffen, fühlen – als wären sie selbst Teil der Geschichte.“ Dass Maaß-Münster zwischen Hannover und Irland pendelt, spiegelt sich in ihrem Schreiben wider. „Diese zwei Welten inspirieren mich ungemein. Sie öffnen meinen Blick – und damit auch den meiner Figuren.“ Am Ende aber bleibt das, was sie antreibt: die Leidenschaft, Emotionen so zu schreiben, dass sie körperlich spürbar werden. „Eine Leserin schrieb mir, sie habe beim Lesen gezittert, geweint, gelacht – und wollte sofort wieder von vorn anfangen. Schöner kann man es kaum sagen.“ Bettina Maaß-Münsters Sterben musst du ist ein eindringlicher Roman über weibliche Stärke, über Angst und Erlösung – und darüber, dass Überleben manchmal der mutigste Akt von allen ist.