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Tonträger August 2025

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Tonträger August 2025


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Musikerporträt August 2025: Christian Fahrenheit

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Musikerporträt August 2025: Christian Fahrenheit


Christian Fahrenheit ist Musiker und erklärt Hannover in seinem Debütalbum „Träum doch weiter“ seine Liebe. Die Wahlheimat des Künstlers ist für ihn noch viel mehr als nur sein Lebensraum.

Am 1. Juli erschien Christian Fahrenheits Debütalbum „Träum doch weiter“. Ein musikalisches Potpourri aus 15 Songs, die von Freiheit, Lebensfreude, Liebe, Menschlichkeit und Hannover – Fahrenheits Wahlheimat – erzählen. „Mit dem Album bedanke ich mich sozusagen an Hannover“, sagt der 48-jährige Musiker.

Christian Fahrenheit heißt eigentlich Christian Rolf. Fahrenheit ist sein Künstlername. Vor mehr als 20 Jahren ist er nach Hannover gezogen: „Und dann bin ich irgendwie hier hängen geblieben“. Ursprünglich kommt Fahrenheit aus dem Weserbergland. Hier ist er, wie er selbst sagt, in einem „kulturfernen Haushalt“ aufgewachsen. „Bei uns hat niemand ein Instrument gespielt oder solche Sachen.“ An der Volkshochschule besuchte Fahrenheit einen Gitarren-Kurs: „Und so bin ich dann langsam zur Musik gekommen. Das hat mich alles immer sehr fasziniert; Musik zu machen und auch selber dazu zu singen.“

Immer der Gitarre treu geblieben, gibt Fahrenheit heute Unterricht – und auch auf seinem neuen Album ist das Instrument sein Mittel der Wahl. Dazu singt Fahrenheit – oder erzählt vielmehr. Denn Fahrenheits Lieder sind kleine Geschichten: aus dem Leben, aus Hannover. Ob abends auf der Limmerstraße klönen („Egal ob Kiosk, oder Spätkauf…“) oder an Hannovers grünen Ufern flanieren („Hannover, hier will ich immer sein”), Fahrenheit schreibt das, was er selbst erlebt. „Für den Limmerstraßen-Song („Egal ob Kiosk, oder Spätkauf…“) bin ich schon vor etwa zwei Jahren auf eine Textzeile gekommen. Da habe ich mir eines Abends gedacht: Mensch, ohne diese Kioskbesitzer und ohne diese Kioskkultur hätten wir gar nicht die Möglichkeit, so lange zusammen zu sitzen und die Nächte so zu verbringen, wie man es in Linden so gerne macht. Und da ist mir diese markante Stelle eingefallen: Egal ob Kiosk, oder Spätkauf, abends bin ich gut drauf.“

Fahrenheit wohnt selbst in Linden-Nord und hat am sogenannten Limmern großen Gefallen gefunden. Ob Kiosk, Büdchen, Spätkauf, Trinkhalle oder Lädchen: „Das sind halt die Orte, wo man sich trifft.“ Aber Hannover ist für ihn noch viel mehr: „Diese Kombination aus Wasser und Grün finde ich hier besonders schön. Da ist einerseits diese Großstadt und gleichzeitig gibt es so viele Rückzugsorte mit einfach Natur um sich herum.“ Auch diese „Kombination“ besingt Fahrenheit in seinem Song „Hannover, hier will ich immer sein.” Hier heißt es zum Beispiel: „Hannover, ja, du bist mein Revier. Und ich lebe mit ganzem Herzen hier.“

Um Christian Fahrenheit gibt es zwar keine feste Band, aber Menschen, die ihn in seinem Schaffensprozess unterstützen. „Ich schreibe selber und produzieren tue ich im Land’s End Studio mit Robby Ballhause zusammen.“ Auch Christian Loh – Fahrenheits Schlagzeuger – „ist immer mit dabei“, bestätigt Fahrenheit. So auch im Februar im Café Erhardt. „Das war sozusagen die Initialzündung. Da habe ich das Konzertprogramm, was ich bisher hatte, das erste Mal vorgestellt.“ Inspiriert, aus diesen Songs überhaupt ein Album zu machen, hat ihn sein Umfeld. „Die haben dann auch gemerkt: Hey, das, was der Christian da macht, das sind irgendwie Ohrwürmer, die bleiben im Kopf. Und dann ging es ins Studio. Das war alles gar nicht so richtig geplant, sondern ist einfach irgendwie passiert.“

Jetzt plant Fahrenheit zwei Musikvideos zu drehen, und schreibt nebenbei schon an weiteren Stücken. Demnächst könnte es also weitere Lobgesänge auf Hannover – und alles, was die Stadt zu bieten hat – aus Fahrenheits Feder geben.

Pia Frenk

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Ein letztes Wort im August

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Ein letztes Wort im August


Herr Weil, wir treffen uns heute zwischen Staatskanzlei und Rathaus im Schönwald’s im Landesmuseum. Doch ein bisschen Heimweh?

Nein, das ist einfach ein schöner Ort, ich bin gerne hier.

Wir müssen heute unbedingt ein Foto machen. Neulich hat mich mal wieder jemand gefragt, ob ich mir unsere Interviews nur ausdenke …

Ernsthaft?

Ja, man traut der Presse inzwischen offensichtlich alles zu. Und damit sind wir schon mitten im Thema. Ich möchte über die Medien sprechen, über die Entwicklungen der vergangenen Jahre. Über die neuen Herausforderungen. Die Glaubwürdigkeit hat sehr gelitten …

Das ist so. Es hat sich einfach sehr viel verändert. Die Formen, der Konsum, die Geschwindigkeit. Die klassische Tageszeitung wird leider viel weniger gelesen. Die neuen Medien laufen den traditionellen Formen nach und nach den Rang ab. Das war und ist mit finanziellen Folgen verbunden. Der Druck auf die Journalistinnen und Journalisten ist sehr gestiegen, weil in den Redaktionen beim Personal gekürzt worden ist. Es gibt eine neue Währung: die Klicks. Und Journalistinnen und Journalisten, die nicht genug Klicks produzieren, müssen sich rechtfertigen. Die passen dann nicht mehr ins Konzept. Das ist jetzt sicher verallgemeinert, aber es gibt nur noch relativ wenige Verlage, die unter diesen Bedingungen die Fahne des Qualitätsjournalismus wirklich hochhalten. Aber es gibt sie zum Glück noch. Wir sehen aber auch eine Konzentration. Niedersachsen hatte traditionell immer eine wirklich große, vielfältige Presse- und Medienlandschaft, aber sie dünnt sich spürbar aus, vor allem, was die regionalen Blätter angeht. Auch im Bereich Hörfunk und Fernsehen stehen die Öffentlich-Rechtlichen und die privaten Sender vor riesigen Herausforderungen. Lineares Programm mit der Tagesschau um 20:15 Uhr findet nur noch in den älteren Generationen statt. Bei den jüngeren Generationen spielen allenfalls die Mediatheken noch eine Rolle. 

Und für sehr viele sind mittlerweile ohnehin die sozialen Medien die einzige Informationsquelle.

Das ist die andere Seite der Veränderung. Viele Menschen, übrigens nicht nur jüngere, informieren sich heute fast ausschließlich über Social-Media-Kanäle. Und das birgt natürlich immense Gefahren. Wir hatten die Welt der klassischen Medien mit den eingeübten Regeln, aber im Social-Media-Bereich gibt es so gut wie keine Regeln und es fehlt an deren Umsetzung und an Kontrolle. Das öffnet die Türen für Fake News, aber auch für viele anderen Formen der Beeinflussung. Die Algorithmen lenken uns in bestimmte Richtungen. Mitunter reicht es, nur einmal eine Meldung aufrufen, schon ist man drin in irgendeiner Blase. 

Es gibt also noch den seriösen und faktenbasierten Journalismus, aber der verliert zunehmend an Einfluss.

Und ich würde sogar sagen, dass dieser Druck inzwischen auch den eigentlich seriösen Journalismus in eine bestimmte Richtung drängt. Ein einfaches Beispiel: Nehmen Sie den aktuellen Koalitionsvertrag. Da ist viel von Absichten die Rede. Das bedeutet, man hat sich etwas vorgenommen, man will etwas auf den Weg bringen, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind. In der Berichterstattung werden aus diesen Absichten dann aber gerne vorbehaltlose Versprechen gemacht. Und daraus lässt sich natürlich leicht eine Schlagzeile konstruieren. Die Koalition bricht ihre Versprechen! Wählertäuschung! Niemand schreibt, dass man die Absichten leider wegen fehlender finanzieller oder rechtlicher Voraussetzungen noch nicht realisieren konnte, aber das Ziel weiter verfolgt. 

Das generiert keine Klicks.

Ja, differenzierte Darstellungen bringen keine Klicks. Aber sie kämen der Wahrheit wesentlich näher. Solche Beispiele gibt es jede Menge. Um der Zuspitzung willen wird hier und da ein bisschen gebogen. Der Vorwurf Wählertäuschung funktioniert einfach besser. 

Wobei das noch weit entfernt ist von wirklich böswilligen Fake News und Propaganda. Womit wir es inzwischen zu tun haben, ist ja eine fortwährende Desinformationskampagne. „Flooding the zone with shit.“ Die Leute permanent mit Müll zuschütten. Kommt von Trump-Flüsterer Steve Bannon. Wobei die Technik sehr alt ist. Die Wahrheit bleibt zunehmend auf der Strecke. Wie kann man das stoppen?

Meines Erachtens schlichtweg durch die gute, alte staatliche Regulierung. Und da bleibt im Moment nur als letzte Hoffnung die Europäische Union. In den USA kann man unter den gegenwärtigen Bedingungen nichts gegen Desinformation tun und über Russland und China müssen wir in dieser Hinsicht gar nicht erst reden. In der Europäischen Union gibt es aber bereits sehr weitgehende Überlegungen, Social Media so zu regulieren, dass die Demokratien nicht gefährdet werden. Man sollte schnell die nächsten Schritte gehen. Wenn man beispielsweise eine Zeitung herausgibt, dann gibt es einen presserechtlich Verantwortlichen, und der ist im Zweifel auch dran, wenn etwas schief läuft. Bei den riesigen Plattformunternehmen ist das anders. Warum eigentlich? Die Vermeidung von Hass, Hetze und Beleidigungen muss mit zur persönlichen Verantwortung der Plattformbetreiber gehören. Daswürde schon sehr helfen, vor allem wenn das dann auch noch konsequent durchgesetzt würde. Und es wäre natürlich sehr wünschenswert, wenn wir mindestens eine große europäische Plattform hätten. Das wäre jedoch ein riesiges Projekt und der Vorsprung der Amerikaner ist unfassbar groß. Trotzdem fände ich so einen Weg sehr notwendig.

Was glauben Sie, warum lassen sich Menschen so einfach hinters Licht führen? Und auch instrumentalisieren?

Vielleicht haben wir einfach verlernt, uns differenziert zu informieren. Es wird gerne geglaubt, was man glauben will. Die Recherche fehlt. Die gute, alte zweite Quelle, spielt kaum mehr eine Rolle. Um sich eine fundierte Meinung zu bilden, ist es aber wichtig, mehrere Quellen einzubeziehen und auch andere Stimmen zu hören. 

Das Mittel gegen Desinformation ist also Medienkompetenz. Das scheint mir eine der wichtigsten Baustellen im Bildungsbereich zu sein.

Ich würde sogar sagen, das ist die allerwichtigste Baustelle. Das ist ganz zentral. Übrigens auch im Bereich der Fort- und Weiterbildung der Lehrenden. Wir müssen in diesem Bereich noch sehr aufholen. Das ist ja so etwas wie ein Wettlauf. Aber neben der Medienkompetenz müssen wir uns auch über das Thema Medienkonsum Gedanken machen. 

Sind Sie eigentlich für ein Verbot von Mobilgeräten an Schulen?

Ich war da ursprünglich sehr skeptisch. Dann aber habe ich eine Gesamtschule in Osnabrück besucht und denke jetzt anders. Die Schulgemeinschaft hat diese Frage in einem wirklich vorbildlichen Diskussionsprozess geklärt. Und am Ende stand dann tatsächlich ein Handyverbot. Inzwischen sieht man auch schon die Ergebnisse. So hat beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit enorm zugenommen. Und die sozialen Beziehungen untereinander sind gewachsen. Aber neben der Schule müssen wir auch darüber sprechen, was außerhalb der Schule passiert. Wir sehen bereits ganz kleine Kinder mit Mobilgeräten. Und wir sehen Eltern, die nicht mit ihrem Kind im Kinderwagen kommunizieren, sondern mit ihrem Handy. Das alles macht etwas mit unserer Gesellschaft.

Es gibt ja so ein kollektives Bauchgefühl, dass da etwas grundfalsch läuft. Aber trotzdem tut man sich schwer, auf die Bremse zu treten. Aus meiner Sicht müssten wir das Rad sogar ein bisschen zurückdrehen. Nicht alles war früher besser, aber vielleicht war doch ein bisschen was besser …

Manches war früher jedenfalls einfacher. Wir waren noch nicht einer solchen Informationsflut ausgesetzt. Und die Informationen wurden für uns durch die seriösen Medien gefiltert. Auf die Ergebnisse konnte man sich dann einigermaßen verlassen. Aber ja, wir müssen genau hinschauen und auch etwas tun. Es gibt die Gefahr der Desinformation. Es gibt diese enorme Suchtgefahr beim Handy und anderen digitalen Angeboten. Wir wissen noch gar nicht genau, welche Folgen der intensive Konsum langfristig für unsere Gesellschaft hat. Aber Sie haben recht, viele haben längst ein mulmige Gefühl, ich auch. Das ist wirklich eine Schlüsselaufgabe für zukunftsorientierte Politik. 

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Gründungsstrecke August 2025: AI Co.Innovation

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Gründungsstrecke August 2025: AI Co.Innovation


Mit Karten zur KI – Wie ein Startup aus Hannover Innovation neu denkt

Mitten im Herzen Hannovers hat Carl Robert Brand im Januar 2025 das Unternehmen AI Co-Innovation gegründet. Sein Ziel: Die Potenziale Künstlicher Intelligenz (KI) für Innovationsprozesse greifbar und sofort nutzbar zu machen. Herausgekommen ist ein Kartenset, das Methoden aus dem Design Thinking mit intelligenten Prompt-Vorlagen kombiniert – analog, digital und intuitiv einsetzbar. „Innovation soll Spaß machen – und KI darf dazugehören“, bringt Brand sein Credo auf den Punkt.

Die zündende Idee kam ihm während eines Seminars mit dem Titel „Mit KI in 60 Minuten bis zum Prototyp“. „Das hat mich total begeistert – vorher war ich eher skeptisch, ob ChatGPT & Co. wirklich hilfreich sind“, erinnert sich Brand. Der Aha-Moment führte direkt zur Produktidee: „Ich wollte ein Tool schaffen, das den Einstieg in KI für Innovatoren leicht macht – spielerisch, konkret, sofort anwendbar.“

Das Ergebnis ist das AI Co-Innovation Card Deck, ein physisches Kartenset mit digitalen QR-Codes. Jede Karte steht für eine konkrete Innovationsmethode wie Brainstorming, Nutzerinterviews oder Prototyping – ergänzt um einen direkt nutzbaren Prompt für eine KI-Anwendung. „Karte ziehen, scannen, Prompt kopieren – und mit der KI loslegen“, erklärt Brand das einfache Prinzip. Der Ansatz senkt die Hemmschwelle gegenüber KI: „Man muss kein Prompt-Engineer sein. Viele nutzen es für Teamworkshops, andere ganz individuell. Und das Schöne: Man kommt sofort ins Machen.“

Ob Innovationsberater*innen, Coaches, Unternehmen, Hochschulen oder Gründungszentren – das Set spricht eine breite Zielgruppe an. Brand berichtet von Einsätzen an der Hochschule Hannover, bei NEXSTER oder im Innovationsumfeld von Miele. „Innerhalb der ersten drei Monate nach dem Launch wurden über 70 Sets verkauft – das zeigt mir, dass der Bedarf da ist.“

Was AI Co-Innovation besonders macht, ist die enge Verzahnung mit dem regionalen Ökosystem. „Das Kartenset wurde mit der Agentur Senf aus Hannover gestaltet, gedruckt bei qubus.media – alles vor Ort“, so Brand. Auch Hafven, NEXSTER und hannoverimpuls haben unterstützt. „Ich wollte zeigen: Innovation made in Hannover funktioniert.“ Der Mix aus analogem Tool und digitaler KI wird dabei oft als besonders niedrigschwellig empfunden: „KI wird plötzlich praktisch erlebbar.“

Aktuell arbeitet Carl Brand an einer englischen Version des Sets und bereitet erste Einführungs-Workshops vor. Besonders wichtig ist ihm dabei ein positiver Zugang zur Technologie. „Ich sehe KI nicht als Gegner, sondern als Partner. Mein Tool soll Menschen in ihrer Selbstwirksamkeit bestärken – gerade jetzt, wo viele Angst haben, dass KI ihre Jobs ersetzt.“

Sein Rat an andere Gründungswillige: „Mach dir nicht zu viele Gedanken. Und: Lass dir nicht reinreden. Austausch ist wichtig – aber man muss auch seinen Weg gehen.“ Auch seine eigene Zielgruppe habe sich über die Zeit verändert. „Hab einen Plan – aber sei bereit, ihn loszulassen, wenn du merkst, dass sich Dinge anders entwickeln.“

Unterstützung fand Brand bei der Wirtschaftsförderung hannoverimpuls. „Ich war in der Gründungssprechstunde – das war extrem hilfreich. Dort hat man mir eine Fachberatung in Recht und Marketing vermittelt. Da saßen ein Brandingexperte und ein Anwalt – ich konnte konkret fragen, wie ich mein Angebot sauber aufstelle.“ Gerade die Kombination aus kritischem Blick und spielerischer Neugier habe ihm viel gebracht: „Es ist klasse, wenn jemand mitdenkt – das ist bei hannoverimpuls definitiv der Fall.“

Auch Ulrike Radtke, Projektleiterin Gründung bei hannoverimpuls, zeigt sich überzeugt: „Das Kartenset von Carl Brand macht KI im Innovationsprozess wirklich begreifbar. Es bringt Struktur und Mut in Teams, die sich auf neues Terrain wagen wollen. Besonders beeindruckt hat uns die Konsequenz, mit der hier regional entwickelt wurde – von der Idee über die Gestaltung bis zur Umsetzung. Das ist Hannover im besten Sinne.“

Kontakt:
Carl Robert Brand
E-Mail: carl@ai-coinnovation.de

Website: www.ai-coinnovation.de

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Literarisches: Dorit David

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Literarisches: Dorit David


Ein abgebranntes Gartenhaus in der Uckermark, ein toter Vater, drei Geschwister und eine rätselhafte Frau, die das Erbe erhält: In ihrem neuen Roman „Lichtgier“ spinnt Dorit David ein Netz aus Familiengeschichte, Gesellschaftsanalyse und psychologischen Abgründen. Die Künstlerin, die seit über 30 Jahren in Hannover lebt, kehrt mit dem Buch literarisch in ihre Heimatregion zurück – und trifft dabei einen Nerv der Gegenwart.

Der Ausgangspunkt war persönlich: „Ein Bekannter von mir, naturverbunden und offen, vereinsamte zusehends – und driftete in extreme Esoterik und rechtes Denken ab“, erzählt David. Eine Erfahrung, die sie zunächst in einer Kurzgeschichte verarbeitete – elf Jahre später ist daraus ein Roman geworden. Einer, der tief in familiäre Verstrickungen und gesellschaftliche Bruchlinien eintaucht: Ost gegen West, Rationalität gegen Irrationalität, Licht gegen Dunkelheit. Genau diese Spannungen hallen schon im Titel wider. „Licht ist etwas Helles und Reines, Gier etwas abgründig Zerstörerisches“, sagt David. Im Roman hat das Licht sogar direkten Bezug zu einer Sekte – und erinnert unheimlich an die Lichtmetaphern, die im Nationalsozialismus propagandistisch aufgeladen wurden. Tatsächlich verwebt „Lichtgier“ persönliche Konflikte mit gesellschaftlichen Umbrüchen. Die jüngste Tochter Peggy macht sich auf Spurensuche – fast wie in einem Krimi, jedoch ohne klassische Ermittler*innenfigur. „Für mich stehen die Beziehungen im Vordergrund“, erklärt David. Es ist eine Erzählung, die sich gängigen Genres entzieht, weil sie tiefer bohrt: „Ich komme beim Schreiben intuitiv an interessante Schichten heran – intui-tief, sozusagen.“

Besonders interessant ist der Blick auf eine Esoterik-Kommune, die im Laufe der Handlung auftaucht. David interessiert sich hier weniger für das Skurrile, sondern für die Psychodynamik dahinter: „Was passiert da im Gehirn eines Menschen? Wer nutzt diese Manipulation – und wozu?“ Es ist diese empathische Perspektive, die „Lichtgier“ auszeichnet: „Ich wünsche mir ein emotionales Verständnis dafür, wie sich Menschen unter bestimmten Bedingungen verändern. Nicht das moralische Kopfschütteln – sondern Neugier und Kontakt.“

Als multidisziplinäre Künstlerin wechselt Dorit David oft zwischen Bühne, Bild und Buch. Doch für sie ist der Ausdruck stets derselbe, nur das Werkzeug ändert sich. Auch im Schreiben sucht sie die Nähe zu ihren Figuren – nicht als autobiografisches Detail, sondern als emotionales Andocken: „Ich glaube, dass wir alles in uns tragen – auch die Extreme. Wenn ich das beim Schreiben nicht spüre, bleibt die Figur unecht.“ Gerade arbeitet David an neuen Projekten – diesmal langsamer als früher, mit mehr Pausen. Ideen hat sie genug: Ein neues Bilderbuch entsteht, vielleicht für Kinder, vielleicht auch für Erwachsene – vielleicht für beide. So bleibt Dorit David, was sie ist: eine Grenzgängerin zwischen Formaten, Stilen und Denkwelten. Und mit Lichtgier hat sie einen Roman geschrieben, der genau dort hinschaut, wo andere lieber wegsehen würden.

Querverlag, 320 Seiten, 18 Euro

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Sandra Behrens und Kai Schirmeyer

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Sandra Behrens und Kai Schirmeyer


Wir starten wie immer mit unserer kleinen Vorstellungsrunde …

SB: Ich bin 50 Jahre alt, verheiratet, habe vier Töchter und wohne in Linden Süd. Und ich arbeite seit mittlerweile 10 Jahren an der Ricarda-Huch-Schule, ein Gymnasium mitten in der List. Leiterin der Schule bin ich jetzt seit einem Jahr. Vorher war ich anderthalb Jahre stellvertretende Schulleiterin und seit 2017 in der Schulleitung als Koordinatorin. Meine Fächer als Lehrerin sind Deutsch und Politik/Wirtschaft. Plus Werte und Normen und Darstellendes Spiel. Aber ich unterrichte momentan nur zwei Stunden Werte und Normen, das ist so ein kleiner Experimentierkurs im Rahmen des Freiräume-Prozesses. Eine elfte Klasse arbeitet im Fach Werte und Normen mit einer siebten Klasse zusammen zum Thema Demokratiebildung. Wir geben uns sehr viel Mühe, die Freiräume zu nutzen, die uns das Programm des Kultusministeriums jetzt bietet. Wir können Stunden etwas anders lagern, andere Themen bedienen. Wir versuchen auch in anderen Zeit-Slots und Räumen zu arbeiten.

KS: Ich bin 55 Jahre alt und habe in Hannover schon einige Unternehmen geleitet und diverse Projekte gestartet, unter anderem im Auftrag von hannoverimpuls das [kre|H|tiv] Netzwerk Hannover e.V. gegründet Und weil mir vor ein paar Jahren die Baustelle Kultur- und Kreativwirtschaft noch nicht groß genug war, habe ich mich entschlossen zu versuchen, ein bisschen was im Bildungsbereich zu bewegen. Wir haben aus der Initiative Digitales Hannover e.V. heraus aufgrund einer Umfrage festgestellt, dass wir vor allem im Bereich der digitalen Bildung noch große Lücken haben. Und als leidender Vater von zwei schulpflichtigen Kindern habe ich mir dann überlegt, dass man die Schulen ganz direkt unterstützen könnte. Das machen wir jetzt mit der NachwuchsKraft GmbH – Die Bildungsoffensive. Wir fokussieren uns auf das, was an den Schulen zu kurz kommt, die Future Skills. Ausschlaggebend war bei uns unter anderem eine Studie vom World Economic Forum. Dort wurde bereits 2016 gesagt, dass 65 Prozent der Jugendlichen, die heute zur Schule kommen, in Berufen arbeiten werden, die es noch gar nicht gibt. Wie soll oder kann Schule darauf vorbereiten? Aus dieser Frage heraus haben wir NachwuchsKraft entwickelt.

Kurz eingeschoben, wir feiern gerade 10 Jahre UNESCO City of Music. Du, Kai, hattest daran ursprünglich einen ziemlich großen Anteil. Wir müssen noch einmal kurz in deinen Lebenslauf einsteigen …

KS: Ich habe nach vielen Jahren als Geschäftsführer von Agenturen die Seiten gewechselt und für hannoverimpuls mit kreHtiv ein Netzwerk für die regionale Kultur- und Kreativwirtschaft aufgebaut. Wir sind damals schnell das größte Netzwerk dieser Art in Deutschland geworden und haben übrigens auch schon erste Bildungsprogramme umgesetzt. Der „Creative Coder“ war ein bundesweit einzigartiges Programm. Wir haben auch viel Start-up-Beratung gemacht und den IDN-Boulevard im Rahmen des Maschseefestes entwickelt. Also schon immer versucht, zukunftsweisende Initiativen und Projekte für den Standort Hannover zu kreieren. Und unter anderem haben wir auch die Bewerbung als UNESCO City of Music initiiert und erfolgreich durchgeführt. Mit viel Unterstützung. Das gehört aber alles zusammen. Es ging mir immer darum, Innovation zu fördern, Zukunft zu fördern und Hannover als Standort sichtbarer und erfolgreicher zu machen. So schließt sich der Kreis. Die Smart-City-Days sind zum Beispiel bundesweit ein einzigartiges Event hier in Hannover. Das nächste Mal feiern wir mit beim ÜSTRA Mobilitätsfest am 21. September auf dem Betriebshof Glocksee.

SB: Bei den Smart-City-Days habe ich uns auch schon mal angemeldet. Die Schülerinnen und Schülern waren alle begeistert. Wir arbeiten auch noch mit „IT macht Schule“ zusammen seit einigen Jahren. Das passt super in die elfte Klasse. Wenn die das Betriebspraktikum machen, haben wir immer mindestens fünf sechs Plätze, bei denen die Schüler und Schülerinnen sehr professionell in die digitale Welt abtauchen können. Und dann gibt es am Ende immer ein großes Forum. Das ist wirklich spannend. Auch, weil diese Schüler und Schülerinnen plötzlich so ganz anders auftreten, als man sie aus dem Unterricht kennt. Die sind total motiviert, und sie wissen vielleicht schon, was sie vielleicht mal machen wollen. Das ist sehr gewinnbringend. Solche Effekte bekommen wir im regulären Unterricht natürlich niemals hin. Wir brauchen darum solche Angebote und Kooperationen. Und wir bauen das gerade aus. Das ist Teil des Freiraumprozesses. Der Auftrag aus dem Ministerium ist sehr klar. Sucht euch Kooperationspartner, damit die Schülerinnen und Schüler den Fuß rauskriegen und die Anbieter den Fuß reinkriegen. Solche Kooperationen fördern die Kreativität und das kritische Denken, das sehen wir schon jetzt. Die Kinder lernen, was wir in der Schule gar nicht leisten können. Auch die Sozialkompetenzen sind dabei ein Thema. Sich anderen vorzustellen, ein Projekt zu präsentieren, mit Erwachsenen ins Gespräch zu kommen, das ist super. Schule braucht mehr solche Kooperationen. Wir müssen uns ganz generell öffnen. Wir haben beispielsweise für unsere Nachmittagsbetreuung seit 2020 auch eine Kooperation mit dem Turn-Klubb. Der TKH kommt dreimal die Woche und sie machen dann ein Sport- und Bewegungsangebot, dazu eine Hausaufgabenbetreuung.

Wenn man das so hört, müssten die Schulen ja Schlange stehen bei euch. Ist das so, Kai?

KS: Das wäre schön. Wir wussten zu Beginn gar nicht, wie die Schulen reagieren und was Lehrende sagen würden. „Wir machen das hier seit 30 Jahren, jetzt kommen da so ein paar Nicht-Pädagogen und wollen uns die neue Welt erklären.“ Das war unsere Befürchtung. Glücklicherweise gibt es aber sehr viele engagierte, mutige und innovative Lehrende an den Schulen, die entsprechend offen reagiert haben. Und so haben wir mittlerweile ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut. Es gibt keine Probleme mehr, unsere Projekte zu füllen. Und die Teilnehmenden aus den diversen Jahrgangsstufen sind immer ziemlich begeistert, wir bekommen regelmäßig ein wirklich tolles Feedback. Übrigens auch von den Lehrenden. Wenn die sehen, dass ihre Schülerinnen und Schüler in drei, vier Tagen eine fertige App entwickeln und stolz präsentieren, sind sie natürlich überrascht. Ein Paradebeispiel war eine Gruppe aus dem „Bessermacher:innen-Programm“, die haben die Klima-Bahn der ÜSTRA gestaltet. Die fährt jetzt auf der Schiene. Da gab es eine Anfrage von der ÜSTRA: Könnt ihr euch unter einer Klima-Bahn etwas vorstellen? Und die Jugendlichen haben in wenigen Tagen die „Gutes-Klima-Bahn“ entwickelt, mit Maßnahmen für Innen und Außen, mit einer Gestaltung, mit begleitenden Ideen und Ansätzen. Was gehört alles zu einem guten Klima? Wie muss es sich vielleicht auch zwischenmenschlich ändern in der Bahn etc.? Und plötzlich schafft es so ein Projekt dann auf die Titelseite der Neuen Presse. Das sind natürlich Erfolgsmomente.

Auch für die Schülerinnen und Schüler, die für sich nicht nur eine Menge Skills mitnehmen, sondern auch die Bestätigung, tatsächlich ganz konkret etwas zu verändern.

SB: Und genau das ist natürlich eine ganz wichtige Erfahrung, außerhalb der Schule etwas zu bewegen, sozusagen in der echten Welt. Schule bildet ja aktuell längst nicht mehr die reale Arbeitswelt ab. Das ist auch das, was wir sehr oft von unseren Schülerinnen und Schülern hören. „Wir lernen hier nichts, was wir später gebrauchen können.“ Gut, sie lernen noch immer eine Menge, was sie später gebrauchen können, aber hinsichtlich der Digitalisierung ist Luft nach oben. Weil auch die Lehrenden keine besondere Expertise haben in diesem Bereich. Wir bräuchten darum weitaus mehr Digitalisierungsberatung, um fit zu werden. In Estland haben sie an jeder Schule Digitalexperten, die machen die Lehrenden fit in Sachen Digitalisierung. Wir versuchen das an der Ricarda-Huch ebenfalls, aber mit den vorhandenen Mitteln, die wir entsprechend umverteilen. Was natürlich eine Herausforderung ist, gerade in Zweiten ohnehin ständig wachsender Herausforderungen. Viele Studien zu Ängsten bei Kindern und Jugendlichen zeigen ja eine signifikante Zunahme psychischer Belastungen.

Da hat sich mit und nach Corona sehr viel verändert. Aber auch die gegenwärtigen Krisen spielen eine Rolle. Das ist spürbar an den Schulen, oder?

SB: Ja, da hat sich viel verändert. Und die Studien dazu sind sehr bedenklich. Viele Kinder und Jugendliche entwickeln Schulängste oder Zukunftsängste, und wir müssen überlegen, wie wir damit umgehen. Ich habe auch selbst mal die Ängste in einem Kurs abgefragt und herausgekommen ist, dass sie sich zum Beispiel auch enorme Sorgen um ihre berufliche Perspektive machen. Nach Stand der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt völlig unbegründet, denn die Chancen waren ja nie besser. Aber sie zweifeln sehr an ihren Fähigkeiten und Kompetenzen, sie fühlen sich komplett nicht gewollt und gebraucht. Und das finde ich schon dramatisch. Es ist ja normal, zwischendurch zu zweifeln, dass man nicht gut formulieren oder rechnen kann, aber einige haben tatsächlich einen kompletten Zweifel an sich selbst.

Manche sprechen vom Imposter-Syndrom, das auch an den Hochschulen ziemlich verbreitet ist. Man hat trotz offensichtlicher Erfolge Zweifel an den eigenen Leistungen, und Angst, dass man in Wirklichkeit gar nichts kann …

KS: Ich glaube, dass wir da schon auch die Corona-Nachwirkungen sehen in den entsprechenden Jahrgängen. Mal mehr, mal weniger. Wir machen mit den Jugendlichen ganz verschiedene Erfahrungen. Wir hatten gerade erst in einem Projekt zwei Klassen, die waren unfassbar unterschiedlich. Aber insgesamt, was beispielsweise die Konzentrationsfähigkeit angeht oder wie auf die Zukunft geblickt wird, das hat sich schon gewandelt.

Du sprichst von der Konzentrationsfähigkeit. Ich höre oft, dass junge Menschen ein krasses Aufmerksamkeitsdefizit haben, dass man die ungeteilte Aufmerksamkeit nur noch für Sekunden bekommt. Wie ist deine Erfahrung in der Schule?

SB: Die Rückmeldungen aus dem Kollegium sind da ziemlich eindeutig. Die stellen fest, dass die Aufmerksamkeitsspanne seit Jahren geringer wird. Wir können dazu aus der Studienlage ersehen, dass die Kompetenzen beim Lesen und Schreiben und in der Mathematik abgenommen haben. Ich denke, dass das nicht nur mit Corona zu tun hat, sondern vor allem mit der Digitalisierung und der Bildschirmzeit von Kindern, vor allen Dingen auch von sehr kleinen Kindern, die bereits im Alter von anderthalb, zwei Jahren mit dem Smartphone oder dem Tablet in Kontakt kommen. Während die Eltern ebenfalls permanent auf einen Bildschirm starren. Untersuchungen haben bereits erwiesen, dass das etwas mit der Empathie-Fähigkeit bei Kindern macht. Wobei es immer noch eine Chance gibt. Kinder sind eigentlich immer sehr positiv, neugierig und zugewandt. Die kommen dann auch wieder zurück. Darum denke ich auch, dass Schule nicht defizitorientiert arbeiten sollte. Dass wir überlegen, wie wir sie noch kriegen. Vielleicht mit kürzeren Slots. Mal mit einer fünften Klasse rausgehen, sich bewegen und dann wieder in den Unterricht gehen. Wir müssen uns jeweils die Bedarfslage sehr genau ansehen. Was braucht eine Klasse? Und was braucht sie beispielsweise auch an außerschulischen Impulsen. Ich würde mich zum Beispiel sehr freuen, wenn wieder mehr Unternehmen Praktika anbieten.

Müssen wir, was die Smartphones und die Bildschirmzeiten angeht, das Rad stellenweise vielleicht doch anhalten oder sogar zurückdrehen?

KS: Das ist ganz schwierig. Einerseits sind mit den Smartphones und auch jetzt mit KI ja sehr viele Möglichkeiten verbunden. Das wird die Zukunft sein. Und ich denke, es ist wichtig, dass die Kinder dazu die notwendigen Skills lernen. Aber andererseits gibt es eben die Nebenwirkungen. Es wird darum gehen müssen, dass wir Maß und Mitte finden.

SB: Bei uns ist es schon lange ein Teil der Schulordnung, dass im Hauptgebäude die Nutzung der Geräte nicht erlaubt ist. Wenn man erwischt wird, wird das Smartphone eingezogen und am Ende des Tages wieder herausgegeben. Beim dritten Mal gibt es ein Gespräch mit den Eltern. Die stehen größtenteils voll hinter unserer Schulordnung. Wir hören von der Elternseite jetzt auch vermehrt den Wusch, dass wieder weniger auf dem Tablet gearbeitet wird.

KS: Ich glaube, es ist wichtig, dass die Kinder eben nicht nur daddeln, sondern die Technik und die Mechanismen verstehen. Das Schlimme ist ja vor allem die mangelnde Medienkompetenz. Man nennt sie zwar Digital Natives, aber sie können oft nicht viel mehr als nach links oder rechts swipen. Wenn wir in den Workshops sagen, dass sie den Browser öffnen sollen und niemand weiß, was das ist, oder dass sie einen Ordner auf dem Desktop anlegen sollen und man in viele fragende Gesichter blickt, dann ist das ganz bezeichnend. Wie wollen sie Fake News erkennen? Wie sollen sie Quellen checken? Diese Medienkompetenz wird auch bei den Smart-City-Days ein Schwerpunktthema sein.

SB: Wichtig ist auch, dass vor allem die Eltern noch viel mehr für die Problematik sensibilisiert werden. Es ist völlig klar, dass man seinen Kindern keinen Alkohol und kein Nikotin gibt. Bei den Smartphones sieht das ganz anders aus, obwohl das Suchtpotenzial längst nachgewiesen ist. Haptisch ist das ideal für Kleinkinder. Intuitiv nutzbar. Aber eben nachweislich gefährlich. Ich denke, die Kleinsten sollten mit der Hand und dem Stift arbeiten, die sollen Kastanien zählen, Mengen begreifen.

Würdet ihr denn für ein Schulfach Medienkompetenz plädieren?

SB: Ja, aber dann entsprechend das Curriculum entschlacken oder anpassen. Und wir bräuchten dafür ausgebildete Lehrkräfte. Die stehen ja momentan nicht unbedingt Schlange. Ich wäre aber generell eher dafür, Kompetenzen, digitale und soziale, fachübergreifend auszubilden, also diese Kompetenzen mehr zu integrieren und nicht immer mehr aufzufächern.

KS: Ich glaube, dass eine Überprüfung und Überarbeitung des Lehrplans längst überfällig ist. Seit Jahren. Vieles ist da nicht mehr zeitgemäß. Die Zukunftskompetenzen fehlen. Ich plädiere schon seit einiger Zeit dafür, dass Hannover ein Nachwuchskraftwerk bekommt. So, wie wir auch ein Schulbiologiezentrum haben, wo alle Schulklassen mal eine Woche hingehen. Wir brauchen einen Ort, wo sie eine Grundausstattung an Future Skills bekommen, danach begleitende Kurse buchen können, auf freiwilliger Basis, unterjährig und im Idealfall nachmittags. Und wo es auch Angebote für Eltern gibt. Wo dazu eine Begegnung stattfindet zwischen Jugendlichen und Unternehmen. Das ist kurz gesagt meine große Vision.

SB: Das klingt für mich nach einer ziemlich guten Idee.

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