RoBiDo – Romane Biografien Dokumentationen

Andreas Barthel und Susi Duhme, die Köpfe hinter der 2004 gegründeten independent entertainment GmbH, die im Vorjahr auch den Haarmann-Horrorfilm „Warte, warte nur ein Weilchen!“ ins Kino brachten, betreten in diesem Jahr neues Terrain und bringen nun auch einen Buchverlag an den Start: RoBiDo. Im Fokus von RoBiDo stehen primär solche Veröffentlichungen, die im Kontext der anderen Produktionen von independent entertainment anzusiedeln sind, also vornehmlich Bücher zum Film, Künstlerbiografien und dergleichen mehr. Den Anfang machte bereits im April dieses Jahres René Schierings Band „Heute doof und morgen doof und übermorgen wieder – Die Geschichte der Abstürzenden Brieftauben“: Eine mit Bonus-CD ausgestattete Biografie jener Band, die von independent entertainment gemanagt wird und einst mit ihrem Album „Doofgesagte leben länger“ auf Platz 16 der deutschen Charts eingestiegen ist.

Seitdem sind noch fünf weitere Bände bei RoBiDo erschienen: Von Barthel selbst stammen die Bonus-CD-ausgestatteten Bände „Die Schützenplatzchroniken 1“ und „Power of Wrestling – Die Schützenplatzchroniken 2“, in denen Barthel als Wrestling-Kenner das letzte Wrestling-Jahr vor der Pandemie beleuchtet. Von der Sängerin Jutta Weinhold, die unter anderem 1969 bzw. 1972 in den Musicals „Hair“ und „Jesus Christ Superstar“ aufgetreten ist und später etwa die Bands Zed Yago und Velvet Viper gründete, liegt der songtextgeprägte Geschichtenband „Die Tochter des fliegenden Holländers – Auf der Suche nach der verlorenen PhantaSIE“ samt einer Bonus-CD mit fünf Songs vor. Vom „Geier Sturzflug“-Gründer und -Frontmann Friedel Geratsch erschien seine über 450 Seiten starke Autobiografie „Eins kann mir keiner…“, die zugleich auch Ruhrgebietsmilieustudie und Bandgeschichte ist. Auch ihr liegt eine CD bei, auf der ganze 16 Tracks versammelt sind. Und dann wäre da noch der Hannoveraner Marc Mrosk, der die bislang einzige Roman-Veröffentlichung bei RoBiDo abgeliefert hat.
„Only the Good Bleed“ – so der Titel des Kurzromans, der sich merklich lustvoll als pulpiger Hardboiled-Thriller präsentiert – hat sich vom Cover bis zum Plot mit Haut und Haaren der reißerischen Kolportage verschrieben und macht aus dieser verwegenen Liebe zum Pulp auch keinen Hehl: Sex and Crime galore, ordinäre Sprache zuhauf und eine Verdichtung der Klischees eines populären Genres, die letztlich eher im Dienst der Hommage als im Dienst der Ironie steht. Die Geschichte, die in ihren Grundzügen – ein Kriegs-Veteran rächt eine vergewaltigte Frau mit ihrer Hilfe – leichte Parallelen zum aktuellen Stephen-King Roman „Billy Summers“ aufweist, greift zurück auf Veteranen-Dramen wie „Rambo“, auf die schwarzen Katzen, die sich von E. A. Poe bis Stephen King durch US-amerikanische makabere Kriminalstories ziehen, auf das Potenz-Gehabe und die homophoben Phrasen der Männerfiguren etlicher Hardboiled-Krimis, denen Mrosk eine explizit schwule Figur oder auch die Ohnmacht von Kriegsrückkehrern gegenüberstellt. Von Philip Marlowe bis Norman Bates, vom Roswell-UFO-Mysterium bis hin zum Neo-Western zitiert sich Mrosk durch populäre Versatzstücke des Spannungskinos und der Spannungsliteratur, derweil eine Liebe zu Mickey Spillane und Mike Hammer, zu Dashiell Hammett und Sam Spade, zu Raymond Chandler und Philip Marlowe durchgängig zu erahnen ist …
Die in zehn Oberkapitel gegliederte Handlung beginnt mit der Rückkehr des Irak-Veteranen Frank Pawler, der frisch zu Hause angekommen nicht bloß feststellen muss, dass seine Lebensgefährtin ihn inzwischen mit seinem früheren Arbeitgeber betrügt, sondern bald darauf auch noch den Eindruck gewinnen muss, dass der Sheriff der Gegend ein sadistischer Vergewaltiger ist. Mit der malträtierten Frau selbst rächt er diese – und gemeinsam beginnt man einen Roadtrip, bei dem man alsbald nicht nur die Hellriders im Nacken hat.
Marc Mrosk, der Autor, der bisher bereits neben Kurzgeschichten, Drehbüchern, Filmkritiken und Artikeln die Romane „Los Perdidos“ (2010) und „Schwarz“ (2020) vorgelegt hat, verbrachte selbst einige Jahre in den USA, in Los Angeles.
Demnächst wird es zwei weitere RoBiDo-Veröffentlichungen geben, Vollblutmusiker Ossy Pfeiffer präsentiert sein Buch „So Alter! Jetzt pass auf!“, eine Sammlung von Geschichten, wie sie eigentlich nur ein Musikerleben hervorzubringen vermag –, und ein Spionagethriller des hannoverschen Psychotherapeuten Dr. Andreas Herter ist ebenfalls in Planung. Außerdem soll es auch noch die „Erinnerungen eines Hochzeitsredners“ geben.       ● Christian Kaiser

Foto: K. Antonov


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