Omas gegen rechts

Ehrenamtliches Engagement in Hannover

OMAS GEGEN RECHTS

Unter dem Motto „Wir sehen, was geschieht, und schauen nicht weg“ gehen die OMAS GEGEN RECHTS der Regionalgruppe Hannover seit fast vier Jahren regelmäßig auf die Straße. Die bundesweite Initiative hat für ihr Engagement bereits den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage erhalten. Sie setzen sich mit Demos, Mahnwachen und Kundgebungen wie auch Infoständen oder Briefaktionen gegen antidemokratische und rechtspopulistische Strömungen und für eine „enkeltaugliche“ und lebenswerte Zukunft ein.

Ursprünglich in Österreich gegründet, sind die OMAS GEGEN RECHTS mit rund 300 Mitgliedern längst auch in Hannover etabliert. Als zivilgesellschaftliche Initiative setzen sie sich unter anderem für die „Erhaltung der Demokratie in einem friedlichen vielfältigen Europa“ wie auch für gleiche Rechte aller hier lebenden Menschen ein. Sie klären auf, warnen vor antisemitischen, frauenfeindlichen und rechtsextremen Entwicklungen und „organisieren politischen Widerstands gegen Ausgrenzung und Rassismus“.

Dabei sind die Mitglieder der OMAS GEGEN RECHTS „eine heterogene, offene Gruppe, der sich alle mit demokratischer Grundhaltung und dem Willen, sich dafür einzusetzen, anschließen können“, sagt Uta Saenger aus dem Orgateam der Regionalgruppe Hannover und ergänzt: „Omas mit ihrem Strickzeug können da genauso hinkommen wie Aktivistinnen, die schon seit den 70er-Jahren aktiv sind.“ Die einzige Voraussetzung sei eine demokratische Grundhaltung und der Wille, sich dafür einzusetzen. „Man muss weder Oma noch alt oder weiblich sein, um sich bei den OMAS GEGEN RECHTS zu engagieren“, fügt sie hinzu. Die ältesten Mitglieder der Initiative sind fast 90 Jahre alt, haben also den Nationalsozialismus wirklich noch miterlebt. „Etwas, das alle OMAS GEGEN RECHTS verbindet“, so Saenger, „ist das eigene Erleben oder das vermittelte Erleben über die Traumata der Eltern. Wir sind quasi eine Brücke vom Nationalsozialismus in die Gegenwart.“

Neben denjenigen, die sich mit den etablierten „OMAS GEGEN RECHTS“-Plakaten an politischen Aktionen oder Demos beteiligen oder Flyer verteilen, gibt es auch jene, die etwa OGR-Mützen sticken oder OGR-Kekse backen – wobei die kreativen Ideen auch mit Blick auf Nachhaltigkeit erfolgen und beispielsweise auf Holz statt Plastik zurückgreifen. Wieder andere helfen per Lastenrad beim Transport von Materialien, betreuen Finanzen, besorgen Blumen … Uta Saenger selbst ist neben der Vernetzung und Organisation auch für den Social-Media-Bereich zuständig und sagt: „Jede und jeder tut das, was sie und er kann. Es ist alles freiwillig und ehrenamtlich.“

Alle Aktionen werden aus der eigenen Tasche von den Mitgliedern selbst finanziert. Aktuell planen die OMAS GEGEN RECHTS eine Spendenaktion zur Wiederaufforstung der zerstörten Buchen, die von der Lebenshilfe zum Gedenken an den Todesmarsch aus dem KZ Buchenwald gepflanzt worden waren. Eine Webseite für die Regionalgruppe Hannover wird ebenfalls angestrebt – für die Realisierung fehlt jedoch noch ein*e Informatiker*in/Designer*in, der oder die den OMAS GEGEN RECHTS bei der Umsetzung helfen kann, sagt Saenger. Auch im Hinblick auf die Wahlen sind sie in der Öffentlichkeit präsent: Bis zur Wahl fordern sie an Infoständen dazu auf, sich über unterschiedliche Wahlprogramme zu informieren und empfehlen, sie auf Zukunftsfähigkeit zu prüfen. „Wir sind überparteilich und geben keine Wahlempfehlung, aber wir wollen motivieren, wählen zu gehen, und wir klären über die Inhalte und Konsequenzen rechtsradikaler Parteiprogramme auf“, erläutert Saenger. Sie habe sich der Initiative gleich zu Beginn angeschlossen, weil sie bei den „Parteien ein konsequentes Vorgehen gegen rechtsradikale Gewalt und eine konsequente Aufklärung der Gewalttaten vermisst“ habe. Sorge bereitet ihr auch „der Einzug von rechtsextremem und menschenverachtendem Gedankengut in unsere Sprache und in die Parlamente. Da kann man nicht auf dem Sofa sitzen und Socken stricken.“

Durch ihr öffentliches Auftreten fallen die OMAS GEGEN RECHTS auf: „Wahrgenommen werden wir bei aller Unterschiedlichkeit als eines: eine Gruppe älterer bis sehr alter Frauen. Oft ruft das Staunen hervor, denn die Generation älterer Frauen ist in der Öffentlichkeit und auf politischer Ebene hierzulande noch nie in so geballter Form in Erscheinung getreten“, stellt Saenger fest. Doch die öffentlichen Kundgebungen, Demonstrationen und Mahnwachen werden nicht nur von einer Menge Zuspruch, sondern auch von Anfeindungen begleitet. Auch wenn Zustimmung, Lob und Unterstützung deutlich überwiegen, so gibt es doch auch verbale Angriffe und Hassnachrichten im Internet. „Davon darf man sich nicht einschüchtern lassen, das motiviert uns eher“, gibt Uta Saenger zu verstehen. „Wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, und deshalb stehen wir ja auf der Straße“. Es sei wichtig, nicht aufzugeben und im alltäglichen Leben Haltung zu zeigen – ob als Einzelperson oder als Gruppe.

Laura Druselmann

Jeden ersten Montag im Monat: offenes Treffen im Café Allerlei in Linden, 16 Uhr.

Spendenkonto bei Elinor Treuhand e.V. unter https://app.elinor.network/groups

Weitere Infos unter omasgegenrechts-deutschland.de

Kontakt: E-Mail: ogr.hannover@gmail.com

Diesen Beitrag kommentieren

Stadtkind twittert