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Editorial 2023-11

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Editorial 2023-11


Liebe Leserinnen und liebe Leser,

unser Titel in dieser Ausgabe „Über Ideologien … und was sie anrichten können“ war schon ein bisschen länger geplant, ist also keine Reaktion auf die schrecklichen Geschehnisse im Nahen Osten. Doch auch dort sind natürlich Ideologien am Werk, beziehungsweise Herrschende, die Ideologien einsetzen, um Menschen zu manipulieren, zu kontrollieren und gezielt zu steuern. Der Hass auf Israel, der Hass auf „die Juden“, er hat sich bereits kurz nach dem fürchterliche Angriff der Hamas auch in Deutschland auf den Straßen gezeigt. Auch hierzulande haben sich anscheinend wieder Ideologien etabliert, die mit unseren Werten und Vorstellungen – oder zumindest mit meinen – rein gar nichts zu tun haben. Das ist erschreckend. Aber nicht nur das. Ich sehe neben dieses Ideologien noch viele weitere Ideologien, die mir gelegentlich Angst machen.

Gibt es eigentlich noch einen Konsens in Deutschland, dass wir alle gemeinsam versuchen sollten, auf der richtigen Seite zu stehen? Oder wo wollen wir gesellschaftlich hin? Wollen wir uns gegenseitig mit unsere Ellenbogen die Augen ausstechen, wollen wir konkurrieren, untereinander und mit dem Rest der Welt, wollen wir uns abschotten und wollen wir jetzt zu allem Überfluss auch noch in diesen unsäglichen europäischen Wettbewerb einsteigen, Flüchtlinge möglichst schlecht zu behandeln? Das kann es doch nicht sein. Ich habe keine Lust mehr, mir mitanzusehen, wie sich inzwischen im Grunde alle Parteien regelmäßig vor den Karren der AfD spannen lassen. Während Sahra Wagenknecht sich anschickt, nun noch eine zweite AfD zu gründen. Geht’s eigentlich noch, Deutschland?

Kann da jetzt mal jemand mit ein bisschen Rückgrat ein paar deutliche Worte finden? Wie wäre es mit einer Absage an alle Versuche, die Menschen in Deutschland gegeneinander auszuspielen. Wie wäre es mit einer Absprache zwischen den Parteien, auf Populismus komplett zu verzichten und wieder faktenbasiert zu diskutieren. So wie Erwachsene. Sie sprechen alle von Zuspitzungen. Ein anderer Name für das Öl, das momentan so gerne ins Feuer gegossen wird. Überlasst den Populismus doch einfach wieder der AfD und demnächst der neuen Wagenknecht-Partei, dann kann man nämlich die Unterschiede klar erkennen. Die einen haben echte, tragfähige Lösungen, die anderen haben nur heiße Luft.

Ich bin in letzter Zeit ein bisschen verzweifelt, wenn ich mir die politische Landschaft in Deutschland ansehe. Merkt man das? Ich bin regelmäßig entsetzt, in welche Richtungen die Diskussionen abdriften. Mir steigt gelegentlich sogar die Schamesröte ins Gesicht, wenn ich beispielsweise höre, was Friedrich Merz so absondert. Liebe CDU, ist das euer Ernst? Habt ihr das nötig? „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht …“, sagt Heinrich Heine in seinen Nachtgedanken. Ich schließe mich an!

Ich will ganz zum Schluss hier trotzdem nicht vergessen, noch zwei Menschen zu gratulieren, die in dieser Ausgabe ihr 10-Jähriges feiern. Gerry und Maura tragen nun schon eine Dekade zur Niveauregulierung im Stadtkind bei (das jedenfalls behaupten sie). Im ersten Heft sind sie noch fälschlicherweise als „bonnertaxi“ gestartet, aber seither haben sie mit „Spaziergängen zwischen Fiktion und Fraktur“ und der vielbeachteten Werkschau „Tempo, Beschleunigung, Aufklärung“ Maßstäbe gesetzt. Das Werk aus der Oktober-Ausgabe 2017 ziert heute sogar den Titel eines Bildbandes. Wenn man darüber nachdenkt, wie viel ärmer die Welt ohne bonnataxi wäre, wird man fast wahnsinnig (behaupten wieder sie). Ich behaupte, dass mein Leben ohne eure monatlichen Mails bedeutend ärmer gewesen wäre. Ihr habt echt einen schönen Knall. Man müsste daraus wirklich mal ein Buch machen. Nur so eine Idee …

Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind 

 

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