Ungetragen

Das ist so ein Laden, wie es ihn nicht in jedem Stadtteil gibt – wenn er nicht sogar einzigartig in  ganz Hannover ist. Dabei ist die Idee hinter UNgetragen wirklich überzeugend, denn hier findet sich moderne Streetwear, die zur Lindenerin und zur Hannoveranerin passt, wie die Ihme an die Leine: Die Frauenbekleidung aus zweiter Hand kommt nicht von hochpreisigen Designerlabels, sondern bildet die modische Spitze des Kleiderberges ab, wie ihn jeder ganz normale Schrank beherbergt. Ausgefallene Eye­catcher, witzige Einzelstücke, Accessoires und handgefertigten Schmuck gibt’s noch dazu. Ein individueller Mix, bei dem für jede was dabei ist, was momentan nicht jede trägt!

In dem hübsch gestalteten Raum lässt es sich entspannt stöbern oder gezielt suchen, ohne dass man – wie sonst oft in Secondhandläden – vom Überangebot schier erschlagen wird. Was hier unter‘m Kronleuchter hängt, ist nicht neu, aber neuwertig, das Schmuddel-Klischee von der Ramschware trifft es ganz und gar nicht. Statt dessen steht hier eine Mischung von Marken wie H&M, Vero Moda, Esprit und vielen mehr zur Wahl, außerdem Secondhand-Teile von Labels wie Bench, Blutsgeschwister oder Noa Noa, die man auch in den Lindener Läden der gehobeneren Preisklasse findet. Zwischen Basics blitzen ausgefallene Einzelteile hervor; hier eine Trachtenweste, dort ein handgenähtes 70er-Jahre-Kleid. Ob ein Stück in ihr Sortiment passt, das entscheidet Regina Schinke intuitiv. Mit Mode von teureren Marken könnte sie zwar mehr Gewinn machen – aber das sei einfach nicht sie, sagt die Besitzerin von UNgetragen, die erklärtermaßen keinen Büro- und Mutti-Chic mag. Vor fünfeinhalb Jahren war sie selbst Kundin hier, sah das Zu-verkaufen-Schild und musste nicht lange überlegen. Seitdem hängt ihr Herz an dem Laden und sie arbeitet mit viel Spaß und Liebe für das Detail dafür, dass sich der Kundinnenkreis erweitert. Alle paar Wochen kann man durchaus vorbeischauen, denn das Sortiment wird laufend aufgefrischt. Fast täglich kommen neue Kleidungsstücke herein, um die es wirklich schade wäre, blieben sie nur ungetragen im Schrank. Der Ladeninhaberin, die selbst schon immer Secondhand kauft, ist dabei an erster Stelle die Nachhaltigkeit wichtig – bis es Zeit für den Container wird, bleiben den ausrangierten Teilen oft noch viele Jahre. In denen kann sich dann die nächste Trägerin daran erfreuen, und das zu einem angemessenen Preis. Neben farblich sortierten Pullovern, Oberteilen, Strickwaren sowie Kleidern, Hosen und Jacken gibt es einen extra XL-Kleiderständer, darüber stellen sich in hübschen Weinkisten formschöne Handtaschen zur Schau und auch weitere Accessoires laden der Jahreszeit entsprechend genauso wie Schuhe von bequem bis chic zum Anprobieren ein. Zu einem reduzierten Preis gibt es auch handgemachte Röcke von Miamou, von der ein eigener Outletständer parat steht.

Zur Krönung des neu erstandenen Outfits bietet Regina Schinke wunderschönen Perlenschmuck an, den sie nach Ladenschluss selbst fertigt: Originelle Ringe in Perlmutt- oder Metallfarben, kunstvolle Halsketten und Ohrringe verleihen dem Look von der zweiten Stange einen ganz neuen Glanz. Ein Laden, wie es ihn am besten an jeder Ecke geben sollte – schön, dass es ihn zumindest einmal gibt!

A.W.


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