Nicola Tyszkiewicz

Musikproduzentin, Enkelin von Heinz Erhardt
Sternzeichen: Jungfrau

Die Enkelin des Komikers, Musikers, Komponisten, Schauspielers und Dichters kümmert sich als treibende Kraft der Erbengemeinschaft seit 20 Jahren um das kreative Erbe ihres Großvaters: Sie betreut Anfragen, veröffentlicht Tribute-Editionen und bringt noch unbekannte Schätze aus dem Nachlass ans Tageslicht. Bei der ersten Ausstellung zum Werk und Leben des Multitalents hat sie eng mit dem Theatermuseum Hannover zusammengearbeitet. „Heinz Erhardt: Privater!“ ist dort noch bis zum 07. Februar zu sehen.

Da die umtriebige Erhardt-Enkelin in Hamburg wohnt, verabreden wir uns zum Telefoninterview – und sind sofort mitten drin in einem netten Gespräch, bei dem viel gelacht wird. Die herzliche Art hat Nicola Tyszkiewicz offenbar mit ihrem Großvater gemein. Der ist zwar so oft unterwegs gewesen, dass sie nicht viel von ihm gehabt hat, sie schwärmt aber trotzdem in den höchsten Tönen von ihm: „Nach und nach kam das Bewusstsein, dass er – abgesehen von seiner Kunst – auch als Mensch was Besonderes war. Er hat es geschafft, eine Person zu kreieren – wobei, er war diese Person auch selbst – die irgendwie nie fies war. Und hat Freude in die Wohnzimmer hinein verbreitet, in einer Zeit, wo es nicht so viel zu lachen gab.“ Auch wenn der Fokus seiner Karriere auf dem Schauspiel und dem Schreiben lag, galt Erhardts Liebe eigentlich der Musik, und um die kümmert sich Produzentin Tyszkiewicz auch schwerpunktmäßig: Zum 100. Geburtstag hat sie seine Lieder mit Orchester und namhaften Künstlern wie Peter Maffay und Götz Alsmann vertonen lassen. Außerdem Stücke, die vorher noch nie gespielt wurden – Joja Wendt habe sich tagelang weggesperrt und sei fast wahnsinnig geworden beim Üben, so anspruchsvoll seien die, verrät die Auftraggeberin. Und es gibt weitere 40-50 Kompositionen, die noch nie jemand gespielt hat – derzeit ist sie auf der Suche nach Musikhochschulen, die sich für das ambitionierte Projekt begeistern könnten. „Mich hat es immer sehr interessiert, wo die Sachen sind, die noch nicht veröffentlicht wurden. Ich bin in sämtliche Keller der Welt gestiegen und habe sehr viel wiedergefunden und auch veröffentlicht.“ Z.B. den Film „Geld sofort“, den sie in einem Archiv entdeckt und ins Fernsehen und auf DVD gebracht hat. Unter den Briefen, die Erhardt aus dem Krieg nach Hause schrieb, hat die findige Enkelin ein paar frühe – zeitgemäß nicht so lustige – Gedichte aufgetan, die sie vermengen will mit Situationsbeschreibungen aus den Briefen, die zum Teil doch wieder sehr süß und lustig sind. Heinz Erhardt mal etwas – aber nicht zu viel – privater.

So wie in der Ausstellung im Theatermuseum: „Die haben sich wahnsinnig viel Mühe gegeben und es sehr liebevoll gemacht – die Ausstellung zeigt einen großen Bogen seines Schaffens. Das sieht man einfach, ob jemand nur den simplen kommerziellen Nutzen darin sieht oder ob sich jemand für den Mann dahinter interessiert“, betont die Heinz-Erhardt-Expertin. Ihr Lieblingsstück ist das großväterliche Bühnenbuch: „Da hat mein Großvater Sachen reingeklebt, reingekritzelt, reingeschrieben, Zettel reingeklemmt – immer, wenn er Abende auf der Bühne gegeben hat, hatte er dieses Buch dabei. Da steckt viel Arbeit und viel von ihm drin. Das liebe ich sehr.“

Viel zu arbeiten – auch das hat die Produzentin mit ihrem Künstler-Ahnen gemeinsam. „Ich habe mit Sicherheit das disziplinierte Arbeiten – non-stop, 24/7 – von ihm übernommen. Das Wort „Feierabend“ habe ich eigentlich nie in den Mund genommen. Aber ich bin glücklich mit meinem Leben, ich mag das sehr, mit Künstlern zu arbeiten, mir neue Produktionen auszudenken.“ Aktuellstes Projekt ist die CD „Displaced“ zugunsten der Arbeit von Amnes­ty International, für die Nicola Künstler wie Roger Cicero und Andrew Roachford zusammengetrommelt hat. Jörg Achim Keller arrangierte Pop-, Soul- und Jazzsongs neu, die um Themen wie Flucht, aber auch Hoffnung kreisen. Das Musikprojekt ist damit allerdings nicht beendet, sondern längerfristig angelegt: Ab Sommer 2016 wird es Live-Konzerte geben, ein zweites Album ist in Planung. Hier möchte Nicola vielleicht ein Erhardt-Stück mit einbringen: „Es gibt vier Lieder mit Texten von Heinrich Heine – wenn davon was passt und ich jemanden finde, der das auch singen kann, dann fände ich das ganz schön.“

Anke Wittkopp

Foto Nicola: Steven Haberland

 

Kurz nachgefragt

Lieblings-Heinz-Erhardt-Lied?
Was viele kennen, ist natürlich „Mein Mädchen“. Da gibt es einen Clip aus dem Jahr 1939, glaube ich, da ist er quasi der erste Rapper. Das singt er so wahnsinnig schnell und das ist so witzig – das kann keiner nachmachen.

Der witzigste private Moment mit ihm?
Auf einer Autofahrt, da war er leider schon sehr krank und konnte auch nicht mehr sprechen, hab ich mal zu viel aufs Gas getreten, sodass wir richtig nach vorne schossen – da hat er wahnsinnig gelacht und mir aufs Bein gehauen, so als wolle er sagen: „Cool!“ (lacht herzlich).

Worüber konnte er nicht lachen?
Er konnte es nicht leiden, wenn Kollegen unprofessionell gearbeitet haben.

In welchen Situationen denken Sie an ihn?
Es gab eine Zeit, da haben sich innerhalb der Familie irgendwie alle missverstanden – da hab ich ein paarmal gedacht: „Alter Schwede, komm doch jetzt mal runter und mach hier mal kurz Ordnung bitte!“


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2 Kommentare für “Nicola Tyszkiewicz”

  1. Grün, Claudia sagt:

    Liebe Frau Tyszkiewicz,
    ich möchte gerne auf diesem Wege Kontakt zu Ihnen aufnehmen.
    Mein Mädchenname ist Claudia Hamburger, vielleicht sagt Ihnen der Name etwas. Ihr Großvater, Heinz Erhardt, ist zu Beginn seiner Karriere, während der Zeit im GOP, sehr viel bei uns zu Hause gewesen – meine Mutter hat ihm zu den Vorstellungen häufiger seine einzige Hose AUFGEBÜGELT und ich habe sehr viele Erinnerungen an ihn.
    Wenn Sie möchten, würde ich mich sehr freuen von Ihnen zu hören.

    Mit lieben Grüßen,
    Claudia Grün

  2. Kai Haacker sagt:

    Die Erhard’s auf Erden

    Es hat keinen Sinn den Brunnen zuzuschütten
    wenn das Kind verbrannt ist…
    Ist die Hoffnung der verbliebenen Erhardt’s dahin
    und alle verbrannt, schwarz und verstoßen?
    Mir tut das weh und ich zähl mich schon fast zu den Hoffnungslosen.

    Was passiert da vor Gericht.
    Merken Sie’s nicht?
    Fühle mich in meiner Ehre entledigt
    und stark beschädigt.
    Was soll das da werden
    von meinen Erben.

    Wohin ich in Liebe mein Vermächtnis geleitet
    wird jetzt nur noch Lüge und Hass verbreitet.
    Wo ist die Liebe, die Menschlichkeit, der Humor?
    Erbarmungslos hetzt man sich nur.
    Was früher mal Glanz
    Ist jetzt Missgunst und Intoleranz.
    Seh’ sie mit Macht und Kompetenz protzen…
    Ich finde das mit Verlaub
    zum Kotz…..
    dabei geht es wie immer
    ums Geld
    für das man die Hand aufhällt.

    Was hat da noch Stil?
    Ich fürchte nicht viel…
    Was fürn’e Welt.

    So auf Erden möchte ich doch lieber vergessen werden.-

    So lässt mich noch etwas nicht ruh’n:
    Was hat der Mensch mit „Mensch“ zu tun?

    Heinz Erhardt/Kai
    Gruß,
    Kai

    Luzifer die Kellermaus

    Im Keller wohnhaft, denn jetzt ist’s aus,
    sitzt Mausi unsere Kellermaus.
    Durch Diebstahl Haß und Gram hier sie Ihre Strafe nahm.
    Doch weder weis’ noch heiter macht sie dennoch weiter.
    Böse Briefe aus schlimmster Kellertiefe sind Ihr sarkastisch Steckenpferd…
    So dachte ich ganz unbeirrt,
    mir war nicht bang:
    ich rufe sie zu Hause an.
    hatte eine Frage,
    warum sie einst die Tage,
    meiner Mutter so über mitgespielt.
    So tat ich, sobald ich meinen Hörer hielt.

    Es klingelte bei Kellermaus im Familie House…
    dann kam die Antwort raus
    Ein müdes „ja“ und dann ein „klick“ war alles was Sie tat,
    aber dass war eher müd’ und fad’
    als die Note
    mit der Sie schon meiner Mutter drohte.

    Davon war nicht viel zu merken.
    Auflegen konnte Sie, denn Anstand gehörte nicht zu Ihren Stärken.

    Wer Drohungen die erlogen
    und eher auf sich selbst bezogen
    mit Gebelle spricht,
    der merke: Hunde, die bellen, beißen nicht.

    Mausi Du bist eher schlicht und feig’
    Dein Tuen jedoch ein Vergehen gegen die Menschlichkeit
    und das ist keine Kleinigkeit.
    War’n schwerer Satz Gel’?

    Fazit

    Miststücke auf Erden
    können nur noch Nullnummern werden.
    Das hört man schon
    am Telefon,
    und erinnert mich schon sehr,
    an Luzifer.

    So jemand hat ein Family House als Firma.
    Das Gegenteil was sie zerstört.
    grotesk, empöhrend

    Sie ist selbst bei bester Mine
    unsere Familie eine Ruine.
    Was im Haus geschah erfüllt mich heut mit Gram
    weil’s durch Dich seinen Anfang nahm.
    Was Du dann auch noch deinem Vater antatst ist eine Untat,
    die man seinem Vater nicht antut und meiner
    Mutter nicht gut tut.
    Mausi schäme Dich!

    Kai Haacker 26.07.2020

    Haare

    Mann kommt in die Jahre
    wenn der Haarschnitt allmählich in Naturschutz übergeht.

    Aber solange es Haare gibt
    liegen sich die „Menschen“ in den selben.

    Was hat das noch Naturschutz zu tun.
    So kann ich nicht in Friede ruhen.

    Meine Familie kämpft vor Gericht,
    ist eine Ruine
    und dies ist ein Leidensgedicht.
    Schämt Ihr Euch nicht?!

    hoffentlich im Sinne von
    Heinz Erhardt/Kai Haacker

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