Wahre Geschichten um den Lutherweg in Thüringen

Ein Buch von Heike Hentschel

Als eine Mischung aus Pilgerweg, touristischer Attraktion und Ferienstraße verbindet der Lutherweg über die Grenzen von fünf Bundesländern Orte, an denen Martin Luther oder seine Mitstreiter gewirkt haben oder die anderweitig von den Wirkungen der reformatorischen Bewegung berührt wurden. Thüringen ist nicht eben arm an diesen sogenannten „Lutherorten“, etwa Erfurt, wo er die Universität besuchte, der Wartburg oder Schmalkalden, das dem konfessionellen Bund seinen Namen gab. Pünktlich zum Reformationsjubiläum widmet sich Heike Hentschel der Route, liefert ungewöhnliche Einzelheiten und berichtet über spektakuläre Vorkommnisse.

Geboren und aufgewachsen in Ostfriesland, wahlbeheimatet in Hannover, literarisch zu Hause in Sachsen – seit Heike Hentschel sich des hinterlassenen Textarchivs der beiden ostdeutschen Fotografen, Publizisten und Autoren Renate und Roger Rössing angenommen hat, dreht sich ihr schriftstellerisches Schaffen vor allem um die Kulturlandschaft Sachsens. Für die beliebte Buchreihe „Wahre Geschichten“ des Tauchaer Verlags hat sie bereits mehrere Landstriche untersucht und ihre Entdeckungen auf unterhaltsame Weise zusammengetragen.

So tut auch Hentschels neuester Band wieder weitaus mehr, als lediglich das Leben von Martin Luther zum wer-weiß-wievielten Male nachzuerzählen. Zwar wird in jedem Kapitel der Bezug zur Person Luthers, zu seinen Mitstreitern oder Gegnern dargestellt – darüber hinaus wird aber auch von anderen Persönlichkeiten berichtet, die für die jeweiligen Orte auf die eine oder andere Art von Bedeutung waren. Im Mittelpunkt steht nämlich der Weg selbst. In unterhaltsamer Manier folgt die Autorin den Wegverläufen und bereichert mit wissenswerten Details und „wahren Geschichten“ entlang des Pfades. Ihre Reisen führen zum Beispiel nach Möhra, dem ehemaligen Stammsitz der Familie „Luder“, nach Gotha, wo Luther mehrmals das hiesige Augustinerkloster besuchte, an verschiedene Kurzstopps, an denen Luther predigte, und auch in die Landeshauptstadt, die sich mit dem vielzitierten Satz des späteren Reformators schmücken kann, die Erfurter Universität sei „seine Mutter, der er alles verdanke.“

Dabei verlässt Hentschel nicht selten die altbekannten Pfade und richtet die Aufmerksamkeit auf Geschichten und historische Ereignisse, die weit über den Lebensweg Martin Luthers hinausgehen – etwa, wenn sie auf die „Feengrottenstadt Saalfeld“ zu sprechen kommt, über Weimar als berühmten Aufenthaltsort von Dichtern, Gelehrten und Künstlern sinniert oder den Ursrpüngen das Skatspiels in Altenburg nachspürt. Mit vielen kurzweiligen Episoden, Anekdoten oder poetischen Zitaten füllt Hentschel das Gesamtbild des thüringischen Abschnitts des Lutherweges mit unbekannten, amüsanten oder spannenden Details auf.

Mit seinem schmalen Format eignet sich Hentschels Büchlein bestens für die persönliche „Pilgerfahrt“, denn es findet in jedem Wanderrucksack Platz und begleitet den Reisenden mit Geschichten entlang des Lutherwegs, die manchmal auch tatsächlich etwas mit Martin Luther zu tun haben.

 Anja Dolatta

Mehr Infos unter
www.geschichten-aus-sachsen.de

„Wahre Geschichten um den Lutherweg in Thüringen“
von Heike Hentschel
80 Seiten,
Tauchaer Verlag,
Taucha 2017,
ISBN: 978-3-89772-293-4

Infos unter:
www.tauchaer-verlag.de

 

 


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