Anke Wogersien

Normalerweise unterstützt Anke Wogersien als pädagogische Berufsausbilderin im Talentmanagement Menschen bei der Suche nach ihrer Berufung. In Kreativseminaren fördert sie zudem die Fähigkeiten der TeilnehmerInnen mit ihrer zweiten Leidenschaft, dem Schreiben. Offenbar ist die Autorin also doppelt berufen. Und ihre bisherigen literarischen Werke und Auszeichnungen zeigen eindrucksvoll, dass sie auch mit ihrem zweiten Standbein als Autorin goldrichtig liegt.

1963 in Neustadt am Rübenberge geboren, machte Wogersien zunächst eine Sprachausbildung in Englisch und Französisch. Anschließend studierte sie Betriebswirtschaftslehre in Hannover und Rhetorik in Göttingen. Auch heute wohnt sie noch in der Nähe von Hannover und ist in der hiesigen Kulturszene unterwegs. Der „Poetensalon“ und „QuerKunst Kaufbeuren“ freuen sich über ihr Engagement. Zudem wirkt Anke Wogersien im Verein der „Hildesheimlichen Autoren“ mit. Sowohl in Hannover als auch in Hildesheim und im Rundfunk finden regelmäßig Lesungen statt.
Ihre ersten zwei Romane verraten eine weitere Herzensangelegenheit. Mehrere Wochen im Jahr lebt sie an der Ostsee – Inspiration und Kulisse für ihren Debütroman „Ostseesommer“ und den Folgeroman „Ostsee Deal“. Aber es ist natürlich nicht nur die Ostsee. Die Autorin lässt sich von Menschen und Orten rund um den Globus inspirieren, was sie dann in ihrer Reiseliteratur verarbeitet. Daneben schreibt sie außerdem Kurzgeschichten und Lyrik, wie das Gedicht „Stillpoint“, für das sie 2012 zur Hauptpreisträgerin des Lyrikwettbewerbs Hildesheim gekürt wurde. Ihre Kurzgeschichten und ihre Lyrik erscheinen regelmäßig in Anthologien. Neben der prosaischen Literatur widmet sich Wogersien aber auch der Fachliteratur. In Werken zu E-Learning, Körpersprache oder Argumentationsstrategien spiegelt sich ihre beratende Funktion als Berufsausbilderin.
Auch die Region um den Harz und die Menschen dort haben es ihr in den letzten Jahren angetan. Und weil sie die Literaturschauplätze ihrer Werke gerne nach persönlichen Vorlieben auswählt, spielt ihr neuer Roman nun in Wernigerode im Harz. Ein weiterer Grund: Die tatsächlichen Wolfsichtungen in der Region. In „Sie zielen auf mein Herz, damit ich falle“ stellt das unerwartete Auftauchen eines Wolfes das Leben einer Kleinstadt im Oberharz auf den Kopf. Mit seinem auffälligen Verhalten versetzt das Tier zunächst die Eltern der Kinder des Waldkindergartens in Angst und Schrecken. Kindergärtnerin Viola, der örtliche Förster und der Bürgermeister bemühen sich, die Gemüter zu beruhigen. Doch die Nerven von Eltern, Landwirten und Politikern liegen blank, endgültig, als der Wolf ganz in der Nähe des Waldkindergartens gesichtet wird. Die Situation spitzt sich zu. Plötzlich heißt es, der Wolf habe ein Mädchen gebissen. Das bringt das Fass zum Überlaufen und der Wolf wird zum Abschuss freigegeben…
Das Kleinstadtpanorama um die Konflikte zwischen Naturschutz und Gesellschaft zeigt eindrücklich die Probleme, die  die Rückkehr des Wolfs auslöst. Dabei versteht es Wogersien, jede Partei zu Wort kommen zu lassen. Sogar der Wolf selbst darf ein Wörtchen mitreden. Die unterschiedlichen Gedankenwelten eröffnen dabei auch den Blick auf Positionen, denen man aus der Ferne zunächst skeptisch gegenübersteht. Innerhalb der Debatte um den Umgang mit dem Wolf sind solche Romane durchaus ein lohnenswerter Ansatz. Denn letztlich geht es um ein Verständnis für alle Seiten und um tragbare Kompromisse.

Text: Eleni Maurischat

SIE ZIELEN AUF MEIN HERZ,
DAMIT ICH FALLE
Anke Wogersien
Ein Wolfsroman
240 Seiten, 14,00 Euro
Mitteldeutscher Verlag


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