Spätzle-Haus

Zwei Tonnen Spätzle finden hier jedes Jahr ihren Weg auf die Teller – mal klassisch, mal mit Käse überbacken, mal originell mit Mohn-Zimt, Sesam oder Orange verfeinert und farbig. Eine leckere Beilage für Wild, Geflügel und exotische Spezialitäten wie Bison, Springbock, Kudu, Zebra u.a. Bei schönem Wetter reizt der idyllische Biergarten zum Niederlassen in lauschigen Hecken-Nischen unter den weiten Ästen einer jahrzehntealten Esche. Im Herbst und Winter schafft Kerzenlicht zusätzlich zur dekorativen Holzvertäfelung ein uriges Ambiente im gemütlichen Restaurant mit seinen 55 Plätzen, das dank hoher, weißer Decken und großer Fenster nicht zu schummrig wird.

Nach einem vom jungen Personal freundlich gereichten Kir als Aperitif entscheiden wir uns für die beiden Vorspeisen, die man gut teilen kann – Speckdatteln auf bunten Blattsalaten (für 7,80 Euro) und Knoblauchröstbrot (für 7,50 Euro). Den wohlschmeckenden Datteln im Speckmantel hätte die Hälfte des geraspelten Salates mit der doppelten Menge an süße Akzente setzender Erdbeervinaigrette gereicht, dann wäre das Verhältnis zwischen kulinarisch hervorstechenden und füllenden Tellerkomponenten ausgewogener gewesen. Auch auf die lasche Basilikumsahne hätten wir verzichten mögen, hätte es mehr von der deutlich schmackhafteren Knoblauchcrème zum Röstbrot gegeben, mit dem wiederum das hausgebackene, geheimnisvoll gelblich glänzende, leicht süßliche Brot zur Knoblauchsuppe (für 7 Euro) erstaunlicherweise mithalten kann. Die Suppe selbst kommt im Vergleich zur tiefroten Tomatenpracht am Nachbartisch mit ihrem Crème-Fraîche-Häubchen und ihren blassen Büsumer Nordseekrabben nicht nur optisch ordentlich mittelmäßig daher.

Zwischen den vegetarischen Speisen wie Gemüse der Saison mit Grünkern-Käse-Kruste überbacken auf Tomatenspätzle oder frischem Blattspinat in Knoblauchsahne mit Tomaten und Käse überbacken auf Roggenvollkornspätzle schwankend, wählen wir das bunte Gemüseragout in cremiger Weichkäse-Kräutersauce mit Tomatenspätzle (für 11,80 Euro), und sind angesichts der stimmigen Gemüse-Knackpunkte und mediterranen Noten von Sauce und Spätzle angenehm an Omas Küche erinnert. Aus Topf und Pfanne stehen zahlreiche Leckerbissen zur Wahl, von denen uns der Spatz’n-Teller (für 11,80 Euro) überzeugt: Käsespätzle mit Blattspinat und Käse überbacken an dreierlei verschiedenen Saucen, genau das Richtige für alle, die sich nicht entscheiden wollen. Die dunkle Sauce stimmt mit Zimt auf die Weihnachtszeit ein und schmeckt wohlig-gut, die Käsesauce passt schön zum Spinat und wird vom Gratinkäse unterstützt, die orange fällt bei uns leider durch, da zu gekünstelt. Die Spätzle sind natürlich supergut!

Statt dem Ruf des argentinischen Rumpsteaks von der Dauerkarte zu folgen, hören wir zuletzt noch auf die Tagesempfehlung und nehmen das außergewöhnliche Flanksteak (ebenso 24 Euro). Das Teilstück der Bauchlappen des Rindfleischs wird nach französischer Teilung als Bavette de Flanchet bezeichnet, der ovalförmige Flank-Cut kommt aber eigentlich aus den USA. Erst lacht uns das rosa Fleisch geradezu an, doch der intensive Geschmack, fast an Leber erinnernd, ist dann so überhaupt nicht unseres. Da das Flanksteak eine sehr starke Faserung des Muskels aufweist, ist zudem die Zubereitung nicht ganz so einfach und das Fleisch auch hier und heute schwer zu kauen. Zarte Rosenköhlchen, saftige Cocktailtomätchen und Schalotten, eine zauberhafte Honig-Bratensauce und die delikat gepunkteten Mohn-Spätzle retten das Tellergericht zwar, das nächste Mal machen wir an dieser Stelle aber lieber keine Geschmacksexperimente. Wieder etwas schlauer! Auch ohne den angebotenen Spätzle-Nachschlag mit Sauce in Anspruch zu nehmen (ein schöner Service für Hungrige) sind unsere Mägen unglücklicherweise bereits zu voll für ein Dessert. Nur der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, dass die Karte mit Speziellem wie Orangen-Grießflammerie, Marzipan-Mohnparfait und Nougat-Baileys-Eis mit warmer Portwein-Birne süße Raffinessen bereithält. Vielleicht kommen wir einmal im Sommer, sitzen auf der netten Terrasse und bleiben etwas länger, sodass wir einen dritten Gang bewältigen können – mit Sicherheit ein lohnendes Vorhaben.

Anke Wittkopp

Hegebläch 33
30419 Hannover
Tel. (0511) 79 54 33
www.spaetzlehaus.de

Öffnungszeiten:
Di – So ab 17 Uhr
Montag Ruhetag
(außer im Dezember!)


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