Stadtkinder essen: Dim Sum House

Hinter Dim Sum, den chinesischen Vorspeisen, steckt eine Menge Arbeit. Da wird gerollt, gefaltet, gehackt, frittiert, gebacken und gedämpft, was das Zeug hält. Trotzdem lautet die ungefähre Übersetzung dafür nicht „Kunstwerk“, sondern „das Herz berührend“. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet es übrigens „ich bin schwach“, was es irgendwie auch ganz gut trifft. Wir waren in der Nordmannpassage im Dim Sum-House und sind da schwach geworden.

Treue STADTKIND-Leser*innen wissen, dass ich immer gerne meine Oma zitiere, die mehr fragwürdige Bonmots drauf hatte als Fips Asmussen. Einer davon war „Suchste Charme, such woanders!“. Das ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf geht, als wir das Dim Sum-House betreten. Die Person, die dort für die Inneneinrichtung verantwortlich zeichnete, hat entweder schrägen Humor oder schlicht keinen Geschmack. Goldene Tapeten mit Hologrammeffekt, Pseudostuckkacheln und Fototapete, Motiv „Orchidee mit Morgentau“ – in Summe verblüfft das unsere Augen doch sehr.

Aber deshalb sind wir ja nicht hier. Wir planen, uns einmal durch die Dim Sum-Palette zu futtern und werfen deshalb erst gar keinen Blick in die Hauptspeisenkarte. Was es alles gibt – natürlich auch die für europäische Gaumen herausfordernden Hühnerfüße, Blättermagen und Schweineohren. Davon nehmen wir aus Repräsentationsgründen Abstand. Nachdem man uns zur Karte Stift und Papier gebracht hat, notieren wir unsere Wünsche. Wir versuchen, etwas aus jeder Zubereitungsform zu finden. Zu unserer Freude kommen die einzelnen Portionen nacheinander und nicht zeitgleich, so dass wir uns voll und ganz auf die einzelnen kleinen Köstlichkeiten konzentrieren können.

Los geht’s: Die gedämpften Teigtaschen mit Garnelen und Lauchzwiebeln (5,90 €, 4 Stück) bestehen aus hauchdünnem Reisnudelteig mit reichlich Füllung. Wir tauchen sie in eine Mischung aus Sojasauce und Sambal. Großartig, das nächste, bitte!

Vier frittierte Teigtaschen mit Rindfleischfüllung liegen vor uns (5,50 €). Sie erinnern an diese Origami-Kraniche und werden mit einer pikanten Mayonnaise gereicht. Knusprig, mit nicht zu viel Füllung, die aber ist gut gewürzt – bis jetzt gibt es nichts zu meckern.

Im Anschluss kommt eine Art Pfannkuchenrolle aus Bohnen, mit einer undefinierbaren Füllung aus Fleisch und Gemüse in einer Brühe mit Austernsauce (5,50 €) – klingt interessant, ist auch gut gemacht, schmeckt aber eher ereignislos, hier ist nachwürzen angesagt.

Ein bekannter Klassiker muss auch sein: Die gedämpften und angebratenen Teigtaschen mit Schweinefleischfüllung (4 Stück, 5, 90 €) kennt man und wenn man sie mag, wird man sehr zufrieden sein, wenn man sie im Dim Sum-House bestellt – sie sind super.

Als vorletzten Gang bringt man uns gedämpfte Schweinerippchen in Schwarzbohnensauce (5,90€). Die Sauce schmeckt intensiv und passt auch gut zu den Rippchen. Die sind in kleine Stücke gehackt und noch am Knochen, man muss also ein bisschen dran herumschnuddeln. An manchen Stücken auch länger, denn teilweise hätten die Rippchen noch etwas schmoren gekonnt. Geschmacklich sind sie aber einwandfrei.

Den krönenden Abschluss bilden gebackene Kürbisbällchen (3 Stück, 5,90 €). Wir konnten uns nichts darunter vorstellen, umso größer war die Überraschung und anschließende Verzückung. Es handelt sich um gebackene Mochis. Das ist toll, denn ungebackene Mochis finden wir überbewertet und glibberig. Jetzt aber sind sie außen knusprig, darunter eine Schicht, die auf seltsame Weise zeitgleich zäh und fluffig ist, mit einer Füllung aus gesüßtem Kürbispüree. Wenn Mochis immer so schmecken würden, wär der Hype darum berechtigt.

Trotz der gefühlten Massen, die wir verzehrt haben, sind wir nicht allzu vollgestopft, sondern satt und beseelt. Und wenn wir das nächste Mal kommen, setzen wir uns einfach mit dem Rücken zur Orchidee im Morgentau!

Dim Sum-House

Nordmannpassage 8
30159 Hannover

Mittwoch-Montag 12:00-22:00 Uhr
www.dim-sum-hannover.de
E-Mail: info@dim-sum-hannover.de
Tel.: +49 (511) 898 240 88

 

IH


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