Tag Archive | "2021-04"

Astrid Laubisch von „Besucher auf 4 Pfoten”

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Astrid Laubisch von „Besucher auf 4 Pfoten”


Bereits seit 20 Jahren gibt es „Besucher auf 4 Pfoten”, einen ganz besonderen Besuchsdienst für Menschen, die in einer pflegenden oder betreuenden Einrichtung untergebracht sind. In der Regel sind es alte, oft demenzielle Menschen, manchmal auch Kinder und Erwachsene, die unter mehrfachen, schwersten Behinderungen leiden. Für viele von ihnen ist es ein besonderes Highlight, Besuch zu bekommen – vor allem, wenn ein kuscheliger, kontaktfreudiger Hund dabei ist.

Die Bothfelderin Astrid Laubisch hat ihre große Leidenschaft zum Beruf gemacht. 2007 gab sie ihren Bürojob auf, um eine Hundepension zu führen. Yoda, ihr erster Elo, war es, der sie zu „Besucher auf 4 Pfoten“ brachte. Elos sind Hunde, die bewusst als verspielte, ruhige Familienhunde gezüchtet werden.
„Yoda war einfach Senioren-affin“, erzählt Laubisch, „der ist schon, als er noch ganz jung war, immer im Wald gezielt auf alte Menschen losgegangen, um sich streicheln zu lassen. Wenn er einen Rollator gesehen hat, ist er sofort hin.“
Ein perfekter Therapiehund, dachte Laubisch und stieß im Netz auf zahlreiche, sehr teure Angebote, ihn zu einem solchen ausbilden zu lassen. Über die Homepage des Freiwilligenzentrums Hannover fand sie dann den unmittelbar zuvor gegründeten Besuchsdienst mit dem Satz: „Bei uns muss Ihr Hund kein Therapiehund sein.“ Perfekt! Yoda stieg ein, bevor er ein Jahr alt war – und war 15 Jahre später der dienstälteste Besuchshund der Gruppe. „Er hat das immer mit Begeisterung gemacht“, freut sich Laubisch, die mit Brösel mittlerweile schon den dritten Elo besitzt.
Es sind zurzeit 30 Einrichtungen, die den Besuchsdienst in Anspruch nehmen, und immer wieder melden sich neue. Die BesitzerInnen besuchen mit ihren Hunden in regelmäßigen Abständen die gleichen Heime, sodass man sie dort kennt. Astrid Laubisch geht einmal wöchentlich, da sie als Springerin fungiert, manchmal sogar dreimal, andere auch nur einmal im Monat.
Vor einem Treffen wird von der Heimleitung abgefragt, wer Hundebesuch möchte. Bei Menschen mit schwerer Demenz ist das so nicht möglich. „Da muss man einfach gucken“, sagt Laubisch, „das erfordert auch ein bisschen Fingerspitzengefühl von den begleitenden HundebesitzerInnen. Wir fragen immer, ob es okay ist, wenn der Hund näher kommt, behalten die Situation gut im Auge und bleiben immer dabei.“ In manchen Heimen erwarten die BewohnerInnen „ihre“ Hunde in einem Stuhlkreis, wo die Tiere dann die Runde machen. In anderen gehen die Vierbeiner von Raum zu Raum und besuchen so auch Bettlägerige.
Mit neuen Interessenten wird immer zunächst einmal ein Hundespaziergang verabredet, bei dem Astrid Laubisch oder ihre Kollegin Andrea Niebisch die Hunde beobachten und auch die BesitzerInnen kennenlernen. In beiden Fällen muss es passen: Die Hunde müssen aufs Wort gehorchen und sich auch gegenüber Artgenossen ruhig verhalten. Beim Einsatz dürfen sie sich weder von ungewohnten Gerüchen oder Automatik-Türen noch davon aus der Ruhe bringen lassen, dass sie auch mal ungeschickt angefasst oder laut angesprochen werden. Mancher Hund entpuppt sich als Naturtalent und läuft direkt schwanzwedelnd auf die Menschen zu. Andere zeigen kein Interesse oder sogar Anzeichen von Stress, und dann passt es eben nicht. Aber auch die menschlichen BegleiterInnen müssen mit der Situation in den Heimen zurechtkommen. Es gab schon Freiwillige, denen die direkte Konfrontation mit dementen Menschen und den Themen Alter und Tod zu viel war.
Interessanterweise scheinen die Besuchshunde genau zu spüren, wer aufgeschlossen reagieren wird und bei wem sie besser erst einmal Distanz halten. So hat Astrid Laubisch auch schon erlebt, dass einer ihrer Elos eine anfangs sehr reservierte Dame über Wochen „aufgetaut“ hat, indem er mit etwas Abstand sitzen blieb und nur geguckt hat, bis sie eines Tages ihre Hand ausstreckte und später zu einer begeisterten Hundefreundin wurde. „Im Umgang mit dementen Menschen haben wir auch schon kleine Wunder erlebt“, berichtet sie begeistert. „Menschen, die für uns gar nicht mehr zugänglich sind, reagieren dann plötzlich auf den Hund.“
Nachdem es jahrzehntelang Vorbehalte aus hygienischen Gründen gegen Tiere in Pflegeheimen gab, ist inzwischen erwiesen, dass der tierische Besuch sich positiv auf die Gesundheit der Besuchten auswirkt. „Ein gesunder Hund ist aus hygienischer Sicht keine Gefahr. Wir achten darauf, dass alle Beteiligten sich die Hände waschen, bevor wir weiterziehen, und unsere Besuchshunde schlecken auch keinem übers Gesicht“, lacht Laubisch.
Astrid Laubisch beschreibt die Heim-Besuche mit Brösel als Höhepunkt ihrer Woche. „Wenn ich wieder herauskomme, bin ich so erfüllt! Was gibt es Schöneres, als Freude zu verschenken? Wir kommen, und die Leute strahlen. Das ist eine tolle Aufgabe.“
● Annika Bachem                               Foto: Astrid Laubisch

„Besucher auf 4 Pfoten” freuen sich über Teams aus Mensch und Tier, die Lust haben, das Ganze einmal auszuprobieren.
Kontakt und Infos unter www.besucher-auf-4-pfoten.de

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Wir sind noch da!

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Wir sind noch da!


Gar kein Zweifel, der stationäre Handel leidet. Und ebenfalls gar kein Zweifel, wir werden in den kommenden Monaten viele Insolvenzen erleben. Unsere Einkaufsstraßen werden sich verändern.

Ja, das hätten sie aber ohnehin, das ist eben der Strukturwandel, er vollzieht sich durch Corona nun nur weitaus schneller, aber dass der stationäre Einzelhandel keine große Zukunft hat, das war auch schon vor Corona eine Tatsache.“ So ähnlich habe ich es in den vergangenen Wochen häufig gehört, wenn ich mit anderen über das Thema gesprochen habe. „Und wer nicht im Netz unterwegs ist als Einzelhändler*in, wer keinen Shop hat, der hat eh keine Chance und die Zukunft verschlafen“, das war die übliche Ergänzung. Stimmt das? Ich höre das seit Jahren. Und sehe seit Jahren gut funktionierende Geschäfte in den Stadtteilen, die teilweise sogar ganz ohne Internetseite auskommen. Es stimmt, wir haben da so ein paar Internet-Giganten, gegen die scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Es stimmt, es gibt sehr viele Menschen, für die in erster Linie der Preis das schlagende Argument ist. Es stimmt, wir erleben in den Innenstädten einen Strukturwandel. Aber all das ist nicht einfach nur Schicksal, all das ist menschengemacht. Und was menschengemacht ist, kann man ändern.

Indem man zum Beispiel zurückkehrt zu einer fairen Marktwirtschaft, in der alle Unternehmen gleichermaßen Steuern zahlen müssen. Und indem man vor Ort ganz genau hinschaut, insbesondere auf die kleinen Geschäfte in den Stadtteilen. Die brauchen nicht so sehr einen teuren Internet-Shop, den sie dann im Netz etablieren und pflegen müssen – etwas, was sich für sehr viele Einzelhändler*innen nicht lohnt oder noch nie gelohnt hat. Diese Geschäfte brauchen vielmehr unsere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, unser Wohlwollen. Wir sollten einfach alle wieder mehr nebenan einkaufen!

Ja, auch wenn das hin und wieder teurer ist. Unterm Strich ist es das nämlich nicht. All die Geschäftsleute, die wir in dieser Ausgabe versammelt haben, zahlen hier in der Stadt ihre Steuern. Und von diesen Steuern profitieren alle Bewohner*innen. Oder anders: Wer nur noch im Netz bestellt, darf sich über schlechte Straßen und geschlossene Schwimmbäder nicht beklagen. Es ist wirklich ganz einfach: Wenn wir alle nur noch online unterwegs sind, können wir offline irgendwann die Bürgersteige hochklappen. Klingt das nach einer schönen Aussicht?

Viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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Tonträger im April

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Tonträger im April


Lorenz O‘tool/Jeremy Tayler: Balcony’s Paradise
Embrace imperfection! Lorenz O‘tool und Jeremy Tayler haben sich auf einer australischen Terrasse zusammengefunden, um genau das zu tun. Dabei sind 35 Minuten ziemlich bekiffter guter Laune entstanden. Vogelgezwitscher und andere Hintergrundgeräusche sind zu hören, und ab und zu kommen Freunde vorbei. Total überflüssig und genau das, was wir gerade brauchen.

 

 

 

 

 

Chantal Acda: Saturday Moon
Acht federleichte, zart-melancholisch hingetupfte Songs versammeln sich auf dem vierten Album der niederländischen Musikerin, auf dem sie eine ganz neue Freiheit zelebrieren konnte, ist es doch das erste von ihr selbst produzierte. Rekordverdächtige 18 musikalische FreundInnen tragen mit Kontrabass, Klavier, Streichern oder Hörnern dazu bei, das Netz an manchen Stellen noch etwas dichter zu weben.

 

 

 

 

 

Love Machine: Düsseldorf – Tokyo
Auf ihrem vierten Studio-Album spielen Love Machine ruhige bis wilde, angenehm verschrobene Rockmusik, überwiegend mit deutschen Texten. Die Düsseldorfer Band um Sänger Marcel Rösche gibt in zehn Episoden von rauschhaft über gemütlich schunkelnd bis herausgebrüllt und -geprügelt Eindrücke ihrer Heimatstadtstadt im Spannungsfeld zwischen Mondänität und Trash.

 

 

 

 

 

Xixa: Genesis
2013 in Tucson gegründet, bezieht sich die Band von Beginn an ästhetisch und musikalisch auf die düstere Wüstenlandschaft um ihre Heimatstadt in Arizona. Ihren Stil bezeichnen sie als „Mystic Desert Rock“, „Goth Cumbia“ oder „Latin Psych“. Für ihr Artwork arbeiten sie eng mit dem bildenden Künstler Daniel Martin Diaz zusammen. Ein stimmiges Gesamtpaket, bei dem Quentin Tarantino fröhlich grüßen lässt.

 

 

 

 

 

Noga Erez: Kids
Anlässlich ihres Debütalbums „Off The Radar” nannte der Guardian sie „Israels aufsässigste Newcomerin”. Vier Jahre später spiegeln die 13 stark rhythmusbasierten, elektronischen, durchweg tanzbaren HipHop-Tracks auf „Kids”, ihrer brandaktuellen Nr. 2, die politischen Zerwürfnisse ihrer Heimat ebenso wie vergiftete Beziehungen, das Gefühl, Außenseiter zu sein und Social-Media-Absurditäten.

 

 

 

 

 

Volter: High Gain Overkill
Schon bei der Bandgründung 2014 war man sich einig, dass die Band den Stil von Motörhead feiern würde. Auch auf ihrem zweiten Longplayer sind sie sich von jedem Song bis hin zum Artwork treu geblieben. Gecovert wird hier nicht, sondern sehr gekonnt und regelrecht detailverliebt gehuldigt. Und braucht man das? Klares ja, denn Lemmy ist tot und irgendwer muss es ja machen!

 

 

 

 

 

MONO: Beyond The Past
Die 1999 gegründete, vierköpfige instrumentale Post-Rock-Band aus Tokio kombiniert Shoegaze-Gitarrensounds mit Orchesterarrangements zu monumentalen, rauschhaften Klangreisen mit viel Platz für sich dynamisch und in ihrer Dichte langsam aufbauende Strukturen, die sich in verzerrt zerfetzenden bis melodisch erlösenden Höhepunkten entladen. Ihr Live-Album „Beyond The Past“ dokumentiert ein denkwürdiges Konzert im Londoner Barbican Centre im Dezember 2019, mit dem die Band mit einer Reihe musikalischer Freunde und WegbegleiterInnen ihr 20-jähriges Bestehen feierte. Mit dabei: die japanischen Underground-Ikonen Boris und Envy, die französischen Post-Metal-Legenden Alcest und die britischen Kollaborateure AA Williams und Jo Quail. Die Veranstaltung gipfelte in einem Auftritt mit dem Londoner National Youth String Orchestra. Ein brachialer Vorgeschmack auf die Live-Saison 2022.

 

 

 

Whatitdo Archive Group: The Black Stone Affair
Die Musiker Alexander Korostinsky, Mark Sexton und Aaron Chiazza, alle drei Komponisten, Toningenieure und begeisterte Plattensammler, bilden seit 2009 die Whatitdo Archive Group. In Reno, Nevada widmen sie sich dem Kuratieren, Aufführen und Bewahren von esoterischen Soundtrack-, Bibliotheks- und Deep-Groove-Sammlungen. 2015 veröffentlichten sie Lo-Fi-Deep-Groove-Demos, die, auf Kassette in einer alten Garage aufgenommen, unter dem Namen „Shit’s Dope” im Netz schnell weltweite Verbreitung fanden. Ihren Spaß an Legenden leben die drei nun mit „The Black Stone Affair“ aus. Die 12 Tracks werden kurzerhand zum Soundtrack eines Italo-Westerns deklariert, der aufgrund mysteriöser Umstände nie zur Aufführung kam. Die Musik konnte dankenswerterweise gerettet werden und hätte dem Genre mit ihren staubigen Percussions, Cembalo und Funky Grooves
Morricone alle Ehre gemacht.
● Annika Bachem

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Mr. Thang

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Mr. Thang


Mr. Thang bringt den Hungrigen auf der Limmerstraße schon seit 2010 Speisen aus den verschieden Regionen Südostasiens, aus Japan und speziell aus der vietnamesischen Küche seiner Heimat näher. Die Frische der Zutaten und der Verzicht auf Glutamat zugunsten einzigartiger Geschmacksnoten machten seinen kleinen Imbiss in Linden-Nord bei Sushi-Liebhabern, Suppenfans, Veganern und Vegetariern schnell beliebt. Mr. Thangs kleiner Laden, in dem man sich immer ein bisschen gefühlt hat wie in einem Straßenimbiss mitten in dessen Heimatstadt Hanoi, ist geschlossen, da der Hausbesitzer andere Pläne mit dem Ladengeschäft hatte. Doch Inhaber, Sushimeister und Koch Vannang Tran bereitet seine Spezialitäten – Reisnudelgerichte mit frischem Gemüse und Kräutern nebst besagtem Sushi – nun in wesentlich größeren Räumlichkeiten zu: Die Asia-Cuisine-Kreationen bekommt man jetzt in der Leinaustraße Nr. 1 (wo vorher Linden Italy beheimatet war, davor Leinau3, davor Glüxkind …), vorerst bis Ende März ausschließlich zum Mitnehmen.

Praktischerweise haben wir eine halbe Stunde vorher per Anruf bestellt und müssen so nicht mehr allzu lange auf der langen Holzbank vor dem Restaurant Platz nehmen. Von hier aus kann man nicht nur den Tresen und eine Menge ausladender Kunstblumengestecke in allen möglichen Farben sehen, sondern auch einen Bildschirm, auf dem die Nummern der fertig gepackten Essenspakete aufleuchten. Erkenntnis: Am Freitagabend sollte man eine Viertelstunde extra einplanen, da der Andrang ziemlich groß ist und sich die halbe Stunde Wartezeit etwas ausweitet. Zeit, in der wir uns auf das Essen freuen können: Die Speisekarte bietet eine Mischung aus japanischen, vietnamesischen und thailändischen Einflüssen, die Lust auf neue Geschmackserlebnisse macht. Besonders japanische Gerichte haben ja meist nicht nur einen raffinierten Geschmack, sie sehen oft auch ausgesprochen apart aus. Alles wird akkurat arrangiert, sodass der Anblick sofort Appetit macht – wie wir nach dem Transport nach Hause erleben können, selbst beim Öffnen einer für sich genommen nicht besonders attraktiven Styroporschachtel.
Das gebackene Sushi ist das, was bisher unter dem Namen „dicke Rolle“ lief. Die Avocado im Reis- und Knusper-Pankomehlmantel (für 6 Euro) schmeckt pur süßlich, in die Teriyjaki-Soße getunkt, mit Ingwerstreifen und Wasabi pikant-scharf und gehört zu unseren Favoriten. Im Gegensatz zur Zeit vor dem Umzug sind heute keine zusätzlichen sechs kleinen Sushi-Häppchen beigelegt – Irrtum oder Verteuerung? Wir wissen es nicht, lassen uns die knusprig ummantelte Rolle aber trotzdem gut schmecken. Auch beim bestellten Set 3, der kleinen Mischung (für 7,50 Euro) ist etwas schiefgelaufen, wir haben nur 12 Lachs- und Avocado-Sushi-Röllchen bekommen sowie 2 Nigiri mit Garnele und Tilapia, Gurken- und Garnelenhäppchen suchen wir vergebens. Nicht so schlimm – das, was da ist, schmeckt!
Als weitere Vorspeise haben wir uns heute für eine kleine Kokosmilchsuppe mit rotem Curry, Champignons, Lauchzwiebeln, Koriander und Tofu entschieden (für 3,50 Euro). Die Mr. Thang Special Soup steht momentan leider nicht auf der To-go-Karte, lohnt sich, abgeschmeckt mit Kokosmilch, Fischstücken und Garnelen, aber bei vollem Restaurantbetrieb in Zukunft auf jeden Fall wieder, und auch die süße Gemüse-Tofu-Variation mit Ananasstücken und Ingwer-Orangen-Soße ist das Warten wert. Die großen Suppen sind außerdem allemal so reichlich, dass sie als Hauptgericht taugen. Zum kleinen Süppchen haben wir heute einen Papaya-Salat (für 3,50 Euro) bestellt, der sich als eingelegte scharfe Angelegenheit mit Möhren, Koriander, Erdnüssen, Chilis und ordentlich Bums entpuppt. Wer eigentlich darauf steht, aber doch eine europäisierte Schärfe bevorzugt, ist mit dem Reisnudelspezial bestens beraten: Der vietnamesische Reisnudelsalat kommt mit einer stattlichen Salathaube, vielen Erdnüssen und einem frischen, nach Limette duftenden Hausdressing. Ihn gibt es in der Grundvariante ohne Extras (für 6,50 Euro), wir wählen Tofu dazu (für 7,50 Euro) und sind überzeugte Neufans.
Ganz neu im Hause Thang ist das Angebot „Crunchy deluxe“: Crunchy Avocado-Sushi (für 8,50 Euro), Hähnchenbrust (für 10,50 Euro) oder Ente (für 12,50 Euro) im Teigmantel, dazu hausgemachte Mango- oder Erdnusscurrysauce, Edamame und Duftreis. Obwohl es nicht ganz verständlich ist, warum die vegane Ente genauso viel kostet wie ihr tierisches Pendant (12,50 Euro), wagen wir uns an den aus Seitan bestehenden Fake-Vogel und sind nicht begeistert. Das bunte Gemüse ist vielseitig, der Reis üppig und die Teriyaki-Sauce köstlich, aber Edamame (gekochte japanische grüne Sojabohnen mit Salz) sind nicht dabei – und das vegane Ersatzentenfleisch erinnert eher an asiatischen Schmalzkuchen (sprich: ist zu süß und im lauwarmen Zustand inzwischen eher pappig als knusprig). Unter den momentanen Verzehrbedingungen sei also von diesem Gericht ehrlicherweise abgeraten, doch Mr. Thang hat für Vegetarier und Veganer zahlreiche bessere Tellergerichte zur Wahl, etwa auch das Tofu Spezial (für 8,50 Euro), frischen Tofu mit marinierten Sojabohnen in Tomatensoße, serviert mit Reis. Erdnuss-, Mango- oder Kokosspezialitäten vergrößern die Bandbreite an wechselnden Tagesgerichten, die man beim Anruf oder vor Ort erfragen kann. Fazit: Auch wenn immer ein bisschen was schiefgehen kann, kann man sich hier frohgemut auf der Suche nach seinem persönlichen Lieblingsessen durch die Karte testen, denn grundlegend ist das Level ein durchweg gutes und man riskiert keine bösen Überraschungen!

● Anke Wittkopp
Takeaway
Montag Ruhetag
Di – So 15-21 Uhr
Bestellung telefonisch oder per E-Mail an: mrthang@gmx.de
Leinaustraße 1  30451 Hannover
Tel. (0511) 1226 1572
www.mr-thang.de

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Unter Freunden – Werner Buss und Haiou Zhang

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Unter Freunden – Werner Buss und Haiou Zhang


Haiou Zhang

Der eine kommt ursprünglich aus dem Harz und der andere aus der Inneren  Mongolei. Die Schnittmenge der beiden Freundeskreis-Mitglieder ist das kulturelle Leben, weit über Hannover hinaus. Wir treffen virtuell den international erfolgreichen Pianisten Haiou Zhang (HZ) und Werner Buss (WB), den künstlerischen Direktor der GOP Entertainment Group, die das Varieté 1992 aus einem 30-jährigen Dornröschenschlaf erweckte und es zu einem bundesweit agierenden Unternehmen mit sieben Standorten ausbaute.

Wie immer beginnen wir mit einer Vorstellungsrunde.
WB – Ich habe eben Haious Vita gelesen und bin total beeindruckt! Magst du anfangen, Haiou?
HZ — Gern. Ich war noch nicht mal 18, als ich mein Musikstudium in Peking abgeschlossen hatte. Es gab dann damals zwei mögliche Wege für mich. Ich hätte an der  Juilliard School in New York studieren können oder an der Musikhochschule in Hannover bei Prof. Bernd Goetzke. Für mich war ganz klar, dass ich nach Deutschland und nicht in die USA gehen wollte, was an meiner Liebe zur deutschen Literatur und Musik liegt. Ich habe vorher acht Jahre in Peking gelebt, einer Mega-City mit 20 Millionen Einwohnern, da hat mich New York nicht wirklich gereizt. Und das Leben hier, dass man Fahrrad fahren kann oder spazieren gehen in den Herrenhäuser Gärten, ist für mich ein absoluter Glücksfall. Jetzt bin ich schon seit 19 Jahren hier.

Ich lasse euch beide als Hannoveraner gelten. Wir sind da nicht kleinlich.

Werner Buss

WB – (lacht) Hannover ist, glaube ich, in vielerlei Hinsicht ein Geheimtipp. Ich finde, es ist ein sehr warmer Ort, der etwas Familiäres hat, er ist groß, aber nicht zu groß. Ein echtes Drehkreuz, weil man schnell überall hinkommt, zu dem man aber auch immer wieder gern zurückkehrt. Ich finde es immer faszinierend, wie früh Lebenswege angelegt werden. Ich bin in Braunlage im Harz aufgewachsen und komme aus einer Familie, in der sehr viel musiziert wurde, das hatte für uns viel mit Geselligkeit zu tun. Mein Vater war ein sehr guter Zitherspieler. Ganz zentral bei uns war der Sport. Mein Bruder und ich haben Skilanglauf als Leistungssport betrieben. Unsere Eltern haben das sehr unterstützt, wir sind an fast jedem Wochenende um fünf oder sechs Uhr morgens aufgestanden und zu irgendwelchen Wettkämpfen gefahren. Mein Bruder gehörte zu den bundesweit besten seines Jahrgangs. Ich galt als Talent, war aber faul. Deswegen bewundere ich es sehr, wenn man wie du, Haiou, aus seinem Talent so viel macht, weil man eben nicht faul ist (alle lachen). Und mich interessiert einfach, wie du überhaupt an die Musik herangeführt worden bist, sodass man deine Begabung erkennen konnte.
HZ – Meine erste Begegnung mit westlicher klassischer Musik kam durch zwei Kassetten mit Mozarts Klavierkonzerten, die bei uns herumlagen. Ich hatte keine Ahnung vom Hintergrund dieser Musik und fand sie einfach schön. Ich habe dann angefangen, Keyboard zu spielen. Als ich an einem Wettbewerb teilgenommen habe, haben die Juroren meine Eltern beiseite genommen und ihnen gesagt, dass ich Klavier spielen muss. Finanziell gesehen war das nicht einfach für uns. Damit wir uns ein anständiges Klavier leisten konnten, hat meine gesamte Verwandtschaft zusammengeschmissen. So war ich dann schon neun Jahre alt, als ich mit dem Klavierspielen angefangen habe. Die meisten Kinder in Shanghai oder Peking fangen mit vier oder fünf an, aber ich kam eben aus der Provinz. Und du hast Recht, Werner, dass die Unterstützung der Familie ganz wichtig ist. Eine große Rolle spielt aber auch der erste Lehrer. Mein erster Lehrer hat schnell erkannt, dass ich musikalisch viel zu sagen habe und hat sich bei meinen Eltern dafür eingesetzt, dass wir uns in Peking bei einer berühmten Professorin vorstellen. Meine Eltern haben sich überzeugen lassen und wir sind über 12 Stunden mit dem Zug über die Gebirge nach Peking gefahren. Heute braucht man für die Strecke zwei Stunden (lacht). Wir kannten die Professorin Jo gar nicht, haben uns zu ihr durchgefragt und einfach an ihre Tür geklopft. Acht Jahre später, nach meinem Abschluss in Peking war diese Professorin diejenige, die mich Professor Goetzke in Hannover empfohlen hat. Sie ist heute 93 Jahre alt und witzigerweise geboren in Hannover.

Nein!
HZ – Ihr Vater war chinesischer Diplomat in Deutschland. Sie war bis zum 20. Lebensjahr in Hannover und spricht immer noch perfekt Deutsch.
WB – Spannend! Und noch eine Parallele zwischen uns, denn auch bei uns waren die Verhältnisse früher eher bescheiden. Aber so, wie deine Familie sich ins Zeug gelegt hat, damit du ein gutes Klavier bekommst, hat meine dafür gesorgt, dass wir gute Skier hatten. Und es ist so entscheidend, dass es im Leben eines Kindes Personen gibt, die zum richtigen Zeitpunkt erkennen, wo sie unterstützen müssen.

Wie bist du dazu gekommen, in Hannover ein Theater zu leiten?
WB – Punkt eins ist mein warmes, zugängliches Elternhaus. Mein Vater war eine sehr starke Persönlichkeit und meine Mutter eine großherzige Frau, von der ich lernen durfte, was bedingungslose Liebe ist. Die Türen standen immer offen bei uns. Das ist für mich auch eine Brücke zur Philosophie des GOP: Dass die Arme offen sind für Gäste, kommt aus meinem Elternhaus. Manchmal waren schon Freunde bei uns, wenn wir noch gar nicht zu Hause waren. Ich habe dann eine Ausbildung zum Hotelkaufmann gemacht und so eine andere Form der Gastlichkeit kennengelernt. Das war sehr steif und passte gar nicht zu mir, war aber als Lehre unglaublich wichtig. Ich bin ein sehr rebellischer Mensch und musste mich dort ein bisschen anpassen. Das hat mir ganz gut getan, auch wenn ich das damals nicht so empfunden habe. Dann kam die dritte Station, die mich sehr geprägt hat. Ein Freund kam auf mich zu mit der Idee, in der Touristikbranche bei Aldiana als Animateur zu arbeiten. Ich bin schon mit 15 Jahren gereist und hatte immer Fernweh. Natürlich könnte man das belächeln und sagen „Guck mal, der langhaarige Spinner ist Animateur”, aber das war ein sehr harter Job, in dem ich unendlich viel gelernt habe, auch über mich. Dort hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, als Erwachsener wahrgenommen zu werden. Wir standen jeden Abend auf der Bühne und haben voller Lust und Leidenschaft, wenn auch semiprofessionell Theater gespielt. Das Publikum war immer begeistert. Aber wir wussten, wir sind jetzt nicht die tollen Schauspieler oder großartige Künstler, sondern einfach nur verdammt gute Animateure. Das waren ganz prägende Jahre, in denen ich verstanden habe, wie das Prinzip „Bühne” funktioniert. Was braucht es, damit der Funke überspringt? Welche Qualität, welche Atmosphäre? Ich bin dann Vater geworden und deswegen nach Deutschland zurückgekehrt. Vor drei Wochen bin ich übrigens Großvater geworden! (Allgemeines Hurra!) Zurück in Deutschland, bin ich im Spätsommer 1993 von einem Unternehmensberater angesprochen worden, der das damals gerade wiedereröffnete GOP beraten hat, und der meinte, ich sei die richtige Person, um das in Gang zu bringen. Einen Monat später stand ich mit meinen langen Haaren im GOP Varieté-Theater und war mit 29 Jahren der Älteste im Team. Wir waren 20 Mitarbeiter damals, heute hat die GOP Entertainment Group 1000. Es kam dann eine harte Phase, aber letztlich haben wir es wirklich geschafft, das wiederzubeleben. Wir haben überlegt: Für wen machen wir das? Wie fühlt man sich, wenn man bei uns hereinkommt? Und was muss man bieten, damit die Leute Tickets kaufen? Da gibt es natürlich die Frage des Geschmacks, aber das wichtigste ist die Qualität! Wenn Du ein Konzert gibt, Haiou, ist die Qualität nicht verhandelbar.
HZ – Absolut nicht!
WB – So ist es bei uns auch. Und wenn ich auf der Bühne eine gewisse Qualität erreicht habe, und kann die dann im gastronomischen Bereich nicht halten, dann sagen die Gäste: „Die Show war ja wirklich toll, aber essen kannst du da nicht.” Man hängt sich dann daran auf, was nicht so toll war. Also muss die Qualität in allen Bereichen stimmen und natürlich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Du musst deine Preise so kalkulieren, dass man sich das, am besten mit der ganzen Familie, leisten kann, vielleicht sogar zwei-, dreimal im Jahr.
Und der dritte, ganz wichtige Punkt bei uns sind die Menschen. Ein Theaterstück oder eine Show sind ein Ort, wo sich Menschen begegnen. Und nur, wenn ich die Künstler, die Mitarbeiter und die Gäste zusammenführen kann, wird es gut. Schon nach einem Jahr haben wir schwarze Zahlen geschrieben. Für mich steht der finanzielle Erfolg aber immer erst an zweiter Stelle. Wenn wir nicht wirklich Lust haben auf das, was wir da tun, dann werden die Zahlen auch nicht stimmen, davon bin ich fest überzeugt. Ich denke, dass das Wirtschaftliche nicht im Vordergrund stehen darf, sondern das Feuer, mit dem man für das brennt, was man tut.

Beim Thema „Für wen machen wir das” möchte ich von Haiou wissen: Für welches Publikum spielst du, was hast du bei der Gestaltung deiner Programme im Hinterkopf?
HZ – Das ist immer ein interessantes Gesprächsthema, das in Nordamerika und Europa viel diskutiert wird. Das Publikum wird immer älter. Wenn man von der Bühne guckt, sieht man einen Silbersee (alle lachen). Aber warum kommen nur so wenige jüngere Menschen? Können sie es sich nicht leisten oder fehlt ihnen einfach der Zugang? Mein Publikum ist im Durchschnitt bestimmt über 50 oder sogar über 60 Jahre alt. Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr jüngere Menschen in meine Konzerte kommen und versuche auch, etwas dafür zu tun. Zum Beispiel organisiere ich schon seit 12 Jahren ein Festival in Buxtehude im Alten Land, mit dem ich besonders Jugendliche ansprechen möchte und in dessen Rahmen viele Schülerkonzerte stattfinden. Viele erlernen als Kind ein Instrument, das ist eine gute Basis. Ich frage mich, warum dieses Interesse an der Musik dann nicht bleibt. In China ist das ganz anders, da kommen viele junge Leute, 80 Prozent des Publikums sind junge Mütter mit ihren Kindern. Dabei gibt es in Europa und gerade in Deutschland eine Musiklandschaft wie nirgendwo sonst! Es gibt so viele Festivals, in fast jeder Stadt gibt es ein qualitativ hochwertiges Orchester. Man muss also nicht weit fahren, um fantastische Musiker erleben zu können. Vielleicht wird das alles als zu selbstverständlich wahrgenommen.
WB – Ich glaube, dass das sehr viel mit Kommunikation zu tun hat. Man sieht das ja auch beim Freundeskreis, ein toller Verein, der so vielfältige Möglichkeiten bietet sich einzubringen, aber dessen Mitglieder etwa im gleichen Alter sind wie dein Publikum. Das Stadtkind schafft es, eine breite Leserschaft von jünger bis älter anzusprechen. Es gelingt ihm, die Generationen zusammenzuführen, genauso wie dem GOP.

Euer Programm spricht ja auch wirklich die ganze Familie an.
WB – Wir sagen immer „von sechs bis sechsundneunzig”. Ja, wie baut man eine Brücke, damit junge Menschen in klassische Konzerte gehen? Eine wichtige Frage ist die Atmosphäre, wenn ich da hingehe. Wie werde ich angesprochen? Wie sind die Leute angezogen? Fühle ich mich da frei? Ich glaube, da steckt eine große Chance, weil am Ende Kunst und Kultur, gerade die Musik, die Herzensbildung fördert.

Hat es vielleicht auch zu tun mit dieser unglücklichen Unterscheidung zwischen U- und E-Musik, die klassischer Musik Ernsthaftigkeit unterstellt und fast alles andere als Unterhaltung abqualifiziert?
WB – Dieser Dünkel ist in meinem Bereich ganz stark spürbar. In Frankreich ist das nicht so, da ist Varieté eine anerkannte Kunstform. Hier heißt das Kleinkunst und findet wenig Anerkennung. Aber als wir, das ist inzwischen auch schon einige Jahre her, die erste „Lange Nacht der Theater” veranstaltet haben, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass in dieser Hinsicht Wände eingerissen werden. Und Hannover hat ein tolles, sehr offenes Publikum. Wenn wir diese kleine Brücke noch bauen und die Oper und klassische Musik für junge Menschen öffnen, dann ist Hannover wirklich unschlagbar.

Ihr seid beide Menschen, die vermutlich normalerweise jede Woche in einem Flugzeug sitzen. Wie ist die momentane Situation für euch?
HZ – (lacht) Letzten Monat hätte ich mein erstes Konzert in der Elbphilharmonie gehabt. Im April ist meine neue CD herausgekommen und es war ein Releasekonzert im Konzerthaus in Berlin geplant, all das liegt jetzt auf Eis. Ich bin mittlerweile seit drei Monaten in China. Hier ist die Situation etwas anders und ich kann mich eigentlich normal bewegen, meistens bin ich am Klavier oder am Schreibtisch. Es ist ein komisches Gefühl, so wenig auf der Bühne zu stehen. Außer einem Minikonzert hier in Peking war ja einfach nichts seit November. Ich versuche, das positiv zu sehen und freue mich über die Zeit mit meinen Eltern.

Also du bist jetzt gerade in Peking?
HZ – Ja, ich bin Anfang November nach Shanghai geflogen und hatte dann zwei Wochen Quarantäne im Hotel. Seit Anfang Januar bin ich hier in Peking.
WB – Wie spät ist es jetzt bei dir?
HZ – Gleich 23 Uhr.
WB – Ich bin normalerweise etwa 280 Tage im Jahr unterwegs und besuche weltweit Festivals und Proben. Die Festivals sind bis zum Sommer alle abgesagt, ich bin noch nie so viel zu Hause gewesen wie zuletzt. Meine Frau und ich sind ganz happy und genießen die Zeit, aber wir merken gerade, dass aus diesem „Ach, das ist ja auch mal ganz schön“ eine gewisse Unzufriedenheit wird. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich kein Verständnis für die Maßnahmen hätte, die unterstütze ich voll und ganz. Ich habe einfach einen riesigen Tatendrang. Seit Monaten warten in unseren Gästeapartments Künstler aus allen Teilen der Welt. Die Theater sind jeden Tag für Proben geöffnet, aber trotzdem ist das sehr frustrierend. Die größte Schwierigkeit ist einfach, dass es keine klare Perspektive gibt und wir immer in einer Lauerstellung ausharren. Das ist für einen Apparat mit 1000 MitarbeiterInnen und 100 KünstlerInnen unheimlich schwer.

Was haltet ihr von Streaming-Formaten?
HZ – Ich habe das im letzten Jahr ausprobiert über die Plattform „Classic at home“. Zwei Konzerte habe ich in Hannover im Kanapee aufgenommen. Wir haben sehr viele Zuhörer erreicht damit, von daher war es erfolgreich. Die technische Ausstattung muss aber sehr gut sein, damit man die kleinen Nuancen auch wahrnimmt. Ich habe mit einem Streichquartett der Berliner Philharmoniker zusammengearbeitet, und für uns alle war es ein komisches Gefühl, nur in eine Kamera hinein zu spielen. Normalerweise gehen zwischen uns und dem Publikum so viele Emotionen hin und her, das ist nicht zu ersetzen.
WB – Ich finde all diese Formate toll, um überhaupt in Kontakt zu bleiben. Aber am Ende möchte ich im Saal sitzen, möchte die Reaktion des Publikums sehen oder die Reaktion zeigen, wenn ich Gast bin. Wir verlieren aber den Glauben nicht, das höre ich bei dir auch heraus, Haiou. Am Ende des Tages werden wir viel gelernt haben. Es wird die Zeit kommen, wo wir einander wieder über die Musik, über die Kultur in den Arm nehmen können.

● Annika Bachem

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HERZ-BLATT Design – Individuelles als Standard


Melina Leibelt ist Grafikdesignerin, Illustratorin und kreative Allrounderin. Unter dem Label HERZ-BLATT entwirft sie individuelle Papeterie-Konzepte. Ihre Ideen sind anders und ihre Papeterie besteht nicht nur aus Papier. Es werden unterschiedlichste Materialien und Accessoires verarbeitet, um für jedes Paar eine einzigartige, faszinierende Kombination zu schaffen. Und genau dafür wurde sie jetzt ausgezeichnet: Im Frühjahr 2021 erhielt sie den „Wedding Award Germany“ in der Kategorie „Papeterie Gesamtkonzept“, der als „Bambi der Hochzeitsbranche“ gilt.   

Melinas Hochzeitsausstattung ist deshalb so anders, weil sie ihren Beruf von der Pike auf gelernt hat. Zuerst an der Fachoberschule Gestaltung, danach hat sie eine Ausbildung zur Mediengestalterin Digital und Print gemacht sowie den Bachelor und Master als Grafikdesignerin. Sie präzisiert und stellt ihre Machart dar: „Ich orientiere mich in meiner Arbeit an der Trendforschung, liefere anspruchsvolle Designs, gedruckt auf hochwertigen Feinstpapieren, veredelt durch verschiedenste Techniken oder aufwendig von Hand finalisiert. Meine Entwürfe sind mehr Understatement als Romantik, eher puristisch als verspielt. Vielleicht habe ich genau deshalb den Preis gewonnen.“
Die Idee zu HERZ-BLATT ist entstanden, als eine Freundin Melina vor Jahren um die Gestaltung ihrer Hochzeitseinladung gebeten hat, was sie selbstverständlich gerne übernommen hat. Aus der Hochzeit ist zwar doch nichts geworden, aber sie durfte die Karte trotzdem ins Netz stellen – daraus haben sich erste kleinere Aufträge ergeben. „Den Business-Plan für HERZ-BLATT habe ich 2015 während meiner Elternzeit geschrieben, bei hannoverimpuls eingereicht und den drei|v-Wettbewerb gewonnen, den hannoverimpuls gemeinsam mit dem kre|H|tiv-Netzwerk Hannover und anderen Partnern verliehen hat“, berichtet die Gründerin. „Er umfasste Seminare rund um die Selbstständigkeit und die Teilnahme an einem Mentoring-Programm, bei dem mich Gründungsberater*innen von hannoverimpuls und ein Mentor aus dem kre|H|tiv-Netzwerk beraten und unterstützt haben.“
Im März 2020 hat sie dann mutig beschlossen, ihre beiden Standbeine klassische Grafik und Hochzeits-Papeterie unter dem Namen HERZ-BLATT Design zu bündeln. Im letzten Jahr sind viele Hochzeiten verschoben worden, das konnte Melina jedoch zum Glück durch Aufträge im Bereich Firmen-Branding auffangen. 2021 will sie weiter exklusiv unterwegs sein mit Markenaufträgen und Hochzeiten, arbeitet verstärkt mit Wedding-Planern zusammen. Hier wissen die Brautpaare die Qualität zu schätzen und sind auch bereit, etwas mehr auszugeben.
Anderen Gründer*innen legt Melina ans Herz, sich mit Betriebswirtschaft zu beschäftigen: „Am Anfang habe ich gedacht, dass ich das bei meiner Ausbildung nicht brauche. Weit gefehlt. Heute nutze ich die Tools, die mir angeboten werden. Und ganz wichtig: Ein*e gute Steuerberater*in, der*die mitdenkt und sich auch mit Themen wie der Künstlersozialkasse auskennt. hannoverimpuls hat mir da gut zur Seite gestanden. Durch Seminare und Mentoring habe ich viel dazugelernt und vor allem mein Netzwerk ausgebaut. Dadurch ist etwa das erste Style-Shooting entstanden. Ich kann nur jedem empfehlen, die Angebote der Wirtschaftsförderung zu nutzen. Es bringt wirklich viel, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.“

HERZ-BLATT Design
Melina Leibelt
Lindenstr. 23  30855 Langenhagen
(0511) 37398440
info@herz-blatt.com
www.herz-blatt.com

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