Tonträger im Oktober

Älice: Zebra
Auch Solo macht Alice Martin alias Älice, bekannt als Sängerin des Duos Chefboss, deutschen Female Dancehall. Die in Hamburg aufgewachsene Tochter einer polnischen Mutter und eines karibischen Vaters liefert ein breites, immer originelles Spektrum an Themen und Rhythmen, wendet sich gegen Sexismus und Homophobie und verdreht genreimmanente Klischees, um sie gekonnt und witzig in Szene zu setzen.

 

 

 

 

James Hersey: Fiction
Der in Wien lebende US-amerikanische Elektropop-Musiker gibt sich nach beeindruckenden Klickzahlen für seine 2017er Single „Miss You“ nun mit einem Debütalbum in voller Länge die Ehre. Zwischen Singer-Songwriter und lupenreinem Pop angesiedelt, verbindet er sehr eingängige Melodien mit ausgefeilten Produktionen und schafft es dabei, gänzlich unlangweilige Songs zu fabrizieren.

 

 

 

 

 

School Of X: Dancing Through The Void
Das zweite Album des dänischen Multi-Instrumentalisten Rasmus Littauer nach seinem Debüt „Armlock“ ist eine Sammlung sehr unterschiedlicher Indie-Pop-Songs. Verklammert werden sie von Littauers weicher, prägnanter, in den besten Momenten leicht schnarrender Falsettstimme. Bekannt als Drummer der Band MØ spielt er neben dem Schlagzeug auch Gitarre, Klavier und Bass.

 

 

 

 

 

Ouzo Bazooka: Dalya
Wer lässt denn da alles grüßen? Kula Shaker und die Beatles und vielleicht noch Supergrass schon mal gleich im Opener „Monsters“. Die Psych-Rock Band aus Tel Aviv verschmilzt auf ihrem fünften Album erneut Surf-Rock und Garage mit mittel- und nahöstlichen Klängen, aufgenommen auf einer Vintage-Tascam-Tonbandmaschine. Wer hier keine gute Laune bekommt, ist wahrscheinlich tot.

 

 

 

 

 

Clara Pazzini: Boxes
Das Debütalbum der Hamburger Sängerin versammelt einen avantgardistischen Mix aus Pop, Soul, Rap-Parts, Spoken Word, orchestralen Sounds und elektronischen Beats. Mittels Vocoder, Klassik-Elementen, Pop-, Sprach- und Operngesang, mehrsprachigen Lyrics und eingängigen Popmelodien schafft sie ein poetisches, komplexes und anstrengendes Panoptikum mit herzzerreißend schönen Momenten.

 

 

 

 

 

Moritz Krämer: Die Traurigen Hummer
Es ist eine unterschwellige Schönheit in den mit brüchiger Stimme seltsam schluffig und leicht lallend vorgetragen Songs des Schweizer Wahlberliners, voller ausschweifender Musikalität und Melancholie. Nach „Wir können nix dafür“ und seinem Doppelalbum „Ich hab einen Vertrag unterschrieben“ das dritte Studioalbum des Gründungsmitgliedes von Die Höchste Eisenbahn.

 

 

 

 

 

York: The Soul Jazz Experience Vol. 1
Der Saxofonist, Komponist und Arrangeur, bisher in erster Linie Studio- und Tourmusiker, wandelt auf Solopfaden: Viele Ideen sind es, die hier nach Außen drängen. Für seinen Erstling ließ sich der Musiker mit Faible für Vintage-Instrumente von Soul und Jazz der späten 60er/ frühen 70er-Jahre inspirieren. Dazu auch von Rock, so ist der Opener, ein flockiges Latin-Cover von „I Can‘t Get No Satisfaction“, ganz von Rotz befreit. Eine entspannte Grundstimmung zieht sich durch die weiteren Tracks, auf denen Yorks den Großmeistern Miles Davis und Charlie Parker huldigendes Saxofon, seine Querflöte oder Bassklarinette immer wieder den Sängerinnen Pat Appleton, Guida de Palma und Yane Singh die Bühne überlässt. Unüberhörbar ist der gut vernetzte Hannoveraner mit seinen internationalen KollegInnen hier mit viel Spaß am Werk. Und das Albumtitel verrät: Das war noch nicht alles.

 

 

Keshavara: Kabinett der Phantasie
Das zweite Album des deutsch-indischen Musikers, Produzenten und Entertainers Keshav Puroshotham als Keshavara und das erste mit seinem Partner, dem Drummer und Produzenten Niklas Schneider. Die zugehörige Schublade wurde mit „Phantastische Musik“ gleich mitgeliefert und passt gut zur exotischen, fein abgestimmten Mischung aus Synth-Pop, Hip-Hop und Krautrock, garniert mit surrealistisch anmutenden Schnörkeln und Elementen der klassischen indischen Musik. Live präsentieren Keshavara das „Kabinett der Phantasie“ als Musiktheater mit Moderator und Tänzern. Der gleichnamige Film erscheint begleitend zum Album und verwebt Musik, Schauspiel und Tanz zu einem avantgardistischen Spektakel, in dem indische Masken, Göttergeschichten, magische Instrumente und Tänze die Zuschauer an den Ort hinter den Spiegeln zu einer psychedelisch-fantastischen Party entführen.
 ● Annika Bachem


Schlagwörter:

Diesen Beitrag kommentieren

Stadtkind twittert