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Felix Rohn und Dominik Kiesewalter

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Felix Rohn und Dominik Kiesewalter


Deko und Orga bei Dunkle Vorahnung

Dunkle Vorahnung ist ein Künstler-Kollektiv, bestehend aus Veranstaltern, DJs, Produzenten, Deko- und Visualkünstlern, die das hannoversche Techno-Party-Spektrum um einen kunterbunten Tanzchaos-Wanderpokal erweitert. Felix, 22, Sternzeichen Krebs, studiert Soziale Arbeit, wohnt in Herrenhausen – entwirft und bastelt die Dekorationen. Dominik, 23, studiert Ernährungswissenschaften und Politik auf Berufsschullehramt, Sternzeichen Zwilling, wohnt in Linden – kümmert sich um die Organisation. Im Café erzählen die beiden von ihrer 8-plus-X-köpfigen DV-Familie.  

Dominik schildert die Anfänge der Dunklen Vorahnung: „Was bei uns elementar ist: Wir sind ein Freundeskreis, keine Gruppe ‚Mittel zum Zweck‘. 2013 hatten wir Lust, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, und haben angefangen, in Off-Locations Partys zu machen, um Abende zu schaffen, bei denen alle mal zusammenkommen. Aber irgendwann sind wir an die Grenzen gekommen von legal/illegal, denn es kamen immer mehr Leute …“ Das war ein recht stressiger Wendepunkt, erzählt er weiter: „Man wusste damals nicht: an wen wende ich mich, wer gibt mir die Chance, mich kreativ zu entfalten? Inzwischen öffnet sich die Stadt mit dem Made By:Self-Projekt – ich und Rufus wurden dieses Jahr sogar gefragt, ob wir Dozenten beim Management-Team werden, und die gesamte Techno-Szene ist gut vernetzt – da können wir mittlerweile schon Einfluss nehmen auf das kulturelle (Nacht-)Leben unserer Stadt.“

2015 hat DV mit der ersten offiziellen Party im Lux den Schritt in die Legalität gewagt, danach sind andere Clubs auf sie aufmerksam geworden. Allerdings will DV keinen festen Club als Dauerbase, sondern zieht von Location zu Location; vom Heinz in die Faust, das MusikZentrum und das Gretchen. Weil die Auswahl an geeigneten Clubs sich schnell erschöpfte, schmiss man Partys mit befreundeten Kollektiven, in Lübeck, in Bremen auf dem Clubschiff „MS Treue“, demnächst kommt Berlin. Zunächst waren die Clubs durchaus skeptisch, denn während ein DJ-Kollektiv nur seine Musik mitbringt, tritt mit der Dunklen Vorahnung eine große, laute Gruppe auf den Plan. Die den Ort im wahrsten Sinne „bespielt“, mit raumgreifender Dekoration umgestaltet und einzigartige Abende inszeniert. „Es ist uns wichtig, dass die Mischung aus Musik, den DJs, die wir holen, der Deko und den Leuten ein Gesamterlebnis ergibt. Beim Dunkle-Vorahnung-Festival werden wir das ausbauen, es wird ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Künstlern geben. Das ist, glaube ich, das Besondere, das man bei uns sieht, da gibt sich jemand wirklich Mühe. Bei uns gibt es immer Abwechslung,“ präzisiert Felix. Die Clubs haben ihre Skepsis über Bord geworfen: In der Faust kann DV neben den aufwändigen Partys monatlich mit „Nepomuk“ jungen DJs eine Plattform bieten. Ein weiteres Beispiel für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist das Béi Chéz Heinz, dort kann DV das Lager benutzen und sich tagelang im Vorfeld dekorativ austoben. „Es wäre für viele Kollektive und allgemein für die alternative Szene in Hannover ein heftiger Verlust, wenn das Chéz Heinz wegbrechen würde – ein Club, der so vielen Subkulturen eine Chance gibt, egal welcher Musikrichtung. Es gibt sowieso sehr wenige Möglichkeiten, und wenn dann auch noch einer der wichtigsten alternativen Ansprechpartner wegfällt – das wäre mehr als schade.“ Dominik bemerkt: „Wenn man größer wird, kommen auch Gäste, die man vielleicht gar nicht haben will. Auf Sexisten, Grabscher, Faschos und Leute, die nur Drogen feiern, haben wir gar keinen Bock. Die Anonymität ist der fade Beigeschmack an der Sache, genauso wie der Zeitfaktor und der leidige Faktor Geld. Das ist schon ein ganz schönes Risiko: Für das Festival sind wir seit sechs Monaten in der Planung, das motiviert dann auch, die Sache durchzuziehen. Letztlich kommt es aber nicht auf das Geld an, sondern dass man Rückmeldungen kriegt und weiß – wir sind diejenigen, die den Leuten eine schöne Zeit bereitet und sie glücklich gemacht haben.“ Deko-Felix betont: „Das ist einer der größten Unterschiede zu DJ-Kollektiven: Wir bauen nicht nur jedes Mal neue, eigene Deko-Elemente, es ist auch die Lichttechnik, das Programmieren, das Mapping. Ohne unseren großen Freundeskreis, der da zwischendurch hilft, würden wir das gar nicht hinkriegen.“ Dominik fasst zusammen: „Die haben uns die letzten Jahre so hart unterstützt, und das ist uns auch weiter das Wichtigste: Wir sind kein Kollektiv, das nur auf die Partys abzielt, sondern darauf, gemeinsam mit Freunden etwas zu machen. Dunkle Vorahnung hat uns auf jeden Fall noch mehr zusammengeschweißt – das ist schon so eine Art Familie.“

Interview: Anke Wittkopp

kurz nachgefragt

Bisheriges Party-Highlight? Die 3-Tages-Party im Chéz Heinz.  
DV-Lieblingsdrink? Gin-To. Nur Felix Whiskey-Cola.
Lieblingslocation? Die Faust, weil die viele Möglichkeiten bietet.
Must-have? Wertschätzung. Es wurde schon Deko kaputt gemacht und sogar geklaut – darüber sind wir immer noch ziemlich sauer.
Endgegner? Wenn durch falsche Gäste was passiert, das man sich selber nicht verzeihen könnte.

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