Der Freundeskreis im Gespräch im April

Freundeskreis Gespräch April 2024

Diesen Monat haben wir uns mit Annika Rust (AR) aus dem Vorstand der VGH Versicherungen und Stefanie Eichel (SE), der Geschäftsführerin der eichels GmbH, zum Gespräch getroffen. Die beiden Freundeskreis-Mitglieder haben sich mit uns über den bevorstehenden Hannover Marathon sowie die Werte und Ziele, die sie anstreben unterhalten.

Lasst uns damit starten, dass ihr euch kurz vorstellt.

AR – Mein Name ist Annika Rust, ich komme ursprünglich aus Stade und lebe jetzt seit 25 Jahren in Hannover. Ich bin damals nach Hannover gekommen, um Wirtschaftswissenschaften zu studieren – und schon während des Studiums habe ich mein erstes Praktikum bei der VGH gemacht. Ich war sofort verliebt in die VGH, denn die Unternehmenskultur gefiel mir besonders gut. Deshalb stand für mich nach dem Studium fest: Da werde ich mich bewerben. Als dann aber erst einmal keine Stelle frei war, habe ich bei KPMG angefangen. Das war unternehmenskulturell etwas ganz anderes als die VGH und deswegen habe ich sofort alles stehen und liegen gelassen, als die VGH noch einmal auf mich zukam. Bei der VGH bin ich jetzt seit 17 Jahren tätig und habe mich seitdem in unterschiedlichen Bereichen und Aufgaben einbringen können und auf der Karriereleiter verschiedene Führungspositionen erklommen. Ich muss ehrlich sagen, ich hätte nicht gedacht, dass es diese rasante Entwicklung annehmen würde: Als ich 2012 Abteilungsleiterin wurde, war ich sehr happy damit; dann wurde ich 2017 Abteilungsdirektorin. Das kam ein bisschen überraschend. Auch der nächste Karriereschritt erfolgte vor allem aufgrund meines Alters im positiven Sinne unerwartet: 2020 wurde ich in den Vorstand der VGH berufen – als erste Frau überhaupt. Über diese Position bin ich auch zum Freundeskreis gekommen. Ich muss zugeben, dass ich den Freundeskreis vorher nicht kannte, aber als ich mich dann mit der Geschäftsstelle zusammengesetzt habe, um ein bisschen mehr zu erfahren, war für mich sofort klar, dass ich mitmachen möchte. Denn ich finde die Dinge, die der Freundeskreis macht, unheimlich wichtig.

SE – Ich bin Stefanie Eichel, ein hannöversches Kind, und komme aus der Region Hannover, aus Immensen bei Lehrte. Sobald ich 18 war, bin ich aus dem Dorf in die Stadt geflüchtet. Anfang 1992, mit 25, habe ich mich mit einer Werbeagentur selbstständig gemacht. Anfang 1994 ist mein Sohn geboren, 1997 meine Tochter. Das war eine Herausforderung, aber auch das Beste und Glücklichste und Kraftvollste, was mir je passieren konnte. Ich behaupte bis heute, dass meine Kinder mir Kraft gegeben haben, auch für die Selbstständigkeit. Sie haben keine genommen. Ich hatte damals das Glück, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort zu sein, mit einem coolen Chef, nämlich Albrecht B. von Blücher bei B&B, der in mich investiert hat. So konnte ich die erste Expertin am Apple Macintosh sein und habe DesktopPublishing beherrscht wie kaum eine andere. Das hat mir einen extremen Wettbewerbsvorteil gegeben. Ich durfte großartige Kund*innen betreuen, zum Beispiel Infineon, damals die Siemens-Tochter in München, wo ich mehrmals im Monat hingefahren bin. Dort ist letztlich auch der Grundstein für das gelegt worden, was ich heute tue. Über die Geschäftsführung bin ich mit dem Thema des Sportmarketings in Verbindung gebracht worden. Herr Schumacher aus der Geschäftsführung fragte mich nämlich an einem der Abende, an denen ich da war, ob ich an einem Sportlertreffen teilnehmen möchte. Dieser Abend war für mich der Einstieg in das emotionale Marketing. Was kann ich mit Platzierung im Bereich des Sports, im Bereich der Markenführung und Emotionalisierung von Marken erreichen? So habe ich auch den Kontakt zum Deutschen Sportbund bekommen. Für die Expo 2000 durfte ich diejenige sein, die für den Landessportbund und den DSB das Weltfestival der Sportkulturen betreute. Genau zu dieser Zeit stand die Zukunft des Marathons in Hannover in Frage. Der Landessportbund hat sich in dem Zuge aber so sehr für einen Marathon eingesetzt – weil es das bewegende Breitensportprojekt in einer Landeshauptstadt einfach braucht –, dass sie am Ende gesagt haben, sie nehmen das selbst in die Hand. Und wir durften die Agentur sein, haben bunte Illustrationen erstellt und tolle Prospekte gemacht und als die Organisation in der Endphase sehr viel Akteure erforderte, habe ich sehr viel Engagement gezeigt. So viel, dass ich kurz nach diesem Marathon gefragt wurde, wie ich mir die Zukunft mit dieser Veranstaltung vorstellen könnte. So kam es dazu, dass ich mit der Unterstützung des Landessportbundes und einem mehrjährigen Vertrag mit den Spielbanken Niedersachsen den Schritt gewagt und eichels: Event gegründet habe. Anfangs, einige Jahre, wusste ich nicht genau, ob es die richtige Entscheidung war. Heute ist es meine Herzensveranstaltung. Aus dem, was wir damals zu bewegen begonnen haben, ist das geworden, was wir heute sein dürfen. Nun darf ich mit dieser tollen und bewegenden Vergangenheit, einem klasse Team und immer noch in dieser Stadt, für die Stadt und mit der Stadt viel bewegen.

Du sagtest, es braucht in Hannover als Landeshauptstadt so einen Marathon. Wieso eigentlich?

SE – Weil es einfach über Monate eine extreme Außenwirkung hat. Wir ziehen ganzjährig von Großstadt zu Großstadt, von Sportveranstaltung zu Sportveranstaltung, stehen da und ziehen die Hannover-Fahne hoch. Es ist eine bewegte Stadt, hat eine sehr gute Strecke, tolle Partner*innen, professionelle Strukturen und ist immer eine Reise wert. Wir sind quasi ein bewegender Botschafter dieser Stadt und wir verbreiten auch immer Good News. Wir bieten Emotionen und Attribute, die jedem gut zu Gesicht stehen.

AR – Teamgeist, Teamspirit.

SE – Genau. Gesundheit, Prävention, Kommunikation, Fairness … Also all das, was man gerade im Bereich der Gesellschaft und des Wandels braucht. Wir haben drei Themen rund um die Mobilität. Erstens bewegen wir die Menschen. Das ist die körperliche Mobilität. Dann befinden wir uns immer in einem Wandel: Wir verändern uns, wir werden älter. Das heißt: Das kognitive Sich-Verändern, sich motivieren, sich auch zukunftsorientiert zu entwickeln, ist die zweite Mobilität. Und wenn wir dann losziehen, begeben wir uns auf die nächste Stufe, die Mobilität des Motivierens. Wenn ich selbst mitlaufe und andere dazu motiviere, dann verändern sie ihr Zeitmanagement, ihre Ernährung, ihre Mobilität. Dann springt der Funke über. Dann habe ich nicht nur mich bewegt, sondern dann habe ich auch noch die Kraft, andere zu bewegen.

AR – Aus der Perspektive der Läufer*innen und der Zuschauer*innen zugleich möchte ich auch noch einmal sagen, dass dieses Event als solches einfach toll ist. Ich bin schon oft mitgelaufen, habe auch schon oft an der Strecke gestanden – und beides ist toll. Es fahren keine Autos in der Stadt, die Menschen sind alle an der Strecke, es herrschen Stimmung und gute Laune. Wenn man mit tausenden Menschen an der Startlinie steht und weiß, alle wollen gleich laufen, kriege ich Gänsehaut. Jedes Mal. Ich kriege jetzt schon Gänsehaut, wenn ich nur davon spreche, weil es so ein tolles Gefühl ist, gemeinsam mit so vielen Menschen diese Strecke zu laufen und diese Atmosphäre zu genießen.

SE – Und dafür legen wir ja die ganze Stadt lahm: Der städtische Raum gehört zu dem Zeitpunkt einfach den Läufer*innen, den Zuschauer*innen, den Hausgemeinschaften, den Nachbar*innen, den Bürger*innen, die die Möglichkeit bekommen, vor die Tür zu gehen und entweder etwas für sich zu tun und dabei zu sein, oder aber aktiv das zu unterstützen, was auf dieser Strecke passiert. Ich sage immer: „Wir sind ein sportliches Stadtfest.“

Zu den Events von Eichel Events gehört ja auch der VGH Urban Run. Die VGH ist ja recht häufig als Sponsorin mit dabei. Was ist der Beweggrund dafür?

AR – Dazu muss man vielleicht die DNA der VGH verstehen. Die VGH wurde vor 274 Jahren gegründet, um den Bauern Versicherungsschutz zu gewährleisten. Damals war es so, dass sie einen Bettelbrief schreiben mussten, wenn ihr Hof abgebrannt ist, und dann auf Betteleinnahmen angewiesen waren. Um dem entgegenzuwirken, wurde die Landschaftliche Brandkasse Hannover gegründet – und wir haben bis heute in unserer Satzung stehen, dass der Unternehmenszweck nicht die Gewinnerziehung, sondern das Ausleben dieses Versicherungsprinzips ist. Wenn Gewinne übrig bleiben – und das passiert und ist auch gut so –, dann wird ein großer Teil davon an die Kund*innen zurück ausgeschüttet. Ein weiterer Teil geht ins Eigenkapital, damit wir jederzeit nachweisen können, dass wir in der Lage sind, entstandene Schäden auch zu bezahlen. Und wieder ein anderer Teil des Gewinns wird in soziales Engagement, in Sport und Kultur investiert. Wir haben auch eine eigene Stiftung, weil wir den Menschen, den Institutionen, den Unternehmen in Niedersachsen etwas zurückgeben wollen. Wenn man zum Beispiel auf die Sportplätze geht, ist auf fast jedem ein VGH-Schild zu sehen, weil wir die Sportvereine vor Ort sponsern, Trikots für Kindermannschaften anschaffen oder Ähnliches. Das gehört zu unserer Grundidee, zu unserer DNA.

SE – Als Empfängerin eines solchen Sponsorings kann ich nur sagen, dass es sehr stolz macht, ein VGH-Logo bei sich zu platzieren. In dem Moment, in dem ich einen starken Partner präsentieren kann, gesellt sich auch meist noch ein anderer starker Partner dazu. Das öffnet einem Verein, einer Initiative die Tür, zu sagen: „Ich bin ein gefördertes, ein förderwürdiges Projekt …“ Und das hat auch was mit Qualität und Vertrauen zu tun.

Dienen solche Sponsorings – als Nebeneffekt gesehen – auch dazu, den Standort Hannover attraktiver zu machen, das Image der Stadt aufzuwerten? Um dann auch ggf. auf einen größeren Pool an potentiellen Fachkräften zurückgreifen zu können?

AR – Natürlich geht es auch darum, sich als Arbeitgebermarke zu präsentieren. Allerdings ist das gar nicht fokussiert auf Hannover, denn wir haben ja in Niedersachsen insgesamt zehn Standorte. Dadurch, dass wir so dezentral aufgestellt und sehr breit gestreut sind, sehen wir an allen Standorten zu, dass wir etwas beizutragen. Dadurch, dass unsere Direktion aber in Hannover ist, finden hier die größeren Events statt. Den Urban Run in Hannover stattfinden zu lassen, ist beispielsweise eine ganz bewusste Entscheidung. Damit verbinden wir verschiedene Dinge. Allein die Stimmung, die dadurch in unserem Unternehmen entstanden ist, ist toll … weil wir ganz viele Mitarbeiter*innen haben, die in VGH-T-Shirts mitlaufen und stolz darauf sind, einen eigenen Lauf zu haben. Solche Events haben also nicht nur eine Wirkung nach außen, sondern auch nach innen ins Unternehmen.

Abschließend würden wir gern noch einmal auf eure Mitgliedschaft im Freundeskreis zu sprechen kommen. Inwiefern profitiert ihr davon? Privat und beruflich.

SE – Ich habe mit meiner Mitgliedschaft oder meinem Engagement im Freundeskreis nie ein Unternehmensziel verbunden. Ich glaube, das geht auch nicht so gut auf. Für mich ist der Freundeskreis so wichtig, weil er ein Bürgerverein ist, und weil er für Werte einsteht, die ich teile. Vor allem das Thema der Verjüngung spielt eine große Rolle für mich. Das klingt immer so kritisch, weil man die älteren Mitglieder vermeintlich kritisiert. Das ist aber gar nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Für mich macht der Freundeskreis dann eine gute Arbeit, wenn keines der vorhandenen Mitglieder verloren wird und wir uns zugleich an die junge Generation richten. Ich habe vorhin von meinen Kindern gesprochen. Die sind heute 30 und 27 – und mit ihnen an einem Tisch zu sitzen, führt manchmal zu einem regen Gespräch. Ich meine, wir beide – Annika und ich – sind zwei Menschen, die die Chance haben, etwas zu sagen und gehört zu werden. Diese Chance haben nicht viele. Damit haben wir aber in meinen Augen auch eine Verpflichtung. Dann ist so etwas wie die Demonstration auf dem Opernplatz eines der wenigen, aber sehr notwendigen Dinge, die man dann tut – und die ich auch mit Überzeugung tue. Manchmal, bei all den Krisen, hat man ja gar keine Lust mehr, die Nachrichten zu hören. Aber genau das ist der Grund, warum es jetzt so wichtig ist, etwas zu tun. Genau jetzt ist die Zeit, zwei, drei Reset-Knöpfe zu drücken und das, was gut ist, was gut war, was gut bleiben kann auch gut zu erhalten; aber auch dafür zu sorgen, dass der Freundeskreis zukunftsorientiert und auch liebens- und lebenswert bleibt. Es geht nicht darum, Dinge aufzuarbeiten, die in der Vergangenheit waren, sondern es geht darum, Dinge zu tun, die jetzt in die Zukunft gerichtet sind.

AR – Das sehe ich genau so. Die VGH als solche tritt beim Freundeskreis, abgesehen vom Sponsoring für den Stadt-Kulturpreis, eher weniger in Erscheinung. Bei mir persönlich ist es so: Als mir damals Matthias Görn und Katharina Sterzer berichteten, was sie alles machen, was das Ziel und die Idee des Vereins ist, war ich total begeistert und wollte einen Beitrag dazu leisten können. Damals war es so, dass wir festgestellt haben, dass Mitglieder verloren gehen. Also haben wir uns gefragt, wie man den Verein weiterentwickeln kann, dass er auch für jüngere Menschen in Hannover interessanter wird. Das war und ist ganz wichtig. Ich liebe Hannover und auch, wenn ich zugezogen bin, ist es für mich Heimat. Ich finde, Hannover ist eine unheimlich liebenswerte, großartige Stadt. Man kann hier alles machen und sie ist trotzdem nicht so groß, dass man sich verliert. Genau deswegen macht es mich so stolz, ein Teil davon sein zu dürfen … und ich habe unglaubliche Freude daran.

●CK/LD


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