Tag Archive | "2020-12"

Tycho Barth – Sänger, Gitarrist, Songwriter,  Kneipenmusiker, Freiberufler

Tags:

Tycho Barth – Sänger, Gitarrist, Songwriter, Kneipenmusiker, Freiberufler


Er wuchs auf in New York, China und Deutschland, machte seinen Bachelor of Arts im Bereich Musik (Komposition) am Leeds College of Music (UK), seit November 2015 ist er nun wieder in Deutschland und bereichert seine Wahlheimat Hannover mit seinem intimen aber dynamischen Rockstil. Die englischsprachige Musik des 28-Jährigen ist vielseitig – sie beinhaltet nicht nur Rock-, sondern auch Funk-, Blues- und Folkelemente. Diese verpackt Tycho Barth leidenschaftlich in die verschiedensten Songs, die mal laut und draufgängerisch, mal leise und nachdenklich sein können.
Was sich heute zu einer aufregenden Musikkarriere entwickelt hat, startete bereits in jungen Jahren. „Mit 12 habe ich erst Gesangsunterricht gehabt, mit 13 Gitarrenunterricht, um mich selbst zu begleiten, und so ab 16 habe ich dann auch angefangen, meine eigenen Songs zu schreiben“, so Tycho über seine ersten musikalischen Gehversuche.
Geboren wurde er in Deutschland, mit sechs Monaten ging’s dann aber schon nach Amerika. Weil sein Vater wechselnde Jobs hatte, ist Tycho sehr international aufgewachsen. 2015 hat er sich in seiner neuen Heimat Hannover niedergelassen, wo er auf jeden Fall bleiben möchte. Live zu erleben ist der Freiberufler entweder mit der Unterstützung einer Band, im Duo oder auch mal ganz allein mit seiner Gitarre. Dabei merkt man dem zielstrebigen Künstler seine zehn Jahre lange Gig-Erfahrung definitiv an – seien es Auftritte in kleinen Liveclubs in Linden, auf Foto: Laura Callsender Reeperbahn in Hamburg oder auf Festivalbühnen in Norddeutschland. Er misst seine Liveauftritte allerdings nicht an ihrer Größe, wie er sagt: „Ich genieße jeden Auftritt. Natürlich auch die mit meiner Band, bei denen man groß und laut klingt, aber eben auch kleine Wohnzimmer-Konzerte, wo dann so 10 Leute vor dir sitzen und man jedem Einzelnen sehr nah ist.“
Schon früh hat der Sänger entschieden, seine Musik ausschließlich auf Englisch zu schreiben. Er erinnert sich: „Es ist ein Prozess, bis man sich selbst in der Sprache findet und das Gefühl bekommt, dass man authentisch schreiben kann.“ Seine Texte handeln teils von großen Themen, wie beispielsweise persönlichem Wachstum und neugewonnen Erfahrungen. Manche Songs hingegen sollen eher zum Schmunzeln sein: „Hay Fever“ zum Beispiel ist eine Art Hommage an seinen Heuschnupfen, der ihn Jahr für Jahr plagt.
Nachdem er bereits 2018 ein Live-Album veröffentlicht hat, erschien am 27. März letzten Jahres ein akustisches Album. „Live at Elevate Studios“ heißt das Werk und umfasst in 39 Minuten sieben Titel voller rhythmisch-grooviger Musik. Zudem gibt es noch weitere große Neuigkeiten: Nachdem es Tycho lange schwer fiel, die richtige Band für sich zu finden, hat er nun seit einigen Wochen zwei neue Mitglieder. Die Tycho Barth Band besteht aus Boris Gerasimov (Bass), Marvyn Korten (Drums), Benedict Hartsch (Trompete) und Carl Giese (Gitarre). Auch immer an seiner Seite: Seine Freundin Laura Callsen, die für die visuelle Arbeit und die ästhetischen Band- und Künstler-Fotografien verantwortlich ist.
Mit der neuen Unterstützung bleibt die Zukunft spannend – „Wir arbeiten zur Zeit an acht neuen Songs“, erzählt Tycho. Um sich momentan über Wasser zu halten, hat der Künstler vorübergehend einen Nebenjob in der Pflege angenommen, investiert aber mindestens noch 30 bis 40 Stunden die Woche in seine Musik. Apropos investieren: „Ich finde, die Musik wird so schnell entwertet, wenn man sie auf den herkömmlichen Streaming-Diensten hochlädt. Es ist einfach schade – man steckt so viel rein und verhökert es dann für Centbeträge an einen riesigen Konzern.“ Auf der Plattform Band Camp hingegen bietet sich die Gelegenheit, mit dem Hörer in Kontakt zu treten, was Tycho begeistert. Neben seinem Band-Camp-Account (tychobarth.bandcamp.com) liefert Tycho auf seiner Website (www.tychobarth.com) außerdem eine einzigartige Möglichkeit – er gibt Fans im Austausch für ihre Postleitzahl und E-Mail-Adresse Zugriff zu unveröffentlichten Songs: „Das sind zwar keine perfekten, aber dafür einmalige Aufnahmen, um die es schade wäre, wenn sie keiner hören würde.“  ● Enna Kelch

Foto: Laura Callsen

Abgelegt unter MusikerporträtEinen Kommentar verfassen...

Tonträger im Dezember

Tags:

Tonträger im Dezember


Tinatin: Alles Zu Seiner Zeit
Wer sich bereits vor Veröffentlichung des Debütalbums eine so solide Fan-Base erspielt hat, dass es für dessen Crowdfunding-Finanzierung reicht, hat irgendwas richtig gemacht. Das Album der 5-köpfigen Soul-Jazz-Pop-Band um Singer-Songwriterin Tinatin Tsereteli, in one-take-Manier aufgenommen, besticht ebenso durch Tseretelis stimmliche Qualitäten, wie durch nachdenkliche deutsche Texte.

 

 

 

 

The Late Call: Your Best Friend Is The Night
Für sein fünftes Album ist der deutsche, in Stockholm lebende Singer-Songwriter dazu übergegangen, Songs direkt am Klavier zu schreiben. Erst später kamen kleinere Arrangements weiterer Instrumente zu einigen Songs dazu. Er klingt, als hätte man Coldplays Chris Martin aus dem Stadion gezerrt und gesagt: „So, jetzt mal ohne Gedöns!“

 

 

 

 

 

Palace Winter:  … Keep Dreaming, Buddy
Das dritte Album des dänisch-australischen Duos von Caspar Hesselager und Carl Coleman, aufgenommen während einer auf Teneriffa und der andere in Dänemark weilte. Man schickte sich Soundschnipsel, Melodien und Texte hin und her und es entstand ein breitwandiges, verträumt fluffiges, eingängiges Synth-Pop-Album, dessen Titelsong Mut machend gemeint ist, nicht herablassend.

 

 

 

 

Tribe: Stop & Frisk
Hektisch, vertrackt, verspielt und relativ durchgedreht sind die Tracks des elektro-akustischen Ensembles aus virtuosen Jazz-MusikerInnen, die der Essener Trompeter John-Dennis Renken hier um sich geschart hat. Prominente Namen wie Angelika Niescier (Saxofon) oder Klaus Heidenreich (Posaune) sind dabei. Gar nicht so sperrig, weil rhythmisch total mitreißend, und kurz vor Schluss rockt es sogar.

 

 

 

 

Anna.Luca: Small Friendly Giant
Ein schönes Jazz-Album der schwedisch-deutschen Sängerin und Komponistin Anna Luca Mohrhenn, die früh mit Klassik in Berührung kam, sich aber bald mit elektronischer Musik und Pop auseinandersetzte, bevor sie ihre Liebe zum Jazz entdeckte. Mit glockenheller Stimme und neben englischen auch schwedischen Texten gießt sie, gemeinsam mit dem Pianisten Roman Babik, Geschichten in Musik.

 

 

 

 

Kaskadeur: Uncanny Valley
Ein Debütalbum, das eigentlich keins ist, denn schon seit zehn Jahren spielen die vier Post-Heavy-Stoner-Rocker aus Potsdam zusammen, bisher unter dem Namen Stonehenge. Vertrackt aber nicht verkopft, mitreißend heavy, verspielt gewürzt mit fein dosierten ruhigeren Einschüben und verbunden mit kleinen Zwischentrack-Perlen macht dieses Album von Anfang bis Ende Freude.

 

 

 

 

Grandson: Death Of An Optimist
Hinter diesem Enkeltrick steht der in New Jersey geborene, in Kanada aufgewachsene Musiker Jordan Edward Benjamin, der bereits 2018 mit seiner Single Blood // Water von seiner Debüt-EP „A Modern Tragedy Vol. 1“ aufhorchen ließ, die prompt von mehreren TV-Serien aufgegriffen wurde. Und auch prominente Kollegen haben gemerkt, dass hier jemand am Start ist, der allen Grund hat, optimistisch in die Zukunft zu blicken, wie Kollaborationen mit Mike Shinoda von Linkin Park, Travis Barker von blink-182, K.Flay und Oliver Tree und ein Co-Writing-Credit für den aktuellen Hit „Misfit“ des K-Pop-Acts NCT belegen. Auf seinem ersten Album in voller Länge liefert Grandson mit schnarrender Stimme einen sehr modernen Crossover ab, der oft zunächst im Singer-Songwriter-Style  etwas harmlos daherkommt, bevor er nach hinten raus seine Härte offenbart.

 

 

The Tibbs: Another Shot Fired
Das zweite Album des achtköpfigen niederländischen Retro-Soul-Kollektivs, das mit Roxanne Hartog eine hochtalentierte neue Sängerin an Bord hat. Mit der Grandezza und der Stimmgewalt einer kleinen, glücklichen Schwester von Amy Winehouse schafft diese es locker, ihre sieben Bandkollegen in die zweite Reihe zu verweisen. Der nächste Bond-Song wäre bei diesem Ensemble in guten Händen. Und dennoch ist „Another Shot Fired” vor allem ein Album für Fans von großartigen Bläserarrangements. In nur vier Tagen in den Amsterdamer Electric Monkey Studio aufgenommen und gemastert von Motown-Soul-Veteran Bob Holsen, werden auch Sound-Fetischisten Freude an den 13 Songs haben, die mit einer Prise Funk und Reggae perfekt geeignet sind, den Tag zu erhellen, und den Abend dann auch noch.

● Annika Bachem

Abgelegt unter TonträgerEinen Kommentar verfassen...

Ein offener Brief an den Weihnachtsmann

Tags:

Ein offener Brief an den Weihnachtsmann


Ein offener Brief

… an den Weihnachtsmann

Lieber Jeff, nun ist es bald wieder so weit, es naht die Heilige Nacht, und wir alle sind schon gespannt auf dieses Corona-Weihnachten mit stark eingeschränkten sozialen Kontakten und dafür hoffentlich umso mehr Geschenken, die wir natürlich alle bei dir im Netz bestellen. Bist du auch schon so aufgeregt? Was meinst du, werden wir es alle gemeinsam schaffen? 200 Milliarden US-Dollar hast du schon – schaffen wir die Drei vorne? Es ist Weihnachten, wir wünschen es dir sehr und werden entsprechend fleißig bestellen, versprochen!
Hauptsache, du kannst den Ansturm überhaupt bewältigen. Aber da müssen wir uns wahrscheinlich keine Sorgen machen, dein Ameisenhaufen ist ja bestens organisiert, Engpässe wird es kaum geben. Höchstens zwischen all den Fahrzeugen der Lieferdienste – da wird nicht nur in Hannover wieder die Tage vor Weihnachten kein Durchkommen sein. Die könnten auch alle zusammen einfach eine Kette machen, so wie bei Umzügen, vom Amazon-Verteilzentrum bis rein in die Städte in die hintersten Winkel mit Menschenketten. Wobei, geht ja nicht wegen Corona. Egal, dann eben mit der Lieferdienstflotte. Hauptsache es läuft. Denn es ist ja alles für einen guten Zweck. Lauter glückliche Gesichter unter den Weihnachtsbäumen, dafür nehmen wir ein bisschen Verkehrschaos gerne in Kauf. Und natürlich auch die vielen anderen Kollateralschäden, zum Beispiel unsere verödenden Innenstädte, das Aussterben des stationären Einzelhandels, das Wegbrechen der Gewerbesteuereinnahmen und damit eine dauerhaft notleidende öffentliche Hand. Macht alles nichts. Das ist eben der Gang der Dinge. Evolution oder Darwinismus oder was auch immer. The winner takes it all, der Stärkste überlebt im Kapitalismus, und das bist du mit Amazon. Was soll man da machen?
Dich enteignen und dein Geld gleichmäßig auf die gesamte Weltbevölkerung verteilen? Wir haben mal gerechnet, das wären momentan etwa zweieinhalb Dollar für jede und jeden. Das lohnt nicht. Das ist eine Scheißidee. Und das wäre auch gar nicht gerecht, denn du hast ja für dein Geld hart gearbeitet, man kann dir das jetzt nicht so einfach wegnehmen, nur weil der Geldspeicher ein bisschen zu groß geworden ist. Nein, das ist kein Weg, das wäre auch insgesamt das völlig falsche Signal, denn wer würde sich noch groß anstrengen im Kapitalismus, wenn bei zu viel Erfolg die Enteignung droht? Da könnte man ja auch gleich anfangen, von den Reichen Steuern zu wollen. Mal ehrlich, wer würde sich dann noch ins Zeug legen? Und was wird dann aus den ganzen Juristen und Steuerberatern, man würde hunderte, ja vielleicht sogar tausende Existenzen vernichten.
Nein, was uns bleibt, lieber Jeff, das ist allein der Glaube. Der Glaube an dich. Und dass ganz am Ende alles gut wird. Dass dich in irgendeiner kommenden Heiligen Nacht der Schlag der Erkenntnis trifft und du fortan deine vielen Milliarden einsetzt, um die Welt ein Stückchen besser zu machen, dass du dich gegen den Hunger in der Welt stemmst, dass du dich für Bildung und Gleichberechtigung einsetzt, dass du all jenen gutbezahlte Jobs bietest, die momentan wegen Amazon ihre Lebensgrundlage verlieren, dass du auch deine Ameisen demnächst alle vernünftig bezahlst, kurz, dass du dein Vermögen in den Dienst der guten Sache stellst, so wie das ja alle Milliardäre in den USA und weltweit tagtäglich tun. Denn wir wissen ja: wer keine Geldsorgen mehr hat, der wird früher oder später zum Wohltäter, der will unbedingt etwas zurückgeben, der unterstützt mit vollen Händen, der wünscht sich, dass es allen Menschen so gut gehen möge wie ihm selbst. Das liegt einfach in der Natur der Menschen. Darum gibt es so viele wohltätige Milliardäre, die unsere Welt jeden Tag besser und schöner machen. Und auch du, lieber Jeff, wirst schon bald diesen Weg einschlagen, ganz selbstlos und nicht aus Angst, dass dir irgendwann ein entfesselter Mob aus verarmten Einzelhändlern und Einzelhändlerinnen den Schädel einschlägt. Du wirst uns alle ins gelobte Land führen, du wirst mithelfen, eine schönere und bessere Welt zu schaffen, eine Welt, die auch gerne Amazonien heißen darf, wenn es darin trotzdem allen gut geht. In diesem Sinne, lieber Jeff, dir ein gesegnetes Weihnachtsfest. Am meisten freuen wir uns auf dein Geschenk! Wir glauben fest daran, so wie an den Weihnachtsmann.    VA

Abgelegt unter Kolumne des Monats, offene BriefeEinen Kommentar verfassen...

Neu in der Stadt im Dezember

Tags:

Neu in der Stadt im Dezember


HANNOVER.made
Für viele Produzent*innen und Händler*innen sind Pop-up-Stores eine gute Möglichkeit, ihre Waren bekannter zu machen und an Orten außerhalb des eigenen Ladengeschäfts anzubieten. Für kurze Zeit wird die Tourist Information am Ernst-August-Platz zu so einem Ort: Seit im vorigen Jahr dort eine freie Fläche im Verkaufsraum umgebaut wurde, um den Platz für Unternehmer*innen und frische Gründer*innen aus Hannover nutzbar zu machen, haben dort schon zwei Pop-up-Stores gastiert. Nun begrüßt die Hannover Marketing und Tourismus GmbH in diesem Raum eine Gruppe von Gründer*innen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, Geschichten und Berufen, deren Produkten aber eins gemeinsam ist: Sie sind Hannover.made. So lautet auch der Name des Pop-up-Stores, in dem es aktuell Naschzeug, Müsli, Olivenöl und diverse (berauschende) Getränke zu entdecken gibt. LENCHEN etwa präsentieren Lebkuchen nach dem Grundrezept von Oma Lene aus dem Jahr 1890, die aus besten Zutaten von Hand hergestellt werden. In traditioneller Röstkunst wird von der Hannoverschen Kaffeemanufaktur aus hochwertigen Rohstoffen ein reiches Programm an verschiedenen Blends gefertigt. Heyho! heißt die soziale Müslirösterei, die viele einzigartige Müslikreationen zu bieten hat, und Jon‘s Olive präsentiert Olivenöl direkt von der Landwirtin – hergestellt in limitierter Auflage aus den familieneigenen Amfissa-Oliven, die auf der griechischen Insel Euboea von Hand gepflückt werden. Darüber hinaus gibt es Dry Gin mit den Duftnoten Lavendel, Sandelholz und Rosmarin von Niemand Dry Gin, hannoverschen Sekt aus dem traditionsreichen Familienunternehmen Duprès sowie innovative Mischungen alter und neuer Bierstile von der Mashsee-Brauerei. Der Pop-up-Store ist nur noch bis zum 31. Dezember in der Tourist Info, Ernst-August-Platz 8, 30159 Hannover zu besuchen. Öffnungszeiten: Mo–Fr 9–17 Uhr, Sa 10–15 Uhr. Tel. (0511) 12 34 51 11, E-Mail: info@hannover-tourismus.de. Mehr Infos auf www.visit-hannover.com/touristinfo.

 

dormiente Center Hannover
Nach ausführlicher Planung und einem kompletten Umbau wurde im März das erste dormiente Center in Hannover eröffnet. Als Standort wurden die ehemaligen Räumlichkeiten von RZ-Möbel in der Falkenstraße gewählt, wo nun Massivholzbetten, Schlafsofas und Futons sowie Decken, Matratzen und Kopfkissen aus Naturmaterialien angeboten werden. Seit seiner Gründung im Jahr 1988 in Hessen hat sich das Unternehmen das Thema „gesunder Schlaf“ auf die Fahnen geschrieben und richtet sich mit seinem breitgefächerten Sortiment an innovativen Schlafsystemen an die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Schlaftypen. Allergiker*innen können sich auf eine große Auswahl an unbedenklichen Alternativstoffen freuen, da auf möglichst verträgliche und trotzdem nachhaltige Materialien gesetzt wird – zum Beispiel auf Kapok-Faser, Kamelhaar, Schurwolle und Kaschmir, ebenso Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau. Kissen sind in verschiedenen Formen und mit Füllmaterialien wie Schurwolleflocken erhältlich, aber auch als Formkissen aus 100 Prozent Naturlatex. Dieses gilt mittlerweile als die bessere, weil elastischere Alternative zu Kaltschaum und wird als Matratzenmaterial für Erwachsenen- und Kinderbetten verwendet. Aber auch Naturpolster- und Boxspringbetten, flexible Unterfederungen und gemütliche Topper sorgen für einen entspannten und orthopädisch gesunden Schlaf. Zudem gibt es regelmäßig monatlich begrenzte Sonderangebote. Aktuell findet zum Beispiel eine besondere Aktion passend zur kalten Jahreszeit statt: Beim Kauf von zwei Naturdecken bekommt man ein dazu passendes Set Bio-Hanf-Bettwäsche (erhältlich in 135 × 200 cm oder 155 × 220 cm) im Wert von maximal 199 Euro gratis dazu. Die Aktion läuft noch bis zum 31. Dezember. Falkenstraße 9, 30449 Hannover. Öffnungszeiten: Mo–Fr 11–18.30 Uhr, Sa 11–16 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung. Tel. (0511) 45 12 43, E-Mail: info@dormiente-center-hannover.com. Weitere Infos gibt es auf www.dormiente-center-hannover.com.

 

Hugendubel in der Ernst-August-Galerie
Es muss nicht immer Netflix sein – mit einem spannenden Thriller oder einem interessanten Sachbuch kann man es sich ebenso gut in seinem Lieblingssessel bequem machen. Damit der Nachschub an aktivierendem Lesestoff niemals ausgeht, hat die Kette Hugendubel nun eine weitere Filiale in Hannover eröffnet. Seit Oktober ist das Fachgeschäft neben seinem Stammhaus in der Bahnhofstraße auch wieder in der Ernst-August-Galerie zu finden. Hier präsentiert das renommierte deutsche Buchhandelsunternehmen Gedrucktes und mehr auf über 200 Quadratmetern Ladenfläche im Untergeschoss des Einkaufszentrums. Unter Leitung von Maximilian Mangold stehen fünf Mitarbeiter*innen der lesehungrigen Kundschaft zur Seite und beraten in einem ansprechenden, gemütlichen Ambiente. Viele Sitzgelegenheiten und ein kleiner Spiel-Bereich für Kinder laden zum Verweilen und Probelesen ein. Das Sortiment umfasst neben dem klassischen Buchprogramm auch Mangas, Comics und Graphic Novels, die einen eigenen Bereich ausmachen. Außerdem sind Kalender, Monatsplaner, Notizbücher und weitere Papeterie-Artikel zu finden, die die Organisation des Arbeits- oder Schulalltags erleichtern. Brett-, Karten- und Quizspiele sowie eine große Auswahl an buchaffinen Geschenkartikeln runden das Angebot ab. Ernst-August-Platz 2, 30159 Hannover. Tel. (0511) 089 30 75 75 75, E-Mail: service@hugendubel.de. Mehr Infos auf www.hugendubel.de.

 

Zwei in Zwanzig — Wein in Linden
Schon seit langem hegen Diana und Luis Méndez eine Leidenschaft für spanische Weine. Vor neun Jahren hat das Paar angefangen, mit ihrer Firma Vinos Galicien Weine aus dem Nordwesten Spaniens zu importieren und Gastronom*innen in und um Hannover zu beliefern, zum Beispiel die Gaststätte Ole Deele, das Gourmet-Lokal Hindenburg Klassik oder das erst kürzlich mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant Jante. Den Entschluss, eine eigene Weinboutique aufzumachen, trafen die beiden aber doch eher spontan – und zwar, als sie in der Laportestraße in Linden zufällig auf die perfekten Räumlichkeiten stießen. Dabei handelt es sich um die ehemalige Weinhandlung B. Hasselbring, die nach einer grundlegenden Renovierung nun seit November Zwei in Zwanzig – Wein in Linden beherbergt. Der ungewöhnliche Name setzt sich übrigens so zusammen: Diana und Luis sind zwei, und ihre Hausnummer lautet zwanzig. Die Weinboutique soll zu einer Anlaufstelle für Liebhaber*innen von ausgesuchten spanischen Weinen werden, die nach wie vor den größten Teil des Sortiments ausmachen. Hinzu kommen Spezialitäten aus Italien, Frankreich und Deutschland. Dabei wird ein Fokus auf sogenannte „Low Intervention Weine“ gelegt, bei denen die Winzer*innen nur sehr wenig bis gar nicht in den Entstehungsprozess eingreifen. Verschiedene Bio-Weine vom biodynamischen Anbauverband Demeter runden das exklusive Angebot ab. Zurzeit kann man die Weine auch im Netz unter www.spanische-weine.online bestellen. Ein weiterer Online-Handel extra für Natur- und biodynamische Weine sowie Pet Nats soll Anfang 2021 gelauncht werden. Laportestraße 20, 30449 Hannover. Öffnungszeiten: Di–Fr 15–19 Uhr, Sa 11–14 Uhr. Tel. 0151 466 87 888, E-Mail: mail@zweiinzwanzig.com. Mehr Infos auf www.zweiinzwanzig.com.

 

Eva’s Kitchen Food Bike
Mit aufregenden Rezepten und ausgewählten Zutaten die Hannoveraner*innen für die peruanische Küche begeistern: Dieses Ziel verfolgen Eva Lazo und ihr Küchenteam seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft, und daran können auch Lockdown und Corona-Tristesse nichts ändern. Vielmehr hat die knifflige Situation Evas Kreativität angeregt und die Idee zu einem neuen, flexiblen Verkaufskonzept geboren: Von einem Food Bike aus wird ab sofort an verschieden Knotenpunkten Hannovers von dienstags bis samstags peruanisches Streetfood angeboten. Dazu gehören Empanadas mit Rindfleisch, Hühnchen oder Quinoa, Tortillas, gefüllte Paprika, Quinoasalat mit Saisongemüse sowie Papa Rellena – gefüllte Kartoffeln mit Rinderhackfleisch, gekochtem Ei und schwarzen Oliven (gibt es auch als glutenfreie und vegane Variante). Ebenfalls erhältlich sind beliebte Getränke wie Chicha Morada, Mangosaft und Inka Kola sowie ein wechselndes Tagesgericht, zum Beispiel Arroz con pollo (Reis mit Hühnchen). Das Food Bike parkt dienstags von 8 bis 13 Uhr auf dem Klagesmarkt und von 14 bis 19 Uhr auf der Lister Meile 71, mittwochs von 8 bis 13 Uhr auf dem Jahnplatz und von 14 bis 19 Uhr auf der Lister Meile, wo es ebenfalls donnerstags von 11 bis 19 Uhr zu finden ist. Darüber hinaus steht es freitags und samstags von 12 bis 22 Uhr im Umkreis von Eva‘s Kitchen in der Liebigstraße 2A, 30163 Hannover. In dem Restaurant können außerdem viele weitere Speisen direkt abgeholt werden oder man lässt sie sich dienstags bis samstags über den Partner Lieferando nach Hause liefern. Mehr Infos und die komplette Speisekarte gibt es auf www.evaskitchen.de.             Foto: Anke Wittkopp

 

raumzeit — Event Space und Teambüros in Hannover Bult
Für einen effizienten Arbeitsablauf braucht es zum einen Zeit, vor allem aber einen gut ausgestatteten Arbeitsraum, der sowohl Platz für Teamsitzungen und kreative Besprechungen als auch ein bisschen Abgeschiedenheit für konzentrierte Einzelprojekte bietet. Genau das liefert raumzeit, ein Co-Working-Space mit Locations in der Südstadt und neuerdings auch im Stadtteil Bult. Der neue Event Space H11 ist in einer stattlichen Villa in der Haeckelstraße 11 untergebracht und vereint auf rund 300 Quadratmetern Fläche flexible Meeting-, Workshop- und Coachingräume sowie Private Offices. Die Räumlichkeiten eignen sich zum Empfang von Kund*innen, der Ausrichtung von Workshops und Strategiecoachings in kleineren Gruppen, aber auch als Eventlocation zum Empfang von Geschäftspartner*innen und Gästen. Sollte ein einzelner Raum für die geplante Veranstaltung nicht ausreichen, können Interessierte auch mehrere Räume gleichzeitig mieten oder sogar eine komplette Event-Etage nutzen, die jeweils mit eigener Küche, Balkon und Zugang zum Garten bestens ausgestattet ist. Zusätzlich dazu gibt es vollständig eingerichtete Private Offices und Workingspaces mit insgesamt 13 Arbeitsplätzen, die mit Druckern, Scannern und Kopierern, interaktiven Touchdisplays und high-speed WLAN, aber auch klassischen Taskboards, Flipcharts und diversen Workshopmaterialien aufwarten können – und damit eine professionelle Arbeitsatmosphäre garantieren. Haeckelstraße 11, 30173 Hannover. Tel. (0511) 936 808 00, E-Mail: hello@raumzeit.online. Mehr Infos und eine Möglichkeit zur Anfrage der Räume gibt es auf www.raumzeit.online.

Abgelegt unter Neu in der StadtEinen Kommentar verfassen...

Givetastic   Social-Events statt Xmas-Partys

Tags:

Givetastic Social-Events statt Xmas-Partys


Alle Jahre wieder? Nein. In diesem Jahr dürfte so manche betriebliche Weihnachtsfeier wegen Corona ausfallen. Doch Givetastic, ein neues Technologieunternehmen aus Hannover, will unter anderem mit seinem „Weihnachts-Wallet“ beruflichen Teams gemeinsames Erleben für den guten Zweck mit Künstlicher Intelligenz möglich machen. Hinter Givetastic stehen Vidya Munde-Müller und Vijayalakshmi Villadathu. Die beiden Gründerinnen wollen mit ihrer Matching-Plattform und Spenden-App für soziale Projekte nicht nur Weihnachten retten, sondern auch die Welt ein bisschen besser machen.
Die beiden Givetastics beschreiben ihr Angebot wie folgt: „Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind nicht erst durch Corona riesig. Aber die Krise hat den Fokus von Unternehmen verändert, viele wollen nicht mehr nur Profit  machen, sondern einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten. Wir haben eine Spenden-Guthaben-App für Mitarbeitende entwickelt. Damit überlassen Unternehmen jedem einzelnen Mitarbeitenden einen definierten Teil ihres Unternehmen-Spendenbetrages. Unternehmen erstellen Spendencoupons für die MitarbeiterInnen über unsere Self-Service-Plattform und teilen die Coupons per Link. Unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz erhalten Teilnehmende individuelle, passgenaue Empfehlungen von registrierten gemeinnützigen Spendenprojekten über Betterplace.org – die Firmen können aber auch eigene Ideen wie regionale Projekte einbringen. Das Geld kommt zu 100 Prozent an, wir verdienen unser Honorar über ein Gebührenmodell mit den Betrieben.“
Wie der Unternehmensname schon sagt —
Schenken macht glücklich. Wie es konkret funktioniert, zum Beispiel statt einer alljährlichen Weihnachtsfeier, die unter Corona-Bedingungen ja eh schwierig ist, das Weihnachts-Wallet als Gelegenheit zu gemeinsamem Engagement zu nutzen, erklären Vidya und Vijayalakshmi gerne: „Das Engagement kann sich in einer Geldspende, aber auch durch den Einsatz von Zeit oder Fähigkeiten ausdrücken. Da ist alles denkbar, beispielsweise eine Gesundheitsaktion, bei der für jeden zum Büro geradelten Kilometer das Unternehmen einen bestimmten Betrag spendet, der im Wallet gesammelt und dann später gemeinschaftlich verteilt wird. In einem Beratungstermin entwickeln wir gemeinsam das passende Modell und setzen das gewünschte Wallet innerhalb von 24 Stunden auf.“ Viktoria Vorwachs, Projektleiterin Gründung und Entrepreneurship Projekt „Gründerinnen Consult“ bei hannoverimpuls,  sagt dazu: „Givetastic trifft mit der Kombination aus zukunftsweisender Technologie und „Social Impact“ genau den Zeitgeist und zeigt, dass die von so manchem Zeitgenossen kritisch betrachtete Technologie „Künstliche Intelligenz“ eben auch für soziales Engagement genutzt werden kann.“
Die Ziele für Givetastic sind schon klar, wie Vidya und Viji skizzieren: „Erst einmal wollen wir im deutschen Markt Firmen begeistern, teilzunehmen. Wenn die Plattform in Deutschland etabliert ist, wollen wir natürlich auch internationalisieren. Zurzeit fokussieren wir uns auf Geschäftskunden, langfristig wollen wir auch ein Angebot für Privatkunden generieren.“ Und ein Tipp für andere GründerInnen: Man muss als Gründungsteam mit vielen Ups und Downs umgehen, da ist ein gutes Team das Wichtigste! Unser Kontakt mit Hannovers Wirtschaftsförderung ist eine der besten Erfahrungen in unserer Start-up-Zeit. Bei der Teilnahme am Gründungswettbewerb ‚Startup Impuls‘ beispielsweise war jeder Schritt fast wie eine Erleuchtung — unser Konzept wurde immer klarer, immer besser. Und dann noch die positive Resonanz durch die Auszeichnung mit dem dritten Platz. Auch der ‚Accelerator‘ in der VentureVilla hat uns immens geholfen: Nur das Öko-System Hannovers hat uns so weit gebracht, dass wir jetzt am Markt sind!“

Givetastic Technologies UG
Vidya Munde-Müller und
Vijayalakshmi Villadathu
Walderseestraße 7 30163 Hannover
www.givetastic.org
info@givetastic.org

Abgelegt unter Stadtkinder sind mutigEinen Kommentar verfassen...

Ein letztes Wort im Dezember

Tags:

Ein letztes Wort im Dezember


Herr Weil, wir sprechen Mitte November, die Videokonferenz mit der Kanzlerin am 16. November ist ein paar Tage vorbei, wenn es am 25. November in die nächste Runde geht, ist das Stadtkind bereits im Druck. Wir unterhalten uns also mal wieder sozusagen in der Zwischenzeit. Vielleicht eine Gelegenheit, ausnahmsweise nicht über aktuelle Infektionszahlen und Maßnahmen zu sprechen. Kommen Sie eigentlich noch dazu, zwischendurch ein bisschen weiter als bis zum nächsten Tag, zur nächsten Woche und zum nächsten Monat zu denken? Momentan reagiert die Politik immer wieder neu auf die aktuellen Entwicklungen. Kommt das Agieren, das Gestalten nicht schon lange viel zu kurz?
Teils, teils. Natürlich nimmt Corona einen großen Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch, alles andere wäre ja auch verwunderlich. Schließlich haben wir es definitiv mit der größten Herausforderung zu tun, die wir alle bis jetzt erlebt haben. Aber gleichzeitig geht es immer wieder auch um die Frage, wie es denn eigentlich weitergehen soll nach Corona. Nehmen Sie nur die Wirtschaft, da wird hinterher vieles anders sein als vorher, da bin ich sicher. Und manche Themen waren schon vor Corona akut und wichtig, sie sind es jetzt und bleiben es: Der Umbau der Automobilindustrie in Richtung Elektromobilität und Digitalisierung ist zum Beispiel ein Thema, das mich seit längerem und auch jetzt und in Zukunft sehr beschäftigt. Oder nehmen Sie den Niedersächsischen Weg für mehr Artenschutz, den wir trotz Corona unter Dach und Fach bringen konnten, auch ein wichtiges Perspektivthema. Corona ist zum Glück nicht alles.

Ich habe die Sorge, dass wir andere wichtige Themen aus den Augen verlieren. Und ich denke dabei nicht nur an den Klimawandel. Vor etwa einem Jahr haben wir uns an dieser Stelle zum Beispiel über Stichworte wie Gerechtigkeit und Solidarität unterhalten. Darüber, was Ihre Partei sich dringend ins Programm schreiben sollte und wollte. Für eine neue Agenda der SPD war bisher aber kaum Zeit …
Da gebe ich Ihnen recht. Vor allem droht natürlich durch Corona in dieser Hinsicht sogar noch eine Verschlechterung. Gerade stärker förderbedürftige Kinder leiden besonders, wenn der Schulbetrieb eingeschränkt ist, und das ist nur eines von vielen Beispielen. Dazu kommt, dass mit Corona auch die Lage der öffentlichen Finanzen spürbar schlechter geworden ist und damit auch der Spielraum für Interventionen. Das ist eine Herausforderung für die SPD, aber natürlich auch für die anderen Parteien. Und ich hoffe, dass meine Partei mit ihrem Programm für die Bundestagswahlen in dieser Hinsicht echte Perspektiven aufzeigen kann.

Die SPD liegt in den aktuellen Umfragen im Bund ziemlich konstant bei 15 Prozent, die SPD in Niedersachsen hat zuletzt ebenfalls verloren. Eins kann man sicher sagen, zu den Gewinnern der Corona-Krise zählt die SPD bisher nicht. Wie könnte es denn gelingen, trotz Corona das eigene Profil zu schärfen?
Was Niedersachsen anbelangt, bin ich mit unseren Umfrageergebnissen nicht unzufrieden. Wir stehen sehr viel besser da als die Bundespartei und bis zur Landtagswahl ist noch eine Menge Zeit. Wir sind hier im Land unverändert mehrheitsfähig. Aber natürlich ist es nicht realistisch, dass sich die niedersächsische SPD komplett vom Bundestrend abkoppelt und dort ist Ihre Analyse leider richtig. Die SPD-Riege in der Bundesregierung macht eine sehr gute Arbeit, allen voran Olaf Scholz und Hubertus Heil, aber das allein reicht erkennbar nicht. Trotzdem bin ich durchaus zuversichtlich. Corona hat vieles bestätigt, was wir schon lange sagen: Wir brauchen einen starken Sozialstaat, wir müssen uns aufstellen gegen Egoismus, wir müssen den Zusammenhalt in der Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken. Das ist eine Haltung, die viele Bürgerinnen und Bürger ansprechen wird.

Es ist bestimmt wichtig, die Sorge um die eigene Partei und künftige Wahlergebnisse angesichts der Krise momentan ein bisschen zurückzustellen, wichtig finde ich aber auch, dass trotz der Krise ein Kompass sichtbar bleibt.
Das ist für mich kein Gegensatz. So eine Krise ist ja auch eine Charakterprobe, das gilt für Gesellschaft insgesamt und noch mehr für die Politik. Bezogen auf Niedersachsen empfinde ich unser Vorgehen in den letzten Monaten als eine sehr glaubwürdige Ausprägung von sozialdemokratischer Politik. Persönlich bin ich jedenfalls mit mir sehr im Reinen.

Sehr oft war in den vergangenen Monaten die Rede von dem Brennglas, unter dem im Zuge der Krise die Probleme noch viel offensichtlicher geworden sind. Zum Beispiel im Gesundheitswesen, aber auch im Bereich der Bildungsgerechtigkeit und in vielen weiteren Feldern. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Politik trotz Corona für diese Themen nachhaltige Antworten findet.  
Der Vergleich mit dem Brennglas stimmt wirklich. Vieles funktioniert im internationalen Vergleich in Deutschland auffällig gut. Das gilt zum Beispiel für Umfang und Qualität unseres Gesundheitswesens, was ich vorher nicht unbedingt erwartet hätte. Unser Sozialstaat macht auch vieles leichter als wir es in anderen Ländern sehen. Aber es gibt eben auch unübersehbare Schwachstellen und die Situation in der Pflege gehört ohne Frage dazu. Das wussten wir allerdings eigentlich auch schon vor Corona. Gesundheitsministerin Reimann und ich setzen uns deshalb immer wieder dafür ein, die unsägliche Überökonomisierung der Pflege endlich zu beenden und zu erträglichen Arbeitsbedingungen in diesem wichtigen Gebiet zu kommen.

Lassen Sie uns zum Schluss noch mal kurz über etwas ganz anderes, über eine — aus meiner Sicht — gute Nachricht sprechen: Donald Trump ist abgewählt. Haben Sie mit Bier oder Champagner angestoßen?
Nach dem quälenden Auszählungsmarathon war mir nicht mehr nach Feiern, ich war und ich bin einfach nur erleichtert.

Was fällt Ihnen ein zu Donald Trumps augenblicklicher Weigerung, seine Niederlage einzugestehen und das Weiße Haus zu verlassen? Für mich hat sich noch einmal sehr deutlich bestätigt, dass in den vergangenen vier Jahr im Weißen Haus ein lupenreiner Anti-Demokrat sein Unwesen getrieben hat.
Ja, und man mag sich gar nicht ausmalen, was im Falle seiner Wiederwahl noch alles passiert wäre. Die Situation in Amerika ist aber schon schlimm genug, denn das Ergebnis von vier Jahren Trump und den Auseinandersetzungen nach der Wahl ist eine komplett gespaltene Gesellschaft.

Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass Demokratien durchaus unter autokratische Räder kommen können. Angesichts der Corona-Krise habe ich die Befürchtung, dass wir uns alle künftig noch viel mehr gegen Anti-Demokraten wappnen müssen. Teilen Sie diese Befürchtung?
Ist es nicht vielleicht gerade umgekehrt? Die Johnsons und Trumps und Bolsenaros dieser Welt haben offensichtlich versagt, sie sind ein Gesundheitsrisiko für ihre Bürgerinnen und Bürger. Dagegen nimmt sich die Zwischenbilanz der deutschen Politik ziemlich gut aus, finde ich. Und ich habe, allen Corona-Leugnern zum Trotz, den Eindruck, dass eine weit überwiegende Mehrheit der Gesellschaft bei uns das genauso sieht.

● Interview: Lars Kompa

Abgelegt unter MP-InterviewEinen Kommentar verfassen...

Stadtkind twittert