Tonträger im April

Veeblefetzer: More
Ein Album für Freunde des Offbeats, voller Reggae-Partyperlen mit knackigen Bläsern, Brass-Riffs vom Sousaphon und Dub-Echos, Balkan Beats, Sinti-Jazz, Seeed-artigem Dancehall und Rock’n’Roll. Das ist tatsächlich eher fetzig als feinsinnig, aber wer in seinem Herzen einen Platz für die genannten Genres freihält, wird „More”, was übrigens nicht „mehr” heißt, sondern Brombeeren, lieben.

 

 

 

Pure Reason Revolution: Eupnea
Der Name der Progressive-Rock-Band aus Reading, die sich auf der Bühne gern im Dunstkreis von Steven Wilson bewegt, ist eine Anspielung auf Kants „Kritik der reinen Vernunft”. Nach Auflösung und Reunion ist hier ihr viertes Album, mit dem sie nach einer etwas poppigeren Phase die Fäden ihres begeisternden Debüts „The Dark Third” noisig prügelnd und athmosphärisch wieder aufnimmt.

 

 

 

Poly Ghost: Touch Me
Die Hannoveraner-Braunschweiger-Hildesheimer Band, die bis vor einigen Jahren unter dem Namen Niila im Hamburger-Schule-Stil unterwegs war, hat ein lustiges, verspieltes Debütalbum zwischen Synthpop, Dreampop, Funk und Electronica vorgelegt, das bravourös die Achzigerjahre wieder aufleben lässt, aber nicht nur. Auch Neunziger-Indierock klingt später an, sehr entspannt, chillig und kurzweilig.

 

 

 

Herr D. K.: Beleuchtet den Hintergrund
„Ich muss aus unerfindlichen Gründen Songs schreiben, sonst werde ich irgendwann unzufrieden“, so der Hamburger Songwriter Henning von Hertel. Was für ein Glück für uns! Denn sein Debütalbum reiht zehn Indiepop-Perlen mit lustigen Synthies auf, die gut arrangiert und phantastisch intrumentiert, mit völlig undoofen Texten, wohltuend frei sind von musikalischen Phrasen.

 

 

 

IAMX: Echo Echo
Chris Corner, auch bekannt als Kopf der britischen TripHop-Band Sneaker Pimps, darüber hinaus für elektronische Musik mit rauer Energie und herzzerreißendem dramatischen Gesang, hat mit „Echo Echo“ ein elegant produziertes und sehr hörenswertes Album mit Akustikversionen von 11 seiner Songs herausgebracht. Das ganze wird begleitet, von einer kleinen, feinen, bestuhlten Europatour.

 

 

 

Hundreds: The Current
Das Hamburger Geschwisterduo Eva und Philipp Milner, ein diplomierter Jazz-Pianist und eine Sängerin mit glasklarer, warmer Stimme, legen ihren Freunden mit „The Current“ ein schönes, stimmiges Elektropop-Album ans Herz, das etwas weniger düster als der Vorgänger „Wilderness“ und überwiegend ruhig ist, mit brodelnden, fast aggressiven und hymnischen Momenten.

 

 

 

The Devonns: The Devonns
Selbstbetitelte Debütalben zeugen weniger von Ideenlosigkeit, als von gesundem Selbstbewusstsein, wie es ganz klar bei dieser jungen Retro-Soulband aus Chicago zutage tritt. Gegründet wurde sie 2016, als Sänger, Songwriter und Multiinstrumentalist Mathew Ajjarapu, frisch aus der Med School geflogen, arbeits- und orientierungslos, sich seines musikalischen Talents und vor allem seiner Leidenschaft für Chicagos reiche Musikgeschichte besann. Bald waren mit Khalyle Hagood am Bass, dem Gitarristen Ari Lindo und Drummer Khori Wilson einige der besten Musiker beisammen, die die Stadt zu bieten hatte. Schon bei den ersten Bandproben zeigte sich, wie sehr die allesamt versierten Kollegen sich auf 70er-Jahre-Soul einigen konnten. Nicht zuletzt dank der Mitarbeit des Arrangeurs Paul Von Mertens ist ein wunderbar patiniertes, rundes Retro-Soul-Album entstanden, mit Streicher-Teppichen, Bläsern und Querflöte, funky Vibes und einem Schuss Nostalgie.

 

Psychonaut: Unfold The God Man
Die dreiköpfige Post-Metal-Band aus dem belgischen Mechelen hat nach ihren EP’s „24 Trips Around the Sun“ aus 2014 und „Ferocious Fellowman“ aus 2016 ein Debütalbum hingelegt, das mit fast 70 Minuten keine einzige zu lang ist. Stefan DeGraef (Gitarre/Gesang), Thomas Michiels (Bass/Gesang) und Peter Le Page (Schlagzeug) verweben Baroness-artige, vielschichtige Soundteppiche und lösen sie auch schon mal zu gregorianischen Gesängen auf, aus denen sich proggige Gitarren- und Bass-Tüfteleien herausschälen. Psychedelische Momente wechseln mit brachialem Metal, gescreamte Gesangsparts blenden sich übergangslos in schönste Harmonie. Bereits 2018 in Eigenregie veröffentlicht, schmückt „Unfold The God Man“, ein Konzeptalbum mit philosophischem Unterbau, jetzt die Auslage des Berliner Labels Pelagic Records. Das ist gut, dieses Album verdient jeden Fitzel Aufmerksamkeit.
Annika Bachem

 


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