Tonträger im Juli

Lucy And The Rats: Got Lucky
Surfiger Garage-Gitarrenpunkrockpop mit 60er-Jahre-Einschlag mit wunderbarem Harmoniegesang und reichlich whoawhoawhoo liefert die aus Australien stammende Lucy Spazzy mit ihren drei Londoner Kollegen (die Ratten?) auch auf ihrem zweiten Album. Surfer-Gitarren und vor allem Lucys klare, zarte Stimme prägen den Sound, der eindeutig verortet ist im Kielwasser der Ramones.

 

 

 

Soko: Feel Feelings
Das dritte Studioalbum der französischen, in den USA lebenden Sängerin, Multiinstrumentalistin und Schauspielerin Stéphanie Sokolinski schillert über seinem entspannt-unterschwellig melancholischen Grundton in allen Regenbogenfarben. Glasklare Shoegaze-Gitarren, melodische Bassarbeit und träumerischer, süßlicher, aber nicht überzuckerter Gesang werden vielschichtig locker übereinander geworfen.

 

 

 

Smoove & Turrell: Stratos Bleu
DJ und Produzent Jonathan Scott Watson und Sänger/Songwriter John Turrell aus Gateshead im Nordosten Englands nennen ihren Stil, eine Fusion aus Funk, Soul, Hiphop und Electronica, „Northern Funk“. Sie verschmelzen auf ihrem 6. Studioalbum Einflüsse der Musik ihrer Jugend wie Massive Attack, Inner City oder Kruder & Dorfmeister mit Drum & Bass-gewürztem Dancefloor.

 

 

 

 

Hania Rani: Home
Weniger minimalistisch als sein Vorgänger „Esja“ zeigt das zweite Album der in Danzig geborenen, zeitweise in Berlin lebenden Pianistin und Komponistin klanglich eine größere Bandbreite, entstand es doch in Zusammenarbeit mit ihrer neuen Band. So setzt Rani nicht nur auf ihren ätherischen Gesang und elektronische Elemente, sondern wird auf einigen Tracks von Schlagzeug und Bass unterstützt.

 

 

 

Long Distance Calling: How Do We Want To Live?
Die vier Münsteraner gelten als international erfolgreichste deutsche Instrumental-Rockband. Detailreich verweben sie auf ihrem 7. Album Elektronisches mit dem klassischen Rockband-Instrumentarium. Dass das eine mit dem anderen so ein perfektes Amalgam bildet, ist vielleicht die eigentliche Stärke der Band, die Wohlmeinende gern als „Pink Floyd von heute“ bezeichnen.

 

 

 

 

Thomas Azier: Love, Disorderly
Das vierte Album des niederländischen Avant-Pop-Songwriters und Produzenten, bekannt auch durch seine Zusammenarbeit mit Größen wie Stromae oder Casper, kommt breitwandig und  mit düsteren, oft von Streichern getragenen Harmonien daher. Deutlich weniger poppig als bisher, setzt er auf pointierte Dissonanzen als Gegenpol zu seiner weiterhin wunderschönen Tenorstimme.

 

 

 

Haken: Virus
Der Name sei purer Zufall, so Ross Jennings, Sänger der Londoner Progressive-Metal-Band, man hätte ihn niemals gewählt, hätte man geahnt, dass das Album in Zeiten einer Pandemie herauskommen würde. Das sechste Album der 2007 gegründeten, mit dem Prog-Award ausgezeichneten Band setzt das Konzept des Vorgängers „Vector“ fort, funktioniert aber völlig für sich allein. Eine knackige, wirbelnde und rhythmisch vertrackte Härte steht hier, wie gleich im Opener „Prosthetic“, im Vordergrund, wird aber immer wieder von ruhigen, kontemplativen Momenten durchbrochen. Jennings weiche, glockenhelle Stimme verbindet beides auf das Allerschönste. Der Kern des Albums ist das 5-Tracks-Opus „Messiah Complex“ – voller Anspielungen auf das 2013er Album „The Mountain“ mit dem Bohemian Rhapsody-verdächtigen „The Cockroach King“. Geplant ist, „The Vector“ und „The Virus“ zusammen auf die Bühne zu bringen.

 

The Haggis Horns: Stand Up For Love
Für Freunde von klassischen US-Soulfunk-Alben der Siebzigerjahre ist das fünfte Album der siebenköpfigen Soul-, Funk, Jazz-Afrobeat-Band aus dem nordenglischen Leeds ein echter Leckerbissen. Ausgezeichnete Musiker sind hier am Werk, denen die neun Bläser-Sektion-getriebenen Soul-, Funk, Jazz-, Deep Funk- und Groove-Stücke genug Freiraum dafür lassen, sich als Solisten zu zeigen, ohne dass das zum Selbstzweck würde. Ungewohnt gesangslastig ist das Werk: Auf sieben der Tracks ist der aus dem Debütalbum „Hot Damn” von 2007 bekannte John McCallum zu hören, so auch auf dem eher untypischen Reggae-Titelstück „Stand Up For Love”. Und warum Haggis? Drei der Bandmitglieder sind Schotten, und dass das auch allen anderen als Begründung vollkommen ausreicht, zeigt eine sympathische Lässigkeit, die als Unterton in allen Songs hörbar mitschwingt.
                                                                                                                                                                         Annika Bachem


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