Curry Cullum

Das Gourmet-Bistro darf zurzeit zwar weder seine Türen zum großen, im modern-industrial Mix eingerichteten Raum, noch seine nett gelegene Terrasse am Klagesmarkt öffnen, was alleine wegen der enormen Gin-Karte und der Sehnsucht nach einem ordentlichen Feierabenddrink bedauerlich ist. Doch zum Mitnehmen bekommt man hier eine sehr ansehnliche Auswahl an vielfältigen Burgern und Dazugehörigem: Mit Luxus-Fleischsorten wie Strauß, Wasserbüffel oder Kobe kann man den herkömmlichen Hamburger pimpen oder zwischen neun Rind-, einem Hähnchen- und zwei vegetarischen Pattys wählen – und auch damit zum Burger-Gourmet werden. Abwechslungsreiche Vorspeisen und Salate, VW-Currywurst, Super-Fritten und hausgemachte Spezial-Dips heben das Curry Cullum von der Masse ab und haben uns zum Test verleitet – den wir mit dem passenden (Gin-) Cocktail später im Jahr auf der Terrasse unbedingt noch fortsetzen wollen.

Als wir zur Abholung schreiten, wartet vor der Tür nur noch ein Fahrradkurier des ortsüblichen Lieferdienstes, aber für das Selber-Mitnehmen spricht nicht nur dessen miese Bezahlung. Da wir bei der telefonischen Bestellung einen genauen Zeitpunkt mitgeteilt bekommen haben, der vom Burger-Griller exakt eingehalten wird, verbringen die Burger und vor allem die empfindlichen Kartoffelprodukte zwischen Zubereitung und Verzehr nicht eine Minute länger als nötig an der frischen Luft, wo sie unschön abkühlen und schlimmstenfalls matschig werden können. Außerdem geben wir unser Trinkgeld, das momentan wegen der vielen Bringdienst-Bestellungen ohnehin schon knapp sein dürfte, lieber der Curry-Cullum-Servicekraft als dem Monopolisten.
Statt Plastikverpackungen werden Pappschachteln und Papiertüten für den Transport des Essens von der Restaurantküche bis auf den heimischen Wohnzimmertisch genutzt. Ein guter Start. Gemein haben alle drei Burger das hausgemachte Brioche-Bun mit fluffigem Inneren und Sesam auf der optisch ansprechenden, leicht gebräunten und festeren Oberfläche. An den „inneren“ Werten fällt sogleich der Lollo Bionda Salat positiv auf und dass statt üblicher Fertigsaucen selbstgemachte Salsa und Mayo verwendet werden.
Mit geübter Bratkunst hat der Griller den abgefragten Medium-Wunsch voll erfüllt, das regionale Rindfleisch ist innen noch schön rosa und damit saftig. Was etwas irritiert, ist, dass statt der klassischen Tomate eine Gurke auf dem Patty liegt – gerade beim „Forrest Gump“ (für 9,90 Euro) mit Bacon und selbstgemachter Erdnussbutter hätte die rote Fruchtscheibe noch das letzte Quäntchen feuchten Frische-Effekts beigesteuert, der nun fehlt. Wer kennt es nicht – wenn Erdnusssauce kühl und damit fest wird, stellt sich eine trocken wirkende Zähigkeit ein. Im Restaurant genossen wird das Gump-Problem nicht auftreten, aber zu Hause müssen wir die zweite Burgerhälfte bereits schneller essen, um dem Effekt noch zuvorzukommen, was etwas stresst. Wahrscheinlich hat der ursprüngliche Gedanke, die Curry Cullum Salza Sauce anstelle der Tomate einzusetzen, einfach nur beim verzögerten Essen seine Nachteile – wir hoffen es zumindest und werden dem ansonsten empfehlenswerten „Forrest“ noch eine zweite „Vor-Ort-frisch-auf-den-Tisch-Chance“ geben. Der vegetarische Patty im Burger namens „Speedy“ (für 8,90 Euro) überzeugt schon bei erster Gelegenheit mit seinen 120 Gramm Soja-Biomischung mit getrockneten Tomaten, Zwiebeln und Paprika sowie der hauseigenen Honig-Senf-Mayo und der erwähnten Salsa. Wie die Fleisch-Pattys ist auch hier der Kern des Burgers gut gegrillt und entsprechend sehr saftig und würzig.
Beim „Sou Louis“ (für 9,90 Euro) mit übrigens wohlschmeckendem Bacon – der uns schon in der coolen Kombi mit Erdnussbutter gut gefallen hatte – geht die Tomatensalsa im Vergleich zur leicht pikanten Barbeque-Sauce etwas unter. Das macht aber nichts, denn die ist in ihrer Intensität charakterstark rauchig und nicht zu süß. Dagegen sind die Dips unserer Wahl (Honig-Senf-Mayo und Wasabicreme, je 1,20 Euro) einen Tick zu neutral; gut für den milden Creme-Schärfegrad, suboptimal für die Mayo.
Und damit kommen wir zu den Co-Stars der Veranstaltung, den Kartoffel-Beilagen. Auf dem letzten Platz landen die (mit 3,90 Euro teuersten) Sweet Potatoes, denn die haben weder viel Biss noch viel Pepp. Einstimmig zum Renner des Abends gekürt werden die Belgischen Fritten (für 3,20 Euro), die mit ihrer krossen Art bis zum letzten Happen überzeugen. Fast ebenso toll finden wir die Potato Chips (für 3,60 Euro), dick geschnittene Kartoffelschalen-Schnitze, die auch Geschmack und Konsistenz mitbringen. Diese beiden, der bereits erwähnte Drink, das Feierabend-Treiben auf dem Klagesmarkt … – oh Sommer ohne Lockdown, wo bleibst du?!

  ● Anke Wittkopp

 

Postkamp 18
30159 Hannover
Tel. (0511) 47399361
www.curryculum.de

Momentan nur Take Away
Di – Do 16 – 23 Uhr
Fr – So 14 – 24 Uhr
Mo Ruhetag


Schlagwörter:

Diesen Beitrag kommentieren

Stadtkind twittert