Stadtkinder essen: Heimathafen

An Bord alle Mann, wir fahren zur See.
Na gut, ein kleines Bisschen nur, aber besser als nichts.
Im Yachthafen der List liegt seit gut 20 Jahren ein ziemlich geschichtsträchtiges Wasserfahrzeug im Mittellandkanal vor Anker. Gebaut 1928 in Hamburg wurde das 51 Meter lange Schiff bis Kriegsende als Schleppleichter eingesetzt und im Anschluss zum Getreidesilo umfunktioniert. Es diente als Depot- und Werkstattschiff, bis es 1999 von der Marinekameradschaft Hannover gekauft wurde und schließlich 2003 das wurde, was es heute ist: Eine Gastronomie.
Das Schiff hat diverse Betreiber kommen und gehen sehen – seit Herbst 2022 firmiert es nun unter dem Namen „Heimathafen“.

Etwas versteckt gelegen, am Ende der Werftstraße (am besten zu erreichen mit den Buslinien 128/134 „Nordring“) gehen wir an Bord. Das Sonnendeck ist herrlich – sofern die Sonne scheint, aber das Glück haben wir nicht – hier können die Gäste wunderbar draußen sitzen und ihr Essen mit Blick auf den Mittellandkanal genießen.

Da es leider gerade regnet und es auch noch ziemlich kühl ist, treibt es uns in den Rumpf des Schiffes. Da sieht es aus wie – nun ja – im Rumpf eines Schiffes. Das super freundliche Personal geleitet uns zu einem Tisch am „Fenster“, durch die Bullaugen können wir das Wasser sehen. Es ist gemütlich hier, wenn doch mehr auf die 80er-Jahre-Art.
Der Boden, die Möbel und die Wandvertäfelung sind aus dunklem Holz, die an der Fensterseite befestigten Sitzbänke mit marineblauem Kunstleder überzogen. Auf den Tischen und in den Bullaugen wurde mit maritimer Streudeko gearbeitet, es gibt kleine Leuchttürme, Rettungsringe, und Schellhornmuscheln. Alles in allem herrscht eher Pub-Atmosphäre, wozu sicherlich auch die Raumakustik beiträgt. Ein Schiffsrumpf ist nun einmal ein gewaltiger Klangkörper – ohne es beschönigen zu wollen: Für Fine-Dining in ruhiger Umgebung ist es hier schlichtweg zu laut.

Wir bekommen die Karte und machen uns an das Rätsel der Entzifferung. Ein Rätsel deswegen, weil die Schriftart, in der die Karte gedruckt ist, so verschnörkelt ist, dass man schon ganz genau hinschauen muss. Zum Glück ist die Karte klein und bietet logischerweise größtenteils Fisch, sowie einige Salate, Pasta- und Fleischgerichte an, außerdem Burger (hier leider keinen mit Fisch).

Wir entscheiden uns für eine kleine Portion frittierter Tintenfischringe mit Aioli und Salatbeilage (7,50€) und dazu eine Backofenkartoffel mit Kräuterquark (4,90€), sowie einer Fischplatte mit Grillgemüse (27,90€). Dazu trinken wir Bier, bzw. Alster.

Die Fischplatte beinhaltet Zanderfilet, Lachs, Garnelen und einige weitere Calamarisringe, während das Grillgemüse aus Zucchini, Champignons, Paprika und roten Zwiebeln besteht und in einer tomatisierten Sauce kommt. Der Gargrad bei Fisch und Gemüse ist ideal, auch wenn der Fisch leider etwas unterwürzt ist und ungeschickterweise so auf dem Gemüse drapiert wurde, dass die einst knusprige Hautseite des Fischs nun auf der Tomatensauce liegt. Gerne bringt man uns Salz und Pfeffer, damit wir das mit dem Würzen selbst übernehmen können. Die Calamarisringe schmecken gut, auch wenn sie ein bisschen blass sind. Die Backofenkartoffel jedoch ist leider weder warm noch gar, was wir reklamieren müssen. Wir bekommen aber sehr zügig eine neue, die dann wiederum gut ist.

Puh – ein schwieriges Fazit an dieser Stelle. Der Heimathafen ist, was die Location angeht, etwas völlig Anderes als andere Lokale. Das Essen ist solide – Fehler können jedem passieren – und der Service wirklich herausragend freundlich.
In einer größeren Gruppe und bei gutem Wetter ist es auch allemal einen Ausflug wert. Für ein intimes Essen zu zweit bei Regen jedoch – Ermessenssache.

Öffnungszeiten: Montag-Sonntag 12:00-22:00 Uhr
Werftstraße 19
30163 Hannover
www.restaurant-heimathafen.de

IH,
Fotos Gero Drnek


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