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Der Freundeskreis im Gespräch im Mai

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Der Freundeskreis im Gespräch im Mai


Dieses Mal waren wir mit dem neuen Vorstandsteam des Freundeskreises im Gespräch: Konstanze Beckedorf und Hajo Rosenbrock. Die beiden haben uns von ihren Plänen für die Zukunft des Vereins und von möglichen Herausforderungen erzählt.

Sprechen wir zu Beginn kurz darüber, wie ihr zum Freundeskreis und letztlich in den Vorstand gekommen seid…

Konstanze Beckedorf + Hajo Rosenbrock (c) Amanda Reich

KB – Ich bin während meiner beruflichen Tätigkeit als Dezernentin bei der Landeshauptstadt zum Verein gekommen. Die Satzung des Freundeskreises enthält Regelungen, dass der Verein auch jemanden aus einem Dezernat der Landeshauptstadt in den Vorstand berufen kann. Und als ich damals das Kulturdezernat übernahm, bin ich Beisitzerin im Vorstand geworden und bin das bis heute.

HR – Der Turn-Klubb Hannover ist schon lange Mitglied im Freundeskreis. Zunächst war ich als Geschäftsführung und Vorstand der TKH nur über den Verein dabei; war hin und wieder bei einer Versammlung und bin dann auch ehrenamtlich im Kuratorium gelandet. Im Oktober gab es einen Wechsel bei uns im Kuratorium und ich wurde gefragt, ob ich es mir im Sinne des Generationenwechsels vorstellen könnte, Kuratoriumssprecher zu werden. Es war für mich eine Ehre, das mit Konstanze machen zu dürfen. Und so kam es dazu, dass wir gesagt haben, wenn der Verein das auch so möchte, führen wir die Vorstandsgeschäfte in diesem Jahr fort. Seitdem sind wir ganz intensiv drin. Aber auch schon bevor wir Vorstand geworden sind, haben wir, ich glaube die letzten vier Monate, jede Woche jeder individuell ein paar Stunden mehr ehrenamtlich gewirkt, als man das so vorher dachte.

Und jetzt wollt ihr eine neue Ordnung reinbringen?

HR – Wir sind sozusagen gerade dabei. Dieser Verein hat ja viele Mitglieder – die auch gerne unsere Veranstaltungen besuchen. Und wenn ein Verein dann ca. 1.000 Mitglieder hat, dann sind da natürlich viele zur Unterstützung mit dabei. Da Vorsitzender und Geschäftsstellenleitung wechselten, gibt es jetzt viel zu tun …

KB – Es hat ja auch jeder seine eigenen Vorstellungen. Wir haben eine Form der organisatorischen Abläufe vorgefunden – insbesondere in der Geschäftsstelle – und sind nun erstmal dabei, uns einen Überblick zu verschaffen. Hajo macht das ja auch noch neben seiner Hauptberuflichkeit. Und wir haben halt schon so ein paar Punkte gefunden, bei denen wir sagen: „Nein, das würden wir eben gerne auch in den Abläufen einfach ganz anders organisieren und regeln.“ Aber wenn wir mal nicht mehr in der Verantwortung sind, dann werden das Nachfolgende wieder anders machen.

HR – Aber so eine, so eine Geschäftsstelle ist ja nicht das Thema, das nach außen ins Schaufenster gehört. Der Verein muss sich im Moment wieder nach innen neu strukturieren, damit er nach außen so glänzen kann, wie er gerne geglänzt hat. Bis Corona hat er ja auch lange sehr gut geglänzt, aber dann gab es sicherlich eine kleine Delle. Jetzt gibt es wieder tolle, schöne Veranstaltungen – aber der Bereich muss weiter ausgebaut werden: Wir wollen ihn themenmäßig ganz unterschiedlich ausbauen, da können wir gleich einmal drauf blicken. Und wir wollen unsere Mitglieder mitnehmen – und die Stadt, so wie sie ist. Gestern Abend hatte ich zum Beispiel ein Telefonat mit Steffi Eichel darüber, dass wir einen Lauf für die Demokratie machen wollen. Und jetzt überlegen wir, ob wir Anfang Juni einen Termin finden, an dem wir das machen können. Das ist ein Thema, wo wir beide bestimmt nicht gesagt haben: „Ende des Jahres oder nächstes Jahr wollen wir unbedingt einen Lauf der Demokratie machen“. Genauso haben wir am 31.12. nicht gesagt: „Wir wollen hier Demonstrationen für 35.000 Menschen veranstalten …“ Sondern das ist einfach passiert. Wir planen natürlich auch, das Ehrenamt ins Schaufenster zu stellen: andere Leute darin zu ermutigen, sich für diese Stadt einzusetzen – gerne auch im bürgerschaftlichen Engagement. Wir wollen vielen Strömungen aus Hannover eine Stimme geben, so wie es der Freundeskreis eigentlich schon immer gemacht hat: Wir bringen gerne Menschen zusammen. Wir organisieren auch gerne Dinge. Und an der Stelle kann man mit dem Freundeskreis eine Menge planen, wo Menschen zusammenkommen, die es vielleicht auch brauchen, dass andere etwas für sie organisieren. Und das tun wir gerne.

KB – Und wir haben eben beide unsere Netzwerke. Teilweise überschneiden sie sich, aber teilweise sind sie auch unterschiedlich: Ich war ja früher für Kultur, Soziales und Sport zuständig und habe natürlich aus dieser Funktion heraus unglaublich viele Leute in Hannover kennengelernt. Und Hajo über den Sport. Damit sind wir so breit aufgestellt, dass das für den Freundeskreis durchaus ein Gewinn sein kann.

HR – Und wir gehen auch mehr auf unsere Mitglieder zu als es in der Vergangenheit der Fall war, laden auch alle ein, mitzuarbeiten. Aber das Fundament muss gut gesetzt sein, damit die Zukunft auch unabhängig von uns beiden gut funktionieren kann.

KB – Und das merken wir jetzt auch. Die ersten Schritte sind getan. Hajo ist sehr kreativ, was neue Ideen und neue Projekte angeht. Ich zeige mich ein bisschen bei den Mitgliedern … und wir sind in den ersten Austausch mit den Mitgliedern gegangen, haben alle mit einem Mitgliederbrief informiert, der ein unglaublich positives Feedback bekommen hat. Und so ist genau der richtige Duktus. Es ist einfach erstmal wieder wichtig, dass die Menschen, die Mitglied im Verein sind, auch das Gefühl haben, dass sie gesehen werden – und dass ihre Mitgliedschaft durchaus wertgeschätzt wird. Also die Stimmung ist, glaube ich, ziemlich gut.

Das Feedback, das ihr bekommt, stellt euch also zufrieden?

HR – Ja, naja … Es gab ja eine sehr kontroverse Mitgliederversammlung. Es darf, soll und muss ja jeder unbedingt in Vereinsgremien seine Meinung sagen. Bloß: Themen aus der Vorvergangenheit mit Menschen zu besprechen, die damit gar nichts zu tun haben, war für mich ein bisschen befremdlich. Dinge, die jetzt nicht funktioniert haben, dort anzusprechen, das ist richtig. Aber nicht wahrnehmen zu wollen, dass Dinge jetzt gerade im Neuaufbau sind: das ist auch nicht vereinsfördernd. Also da war für mich persönlich die Mitgliederversammlung nicht unbedingt der motivationale Faktor nach vorne, dass ich mich jetzt hier ehrenamtlich total verdinge.

KB – Wir waren aber auch ein Stück weit selbst schuld, weil wir uns gegenüber den Mitgliedern positioniert haben. So fühlten wir uns dann sehr angesprochen, obwohl wir eigentlich wussten, dass wir gar nicht gemeint waren.

Aber umso schöner, wenn jetzt alles gut ist.

HR – Nun ist ja auch alles geklärt und der Übergang funktioniert dank der guten Zusammenarbeit mit Matthias Görn gut. Dennoch ist es viel Arbeit.

KB – Nein, es war auch in Ordnung, dass Kritik geäußert wurde. Und die Kritik, die geäußert wurde, die haben wir aufgenommen. Wir werden die Mitglieder, die diese Kritik geübt haben, aber auch in die Pflicht nehmen. Da kam durchaus der Wunsch: „Wir wollen mehr mit einbezogen werden, wir wollen uns aktiv beteiligen.“ Und das Angebot werden wir machen.

HR – Genau. Wir wollen, dass die Mitglieder eine größere Chance haben, sich zu beteiligen. Dazu werden wir auch ein Zukunftsforum – eine Zukunftswerkstatt oder ähnliches – im Laufe des Jahres bieten, bei dem Ideen, Wünsche und Kritik geäußert werden können. Haltung und Meinung unserer Mitglieder sind uns sehr wichtig.

Kommen wir zu den kreativen Ideen, die ihr angesprochen habt. Was können wir uns darunter vorstellen?

HR – Es gibt ja unterschiedliche Stufen. Erstmal gibt es die niedrig hängenden Früchte, die man relativ zügig umsetzen kann. Und dann gibt es natürlich mittel- und langfristige Dinge. Wir wollen einen Freundeskreis-Podcast machen – und haben mit Jan Egge Sedelies auch einen super Moderator gefunden; jemanden, der vom Fach mit dabei ist und bei uns gerne ehrenamtlich aktiv sein möchte. Dann gibt es ja unseren Stadtkulturpreis; aber wir wollen ein Format aufstellen, dass unabhängig davon Einblicke in die Stadt und die Menschen gibt – einfach eine Veranstaltung, bei der Hannoveraner*innen ihre Erfahrungen teilen. Wir denken an Köpfe, die man nicht so häufig in der Öffentlichkeit sieht. Vielleicht finden wir aber auch mal einen Schauspieler oder Musiker aus Hannover. Wir werden auch eine neue Homepage kriegen. Außerdem treffen sich die Freundeskreis-Mitglieder alle vier Wochen zum Frühstücken. Und wir haben uns gefragt: „Warum kann man das eigentlich nicht mal umdrehen und sagen, dass man auch mal alle vier bis acht Wochen abends was macht?“ Man könnte ja zum Beispiel bei Hannover Gin einmal durch den Keller bis nach oben gehen und eine Gin-Verkostung machen. Vielleicht gibt es auch mal eine Weinprobe. Also unterschiedliche Formate. Und – last but not least – als kurzfristige Sache: Wir denken über eine Freundeskreis-Party im Palo oder in der Baggi nach. Das betrifft eine ganz andere, vergleichsweise junge Zielgruppe. Es geht uns nicht darum, nur die bestehenden Pfade noch besser zu gehen, sondern auch mal rechts und links etwas auszuprobieren. Und wenn etwas nicht funktioniert, dann wird es sicherlich nicht wiederholt. Und wenn was richtig gut funktioniert, dann halt doch.

KB – Und dann darf man auch nicht vergessen, dass der Freundeskreis – das haben wir nicht zuletzt durch die Demo Ende Januar wieder gezeigt – für eine bestimmte Haltung zu den momentanen politischen und gesellschaftlichen Themen steht. Auch da werden wir natürlich weiterhin aktiv bleiben.

HR – Genau, das hatte ich vergessen: Was wir jetzt sofort umsetzen, ist eine Kampagne auf Social Media. Dort kann jeder sagen: „Ich wähle am 9. Juni Europa, weil …“ Und mit einem Testimonial wird ein Foto in eine Grafik von uns eingebettet, so dass wir ganz viele Gesichter – normale Gesichter, Vorbilder oder auch Politiker – zeigen und einfach Menschen darauf hinweisen, dass an dem Sonntag eine wichtige Wahl stattfindet. Ich glaube, zur EU-Wahl sind wir alle dazu aufgerufen, zumindest zu sagen: „Komm, geht wählen, schützt die Demokratie!“ Dieses demokratische Thema liegt uns beiden sehr am Herzen.

KB – Wir hatten am Samstag das Frühstück, von dem Hajo gerade sprach. Und da habe ich auch nochmals auf die Kampagne hingewiesen und habe gesagt, dass der Freundeskreis für eine bestimmte Haltung steht: für Demokratie, für Freiheit … Da hat man gemerkt, dass das auch einen unglaublichen Zuspruch findet. Und nochmals zum unterschiedlichen Altersspektrum: Den Freundeskreis gibt es seit mehr als 30 Jahren. Und es gibt Menschen, die von Anfang an Mitglied mit dabei sind. Aber genauso haben wir jüngere Mitglieder. Wir wollen die jüngere Generation jetzt gerne noch stärker ansprechen und neue Mitglieder dazugewinnen. Dafür brauchen wir auch ein entsprechendes Portfolio an Angeboten. Wer Lust hat, kann zum Frühstück kommen. Aber es ist eben so, dass das Frühstück eher eine Veranstaltung für die ältere Generation ist. Jüngere Generationen, die zum Beispiel Familien mit kleinen Kindern haben, die haben am Samstagmorgen um 9.30 Uhr schlichtweg keine Zeit zum Frühstück zu gehen. Das muss man mal ganz deutlich sagen. Aber die kommen vielleicht gerne zum Feierabend-Gin oder -Wein. Das so umzusetzen, dass sich alle gesehen und wertgeschätzt fühlen, dass sich alle damit identifizieren können: Das ist durchaus auch eine Herausforderung.

● CK/LD

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Der Freundeskreis im Gespräch im Mai

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Der Freundeskreis im Gespräch im Mai


In diesem Monat haben wir uns mit Dr. Vanessa Erstmann (VE), der Vorsitzenden des Jazz Club Hannover, und mit Gudrun Benne (GB), der Geschäftsführerin des Industrie-Club Hannover, getroffen. Mit den beiden Freundeskreis-Mitgliedern haben wir uns über ihre Tätigkeiten, ihre Verbindungen zum Verein und das Image der Stadt unterhalten.

Beginnen wir mit dir, Vanessa: Du bist Vorsitzende und Geschäftsführerin des Jazz Club Hannover, aber das ist nicht dein Hauptberuf, richtig?

Vanessa Erstmann

VE – Genau, meine Arbeit im Jazz Club ist rein ehrenamtlich. Dazu bin ich gekommen, als ich über die Imagearbeit der Stadt Hannover promoviert habe. Das Thema Stadtimage hat mich fasziniert und mit dem Nachlass des ehemaligen städtischen Imagepflegers Mike Gehrke bin ich als Historikerin auf einen spannenden Quellenbestand gestoßen. Gehrke hat von 1972 bis 2004 als Imagepfleger der Stadt agiert und war zeitgleich über Jahrzehnte Vorsitzender des Jazz Clubs. Sein Büronachlass im Stadtarchiv umfasste etwa 300 Aktenordner. Parallel dazu durfte ich rund 200 Aktenordner im Jazz Club einsehen und dort vor Ort forschen. In dem Zuge habe ich mich auch mit der Öffentlichkeitsarbeit und dem Marketing des Jazz Clubs beschäftigt und angefangen, mich im Verein ehrenamtlich zu engagieren. Auch beruflich beschäftige ich mich im weitesten Sinne mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Ich betreibe freiberuflich Markenpflege für unterschiedliche Unternehmen, unterstütze diese bei der Unternehmenskommunikation und arbeite als Historikerin Unternehmensgeschichten auf. Die Identität und Markentradition eines Unternehmens ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, das sich für das sogenannte „History Marketing“ aktiv nutzen lässt.

Mitglied im Freundeskreis bin ich seit 2015 – und seit einem Jahr Kuratoriumsmitglied. Meine Vereinsmitgliedschaften, sei es im Jazz Club oder im Freundeskreis, habe ich immer als ein Ventil gesehen, um mich für die Stadt einzusetzen und sie voranzubringen – vor allem im Hinblick auf die Imagearbeit.

Also könnte man sagen, dein Interesse für Hannovers Image und seine Geschichte war nicht nur wissenschaftlicher Natur, sondern auch ein persönliches Anliegen?

VE – Ja, auf jeden Fall. Ich finde Stadtmarketing letztendlich total spannend – beruflich, aber auch privat. Als gebürtige und begeisterte Hannoveranerin interessiere ich mich vor allem für das Image meiner Heimatstadt. Ich lebe gerne in dieser Stadt und wollte immer herausfinden, woran es liegt, dass so viele Hannoveranerinnen und Hannoveraner meinen, sich gegenüber Außenstehenden für ihren Wohnort rechtfertigen zu müssen. Meine Fragestellungen waren zum Beispiel: Wie funktionieren Stereotype? Wie kann man diesen mit Imagearbeit begegnen? Geht das überhaupt? Oder hat Hannover, das wirklich über Jahrzehnte eine ambitionierte Imagearbeit betrieben hat, die Anfänge der Stadtwerbung verpasst?

Dann kommen wir jetzt zu dir, Gudrun. Vor dem Industrie-Club warst du am Hannover Airport tätig. Magst du uns von deinem Werdegang erzählen?

Gudrun Benne

GB – Ich komme nicht aus Hannover, sondern bin in Georgsmarienhütte geboren, bei Osnabrück. Ich bin gelernte Bankkauffrau und habe in Münster/Westfalen BWL studiert. Danach war ich in diversen Positionen bei der DB Cargo, dem Güterverkehr der Deutschen Bahn, beschäftigt und habe im Anschluss mehrere Jahre als Unternehmensberaterin gearbeitet. 2005 kam ich dann zum Hannover Airport. Über verschiedenste Umwege – das Rhein-Main-Gebiet, München und auch das Ausland – bin ich dann in Hannover gelandet. Mich hat aber nicht die Stadt gereizt, sondern die Aufgabe als Marketingleiterin am Flughafen Hannover. Die Tätigkeit war sehr vielfältig und interessant. Ich habe dabei u. a. eine Markenpositionierung mit einem Relaunch durchgeführt und freue mich sehr, dass es das Logo immer noch gibt. Die Markenbildung verbindet mich u. a. mit Vanessa. Dann bekam ich 2012 – nach sieben Jahren am HAJ – die Chance, die Geschäftsführung des Industrie-Club Hannover zu übernehmen. Dort bin ich nun seit über zehn Jahren, als erste Geschäftsführerin, tätig und beschäftige mich mit der Vernetzung von Unternehmen, genauer gesagt mit der Vernetzung der oberen Führungskräfte der Mitgliedsunternehmen. Schon durch meine Tätigkeit am Flughafen habe ich viele interessante Unternehmen im Großraum Hannover kennengelernt. Der Wirtschaftsstandort ist sehr attraktiv. Viele tolle Unternehmen, die auch Mitglied im Industrie-Club sind, sind hier ansässig und bieten zahlreiche Arbeitsplätze. Doch Hannover und die Region haben noch viel mehr zu bieten: beispielsweise Forschung und Wissenschaft, Kunst und Kultur, Erholung und Sport.

Bezüglich meiner Mitgliedschaft im Freundeskreis kann ich nur unterstreichen, was Vanessa schon gesagt hat. Auch ich will die Stadt voranbringen und mich aktiver einbringen. Und so bin ich im März 2020 – während der Corona-Pandemie – Mitglied geworden. Ehrenamtlich bin ich seit November 2022 im Kuratorium und seit Oktober 2023 im Präsidium des Kuratoriums des Freundeskreises tätig.

Der Jazz Club ist durch seine regelmäßigen Konzerte und Events sicherlich vielen Leuten bekannt. Den Industrie-Club kennt man vermutlich nur, wenn man Mitglied ist oder werden möchte. Woraus besteht eure Arbeit?

GB – Wir sind ein Wirtschaftsnetzwerk, das aus Unternehmensmitgliedern besteht. Die Unternehmensvertreterinnen und -vertreter wollen sich vernetzen, haben Interesse an der Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes, wollen sichtbarer, bekannter werden. Wir bieten eine attraktive Plattform für den Austausch von Wissen, Erfahrungen und Meinungen. Wir organisieren für unsere Mitglieder regelmäßig hochkarätige Veranstaltungen zu aktuellen Themen – z. B. zur Fabrik der Zukunft oder New Work. Wir nutzen dafür verschiedene Formate: mal sind es reine Vortragsveranstaltungen, mal Diskussionsrunden oder auch Betriebsbesichtigungen. Es gibt immer einen Veranstaltungsteil, in dem wir in den inhaltlichen Dialog einsteigen, und einen Teil, bei dem das persönliche Netzwerken erfolgt. Wir prägen durch unsere Arbeit auch das Bild der Stadt. Wenn bspw. eine Mitarbeiterin neu nach Hannover kommt und ihr Arbeitgeber Mitglied im Industrie-Club ist, dann können wir dazu beitragen, dass sie sich in Hannover schneller einlebt und sich hier wohl fühlt.

VE – Ich finde das wunderbar, was Ihr im Industrie-Club macht. Man muss auf den Wirtschaftsstandort achten. Das ist ganz wichtig für Hannover. Ich habe mich erst kürzlich wieder mit der hannoverschen Wirtschaftsgeschichte beschäftigt. Im Rahmen eines meiner diversen Projekte unterstütze ich das Niedersächsische Wirtschaftsarchiv dabei, den eigenen Auftritt zu modernisieren und Unternehmen für den Umgang mit ihren historischen Unterlagen zu sensibilisieren. Das ist dringend notwendig, denn viele Unternehmen haben eine Scheu, sich entweder mit ihrer eigenen Geschichte zu beschäftigen oder aber ihre Unterlagen abzugeben. Die verschwinden dann, werden entsorgt oder im feuchten Keller vergessen. Und das ist ganz bitter, denn dadurch verlieren wir einen Teil unseres wirtschaftlichen Gedächtnisses. In Niedersachsen wurde das Wirtschaftsarchiv übrigens erst 2005 gegründet, während das Pendant in Nordrhein-Westfalen auf eine hundertjährige Geschichte verweisen kann.

GB – Odo Marquard hat gesagt „Zukunft braucht Herkunft“. Die Vergangenheit sollte den Grundstein für die weitere Entwicklung in der Zukunft legen. Der Industrie-Club Hannover, 1887 als „Fabrikanten-Verein“ in Linden gegründet, hat eine lange Tradition, ist sich seiner Werte und Wurzeln bewusst und verändert sich ständig. Die Transformation macht auch vor Vereinen nicht halt.

In Bezug auf den Klimawandel?

GB – Die Veränderungen haben auch mit dem Klimawandel zu tun, mit Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Dekarbonisierung – aber auch mit der zunehmenden Digitalisierung, der demografischen Entwicklung und den Veränderungen der Gesellschaft.

VE – Überhaupt jemanden zu finden, der sich ehrenamtlich engagieren mag, ist an der einen oder anderen Stelle nicht mehr so einfach, wie ich höre. Ich bin froh, dass wir das Problem im Jazz Club nicht haben, sondern uns über regen Zulauf freuen können. Ich persönlich erfahre eher, dass ich mich regelmäßig für mein ehrenamtliches Engagement rechtfertigen muss, dabei ist es so bereichernd und zugleich wichtig für eine gut funktionierende Gesellschaft.

Zwischen dem Freundeskreis und dem Industrie-Club scheint es viele Analogien zu geben …

GB – Ja, sicher. Beide haben eine Vereinsstruktur, eine interessante Historie und bringen Menschen zusammen, damit etwas Positives entsteht. Das gilt übrigens auch für den Jazzclub. Die persönliche Begegnung zwischen Menschen steht bei allen dreien im Mittelpunkt, sei es mit einem musikalischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Schwerpunkt. Die Menschen werden Mitglied im Freundeskreis, weil sie gemeinsam etwas für die Stadt tun möchten, weil sie sich im Bürgerverein lebendig zeigen wollen, weil sie sich mit anderen austauschen, was unternehmen und etwas Neues kennenlernen wollen.

Mögt ihr zum Abschluss des Gespräches positive Erfahrungen eurer Mitgliedschaft im Freundeskreis mit uns teilen?

VE – Etwas, das sich aus meiner Forschung ergeben hat, ist die Erkenntnis, dass Hannover nicht den Beginn der Imagearbeit verschlafen hat, sondern dass damals der Verkehrsverein, der Vorgänger des Freundeskreises, die Stadt nach vorn gebracht hat. Ich fand es sehr schön, dass die Initiative aus der Stadtbevölkerung heraus gekommen ist. In genau der Tradition sehe ich mich und die heutigen Mitglieder des Freundeskreises. Das heißt: Was mich von Anfang an sehr beseelt hat, war diese gemeinsame Hannover-Liebe. Und da erinnere ich mich an viele schöne Momente. Bei den Veranstaltungen verspüre ich immer diese besonderen Vibes – und ich schätze auch die Bedeutung des Bürgervereins, dass man gemeinsam etwas für seine Stadt erreichen kann, wenn man sich zusammensetzt.

GB – Ich stimme dir zu. Das sind, wie du sagst, Vanessa, diese Vibes. Ich habe mich immer sehr willkommen und sehr umarmt im Freundeskreis gefühlt. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist wichtig; ich habe es u. a. bei dem vom Freundeskreis initiierten Kundgebungen erlebt. Darauf aufbauend möchte ich mich in den nächsten Jahren weiter aktiv einbringen und den Verein gemeinsam mit den anderen Mitgliedern weiterentwickeln. Hannover ist attraktiv und hat viele Schätze. Diese noch stärker zu „polieren“, damit die Bürgerinnen und Bürger und auch die Menschen, die – beispielsweise als Touristen – zu uns kommen, (noch) Hannover-verliebter werden: Das würde ich mir wünschen.

● CK/LD

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Der Freundeskreis im Gespräch im April

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Der Freundeskreis im Gespräch im April


Freundeskreis Gespräch April 2024

Diesen Monat haben wir uns mit Annika Rust (AR) aus dem Vorstand der VGH Versicherungen und Stefanie Eichel (SE), der Geschäftsführerin der eichels GmbH, zum Gespräch getroffen. Die beiden Freundeskreis-Mitglieder haben sich mit uns über den bevorstehenden Hannover Marathon sowie die Werte und Ziele, die sie anstreben unterhalten.

Lasst uns damit starten, dass ihr euch kurz vorstellt.

AR – Mein Name ist Annika Rust, ich komme ursprünglich aus Stade und lebe jetzt seit 25 Jahren in Hannover. Ich bin damals nach Hannover gekommen, um Wirtschaftswissenschaften zu studieren – und schon während des Studiums habe ich mein erstes Praktikum bei der VGH gemacht. Ich war sofort verliebt in die VGH, denn die Unternehmenskultur gefiel mir besonders gut. Deshalb stand für mich nach dem Studium fest: Da werde ich mich bewerben. Als dann aber erst einmal keine Stelle frei war, habe ich bei KPMG angefangen. Das war unternehmenskulturell etwas ganz anderes als die VGH und deswegen habe ich sofort alles stehen und liegen gelassen, als die VGH noch einmal auf mich zukam. Bei der VGH bin ich jetzt seit 17 Jahren tätig und habe mich seitdem in unterschiedlichen Bereichen und Aufgaben einbringen können und auf der Karriereleiter verschiedene Führungspositionen erklommen. Ich muss ehrlich sagen, ich hätte nicht gedacht, dass es diese rasante Entwicklung annehmen würde: Als ich 2012 Abteilungsleiterin wurde, war ich sehr happy damit; dann wurde ich 2017 Abteilungsdirektorin. Das kam ein bisschen überraschend. Auch der nächste Karriereschritt erfolgte vor allem aufgrund meines Alters im positiven Sinne unerwartet: 2020 wurde ich in den Vorstand der VGH berufen – als erste Frau überhaupt. Über diese Position bin ich auch zum Freundeskreis gekommen. Ich muss zugeben, dass ich den Freundeskreis vorher nicht kannte, aber als ich mich dann mit der Geschäftsstelle zusammengesetzt habe, um ein bisschen mehr zu erfahren, war für mich sofort klar, dass ich mitmachen möchte. Denn ich finde die Dinge, die der Freundeskreis macht, unheimlich wichtig.

SE – Ich bin Stefanie Eichel, ein hannöversches Kind, und komme aus der Region Hannover, aus Immensen bei Lehrte. Sobald ich 18 war, bin ich aus dem Dorf in die Stadt geflüchtet. Anfang 1992, mit 25, habe ich mich mit einer Werbeagentur selbstständig gemacht. Anfang 1994 ist mein Sohn geboren, 1997 meine Tochter. Das war eine Herausforderung, aber auch das Beste und Glücklichste und Kraftvollste, was mir je passieren konnte. Ich behaupte bis heute, dass meine Kinder mir Kraft gegeben haben, auch für die Selbstständigkeit. Sie haben keine genommen. Ich hatte damals das Glück, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort zu sein, mit einem coolen Chef, nämlich Albrecht B. von Blücher bei B&B, der in mich investiert hat. So konnte ich die erste Expertin am Apple Macintosh sein und habe DesktopPublishing beherrscht wie kaum eine andere. Das hat mir einen extremen Wettbewerbsvorteil gegeben. Ich durfte großartige Kund*innen betreuen, zum Beispiel Infineon, damals die Siemens-Tochter in München, wo ich mehrmals im Monat hingefahren bin. Dort ist letztlich auch der Grundstein für das gelegt worden, was ich heute tue. Über die Geschäftsführung bin ich mit dem Thema des Sportmarketings in Verbindung gebracht worden. Herr Schumacher aus der Geschäftsführung fragte mich nämlich an einem der Abende, an denen ich da war, ob ich an einem Sportlertreffen teilnehmen möchte. Dieser Abend war für mich der Einstieg in das emotionale Marketing. Was kann ich mit Platzierung im Bereich des Sports, im Bereich der Markenführung und Emotionalisierung von Marken erreichen? So habe ich auch den Kontakt zum Deutschen Sportbund bekommen. Für die Expo 2000 durfte ich diejenige sein, die für den Landessportbund und den DSB das Weltfestival der Sportkulturen betreute. Genau zu dieser Zeit stand die Zukunft des Marathons in Hannover in Frage. Der Landessportbund hat sich in dem Zuge aber so sehr für einen Marathon eingesetzt – weil es das bewegende Breitensportprojekt in einer Landeshauptstadt einfach braucht –, dass sie am Ende gesagt haben, sie nehmen das selbst in die Hand. Und wir durften die Agentur sein, haben bunte Illustrationen erstellt und tolle Prospekte gemacht und als die Organisation in der Endphase sehr viel Akteure erforderte, habe ich sehr viel Engagement gezeigt. So viel, dass ich kurz nach diesem Marathon gefragt wurde, wie ich mir die Zukunft mit dieser Veranstaltung vorstellen könnte. So kam es dazu, dass ich mit der Unterstützung des Landessportbundes und einem mehrjährigen Vertrag mit den Spielbanken Niedersachsen den Schritt gewagt und eichels: Event gegründet habe. Anfangs, einige Jahre, wusste ich nicht genau, ob es die richtige Entscheidung war. Heute ist es meine Herzensveranstaltung. Aus dem, was wir damals zu bewegen begonnen haben, ist das geworden, was wir heute sein dürfen. Nun darf ich mit dieser tollen und bewegenden Vergangenheit, einem klasse Team und immer noch in dieser Stadt, für die Stadt und mit der Stadt viel bewegen.

Du sagtest, es braucht in Hannover als Landeshauptstadt so einen Marathon. Wieso eigentlich?

SE – Weil es einfach über Monate eine extreme Außenwirkung hat. Wir ziehen ganzjährig von Großstadt zu Großstadt, von Sportveranstaltung zu Sportveranstaltung, stehen da und ziehen die Hannover-Fahne hoch. Es ist eine bewegte Stadt, hat eine sehr gute Strecke, tolle Partner*innen, professionelle Strukturen und ist immer eine Reise wert. Wir sind quasi ein bewegender Botschafter dieser Stadt und wir verbreiten auch immer Good News. Wir bieten Emotionen und Attribute, die jedem gut zu Gesicht stehen.

AR – Teamgeist, Teamspirit.

SE – Genau. Gesundheit, Prävention, Kommunikation, Fairness … Also all das, was man gerade im Bereich der Gesellschaft und des Wandels braucht. Wir haben drei Themen rund um die Mobilität. Erstens bewegen wir die Menschen. Das ist die körperliche Mobilität. Dann befinden wir uns immer in einem Wandel: Wir verändern uns, wir werden älter. Das heißt: Das kognitive Sich-Verändern, sich motivieren, sich auch zukunftsorientiert zu entwickeln, ist die zweite Mobilität. Und wenn wir dann losziehen, begeben wir uns auf die nächste Stufe, die Mobilität des Motivierens. Wenn ich selbst mitlaufe und andere dazu motiviere, dann verändern sie ihr Zeitmanagement, ihre Ernährung, ihre Mobilität. Dann springt der Funke über. Dann habe ich nicht nur mich bewegt, sondern dann habe ich auch noch die Kraft, andere zu bewegen.

AR – Aus der Perspektive der Läufer*innen und der Zuschauer*innen zugleich möchte ich auch noch einmal sagen, dass dieses Event als solches einfach toll ist. Ich bin schon oft mitgelaufen, habe auch schon oft an der Strecke gestanden – und beides ist toll. Es fahren keine Autos in der Stadt, die Menschen sind alle an der Strecke, es herrschen Stimmung und gute Laune. Wenn man mit tausenden Menschen an der Startlinie steht und weiß, alle wollen gleich laufen, kriege ich Gänsehaut. Jedes Mal. Ich kriege jetzt schon Gänsehaut, wenn ich nur davon spreche, weil es so ein tolles Gefühl ist, gemeinsam mit so vielen Menschen diese Strecke zu laufen und diese Atmosphäre zu genießen.

SE – Und dafür legen wir ja die ganze Stadt lahm: Der städtische Raum gehört zu dem Zeitpunkt einfach den Läufer*innen, den Zuschauer*innen, den Hausgemeinschaften, den Nachbar*innen, den Bürger*innen, die die Möglichkeit bekommen, vor die Tür zu gehen und entweder etwas für sich zu tun und dabei zu sein, oder aber aktiv das zu unterstützen, was auf dieser Strecke passiert. Ich sage immer: „Wir sind ein sportliches Stadtfest.“

Zu den Events von Eichel Events gehört ja auch der VGH Urban Run. Die VGH ist ja recht häufig als Sponsorin mit dabei. Was ist der Beweggrund dafür?

AR – Dazu muss man vielleicht die DNA der VGH verstehen. Die VGH wurde vor 274 Jahren gegründet, um den Bauern Versicherungsschutz zu gewährleisten. Damals war es so, dass sie einen Bettelbrief schreiben mussten, wenn ihr Hof abgebrannt ist, und dann auf Betteleinnahmen angewiesen waren. Um dem entgegenzuwirken, wurde die Landschaftliche Brandkasse Hannover gegründet – und wir haben bis heute in unserer Satzung stehen, dass der Unternehmenszweck nicht die Gewinnerziehung, sondern das Ausleben dieses Versicherungsprinzips ist. Wenn Gewinne übrig bleiben – und das passiert und ist auch gut so –, dann wird ein großer Teil davon an die Kund*innen zurück ausgeschüttet. Ein weiterer Teil geht ins Eigenkapital, damit wir jederzeit nachweisen können, dass wir in der Lage sind, entstandene Schäden auch zu bezahlen. Und wieder ein anderer Teil des Gewinns wird in soziales Engagement, in Sport und Kultur investiert. Wir haben auch eine eigene Stiftung, weil wir den Menschen, den Institutionen, den Unternehmen in Niedersachsen etwas zurückgeben wollen. Wenn man zum Beispiel auf die Sportplätze geht, ist auf fast jedem ein VGH-Schild zu sehen, weil wir die Sportvereine vor Ort sponsern, Trikots für Kindermannschaften anschaffen oder Ähnliches. Das gehört zu unserer Grundidee, zu unserer DNA.

SE – Als Empfängerin eines solchen Sponsorings kann ich nur sagen, dass es sehr stolz macht, ein VGH-Logo bei sich zu platzieren. In dem Moment, in dem ich einen starken Partner präsentieren kann, gesellt sich auch meist noch ein anderer starker Partner dazu. Das öffnet einem Verein, einer Initiative die Tür, zu sagen: „Ich bin ein gefördertes, ein förderwürdiges Projekt …“ Und das hat auch was mit Qualität und Vertrauen zu tun.

Dienen solche Sponsorings – als Nebeneffekt gesehen – auch dazu, den Standort Hannover attraktiver zu machen, das Image der Stadt aufzuwerten? Um dann auch ggf. auf einen größeren Pool an potentiellen Fachkräften zurückgreifen zu können?

AR – Natürlich geht es auch darum, sich als Arbeitgebermarke zu präsentieren. Allerdings ist das gar nicht fokussiert auf Hannover, denn wir haben ja in Niedersachsen insgesamt zehn Standorte. Dadurch, dass wir so dezentral aufgestellt und sehr breit gestreut sind, sehen wir an allen Standorten zu, dass wir etwas beizutragen. Dadurch, dass unsere Direktion aber in Hannover ist, finden hier die größeren Events statt. Den Urban Run in Hannover stattfinden zu lassen, ist beispielsweise eine ganz bewusste Entscheidung. Damit verbinden wir verschiedene Dinge. Allein die Stimmung, die dadurch in unserem Unternehmen entstanden ist, ist toll … weil wir ganz viele Mitarbeiter*innen haben, die in VGH-T-Shirts mitlaufen und stolz darauf sind, einen eigenen Lauf zu haben. Solche Events haben also nicht nur eine Wirkung nach außen, sondern auch nach innen ins Unternehmen.

Abschließend würden wir gern noch einmal auf eure Mitgliedschaft im Freundeskreis zu sprechen kommen. Inwiefern profitiert ihr davon? Privat und beruflich.

SE – Ich habe mit meiner Mitgliedschaft oder meinem Engagement im Freundeskreis nie ein Unternehmensziel verbunden. Ich glaube, das geht auch nicht so gut auf. Für mich ist der Freundeskreis so wichtig, weil er ein Bürgerverein ist, und weil er für Werte einsteht, die ich teile. Vor allem das Thema der Verjüngung spielt eine große Rolle für mich. Das klingt immer so kritisch, weil man die älteren Mitglieder vermeintlich kritisiert. Das ist aber gar nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Für mich macht der Freundeskreis dann eine gute Arbeit, wenn keines der vorhandenen Mitglieder verloren wird und wir uns zugleich an die junge Generation richten. Ich habe vorhin von meinen Kindern gesprochen. Die sind heute 30 und 27 – und mit ihnen an einem Tisch zu sitzen, führt manchmal zu einem regen Gespräch. Ich meine, wir beide – Annika und ich – sind zwei Menschen, die die Chance haben, etwas zu sagen und gehört zu werden. Diese Chance haben nicht viele. Damit haben wir aber in meinen Augen auch eine Verpflichtung. Dann ist so etwas wie die Demonstration auf dem Opernplatz eines der wenigen, aber sehr notwendigen Dinge, die man dann tut – und die ich auch mit Überzeugung tue. Manchmal, bei all den Krisen, hat man ja gar keine Lust mehr, die Nachrichten zu hören. Aber genau das ist der Grund, warum es jetzt so wichtig ist, etwas zu tun. Genau jetzt ist die Zeit, zwei, drei Reset-Knöpfe zu drücken und das, was gut ist, was gut war, was gut bleiben kann auch gut zu erhalten; aber auch dafür zu sorgen, dass der Freundeskreis zukunftsorientiert und auch liebens- und lebenswert bleibt. Es geht nicht darum, Dinge aufzuarbeiten, die in der Vergangenheit waren, sondern es geht darum, Dinge zu tun, die jetzt in die Zukunft gerichtet sind.

AR – Das sehe ich genau so. Die VGH als solche tritt beim Freundeskreis, abgesehen vom Sponsoring für den Stadt-Kulturpreis, eher weniger in Erscheinung. Bei mir persönlich ist es so: Als mir damals Matthias Görn und Katharina Sterzer berichteten, was sie alles machen, was das Ziel und die Idee des Vereins ist, war ich total begeistert und wollte einen Beitrag dazu leisten können. Damals war es so, dass wir festgestellt haben, dass Mitglieder verloren gehen. Also haben wir uns gefragt, wie man den Verein weiterentwickeln kann, dass er auch für jüngere Menschen in Hannover interessanter wird. Das war und ist ganz wichtig. Ich liebe Hannover und auch, wenn ich zugezogen bin, ist es für mich Heimat. Ich finde, Hannover ist eine unheimlich liebenswerte, großartige Stadt. Man kann hier alles machen und sie ist trotzdem nicht so groß, dass man sich verliert. Genau deswegen macht es mich so stolz, ein Teil davon sein zu dürfen … und ich habe unglaubliche Freude daran.

●CK/LD

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Der Freundeskreis im Gespräch im März

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Der Freundeskreis im Gespräch im März


In diesem Monat haben wir uns mit Stephan Molitor (SM), einem der ärztlichen Geschäftsführer der Sophienklinik, und mit Marko Volck (MV), dem Pressesprecher und Leiter der Unternehmenskommunikation der Hannoverschen Volksbank unterhalten. Im Gespräch haben uns die beiden Freundeskreis-Mitglieder erzählt, was sie an dem Netzwerk schätzen, wie sie dazu gekommen sind und welche Ziele sie verfolgen.

Erzählt uns doch zu Beginn einmal, wer ihr seid, was ihr macht, wie ihr dazu gekommen seid …

SM – Mein Name ist Stephan Molitor. Ich vertrete die Sophienklinik Hannover und bin einer der beiden ärztlichen Geschäftsführer. Ich vertrete mit anderen Kollegen die innere Medizin: Mein Schwerpunkt ist die Behandlung von Allergien und in Zusammenhang stehenden Atemwegserkrankungen. Die Allergologie ist neben der Orthopädie – hier verfügen wir über ein Endoprothetikzentum –, der Sportmedizin und der Schmerztherapie auch ein Schwerpunkt in diesem Haus …

Könnten wir zur Geschichte des Hauses vielleicht auch noch etwas erfahren?

SM – Die Sophienklinik – oder vielmehr das Grundstück der Dieterichsstraße – hat durchaus eine interessante Geschichte: Sie ist inzwischen 73 Jahre alt und ist nach dem Krieg quasi aus den Trümmern entstanden. Als dieses Grundstück seinerzeit verkauft wurde, war die Bedingung des Verkäufers, dass die Klinik Sophienklinik heißt, weil seine Tochter Sophie hieß und damals an diesem Ort im Bombenhagel umgekommen ist. Nach 66 Jahren in der Dieterichsstraße und später auch noch in der Omptedastraße sind wir 2017 in dieses moderne Haus umgezogen. So viel zur Klinik. Was meinen Werdegang betrifft, so habe ich einen Teil der Ausbildung in Hannover gemacht, war allerdings auch noch in anderen Städten – darunter Hamburg, Essen, auch Kapstadt –, aber dann hat es mich wieder hierher zurückgetrieben. Hannover ist eine Stadt, die ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt habe. Sie ist sehr vielfältig und bietet eine hohe Lebensqualität: ganz viel Grün und kurze Wege. Hannover weist sowohl in kulturellen Dingen alles auf, was das Herz begehrt, als auch in sportlichen Dingen. Es mangelt hier eigentlich an nichts.

Kommen wir zu dir …

MV – Ich bin Marko Volck und seit 2005 als Pressesprecher bei der Hannoverschen Volksbank tätig. Ich habe ursprünglich Bankkaufmann gelernt und dann Zusatzqualifikationen als Kommunikationswirt und Bankbetriebswirt gemacht. Es passt also ganz gut, dass ich ein bisschen mit den Zahlen umgehen kann und mir Kommunikation auf die Fahne geschrieben habe. In der Hannoverschen Volksbank ist unser Bereich im Vorstandsstab angesiedelt und wir haben die Pressearbeit, also Medienkontakte, wir haben das Thema Netzwerke in Hannover und wir haben unsere Stiftungen, mit der wir in Hannover vielfältige Projekte unterstützen können. Vor 20 Jahren haben wir zudem angefangen, die Sterne des Sports auszuschreiben: Das ist ein Ehrenamtspreis für Sportvereine. Durch diese Ausschreibung bin ich heute auch ehrenamtlicher Vizepräsident des Stadtsportbundes. Dann bin ich außerdem im Kuratorium vom Special Olympics Niedersachsen und in der Jury der Behindertensportler-Wahl für Niedersachsen … und für Hannover sitze ich bei der Hannover Marketing und Tourismus GmbH im Beirat. Und wenn man dann gleich in mehreren Netzwerken ist, dann ist das, so finde ich, eine große Chance, um weitere Anknüpfungspunkte zu finden.

Im Hinblick auf’s Netzwerken ist ja eine Mitgliedschaft im Freundeskreis naheliegend. War denn die Mitgliedschaft eher eine berufliche oder eher eine private Entscheidung?

MV – Also einmal ist es die berufliche Seite, dass ich viele Kontakte über den Freundeskreis habe – die natürlich auch in anderen Netzwerken unterwegs sind, im Freundeskreis jedoch alle in ihrem Engagement für Hannover an einem Strang ziehen. Und das halte ich für eine tolle Sache und bin daher auch privat gerne dabei und investiere meine Freizeit, etwa im Kuratorium.

SM – Auch bei mir ist es sowohl eine private wie auch eine berufliche Entscheidung. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass ich Hannover sehr schätze; und daher kommt meine persönliche Bereitschaft, an dieser Stadt und ihrer Entwicklung mitzuarbeiten. Und von Seiten der Sophienklinik her ist es so, das wir uns als ein Schwerpunkthaus in dieser Stadt begreifen, als ein Haus mit spezialfachärztlicher Versorgung: Wir sind für diese Stadt da, nehmen in den meisten Versorgungsstufen teil und insofern ist es natürlich auch unsere Aufgabe, sich entsprechend für die Stadt zu positionieren. Und die Sophienklinik ist ja ein Belegkrankenhaus mit Ärzten aus über 50 Arztpraxen, die über die Stadt verteilt sind; und diese haben auch selbst viele Ambitionen in dieser Stadt.

Gibt es bestimmte Ziele, die ihr anvisiert?

SM – Ja, das Image der Stadt sollte weiter gestärkt werden. Das ist eine ganz, ganz wichtige Aufgabe. Wir sind davon überzeugt, dass wir hier in einer tollen Umgebung leben und arbeiten, aber genau das sollte noch stärker transportiert werden. Ich erlebe immer wieder, dass Menschen aus anderen Ländern und anderen Städten, die hier in Hannover sesshaft werden, entdecken, wie toll diese Stadt ist und welche Vorteile sie hat. Das sollten wir mehr nach außen tragen.

MV – Und ich bin quasi der Beweis, dass das funktioniert: Ich bin nämlich waschechter Hannoveraner und hier eigentlich nie weggekommen, sondern habe mein ganzes Leben hier in Hannover verbracht. Ich bin Hannover extrem verbunden und liebe diese Stadt. Kann ich nicht anders sagen. Es ist wirklich toll, hier zu wohnen. Ich brauche ungefähr fünf Minuten bis zur Eilenriede und kann dort Sport machen, kann Radfahren in Hannover und mehr. Aber das sind alles Sachen, die natürlich noch ein bisschen ausgebaut werden könnten. Auch die Attraktivität der Stadt insgesamt, finde ich: Wir haben sicherlich auch in der Innenstadt einiges zu tun bezüglich Weiterentwicklung. Und ich glaube, wenn man da immer mal wieder ein paar Signale setzen kann, auch aus Richtung des Freundeskreises zum Beispiel, dann ist das eine gute Sache.

Beim Stichwort ‚Signale setzen‘ muss ich gerade an die 200-Jahre-Veranstaltung der Sparkasse Hannover, also der Konkurrenz, denken. Welche Beispiele wären denn für die Volksbank zu nennen?

MV – Erstmal muss man ja eins sehen: Wir sind eine regionale Bank. Wir sind in Hannover und in der Region Hannover unterwegs mit Niederlassungen in Hildesheim und in Celle. Und wir sind eine Genossenschaftsbank, das heißt, wir sind nicht gewinnorientiert wie eine Großbank, die für ihre Aktionäre Gewinne erzielen muss. Wir sind für die Förderung unserer Mitglieder da und weiten unsere Unterstützung sogar auf die gesamte Region aus. Zuletzt haben wir zum Beispiel aus unserer Gewinnsparlotterie fast 300.000 Euro in der Region Hannover und in unseren Niederlassungen ausgeschüttet, die für Projekte von Vereinen und Institutionen genutzt werden können. Und pro Jahr unterstützen wir mit 1,3 Millionen Euro durch Sponsoring, Spenden und andere Förderungen verschiedene Aktionen im Sport, in der Kultur und Sozialbereichen.

Gibt es da Äquivalenzen bei der Sophienklinik?

SM – Ja, wir arbeiten an vielen Projekten mit. Ein Leuchtturmprojekt von uns ist zum Beispiel die ökologische Ausrichtung. Das Gesundheitswesen produziert sehr viel CO2, mehr als der gesamte Flugverkehr. Wir haben unser Haus danach ausgerichtet, möglichst wenig CO2auszustoßen. Außerdem sind wir als Haus im Stadtteil sehr verankert. Wir bringen uns in verschiedene, immer wieder aufpoppende Projekte ein und sind entsprechend im Sport verwurzelt. Wir beteiligen uns auch sponsoringmäßig an verschiedenen hannoverschen Sportveranstaltungen sowie auch an kulturellen Veranstaltungen.

Ich nannte ich die Sparkasse Hannover gerade als Konkurrentin der Volksbank. Kann man das so sagen?

MV – Natürlich stehen wir im Wettbewerb mit der Sparkasse, wobei wir uns aber beide als regionale Player sehen und wir von der Volksbank es auch sehr schätzen, dass die Sparkasse ganz viele Projekte in Hannover unterstützt. Das ist wirklich aller Ehren wert. Und das machen wir eben beide – und das ist gut. Wenn es dann allerdings ums Bankgeschäft geht, sind wir ganz klar Wettbewerber. Es ist aber, glaube ich, auch gut für die Region, dass es einen Wettbewerb gibt.

Und wie sieht das bei Kliniken aus? Ist das eigentlich ein auch von Konkurrenz geprägtes Verhältnis?

SM – Ja, auch da gibt es Konkurrenz, je nach Fachgebiet natürlich. Es gibt allerdings auch, muss man betonen, viele Gemeinsamkeiten. Gerade in der aktuellen Gesundheitslandschaft und gesundheitspolitisch bedingt arbeiten wir mit anderen Kliniken zusammen. Besonders mit der MHH, wo wir eine gemeinsame Abteilung betreiben. Außerdem nehmen wir an der Notfallversorgung der MHH teil. Also es gibt definitiv Synergieeffekte. Der Kampf um Patienten – so ich nenne das jetzt mal theatralisch – ist aber natürlich irgendwo präsent.

Wenn ihr nun einmal auf eure bisherige Zeit im Freundeskreis zurückblickt: Sind die Vorstellungen, mit denen ihr Mitglied geworden seid, bisher erfüllt worden?

MV – Ich finde es sehr gut, dass der Freundeskreis immer zu Themen Stellung bezieht, eine klare Meinung hat und immer für diese Gemeinschaft einsteht. Der Freundeskreis kann den Blickwinkel seiner Mitglieder auf Hannover und zu diesen Themen öffentlich gut vertreten. Das finde ich sehr wertvoll und von daher sind wir gerne dabei.

SM – Ich kann dazu natürlich noch gar nicht so viel sagen, weil wir erst am 1. Februar Mitglied geworden sind. Ich könnte aber etwas dazu sagen, was uns bewogen hat … nämlich, dass die Sophienklinik eine Institution ist, die diese Stadt nach vorne bringen will. Das war eigentlich das Hauptmotiv, beizutreten. Aber natürlich auch das Netzwerken, das gehört auch mit dazu.

Es gibt ja gerade die großen Demos gegen Rechts, die unter anderem in Hannover stattfinden und auch etwas Gemeinschaftsstiftendes haben, was mir beim Stichwort Netzwerken gerade in den Sinn kommt. Ist das etwas, in das man sich als Institution dann gern einklinkt?

SM – Unbedingt. Wir haben hier in der Klinik Beschäftigte aus über 32 verschiedenen Nationen. Das heißt, wir haben tagtäglich mit Menschen zu tun, die aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Nationen, verschiedenen Erdteilen kommen. Wir empfinden das als eine sehr positive Erfahrung, aber sind umso mehr negativ berührt von dem, was im politischen Umfeld und auch in der Republik passiert. Deswegen empfinden wir diese Demonstrationen natürlich als sehr wichtig. Das war ja in Hannover auch ein großer Erfolg, wenn ich an den Opernplatz denke. Ich selbst war auch da und fand es sehr bemerkenswert, wie viele Menschen dort waren. Das war ein eindeutiges Zeichen und das tut der Stadt gut.

MV – Da kann ich für die Hannoversche Volksbank und auch für mich selbst nur zustimmen. Haltung zu zeigen und Stellung zu beziehen, ist uns wichtig und das machen wir auch. Wir haben zum Beispiel die ganzen Posts im Social Media-Bereich geteilt, weitergegeben und geliked. Das ist eine ganz wichtige Geschichte, ein ganz wichtiges Zeichen. Ich war auch echt super stolz auf die Hannoveraner, dass da 35.000 Menschen auf dem Opernplatz waren. Und natürlich war auch das Netzwerk wieder vertreten. Der Freundeskreis steht nicht allein, sondern TKH und andere Vereine sind mit dabei und alle ziehen an einem Strang – motiviert und koordiniert durch den Freundeskreis. Das ist super.

Laura Druselmann / Christian Kaiser

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Der Freundeskreis im Gespräch im Januar

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Der Freundeskreis im Gespräch im Januar


Katharina Sterzer, Matthias Görn

Diesen Monat haben wir mit Matthias Görn (MG), dem Vorstandsvorsitzenden des Freundeskreis e.V., und mit Katharina Sterzer (KS), noch Geschäftsführerin des Freundeskreises sowie frischgebackene Geschäftsführerin des Asphalt-Magazins, gesprochen: über ihre Zeit beim Freundeskreis sowie über Werte und Ziele des Vereins.

Beginnen wir damit, dass ihr erzählt, wie ihr zum Freundeskreis gekommen seid und wie ihr das Konzept des Vereins erklären würdet.
MG –
Der Freundeskreis ist die schönste Art, mit Hannover verbunden zu sein. Das kann man so auf den Punkt bringen, weil wir das verbinden, was Hannover lebenswert und liebenswert macht. Und das macht es so interessant, sich bei uns für eine Stadt, in der wir alle leben, zu engagieren.
KS – Da habe ich nichts zu ergänzen. Als ich zum Freundeskreis kam – das war 2017 –, war ich gerade im Ausland und habe ein interkulturelles Zentrum gebaut und wollte meine Veranstaltungsagentur hier in Hannover auflösen, weil ich mich nach einem größeren Spielplatz gesehnt habe. Und dann kam ich zurück nach Hannover und habe nach diesem Spielplatz gesucht, denn ich wollte immer an etwas arbeiten, das nachhaltig in dieser Stadt resoniert. Ich war schon vorher Mitglied im Freundeskreis, voller Stolz, und irgendwann habe ich einfach mal von meinen Plänen erzählt und so haben wir zueinander gefunden. Das war wirklich eine intensive Zeit und da merkt man auch, dass so ein Verein nur funktioniert, wenn wirklich alle mit anpacken. Und mit ‚alle‘ meine ich nicht nur den Vorstand und die Geschäftsstelle, sondern alle ehrenamtlichen Mitglieder und auch die Menschen innerhalb der Stadtgesellschaft
MG – Bei mir ist es eine ganz lustige Geschichte. Roger Cericius, mein Vorgänger, und ich haben uns kennengelernt, weil wir im Rahmen der Ausstellung „Als die Royals aus Hannover kamen“ zum Teil zusammengearbeitet und uns schätzen gelernt haben. Und so hat er mich bei einer Tasse Kaffee gefragt: „Mensch, hast du nicht Lust hier im Freundeskreis mitzuwirken?“ Das war 2015. So kam ich zum Freundeskreis und zwei Jahre später hat er mir dann erneut bei einer Tasse Kaffee eröffnet: Es wäre doch schön, wenn ich sein Nachfolger werden würde. Und so kam es dann auch. Es ist eine unglaublich intensive Zeit. Eine Zeit, die ich nicht missen mag und die voller Entdeckungen war. Wir, mit Katharina zusammen, haben uns das Ziel gesetzt, das Thema Geschäftsstelle, aber vor allem auch die Sichtbarkeit des Freundeskreises anders auszugestalten. Das waren unglaublich tolle Erfahrungen, auch mit so einem Team zusammenarbeiten zu können.
Was muss man denn mitbringen, um Mitglied im Freundeskreis werden zu können?
KS –
Lust an Hannover.

Das ist die einzige Voraussetzung? Unabhängig davon, was man z. B. beruflich macht …
KS –
Genau. Das ist eben das Schöne an einem Bürger*innenverein, dass es hier nicht darum geht, was man beruflich macht, sondern darum, dass uns alle eins verbindet: dass wir nämlich gerne in dieser Stadt wohnen. Für eine Mitgliedschaft braucht es tatsächlich nicht mehr als das.
MG – So ist das unter der Mitgliedern auch, da werden keine Unterschiede gemacht. Da ist ein Ministerpräsident genauso Mitglied in dem Verein wie jemand, der einen normalen Beruf ausübt. Das ist auch eine unserer großen Stärken, dass jeder herzlich willkommen ist. Eine Sache, die uns aber sehr wichtig ist, ist, dass wir gemeinsam Werte teilen, also zumindest die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Ansonsten ist jeder herzlich willkommen, Teil dieses Vereins zu werden.

Gab es schon mal Fälle, in denen ihr gezweifelt habt?
KS –
Nein. Nenn man als Verein für gewisse Werte einsteht und Wörter wie Vielfalt und Demokratie proklamiert, dann ist das meistens schon ein Ausschlusskriterium in sich.

Wenn ihr auf die vergangenen Jahre zurückblickt: Was würdet ihr als die größte Herausforderung bezeichnen, mit der ihr im Verein umgehen musstet?
MG –
Also ich glaube, jeder, der in einer führenden Position wie wir war oder ist, hat für eine Zeit lang die Verantwortung, so einen Verein weiterzuentwickeln. Wenn man auf die letzten Jahre zurückschaut, dann sehen wir: Es hat sich eine Menge getan. Wir haben den Verein gemeinsam zukunftsfähig gemacht. Wir haben ihn in ein neues Gewand gepackt. Wir haben versucht, Geschichten anders zu erzählen, die Homepage neu gemacht. Aber, was viel wichtiger ist, wir haben auch die inhaltliche Basis dazu neu aufgebaut. Die Vereinsstrukturen zukunftsfähig zu machen, das war, denke ich, eine der großen Aufgaben, die wir in Angriff genommen haben. Und bezüglich unserer Projekte: Da hat Katharina Sterzer ein wunderbares Händchen gehabt. Man muss sich vor Augen führen, dass die meiste Arbeit gar keiner sieht. Das sind tausende Mails, die im Jahr beantwortet werden. Das sind tausende Telefonate, die geführt werden. Und wenn die Helfer zusammenkamen und den Rundbrief, also unseren Newsletter, eingetütet haben, dann war das immer so ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Das ist so eine schöne Art, die da einfach an den Tag gelegt wurde. Wir arbeiten viel mit Leuten, die ein freiwilliges soziales oder kulturelles Jahr gemacht haben und die richtig gewachsen sind, weil sie unglaublich viel selbst getan haben. Sie haben viel Eigenverantwortung bekommen, haben dadurch viel lernen können und sind dem Verein im Regelfall bis heute noch immer verbunden. Das sieht man auf jeder Veranstaltung.
KS – Eine Herausforderung ist auch, dass so ein Verein auch wirtschaftlich stabil stehen muss. Und das war etwas, worin ich als Geschäftsführerin sozusagen meine größte Verantwortung gesehen habe. Wir haben untereinander immer so eine Rollenverteilung gehabt, dass ich das Geld einspare und Matthias es ausgibt. Da hätte ich auch gern einmal die Rollen getauscht. Das ist tatsächlich für mich die größte Herausforderung gewesen. Und wir haben jetzt einen Verein, der eine Buchhaltung hat, wie ein Unternehmen sie führen würde. Das ist etwas, das am Ende extrem viel Arbeit erfordert, die zwar keiner sieht, die aber wichtig ist, um so einen Verein zukunftsfähig zu machen. Und wenn wir über Ehrenamt sprechen, dann muss auch das natürlich betreut werden. Man sagt immer, dass man etwa pro Ehrenamtsstelle ungefähr eine Viertel Personalstelle braucht. Das ist unsagbar viel, wenn man bedenkt, dass wir um die 40 Ehrenamtlichen haben, die uns über das Jahr in verschiedenster Funktion mal weniger und mal mehr betreuen. Das ist dann auch schon sehr aufwendig gewesen.

Da der wirtschaftliche Aspekt gerade angesprochen wurde: Gab es Ziele oder Vorhaben, die ihr gern umgesetzt hättet, wenn der wirtschaftliche Hintergrund des Freundeskreises keine Rolle gespielt hätte?
KS –
Ach, na klar. Hätten wir tatsächlich ein unendliches Budget, dann fände ich ein Haus der Kultur toll. Ein Haus, in dem Ballettschüler*innen und Musiker*innen, Vereine und Verbände einfach unter einem Dach sitzen. So etwas fehlt Hannover. Dann gäbe es einen gemeinsamen Ort, an dem jeder sein Ding machen kann – und man ist trotzdem zusammen. Und gerade die Vereine, die sich in der kulturellen Landschaft tummeln, unter ein Dach zu bringen, wäre mein persönlicher Traum gewesen.
MG – Man muss ja sehen, wo wir herkommen. Wir haben den Verein, glaube ich, zukunftsfähig gemacht … und ihn souverän durch eine Corona-Zeit geführt. Wir haben uns sehr stark gemacht für so eine Bewerbung „Kulturhauptstadt Europas“, die wir nicht geworden sind. Wir kommen ja aus einer Zeit, in der wir die Expo-Zeiten noch vor Augen haben. Wir hatten ein großes Stadtjubiläum. Diese Kulturhauptstadtbewerbung ist ein mutiges Thema gewesen. Dafür haben wir uns stark gemacht. Jetzt kommt der Kirchentag nach Hannover, da freuen wir uns drauf. Ja, und vielleicht auch eine Bewerbung für Olympia … Es ja immer wieder die Frage: Wie können wir eine Begeisterung für diese Stadt auslösen? Was ist ein Ereignis, was verbindet? Das liegt nicht alleine in der Verantwortung des Freundeskreises – aber wir sind eine ganz starke Stimme der Stadtgesellschaft.
KS – Und wenn wir über das Profil des Vereins und die Stimme der Stadtgesellschaft sprechen, dann bedeutet es auch mal, in unangenehmen Momenten die Stimme zu erheben und eben aus einer bürgerschaftlichen Perspektive heraus zu sagen: Das geht so nicht. Oder: Das muss so gehen. Und wir sind da gerade in den letzten Jahren auch extrem politisch geworden. In der Corona-Zeit haben wir uns zum Beispiel einfach mit 3.000 Menschen auf dem Opernplatz getroffen und den Corona-Toten gedacht. Solche Sachen macht der Freundeskreis innerhalb kürzester Zeit. Das ist unsere Stärke: schnell mobilisieren, ein Gefühl für den Zeitgeist haben und verstehen, wo gerade der Schuh drückt, um dann aus bürgerschaftlicher Perspektive dafür aufzustehen.

Glaubt ihr, dass sich dabei jede*r über den Freundeskreis repräsentiert fühlt?
MG –
Es ist gar nicht unbedingt unser Ziel, jeden zu repräsentieren. Was wichtig ist, ist, dass wir als Stadtgesellschaft nicht nur da sind, sondern auch eine Stimme haben. Und das wird geschätzt. Man kann zu einzelnen Themen unterschiedliche Meinungen haben. Das ist auch gut so. Das ist eine Stärke unserer Demokratie. Wofür wir uns aber stark gemacht haben, ist das Einstehen für die Werte, die unser Zusammenleben bestimmen. Das haben wir bisher immer dann gemacht, wenn wir das Gefühl hatten, das braucht es jetzt. Letztlich hat der Freundeskreis eine unglaublich große Stärke, die allseits geschätzt wird: Er ist nicht parteiisch, er ist unabhängig, hat eine Plattform, die ist nicht Partei, nicht Kirche, nicht Gewerkschaft, nicht Stadt.

Mitunter wird ja pessimistisch auf die Zukunft geblickt, was die Entwicklung von Demokratien betrifft. Ihr hattet schon gesagt, dass es keine Fälle gab, in denen Mitglieder unvereinbare Werte sich gebracht haben. Seid ihr anhand eurer Erfahrungen beim Freundeskreis dennoch zuversichtlich, dass das so bleiben wird? Oder glaubt ihr, dass sich die wie die Gesellschaft auch die Einstellung der Mitglieder über die Jahre verschieben kann?
KS –
Also zu so einem gesamtgesellschaftlichen Wandel kann ich gar nichts sagen. Da bräuchte man eine Glaskugel. Aber die Aufgabe des Freundeskreises ist es, auch dann trotzdem optimistisch nach vorne zu schauen und sich – was auch immer sich gesamtgesellschaftlich verschieben sollte – dagegen zu stellen. Der Freundeskreis steht dann aber nicht gegen so einen Wandel – sondern für die Werte, die wir eben besprochen haben.
MG – Was wir sehen, ist, dass die Mehrheit eher selten das Wort ergreift. Die Ränder sind dagegen sehr laut. Und ich glaube, wir haben eine sehr große Mehrheit der Hannoveraner*innen, die sich auch dahinter vereinigen können. Deswegen habe ich keine Sorge. Der Freundeskreis hat ein ganz klares Profil. Wenn wir aber auf Themen schauen, die für unsere Stadt relevant sind, über die auch viel gesprochen wird, dann ist es sehr wichtig, dass wir die Menschen in den Blick nehmen und sie auf den Weg mitnehmen. Wir müssen eine Balance finden.

Welche Wünsche habt ihr denn für die Zukunft?
KS –
Der Freundeskreis hat sich – seit es ihn gibt, seit über 30 Jahren – immer und immer wieder weiterentwickelt. Ich würde mir wünschen, dass es genau so weitergeht; dass er nicht da stehen bleibt, wo er jetzt gerade ist – sondern, dass sich die Geschäftsstelle, der Vorstand und die Mitglieder gemeinsam mit der ganzen Stadt nach vorne entwickeln. Wo auch immer vorne dann sein wird.
MG – Genau. Und, dass jeder Einzelne auch ein Stück dazu beiträgt. Es ganz wichtig, dass wir nicht nur Ideen formulieren, sondern auch bereit sind, dass jeder Einzelne die Ärmel hochkrempelt und versucht, ein Stück daran mitzuarbeiten. Am Ende ist es viel mehr wert, wenn jeder etwas dazu beigetragen hat. Und ansonsten, wie du (KS) es gesagt hast: Der Verein hat sich über 30 Jahre lang sehr gut entwickelt. Er ist heute einer der größten Bürger*innenvereine in Deutschland. Ich würde mich freuen, wenn es gelingt, immer wieder junge oder engagierte Mitglieder zu gewinnen. Und jeder Einzelne wird andere Akzente setzen, die ihm wichtig sind. Jede Zeit hat ihre Themen.

CK/LD

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Der Freundeskreis im Gespräch im Dezember

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Der Freundeskreis im Gespräch im Dezember


Freundeskreis Interview (17.11.23)
Diesen Monat haben wir uns mit Uwe Berger von der B&B. Markenagentur (UB) und der Moderatorin und Journalistin Anne-Kathrin Berger (AB) unterhalten. Die zwei sind nicht nur Mitglieder des Freundeskreis Hannover e.V., sondern auch Mutter und Sohn, die seit vielen Jahren in Hannover leben und arbeiten. Sie haben mit uns über das Image der Stadt, ihre Nachhaltigkeit und Zukunft gesprochen.

Beginnen wir damit, dass ihr euch kurz vorstellt: Wer seid ihr? Was macht ihr?
UBMein Name ist Uwe Berger. Ich bin 1966 in Stuttgart geboren und lebe seit 1982 in Hannover. Damals bin ich als junger Schüler gekommen und habe dann relativ schnell die Liebe zur Stadt entdeckt. Dank meiner Mutter durfte ich immer viel sehen – von Konzerten bis hin zu großen Festen. Ich habe die Gesellschaft der Stadt sozusagen schon als kleiner Junge kennengelernt und das hat sich so bei mir verfestigt, dass ich gesagt habe: „Ich will auf jeden Fall in Hannover arbeiten.“ So habe ich auch mein ganzes Arbeitsleben bei einem Arbeitgeber hier in Hannover verbracht: Ich bin als Auszubildender in die B&B. Markenagentur gekommen und habe jetzt den Status geschäftsführender Gesellschafter inne. Ich bin also seit 33 Jahren am Wirtschaftsstandort für Kommunikation tätig. Und ich bin bekennender Hannoveraner und liebe diese Stadt, weil sie eine tolle Größe hat: Sie war mir nie zu klein, aber auch nie zu groß.
AB – Mein Name ist Anne-Kathrin Berger. Ich bin in Magdeburg geboren und über Duisburg, Stuttgart und Wolfenbüttel nach Hannover gekommen. Hier wurde ich 1975 Lokalredakteurin bei BILD Hannover, später verantwortliche Redakteurin für Kommunalpolitik und Landespolitik, 1990 Redaktionsleiterin. Das habe ich bis 2002 gemacht, also 27 Jahre. Ich bin meinem Sohn in der Erwerbsbiografie sehr ähnlich mit nur einem Arbeitsschwerpunkt über Jahrzehnte. Das ist auch Freude, wenn man seine Arbeit liebt und sich sein ganzes Arbeitsleben voll um eine Aufgabe kümmern kann. Danach gab es noch die sehr reizvolle Station in Magdeburg, vier Jahre Regierungssprecherin von Sachsen-Anhalt. Nach der Rückkehr nach Hannover habe ich erst die Sendung „Warum, Herr Weil?“ bei h1 gemacht (da war MP Weil noch OB von Hannover), seit über zehn Jahren lade ich zweimal im Monat Menschen aus Politik und Wirtschaft, Kirche und Kultur, Sport und Gesellschaft auf das h1-Sofa ein. Nicht nur Promis, auch Obdachlose und Migranten waren da. Auch ich liebe diese Stadt. Hannover steckt voller interessanter Menschen und es ist spannend, ihnen zu begegnen und mehr über sie zu erfahren.

Wie blickt ihr mit eurer langen Erfahrung hier in der Stadt – ihr kennt die Menschen und die Unternehmen schon seit vielen Jahren – auf das Image von Hannover?
UB –
Hannover hat ein wunderbares Image, aber es fällt den Hannoveraner*innen manchmal etwas schwer, sich darüber auch positiv zu freuen. Da sind wir oft eher zurückhaltend. Ich glaube, Hannover hat das Image, dass man einfach erst einmal da gewesen sein muss und dann erlebt man diese Stadt. Wir haben einen kleinen Außenauftritt-Hänger, weil wir eben nicht das Hofbräuhaus oder den Hafen oder irgendeinen Leuchtturm, der weltweit bekannt wäre, haben. Und ich glaube, da wir so etwas nicht haben, müssen wir uns auch immer wieder ein bisschen neu erfinden. Wir haben kein Image, das man in einer Zeile zusammenfassen könnte. Dafür ist Hannover einfach zu vielschichtig, zu vielseitig. Aber genau das ist eigentlich das, was die Attraktivität dieser Stadt ausmacht.
AB – Mit der Expo 2000 hatte Hannover durchaus die Chance auf einen dauerhaften internationalen Leuchtturm. Das ist leider nicht gelungen, der Zustand des Expo-Geländes heute spricht Bände. Aber die Innensicht auf die Stadt ist doch auch wichtig. Die Menschen leben gerne hier, fühlen sich wohl. Und dann haben wir ja auch die Messe, die Herrenhäuser Gärten, das Sprengel Museum. Wir müssen das vielleicht noch bisschen besser verkaufen.

Wie könnte man denn an dem Image arbeiten? Müsste da etwas anders laufen?
UB –
Es läuft schon vieles gut. Hannover hat eine unheimliche Kraft der Innovation, die man vielleicht manchmal gar nicht so spürt. Ich finde, wir haben eine sehr gute Mobilitätskonzeption, wir haben eine unheimlich breite Wissenschaftslandschaft und mit der MHH, mit der Tierärztlichen Hochschule, mit den Hochschulen und der Universität auch unheimlich viel Power. Ich glaube, wir sind auch eine gut aufgestellte Stadt im Punkt Nachhaltigkeit – und da stellt sich auch ein bisschen die Zukunft unserer Stadt dar. Wir haben eine Chance, die wir natürlich ergreifen müssen; und das gelingt am besten, wenn die Kommunikation läuft.

Inwieweit hilft denn der Freundeskreis dabei?
UB –
Der Freundeskreis ist eine tolle Schablone für interdisziplinäres Zusammenarbeiten und interdisziplinäres Denken. Wir leben in einer vernetzten Gesellschaft. Wir vernetzen unsere Autos, unsere Dinge – aber wir sind manchmal noch nicht maximal mit den Menschen vernetzt. Der Freundeskreis bietet eine Plattform dafür. Wenn sich in Hannover diese persönliche Vernetzung, dieses Beziehungsgeflecht, noch mehr einstellt, dann entsteht meines Erachtens auch schneller diese eine Stimme, die in die Zukunft führt, diese eine Möglichkeit, gemeinsam eine Stadt neu aufzustellen.

Du moderierst ja die Sendung „Auf dem h1-Sofa“: Ist es zu hoch gegriffen, zu sagen, dass du mit deiner Sendung ebenfalls eine vernetzende Funktion verfolgst?
AB –
Nein, das ist auf keinen Fall zu hoch gegriffen. Die Menschen sind das Wichtigste in einer Stadt. Ich habe irgendwann erkannt, dass ich bei h1 die Chance habe, ein lebendes Stadtarchiv aufzubauen, wie es wahrscheinlich keine andere Stadt hat. Ich hatte bisher rund 270 Gäste. Viele, wie Keks-Konsul Hermann Bahlsen, Schuhkönigin Helene Gisy oder Modezar Michael Schulz leben längst nicht mehr. Wenn diese Sendung nicht nur als interessantes Einzelgespräch wahrgenommen wird, sieht man, welche Menschen diese Stadt gestalten oder gestaltet haben, wie sie denken oder wie sie gedacht haben. Ich arbeite da gewissermaßen an der Bewahrung, während Uwe quasi an der Zukunft baut, für die Zukunft arbeitet. Da ergänzen sich zwei Welten – oder zumindest zwei Arbeitsbereiche.
UB – Vielleicht noch als Ergänzung: Vernetzung basiert ja immer auf Transparenz. Ich kann nur diejenigen vernetzen, die einander ein wenig kennen, und ich glaube, dass so eine Sendung wie das h1-Sofa und vielleicht auch meine eigene Sendung, der „Vinyltalk“, dazu führen, Menschen nochmals anders kennenzulernen. Man sieht sie nicht mehr nur in ihrer Rolle, in der sie vielleicht im politischen Kontext oder in journalistischen Darstellungen abgebildet sind. Dieser People’s Talk kann eine Tür öffnen, um überhaupt in Vernetzung zu kommen. Beim „Vinyltalk“ bitte ich meine Gäste zu einem 45-minütigen Gespräch an die Plattenteller: Sie sollen vier Platten mitbringen, die ihnen gefallen, und dabei geht es um die Idee, dass man einen Menschen anhand von Musik besser kennenlernen kann. Das ist ein Hintertürchen in die Persönlichkeit, wenn jemand über eine Platte spricht; und darüber, was ihn dazu gebracht hat, genau diese Platte auszuwählen. Wir sprechen unter dem Thema „Think, Learn, Innovate“ aber nicht nur über Musik, sondern auch über Themen wie Stadtentwicklung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Wie schätzt du denn Hannovers Nachhaltigkeit ein? Sind wir da ganz gut aufgestellt?
UB –
Wir waren schon fast besser, würde ich sagen. Bezüglich Solaranlagen auf Hannovers Dächern würde ich mir noch viel mehr wünschen, Windkraft ist ja sozusagen in der Region angesiedelt und was das Thema Mobilität betrifft, so ist der öffentliche Personennahverkehr ein großer Schlüssel und läuft bei uns, wie ich glaube, ziemlich gut. Das heißt also: Wir haben viele Facetten, um nachhaltiger werden zu können; aber Nachhaltigkeit ist gekommen, um zu bleiben. Wir müssen immer weitermachen. Klimaneutralität ist das, was uns enkelfähig macht. Und da gibt es noch viel zu tun. Wir von der Agentur haben vor einiger Zeit ein Unternehmen gegründet, um die Nachhaltigkeitseinstellung der Menschen messen zu können. Das heißt CHOYZE. Nachhaltigkeitspräferenzmessung ist ein spannendes Thema und darin erkennen wir natürlich, dass es auch ablehnende Haltungen gibt. Ein gewisser Prozentsatz von Menschen sagt eben: „Brauche ich nicht, will ich nicht, Enkel habe ich auch nicht.“ Das müssen wir akzeptieren, aber das darf uns natürlich nicht auf dem Weg irritieren, nachhaltiger zu werden.

Wie verhält es sich mit dem Image hinsichtlich einer anderen großen Debatte dieser Zeit: des Einsatzes für Diversität und Sichtbarmachung, des Angehens gegen Diskriminierungen? Schauspiel und Oper sind da ja etwa gut aufgestellt …
UB –
Da kann ich im Detail nicht viel zu sagen, aber im Großen und Ganzen ist das Thema Diversität für uns, so glaube ich, eine riesengroße Chance. In dem Punkt müssen wir alle etwas lernen … oder andersrum gesagt: Ich glaube, dass sich Generationen natürlich über viele, viele Jahre sozialisiert haben. Ich selber habe manchmal eine Art Scharnierfunktion, denn ich habe am Ende des Tages ein relativ traditionelles Bild als 1966 Geborener, der in den 70er-Jahren groß geworden ist. Damals war einfach alles sehr traditionell. Da ich aber mit ganz vielen jungen Menschen regelmäßig in der Agentur zusammenarbeite, erlebe ich natürlich auch deren Alltag und deren Realität, sodass ich glaube: Es braucht noch eine Übersetzerfunktion für die Gesellschaft. Es gibt ja keine Schraube, die man einfach nur dreht – und zack ist die Welt für alle gleich; sondern man muss das ansprechen, man muss das thematisieren. Und dann kommt es auch zu Lerneffekten. Das macht Hannover eigentlich auch schon ganz gut. Aber das wird natürlich immer wieder neue Facetten bekommen. Resilienz für das Neue ist auch eine Fähigkeit, die wir unseren Kindern beibringen müssen. Wir haben einfach nicht mehr die Stabilität der gesellschaftlichen Entwicklung, sondern eine sehr schnelle, disruptive Veränderungswelle. Wir haben Technologie, Gesellschaft, Globalisierung, im gleichen Moment aber auch Regionalisierung, weil wir uns Mühe geben, nicht mehr diese Abhängigkeiten zu haben. Da kann die Stadt Hannover noch eine Menge tun, aber am Ende des Tages beginnt es auch bei jedem einzelnen Menschen selbst. Da müsste die Stadt es vielleicht schaffen, Rahmenbedingungen zu geben – aber letztendlich muss jeder Einzelne das im Kopf für sich auflösen.
AB – Da lerne ich als Teil der älteren Generation natürlich viel von meinem Sohn und seiner Arbeit. Es ist ja nicht nur so, dass die Jungen auf dem Weg in die Zukunft mitgenommen werden, sondern auch meine Generation. Da gibt es viele Herausforderungen: Der unumkehrbare Weg aus der analogen in die digitale Welt, der Umgang mit künstlicher Intelligenz, veränderten Arbeits- und Lebenswelten, Nachhaltigkeit und Klimaschutz im eigenen Alltag. Jedes für sich große Zukunftsthemen. Da ist es wunderbar, einen Gesprächspartner wie Uwe zu haben, der mit seinem Team alle diese Zukunftsthemen verantwortungsvoll aufgreift und umsetzt und mich auf diesem Weg mitnimmt.
UB – Am Ende des Tages ist Hannover aber immer auch das Ergebnis der Vorherigen, die gewirkt haben. Natürlich leben wir in der Gegenwart, aber die Gegenwart hat auch immer eine Vergangenheit. Und nun reden wir gemeinsam über die Zukunft, denn die Zukunft können wir alle gestalten. Es ist wichtig, das Vergangene wertzuschätzen und zu wissen, wie diese Stadt geprägt wurde. Wir wollen sie ja nicht abschaffen oder verändern – sondern sie in der Gesamtperspektive betrachten, in der Hannover sich gerade entwickelt.

● CK/LD

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