Such-Ergebnisse | 'meta'

Might – Post-Noir, Sphere, Black, Doom, Metal

Might – Post-Noir, Sphere, Black, Doom, Metal

Ana Muhi und Sven Missullis sind schon seit fast zehn Jahren ein Ehepaar – seit Januar 2020 sind die beiden auch eine Band. Unmittelbar zuvor hatte man sich in aller Freundschaft von Drummer Tim Mohr getrennt und nach sieben Jahren die gemeinsame Band „Deamon’s Child“ zu Grabe getragen. „Wir haben im letzten halben Jahr immer öfter gemerkt, dass wir unterschiedliche Vorstellungen haben darüber, wo es hingehen soll. Wir wollten die Band aber auch nicht verbiegen“, so Sven.

Sven, genannt Missu, ist in Barsinghausen aufgewachsen, Ana in der Lüneburger Heide. Zum Studieren kam sie nach Hannover, nachdem sie schon kurz nach dem Abi ein Kind bekommen hatte. Mit Baby wollte sie nicht so weit weg und freute sich über einen Studienplatz in Hannover. In Hannover hat sie dann Jura studiert und lange beim Flüchtlingsrat gearbeitet. „Wenn wir von heute auf morgen von der Musik leben könnten, wäre es albern zu sagen, das nehme ich nicht an“, sagt sie auf die Frage, ob das auch mal ihr Plan gewesen sei, „aber ehrlich gesagt genieße ich es total, dass wir so sehr frei arbeiten können. Unsere Musik ist ja nicht jedermanns Sache! Ich freue mich über jeden, der das mag, aber wir müssen keine Zugeständnisse machen, um damit groß Geld zu machen, denn unser Lebensunterhalt wird ja anderweitig sichergestellt.“
Kennengelernt haben die beiden sich in Hannover und waren auch schon ein paar Jahre zusammen, bevor sie anfingen, gemeinsam Musik zu machen, erzählt Ana. „Als es mit Deamon’s Child losging, waren wir schon ein Ehepaar. Tim wurde mal gefragt, wie das so ist, mit einem Paar als Trio zusammenzuarbeiten und er meinte ,Wenn die beiden Autos wären, wäre ich so etwas wie eine Knautschzone.‘ Das war aber total liebevoll gemeint. Ich glaube, dass man als Paar auch bei musikalischen Konflikten einfach auf sehr kurzem Wege klarstellt, was Sache ist.“
Kurze Wege und eine reduzierte Besetzung entpuppten sich im März 2020 als echter Vorteil, als Ana und Sven begannen, einen Tag nach dem ersten Lockdown im eigenen Studio ihre Ideen umzusetzen. Schon im Juli erschien ihr Debütalbum „Might“ bei Exile On Mainstream Records. Wer hier mal reinhört, findet brachial düstere Soundgebilde, in denen es richtig kracht, die aber immer wieder Raum lassen für leisere, subtile Zwischentöne. Das Schlagzeug, eingespielt von Sven, ist zumindest bei einigen Tracks ein wildes Geprügel und klingt nicht so, als könne man sich auf der Bühne hier mit einem Drumcomputer behelfen. „Das war technisch etwas kniffelig, aber bei uns ist das Schlagzeug live als Videoprojektion dabei“, erklärt Sven. „Wir spielen ohne Click und bedienen das Schlagzeug als Einspielung per Fußschalter. Ganz einfach war das nicht, wir mussten das echt üben, aber es funktioniert.“
„Ich habe jetzt nicht nur einen Ehemann an der Backe, sondern zusätzlich eine virtuelle Version“, lacht Ana. „Wir proben grundsätzlich mit Beamer, und tatsächlich ist das ein interaktives Konstrukt. Das Schlagzeug erscheint wie ein Schattenriss hinter einer Leinwand, zu der ich mich oft drehe, um zu sehen, was er gerade tut, damit ich darauf reagieren kann.“ Auf diese Weise ist ein Schlagzeuger in Action zu sehen, auch wenn er nicht wirklich auf der Bühne steht. „Ich habe mich anfangs schon gefragt, ob dann live nicht ein bisschen das Flattern an der Hose fehlt“, räumt Ana ein, „aber tatsächlich genieße ich es als Sängerin, dass wir jetzt auf der Bühne einen super Sound haben.“ Live konnten sie das Ganze leider erst ein einziges Mal ausprobieren, bei ihrem Debütkonzert im letzten Oktober im Rostocker Bunker.
Ein paar Lorbeeren haben die beiden sich auch schon verdient: Radio Fritz lud sie zum Interview nach Berlin ein, und das Deaf Forever Magazin kürte Might im Jahresrückblick zum Newcomer des Jahres 2020.
Warum gibt eine Band aus Hannover ihr erstes Konzert in Rostock und das erste Interview in Berlin? „Die waren einfach die ersten, die gefragt haben“, lacht Sven.
Seither geht es Might wie allen anderen Bands – geplante Gigs wurden abgesagt, und mit weiteren Planungen halten sie sich erst einmal zurück. In diesem Jahr sollten sie im April auf dem niederländischen Roadburn Festival ihr internationales Live-Debüt geben. Das Festival fand in digitaler Form statt, für die die Band ein im Proberaum aufgenommenes Live-Video eingereicht hat, das unter dem unten stehenden Link gestreamt werden kann.

     ● Annika Bachem

Mehr Infos unter www.might.earth und https://roadburn.com/band/might. Am 18.09. sind sie im Béi Chéz Heinz Support für COR.

Abgelegt unter MusikerporträtKommentare (1)

Melodic Metal: Rosy Vista

Melodic Metal: Rosy Vista

Es gibt Bands, die hauen alle zwei Jahre eine neue Platte raus, touren zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk um die Weltgeschichte, verewigen sich durch Interviews in einschlägigen Musikmagazinen im kollektiven Gedächtnis der synchron alternden Fangemeinde und tauchen irgendwann um die 60 ab in die hart verdiente Musikerrente, irgendwo auf den Bahamas oder den Azoren.Wenn es gut läuft. Aber gut ist langweilig, und langweilig war noch nie die Sache der All-Girls-Melodic-Metal-Band  Rosy Vista aus Hannover.

1965 stolpert Anca Graterol, heutige Bandleaderin und Gitarristin der Formation, dreizehnjährig in ihrer Heimatstadt Bukarest über den Musikfilm „The Young Ones“, und fortan sollte ihr Leben nicht mehr dasselbe sein – sie will Rockmusikerin werden. Die Schulhofjungs wünschen sich den hübschen Teenager mit modischem Minirock hüftschwingend hinterm Mikro, aber Anca will vor allem eins: rocken, und zwar an der E-Gitarre! „Ich wurde oft gefragt, warum ich immer nur in Frauenbands gespielt habe. Ob ich eine Hardcore Feministin wäre oder irgendwie ein Problem mit Männern hätte. Der Grund ist viel simpler – als ich meine erste Band gründete, haben wir uns einfach noch nicht soviel mit Jungs abgegeben. Also habe ich meine besten Freundinnen überzeugt!“ Und die erste Band sollte nicht irgendeine Band werden – CATENA, zu deutsch „Kette“, brachten nur ein Jahr nach ihrer Gründung die Konzerthallen landesweit zum Bersten und genießen bis heute Kultstatus in Rumänien.
Anca ehelicht einen Musikerkumpel aus dem Westen und landet über Umwege in Hannover. In ihrer Heimat hatte sie in ausverkauften Hallen mit bis zu 13.000 Fans gespielt, in Deutschland aber ist sie ein Niemand. Doch sie ist fest entschlossen, es mit einer neuen Band zu versuchen. In einer Disco lernt sie schließlich die damals 19-jährige Andrea Schwarz kennen. „Ich dachte mir damals“, erinnert sich Anca, „so rhythmisch wie die tanzt, das muss einfach eine Hammer-Musikerin sein!“ Ein guter Riecher, wie sich herausstellt – Andrea sollte mit ihrem Ausnahmegesangstalent und der exaltierten Bühnenshow bald zu einem Markenzeichen der Band werden. Mit Regine „Guinness“ Hellmann (Bass) und  Marina Hlubeck (Drums) aus Berlin, laut Anca „ein richtiges Herz mit Schnauze“, ist die Gang komplett. Rosy Vista  ist geboren und im Begriff, die erste und deutschlandweit einzige Hardrock-Frauenband in diesem sonst von Männern dominierten Genre zu werden. Doch wer glaubt, dass es für die Band schnurstracks vom Proberaum in die Charts ging, irrt gewaltig.  Mitte der 80er-Jahre war die Präsenz von Hardrock-Frauenbands in der deutschen Kulturlandschaft  ungefähr so üblich wie die des Dalai Lama im Fight Club. Anca fasst es so zusammen: „Keiner glaubt, dass eine Frauenband spielen kann. Du darfst gerne nett, süß und lustig sein. Aber wenn du dann was erreicht hast, musst du einfach total überzeugen.“ Die Mädels geben Vollgas, spielen jeden Gig, den sie kriegen können, und feilen im Proberaum weiter an ihren Songs. Endlich werden auch die Medien auf die Vollblut-Rockerinnen aufmerksam. 1986 wird ein Plattenvertrag unterschrieben und die EP mit dem Titel „You better believe it“ erscheint. Der Rest ist Geschichte … Es folgen Tourneen mit Uriah Heep, Joe Cocker, Manfred Mann, Bon Jovi, Motley Cüe und anderen Rockgrößen. Die Zeitschrift METAL HAMMER kommentiert damals: „Dass die Mädels musikalisch mit etablierten männlichen Kollegen mithalten können, wagte am Ende eines Konzerts kein auch noch so prominenter Gast zu bezweifeln.“
Obwohl die Band diese Periode ihres Schaffens als „Wahnsinnszeit“ bezeichnet, setzt das stressige Tourleben insbesondere Sängerin Andrea zu, die schließlich aus gesundheitlichen Gründen ausscheidet. Man versucht es noch mit zwei anderen Sängerinnen, aber „The Magic is gone“. 1990 lösen sich Rosy Vista auf. Zwar gibt es im Verlauf der nächsten Jahre immer wieder Bemühungen, die Band neu aufzubauen, aber nichts fruchtet wirklich.
Bis sich 2016 das Blatt endlich wendet. Die Formation findet, nahezu in Originalbesetzung, wieder zusammen – einziger Neuzugang: Heike Müller (Bass) aus Düsseldorf. Die Chemie stimmt wieder. 2019 unterschreiben die Rockerinnen einen neuen Plattenvertrag und nehmen mit der LP „Unbelievable“ (Steamhammer) endlich all das unveröffentlichte Material von früher auf. Alles scheint perfekt. Dann kommt Corona. „Was für eine Ironie,“ so Anca, „da hat man eine Hammer-CD draußen, eine neue Bassistin, mit der es super läuft, gebuchte Tourneen auf großen Festivals mit Bands wie Die Happy, Slade, Mother’s Finest und Dead Daisies … und dann das!“
Aber Rosy Vista  wären nicht Rosy Vista , wenn sie sich davon unterkriegen ließen. So nutzen sie die Zeit, um sich im Proberaum zu verschanzen und an dem Nachfolger für „Unbelievable“ zu arbeiten – mehr Rock’n’Roll geht nicht.          ● Birte Wolter

Wer bis zum Erscheinen oder neuerlichen Live-Rocken nicht warten kann, dem seien die Youtube-Videos „Poor Rosy – Rosy Vista live 2019/ Musikzentrum“ sowie die sehensswerte Doku aus den Anfangsjahren der Band, „Rosy Vista – Part 1-4“ an’s Herz gelegt. Mehr Infos auf www.rosyvista.com.

Abgelegt unter MusikerporträtKommentare (0)

Meta

Meta

Ein Schuss Sixties-Charme, ein wenig Gospel und Folk und eine Stimme, die an Nico von Velvet Underground denken lässt. Der melodiöse, oftmals melancholische Dream Pop der hannoverschen Indie-Band Meta erinnert an hippieske Musikgrößen wie The Mamas & The Papas oder The Beach Boys, und doch ist der poppige Sound alles andere als ein Retro-Imitat. Vielmehr schafft die fünfköpfige Band um Sängerin Franziska Kopsch und Gitarrist Fabian  Bender, auch Benno genannt, ihren eigenen, zeitlosen Stil. Vielschichtig, sphärisch und energiegeladen zugleich.

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Meta stammt aus einer der großen Metropolen, so international klingt der satte Sound, den neben Gitarre, Bass, Synthies und Schlagzeug vor allem der schwebende, leicht entrückte Gesang von Franziska Kopsch prägt. Der Vergleich mit Fleet Foxes, Velvet Underground oder Lykke Li liegt nahe, was wenig verwundert, denn diese Bands gehören zu Metas Inspirationsquellen.

Angefangen hat alles mit einem Soloprojekt der ursprünglich aus Berlin stammenden Franziska, die sich schon damals Meta – in Erinnerung an ihre Urgroßmutter – nannte. „Ich programmierte meine komplette Musik am Computer. Somit hatten meine Songs einen elektronischen Anklang“, erläutert die Musikerin den Werdegang der Band. „Über eine Kontaktanzeige in einem Musikerportal lernte ich unseren Gitarristen Benno kennen. Damals wohnte ich gerade in Hamburg, er in Hannover. Ein paar Jahre waren wir als Duo unterwegs. Alle weiteren Musiker – Ole Backhaus am Schlagzeug, Frederik Möhle am Bass und ganz neu dabei Karsten Brudy am Keyboard – holte Benno mit ins Boot, weil er sie von seinem Musikstudium in Hannover kannte. Das sind riesige Musikerkreise, in denen er verkehrt.“ Dass Meta ausgerechnet auf dem Fusion Festival ihr Debüt-Konzert geben durften, ist schon bemerkenswert. „Mit meinem Soloprojekt bewarb ich mich bei der Fusion, bekam eine Zusage und lernte kurz darauf Benno kennen. Da ich mir schon immer eine klassische Band gewünscht hatte und nur aus der Not heraus, weil ich nicht so viele Musiker kannte, meine Songs am Computer geschrieben habe und auch mit diesem aufgetreten bin, war es klar, dass wir beide auf der Fusion als Duo auftraten. Das war sozusagen unser erstes Konzert als Band.“

Die erste EP mit dem Titel „Meta“ erschien im April 2017. Dank eines glücklichen Zufalls geriet die Band an einen erfahrenen Profi, den Produzenten Nicolas Börger, der Keyboarder bei Cäthe ist und unter anderem Das Bo produzierte, und konnte im Hamburger Zwischengeschoss Studio ihre Songs aufnehmen „Wir haben ein paarmal an dem Wettbewerb Krach & Getöse in Hamburg teilgenommen. Darüber haben wir die Initiatorin Andrea Rothaug persönlich kennengelernt, die dort mit ihrem Verein Rockcity Hamburg e.V. ein riesiges Netzwerk an Musikern, Produzenten, Bookern etc. kennt, und die dann den Kontakt zwischen uns und Nicolas herstellte.“

Als besonders eindringliches Element der atmosphärisch dichten Musik erweist sich der sphärische Satzgesang, der nicht nur musikalisch melancholisch daherkommt, sondern auch inhaltlich von tiefen Gefühlen wie Erfüllung, Hingabe, Einsamkeit und Verlustangst erzählt. Franziska erklärt, warum das so ist: „Meine Songs speisen sich aus einer sehr tiefgreifenden Krise, einem Schicksalsschlag, der ein paar Jahre zurückliegt, von dem ich mein ganzes Leben lang zehren kann, was Songinhalte betrifft. Meiner Meinung nach muss Kunst tief gehen, damit sie berührt oder eine Daseinsberechtigung hat, alles andere bringt niemandem etwas … Es ist ja nicht so, dass wir uns der Kehrseite, der Leichtigkeit in unseren Songs, verweigern. Auch die hat ihren Platz und in den Songtexten selbst sind meistens schon die Lösungs- und Heilungsangebote vorhanden. Es dient also meiner eigenen Katharsis. Eine gewisse Grundmelancholie habe ich aber auch mit der Muttermilch aufgesogen. Sie begleitete schon meine Vorfahren – das ist also eine weitere Quelle, derer ich mich für meine Songtexte bediene.“

Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne Mitte dieses Jahres realisierte Meta nun ihr zweites Video zu ihrem mantrenhaften, dunkel-schönen Song „You, My Dear“. Für den Dreh konnte die Band den hannoverschen Filmemacher André Schlechte und seine Crew gewinnen. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Wer noch nicht in den Genuss gekommen ist, sollte dies unbedingt nachholen: youtube/meta. Alle anderen dürfen sich auf das kommende Album freuen.

Katja Merx

Weitere Infos, Songs und Live-Termine unter: listentometa.com

Abgelegt unter MusikerporträtKommentare (0)

***Verlosung von drei EPs & drei Taschen der Indie-Band Meta***

Crowdfunding für’s neue Musikvideo
Meta hofft auf finanzielle Unterstützung

Die fünfköpfige Indie-Band Meta um Sängerin Franziska Kopsch und Gitarrist Fabian Bender kommt aus Hannover. Ihr melodiöser Dream-Pop klingt hippiesk und erinnert an die Beach Boys oder The Mamas & The Papas. Ein Schuss Sixties-Charme, ein wenig Gospel und Folk und eine Stimme, die an Nico von Velvet Underground denken lässt. Dabei kopieren Meta keineswegs eine vergangene Musikgeneration, sondern schaffen mit dem mehrstimmigen, sphärischen Gesang und dem satten Sound von Gitarre, Bass, Synthies und Drums ihren ganz eigenen, zeitlosen Stil.

Im April 2017 erschien ihre EP „Meta“. Diese hatte die Band mit dem Produzenten Nicolas Börger, Keyboarder bei Cäthe und Produzent u.a. von Das Bo, im Zwischengeschoss Studio in Hamburg aufgenommen. Die Songs der EP sind verträumt poppig, auch düster und eindringlich. Metas Lieder erzählen von Erfüllung, Hingabe, Einsamkeit und Verlustangst – von Träumen und Trümmern. Ein Jahr zuvor brachte die Band ihre Single „Perfect Party“ heraus, zu der in der Hildesheimer Kulturfabrik Löseke ein tolles Video entstanden ist. Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll, denn neue Projekte sind bereits in Planung …

Wie zum Beispiel der nächste Videodreh. Da die anfallenden Kosten jedoch gerade von selbstständigen Musikern nur schwer zu bewerkstelligen sind, hofft die Band auf die Unterstützung ihrer Fans, Freunde und derjenigen, die es noch werden wollen.

Meta wählte den Weg des Crowdfundings, um ihre nächste Videoproduktion finanzieren zu können. Noch bis zum 20. September 2017 sammeln die fünf Musiker – Franziska Kopsch (Gesang), Fabian Bender (Gitarre/Gesang), Ole Backhaus (Schlagzeug/Gesang), Frederik Möhle (Bass) und Karsten Brudy (Keyboard) – auf der Online-Plattform Startnext Gelder, um gemeinsam mit dem hannoverschen Filmemacher André Schlechte ein Musikvideo zu ihrem Song „You, my Dear“ realisieren zu können. Im Gegenzug erhalten die Unterstützer je nach Höhe des Betrages ein Dankeschön, beispielsweise die Akustikversion eines ihrer Songs als Videobotschaft mit individueller Message zum Verschenken, ein Wohnzimmerkonzert oder ein nur für den Unterstützer eigens geschriebener Song. Bereits im Oktober soll das neue Video zu dem mantrenhaften, dunkel-schönen Song, der vom Wiederfinden der inneren Kraft erzählt, veröffentlicht werden.

Wer die Band unterstützen möchte, kann sich unter www.startnext.com/you-my-dear informieren.

Weitere Infos: www.listentometa.com

Wer Meta noch nicht kennt, sollte sich entweder ihre Musik unter listentometa.bandcamp.com anhören – dort ist auch der Song „You, my Dear“ zu finden – oder aber eine der drei Meta-EPs plus eine Meta-Tasche, selbst designt und selbst genäht, gewinnen. Einfach bis zum 20. September 2017 eine Mail unter dem Stichwort „Meta“ an gewinnen@stadtkind-hannover.de schicken. Viel Glück!

Abgelegt unter * TickerKommentare (0)

Blood Sacrifice – Metaller spenden Blut

Iron Maiden und seine Fans wissen es schon lange: „We’re blood brothers!“ Diesen Song könnte man auch als Aufruf verstehen, gemeinsam Gutes zu tun und Blut zu spenden …

… dachte sich die Musikagentur cmm GmbH aus Hannover und startet in Kooperation mit MetalDays, einem der spektakulärsten Metal-Festival in Slowenien, und dem DRK-Blutspendedienst NSTOB ihre erste Blutspendeaktion. Am Freitag, den 3. Juni, wird auf dem hannoverschen Georgsplatz von 13.30 bis 19.30 Uhr das Blutspendemobil des DRK stehen und freiwilligen Metalheads lebensrettendes Blut abnehmen. Als kleine Aufwandsentschädigung wird es natürlich eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken geben. Außerdem locken attraktive Preise, denn jeder Spender hat die Möglichkeit, an der Blood-Sacrifice-Verlosung teilzunehmen. Zu gewinnen gibt es Tickets für das MetalDays-Festival, das in diesem Jahr vom 24. bis 30. Juli stattfindet. At the Gates, Testament, Blind Guardian, Kreator und viele weitere Bands rocken das idyllische Tolmin. Wenn das nicht zieht, liebe Metaller … Besser nicht entgehen lassen!

Mehr Infos zur Blutspendeaktion unter: Blood Sacrifice

Mehr Infos zu MetalDays: www.metaldays.net

Abgelegt unter * TickerKommentare (0)

El Kurdis Kolumne im April

El Kurdis Kolumne im April

Kunst-Epiphanien an der Zonengrenze

Nicht erst seit im letzten Herbst die komplette Findungskommission zurückgetreten ist, fragen sich viele Leute: Wird die nächste Documenta im Jahr 2027 – also Nummer „16“ – überhaupt noch stattfinden? Und noch dazu in Kassel? Während des antisemitischen Skandals der letzten Ausstellung äußerten ja nicht wenige Kunstbetriebler aus der Hauptstadt, es sei sowieso schon lange eine Zumutung, eine Weltkunstausstellung ausgerechnet an dieser nordhessischen Milchkanne zu veranstalten.

Oft stellten sie sogar eine Verbindung zwischen der Provinzialität des Ortes und den judenfeindlichen Entgleisungen her. Wobei die diesjährige Berlinale-Preisverleihung ja sehr unschön bewiesen hat, dass eine simplifizierende „Palästina-gut-und-antikolonial/Israel-böse-und-genozidal“-Propaganda auch auf einer Kulturveranstaltung in Berlin nicht nur widerspruchslos verbreitet werden kann, sondern vom Publikum auch noch begeistert beklatscht wird.

Und obwohl oder grade weil mir bewusst ist, dass sich die Ausstellungsmacher*innen, die Ausstellenden und die Besucher*innen der Documenta noch nie für Kassel als den Ort des Geschehens interessiert haben – hier ein zutiefst provinzielles Plädoyer eines Ex-Kasselers für die Fortführung diese Kunstereignisses genau dort: In der nordhessischen Taiga, in – wie die Frankfurter sagen – „Hessisch-Sibirien“.

Zunächst einmal: Kassel ist kein übler Ort. Man kann da leben, arbeiten, aufwachsen, ohne traumatisiert zu werden. 200.000 Einwohner, viel Grün, viele Nachkriegsbauten. Stünde da nicht auf einem Hügel über der Stadt dieser verstörende große nackte Mann mit einer Keule könnte man Kassel ganz gut mit Braunschweig vergleichen. Und auch wenn viele Hannoveraner*innen ein Leben in Braunschweig als ungefähr so lebenswert einschätzen wie Loriot ein Leben ohne kleine faule Sofa-Hunde („Ein Leben ohne Möpse ist zwar möglich, aber sinnlos“), kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Selbstverständlich hat Hannover wesentlich mehr zu bieten als seine ostfälische Nachbarstadt – aber Braunschweig ist eben auch okay. So wie Kassel. Beide Städte, Kassel wie Braunschweig, lagen übrigens ziemlich nah an der DDR-Grenze. Im Zonenrandgebiet. Böse Zungen behaupten, dass man das heute noch merkt. Worauf will ich hinaus? Vielleicht hierauf: Kassel ist so mittel.

Als Jugendlicher will man aber mehr als „mittel“. Man will Aufregung, Abenteuer, Leidenschaft. Man will am eigenen Leib erfahren, was so alles geht. Und da kommt die Documenta ins Spiel: Für viele in Kassel Aufgewachsene gab es mindestens eine Documenta, die sie im Nachhinein als Erweckungserlebnis interpretieren.
Bei mir waren es mehrere. Als Kind und als Jugendlicher liebte ich alle drei Ausstellungen, die ich bei vollem Bewusstsein erlebt habe: 1977, 1982, 1987. In meiner Erinnerung begann bei jeder dieser „Documenten“ die sonst eher dösende Stadt plötzlich zu vibrieren. Und zu klingen. Es war geradezu metaphysisch: Kassel sprach in Zungen. 100 Tage lang. Und das nicht nur, wie sonst an den Nebenspielorten, in den randständigen Einwanderer-Vierteln wie dem, in dem ich aufwuchs. Auch in der guten Stube der Stadt wurde von einem Tag auf den anderen fremdgesprochen: In der Fußgängerzone, in den Cafés, in den Geschäften. Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch… Sogar Japanisch. Überall sah man Leute in absurd-exzentrischer Kleidung. In Zeiten, in denen niemand das Wort ‚non-binär‘ auch nur gedacht hatte, begegneten wir Menschen, die wir beim besten Willen keinem der uns bekannten Geschlechter zuordnen konnten. Wir fanden es super.
Überall fand Kultur statt. Im offiziellen Rahmenprogramm, aber oft auch spontan und überfallartig: Draußen, auf Plätzen, in Parks, in Kneipen. Und vor allem: in unseren Köpfen. Ich wünschte mir damals, dass Kassel immer so wäre. Oder mein Leben.

Und obwohl wir keinen Dunst von Kunst hatten, lernten wir, sie zu verteidigen. Wir stritten mit Eltern, Tanten, Lehrerinnen, und – wenn es sein musste – auch mit Passanten, die sich zum Beispiel über Outdoor-Skulpturen aufregten. Manchmal erklärten wir auch – anderen Passanten gegenüber – irgendeinen beliebigen Bauzaun zum Documenta-Kunstwerk, und waren ein bisschen enttäuscht, wenn das schulterzuckend hingenommen wurde.
Anders gesagt: Wenn man wirklich will, dass Kunst eine Wirkung auf viele unterschiedliche Menschen hat – und nicht nur auf die üblichen Verdächtigen, das museumsbesuchende Bildungsbürgertum –, dann sollte man eine solche Ausstellung in ihrem lebensverändernden Potenzial nicht an Berlin verschwenden.

● Hartmut El Kurdi

Abgelegt unter * Featured, * Ticker, Aktuelles, Kolumne des MonatsKommentare (0)

Stadtkind twittert